ITU-R

Sektor Funkkommunikation der Internationalen Fernmeldeunion
International Telecommunication Union’s Radiocommunication Sector
 

François Rancy, ehemaliger Direktor ITU-R Bureau
OrganisationsartSonderorganisation
KürzelITU Radiocommunication Sector (ITU-R)
LeitungDirector ITU-R Bureau
Statusaktiv
Gegründet1992
HauptsitzGenf
OberorganisationInternationale Fernmeldeunion
TochterorganisationenRadio Regulations Board
itu.int/ITU-R

ITU-R steht für International Telecommunication Union, Radiocommunication Sector (Übersetzung: Internationale Fernmeldeunion – Funkkommunikation) und ist einer von drei Sektoren der Internationalen Fernmeldeunion (ITU) mit Zuständigkeit für internationale Angelegenheit auf dem Gebiet Funkkommunikation. Die Vorläuferorganisation war bis 1992 der Internationale Beratende Ausschuss für Funkdienst (fr: Comité Consultatif International des Radiocommunications CCIR).

Auftrag

Der Sektor ITU-R ist beauftragt, über die technischen und betrieblichen Fragen, die speziell Funkkommunikation betreffen, Studien durchzuführen und Empfehlungen zu erlassen, ohne Beschränkungen hinsichtlich der Frequenzbereiche. In der Regel werden bei diesen Studien wirtschaftliche Fragen nicht berücksichtigt, jedoch kann in den Fällen, in denen die Studien Vergleiche zwischen mehreren technischen Lösungen voraussetzen, den wirtschaftlichen Faktoren ebenfalls Rechnung getragen werden.[1]

Dabei umfasst die Zuständigkeit dieses Sektors die Bereiche Weltraumfunkdienste, terrestrische Funkdienste und Vollzugsordnung für den Funkdienst (VO-Funk), einschließlich der zugehörigen Studiengruppen.

Weltraumfunkdienste

Der Bereiche Weltraumfunkdienste umfasst die internationale Koordinierung (Koordinierung der Orbit-Position der Weltraumfunkstelle und Frequenzkoordinierung), Abstimmung und Nachweisführung für Weltraumfunksysteme und Erdfunkstellen. Dazu gehören auch ingenieurtechnischen Untersuchungen und Bewertungen von Frequenzzuteilungen der Frequenzverwaltungen (von ITU Mitgliedsländern) sowie die Bearbeitung von Anträgen, zur Aufnahme von Frequenzzuteilungen in das Internationale Frequenz-Hauptregister (englischMaster International Frequency Register (MIFR)).[2]

Terrestrische Funkdienste

Dieser Bereiche umfasst die internationale Koordinierung, Abstimmung und Nachweisführung für terrestrische Funksysteme. Dazu gehören auch ingenieurtechnischen Untersuchung und Bewertung von Frequenzzuteilungen der Frequenzverwaltungen (von ITU Mitgliedsländern), die Bearbeitung von Anträgen zur Aufnahme von Frequenzzuteilungen in das MIFR sowie die betreffenden Frequenzverteilungspläne (en: frequency allotment plans) oder Kanalverteilungspläne.

Der Bereich verfügt auch Verwaltungsvorschriften hinsichtlich der Zuweisungen von internationalen Mitteln zur Identifikation (Rufzeichenserien, MIDs) und für sicherheitsrelevante (en: safety of life) Anwendungen. Dazu gehört auch der fachbezogene Publikationsservice mit den zugehörigen Online-Diensten.

VO Funk

Die VO Funk (en: Radio Regulations [RR]) beinhaltet (jeweils in der gültigen Fassung) die Entscheidungen der Weltfunkkonferenzen, einschließlich der Anhänge, Resolutionen, Empfehlungen und ITU-R Empfehlungen, auf die mit Bezug verwiesen wird.

Die ITUR-R Geschäftsordnung wurde vom Radio Regulations Board (RRB) gebilligt, welche Bestandteil der VO Funk ist. Sie schafft Rechtssicherheit bezüglich der Anwendung spezieller Regularien und lässt Ermessensspielraum, sofern keine im Einzelfall praktikable Lösung vorgesehen ist.

ITU-R Studiengruppen

Weltweit mehr als 5.000 Experten, von Telekom-Organisationen, Organisationen Informations- und Kommunikationstechnik (IKT) und Frequenzverwaltungen beteiligen sich in Studiengruppen für Funkkommunikation (en: Radiocommunication Study Groups). Zu ihrem Aufgabenfeld gehören die fachlich fundierte Vorbereitung von Weltfunkkonferenzen, Erarbeitung von ITU-R Empfehlungen (Standards für Funkkommunikation) und Gutachte sowie die Publikation von Handbüchern für Funkkommunikation (en: radiocommunication Handbooks). Der ITU-R Sektor hat verschiedene Studiengruppen (SG) mit den zugehörigen Arbeitsgruppen (AG), die nachstehend beispielhaft dargestellt sind.[3]

Diese behandeln auch spezifischer Funkanwendungen wie beispielsweise International Mobile Telecommunications (IMT) und Wireless access (drahtlose(r) Anbindung/ Zugang) im Bereich Fester Funkdienst, Amateurfunkdienst und Amateurfunkdienst über Satelliten.

