Information Technology Security Evaluation Criteria

Die Information Technology Security Evaluation Criteria (ITSEC, deutsch etwa Kriterien für die Bewertung der Sicherheit von Informationstechnologie) ist ein europäischer Standard für die Bewertung und Zertifizierung von Software und Computersystemen in Hinblick auf ihre Funktionalität und Vertrauenswürdigkeit bezüglich der Daten- und Computersicherheit. Nachdem Frankreich, Westdeutschland und Großbritannien 1989 jeweils eigene Kriterien publizierten, entwickelten die drei Länder und die Niederlande den gemeinsamen Standard ITSEC. Die erste Version wurde im Mai 1990 veröffentlicht. Der Standard wurde anschließend in einer überarbeiteten Version im Juni 1991 von der Europäischen Kommission veröffentlicht; er ist inhaltlich stark an den älteren deutschen Standard ITSK angelehnt und bietet somit eine differenziertere Einteilung als das amerikanische Orange Book (TCSEC). Die ITSEC- und TCSEC-Standards wurden 1996 in dem internationalen Standard Common Criteria vereinigt.[1]

In Deutschland erfolgt die Zertifizierung nach ITSEC unter anderem durch das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik. Bewertet wird nach der Information Technology Security Evaluation Methodology (ITSEM; deutsch etwa: Methode für die Bewertung der Sicherheit von Informationstechnologie).

Funktionalitätsklassen

Im Gegensatz zum amerikanischen Orange Book unterscheidet die ITSEC (wie bereits vorher der ITSK-Standard) die Bewertung nach Funktionalität und Vertrauenswürdigkeit (Qualität), bei der Vertrauenswürdigkeit wird weiter nach Korrektheit und Wirksamkeit unterschieden. So ergeben sich drei Dimensionen der Bewertung, wobei nur die ersten 5 der insgesamt 10 Funktionalitätsklassen eine hierarchische Ordnung bilden:

ITSEC FBedeutungBSI ITS FTCSEC
F-C1Einfache Sicherheit, kooperative NutzerF1C1
F-C2Login-Mechanismus, Daten einzelner Benutzer getrennt, (einfache) ProtokollierungF2C2
F-B1Sicherheitsmodell, regelbasierte SchutzstufenF3B1
F-B2Formales Sicherheitsmodell, sicherer Datenfluss bei der AuthentisierungF4B2
F-B3Referenzmonitor-Eigenschaften, formal verifizierbar.F5B3/A

Des Weiteren existieren Funktionalitätsklassen, die sich auf die Konsistenz von Daten und die Verfügbarkeit von Diensten beziehen:

ITSEC FBedeutungBSI ITS F
F-INRegelwerk zu Wahrung der Integrität und Konsistenz der Daten, Typkonzept (insbesondere für Datenbanksysteme: Constraints und Transaktionen)F6
F-AVVerfügbarkeit, Fehlerüberbrückung, Ausfallwahrscheinlichkeit (Vorkehrungen für Stromausfall, redundante Hardware, Backups)F7

Zusätzlich gibt es drei Funktionalitätsklassen, die sich auf die Übertragung von Daten (insb. in Netzwerken) beziehen:

ITSEC FBedeutungBSI ITS F
F-DISicherung der Integrität und Authentizität von Nachrichten (Elektronische Unterschrift)F8
F-DCSicherung der Vertraulichkeit von Nachrichten (Verschlüsselung)F9
F-DXAnforderungen an sichere NetzwerkeF10

Qualitätsklassen

Bei der Bewertung der Qualität (Vertrauenswürdigkeit) eines Computersystems wird zwischen der Wirksamkeit der Methode und der Korrektheit der Implementation unterschieden.

Die Wirksamkeit bezeichnet die Widerstandsfähigkeit eines Schutzmechanismus gegen Umgehungsversuche. ITSEC unterscheidet 3 Stufen, in der ITSK wurde noch feiner unterschieden:

ITSECBSI ITSBedeutungTCSEC
-ungeeignetkein SchutzD
niedrigschwachnur Schutz gegen zufällige, unbeabsichtigte Verstöße gegen die Sicherheitsregeln (leicht zu umgehen)
mittelmittelstarkSchutz gegen absichtliche Verstöße von Angreifern mit beschränkter Gelegenheit und MittelnC1-C2
starkstarkguter Schutz, nur mit hohem Aufwand zu umgehenB1-B2
sehr starksehr guter Schutz, nur mit sehr hohem Aufwand zu umgehenB3-A
nicht überwindbarzurzeit nicht zu überwinden, keine Schwachstelle bekannt

Die Beurteilung der Korrektheit der Implementation erfolgt in 6 Stufen. Dabei wird insbesondere auf Programmfehler geprüft, sowie darauf, inwieweit die Implementation tatsächlich die zuvor bewertete Methode realisiert. Im Gegensatz zur BSI-Richtlinie ITSK fasst ITSEC die Wirksamkeit und Vertrauenswürdigkeit nicht zusammen, sondern behandelt die Werte getrennt.

ITSEC ECC EALBSI ITS QBedeutungTCSEC
E0-Q0unwirksamD
E1EAL2Q1informelle Spezifikation der Architektur, Funktionstest, gezielte AngriffeC1
E2EAL3Q2zusätzlich informelle Beschreibung des Feinentwurfs (Detailspezifikation)C2
E3EAL4Q3Analyse des Quellcodes bzw. des HardwarelayoutsB1
E4EAL5Q4Formales Sicherheitsmodell, semiformale DetailspezifikationB2
E5EAL6Q5Detailspezifikation muss nachvollziehbar auf Quellcode abbildbar seinB3
E6EAL7Q6zusätzlich formale Spezifikation und Analyse der Architektur (Verifikation)A

Einzelnachweise

  1. Richard A. Kemmerer: Computer Security. (PDF; 135 kB) 2001, abgerufen am 13. Juni 2013 (englisch).