Studiengruppen
SG/AGDeutschITU-Sprache Englisch
SG 1(Funkfrequenz)-Spektrum ManagementSpectrum management
1AIngenieurtechnische Spektrum Management-VerfahrenSpectrum engineering techniques
1BMethodik Spektrum Management und EinsparstrategieenSpectrum management methodologies and economic strategies
1CFunküberwachungSpectrum monitoring
ITU-R Handbücher SG01
  • Spectrum Management
  • Computer-aided Techniques for Spectrum Management (CAT)
  • Supplement to Handbook on Spectrum Monitoring
  • National Spectrum Monitoring
SG 2Derzeit nicht belegt
SG 3Ausbreitung von FunkwellenRadiowave propagation
3JGrundlagen der (Funkwellen-)AusbreitungPropagation fundamentals
3KPunkt zu Punkt AusbreitungPoint-to-area propagation
3LIonosphäre-Ausbreitung und FunkrauschenIonospheric propagation and radio noise
3MAusbreitung Punkt zu Punkt und Richtung Erde-WeltraumPoint-to-point and Earth-space propagation
SG 4Funkdienste über SatellitenSatellite services
4AEffiziente Nutzung Orbit/Spektrum für festen Funkdienst über Satelliten und Rundfunkdienst über SatellitenEfficient orbit/spectrum utilization for the FSS and BSS
4BSysteme, Luftschnittstellen, Ausführung und Verfügbarkeitskriterien für festen Funkdienst über Satelliten, Rundfunkdienst über Satelliten und mobilen Funkdienst über Satelliten, einschließlich IP-basierter Anwendungen und des Einholens von Nachrichten über SatellitenSystems, air interfaces, performance and availability objectives for the FSS, BSS and MSS, including IP-based applications and satellite news gathering (SNG)
4CEffiziente Nutzung Orbit/Spektrum für mobilen Funkdienst über Satelliten und Ortungsfunkdienst über SatellitenEfficient orbit/spectrum utilization for the MSS and the RDSS
SG 5Terrestrische FunkdiensteTerrestrial services
5AMobiler Landfunkdienst oberhalb 30 MHz (ausgenommen IMT-Systeme)Land mobile service above 30 MHz (excluding International Mobile Telecommunications (IMT)); wireless access in the fixed service; amateur and amateur-satellite services
5BMobiler Seefunkdienst über Satelliten einschließlich der weltweite Seenot Such- und Rettungsdienst; der mobile Flugfunkdienst und der OrtungsfunkdienstMaritime mobile service including the Global Maritime Distress and Safety System (GMDSS); the aeronautical mobile service and the radiodetermination service
5CFeste drahtlose Systeme: KW-Systeme unterhalb 30 MHz den festen Funkdienst und mobilen LandfunkdienstFixed wireless systems: HF and other systems below 30 MHz in the fixed and land mobile services
5DIMT-SystemeIMT systems (International Mobile Telecommunications)
SG 6RundfunkdienstBroadcasting service
6ATerrestrische RundfunkversorgungTerrestrial broadcasting delivery
6BRundfunk (Funk-)Dienst Aufbau und ZugangBroadcast service assembly and access
6CProgramm, Herstellung und Bewertung der QualitätProgramme production and quality assessment
SG 7Wissenschaft(liche) FunkdiensteScience services
7AZeitzeichen- und Normalfrequenz-Standard-Aussendungen: Systeme und Anwendungen (terrestrisch und über Satellit) zur Verbreitung von Standards für Zeitzeichen- und Normalfrequenz-SignalenTime signals and frequency standard emissions: Systems and applications (terrestrial and satellite) for dissemination of standard time and frequency signals
7B(Funk-)Anwendungen Weltraumfunkdienste: Sende/Empfangssysteme für Fernsteuerbefehlsdaten und Telemetrie-DatenSpace radiocommunication applications: Systems for transmission/reception of telecommanded and tele-metry data
7CFernmesssysteme: für Weltraumfernwirkung und WeltraumforschungRemote sensing systems: for space operation and for space research
7DRadioastronomie: Anwendungen und System zur Gewinnung von Messwerten für die Erderkundung Metrologie und Planetare AbtastungRadio astronomy: remote sensing systems and applications for Earth exploration meteorology and planetary sensing

Geschichtliche Entwicklung

Der Internationale Beratende Ausschuss für den Funkdienst (kurz: CCIR) – Comité consultatif international pour la radio, Consultative Committee on International Radio oder auch International Radio Consultative Committee – wurde im Jahre 1927 gegründet.

Im Jahre 1932 wurden das CCIR mit weiteren Organisationen vereinigt, wie beispielsweise der originären ITU, welche im Jahre 1865 unter der Bezeichnung International Telegraphen Union gegründet wurde. Ab dem Jahre 1934 bekam die neue Organisation die bis heute gültige Bezeichnung International Telecommunication Union unter Beibehaltung der Kurzbezeichnung ITU. Im Jahre 1992 wurde das CCIR dann in ITU-R umbenannt.

Heute verfügt der ITU-R Sektor über ein ständiges Sekretariat – das Büro für Funkkommunikation (en: Radiocommunication Bureau) – im ITU-Hauptquartier zu Genf in der Schweiz. Derzeitiger Direktor des Büros ist seit 2019 Mario Maniewicz.[4]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Internationaler Fernmeldevertrag, Nairobi, 1982; 1984 deutsche Übersetzung. Herausgeber BMPT, Bonn; … BMV, Generaldirektion PT, Wien; Regierung Fürstentum Liechtenstein, Vaduz; Generaldirektion Schweiz PTT, Bern; Artikel 11, Paragraph: 83.
  2. ITU Radio Regulations, CHAPTER III – Coordination, notification and recording of frequency assignments and Plan modifications, ARTICLE 8 Status of frequency assignments recorded in the Master International Frequency Register (MIFR)
  3. ITU-R Studiengruppen (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive) (PDF), auf itu.int
  4. Direktor des Büros, auf itu.int

Auf dieser Seite verwendete Medien

Mr François Rancy - Flickr - itupictures.jpg
Autor/Urheber: itupictures from Geneva, Switzerland, Lizenz: CC BY 2.0

Mr François Rancy, Director of the ITU Radiocommunication Bureau

© ITU / V. Martin