Kohlenbeeren

Kohlenbeeren

Rötliche Kohlenbeere (Hypoxylon fragiforme)

Systematik
Unterabteilung:Echte Schlauchpilze (Pezizomycotina)
Klasse:Sordariomycetes
Unterklasse:Xylariomycetidae
Ordnung:Holzkeulenartige (Xylariales)
Familie:Holzkeulenverwandte (Xylariaceae)
Gattung:Kohlenbeeren
Wissenschaftlicher Name
Hypoxylon
Bull.

Die Kohlenbeeren (Hypoxylon) sind eine Schlauchpilzgattung aus der Familie der Holzkeulenverwandten, deren Vertreter auf Holz wachsen.

Merkmale

Die Kohlenbeeren sind nach Ju und Rogers (1996)[1] durch vier Hauptmerkmale gekennzeichnet: Zunächst ist das Hauptmerkmal aller Mitglieder der Unterfamilie der Hypoxyloideae zu nennen, nämlich dass die Nebenfruchtformen in Form kompakter Hyphenwände, den Konidiophoren, aufgebaut sind, nach der Typusgattung der Unterfamilie „nodulisporiumartig“ genannt. Zweitens sind die Stromata einheitlich geformt, d. h., es werden weder Stiel noch Köpfchen gebildet. Das Stroma ist das Hyphengeflecht, das als vermeintlicher Fruchtkörper wahrgenommen wird, aber tatsächlich nur die winzig kleinen, kegeligen Fruchtkörper, die Perithecien umgibt. Drittens ist das Stroma-Gewebe unter der Perithecienschicht homogen und fest und viertens sind die Stromata nicht aufrecht, sondern breiter als hoch, daher erscheinen sie kugelig bis flächig.

Außerdem haben viele Arten im Gegensatz zu den Holzkeulen Pigmente, die sich in Kaliumhydroxid lösen. Sie sind daher oft gefärbt.

Ökologie

Die Kohlenbeeren sind Saprobionten oder Schwächeparasiten, die meisten Arten bewohnen Holz, einige auch andere Pflanzenreste, Tierkot oder Erde. Petrini and Petrini (1985)[2] berichten über endophytische Kohlenbeeren in lebenden Pflanzen.

Arten (Auswahl)

Die Gattung enthält weltweit etwa 170 Arten. Die früher gängige Unterteilung in die Sektionen Hypoxylon und Annulata wurde aufgehoben. Die Arten in letzterer Sektion wurden später in die Gattung Annulohypoxylon überführt,[3] wovon wiederum die Gattung Jackrogersella abgespalten wurde.[4] Fast zwei Drittel der Arten kommen in den Tropen und Subtropen vor. Überproportional viele Taxa sind aus Neuseeland beschrieben.[5]

Europäische Arten sind unter anderen:

  • Hypoxylon aeneumNitschke
  • Hypoxylon chestersiiRogers & Whalley (1978)
  • Rötliche Kohlenbeere (Hypoxylon fragiforme(Pers.) J. Kickx f. (1835))
  • Eschen-Kohlenbeere (Hypoxylon fraxinophilumPouzar (1972))
  • Rotbraune Kohlenbeere (Hypoxylon fuscum(Pers.) Fr. (1849))
  • Zimtbraune oder Kleinsporige Kohlenbeere (Hypoxylon howeianumPeck (1872))
  • Mährische Kohlenbeere (Hypoxylon moravicumPouzar (1972))
  • Ziegelrote Kohlenkruste (Hypoxylon rubiginosum(Pers.) Fr. (1849))
  • Hypoxylon rutilumTul. & C. Tul. (1863)

Die Zusammengedrängte Kohlenbeere (Jackrogersella cohaerens) und die Vielgestaltige Kohlenbeere (Jackrogersella multiformis) werden inzwischen von Hypoxylon abgetrennt (siehe oben).[6][4]

Bedeutung

Die Kohlenbeeren sind ungenießbar, spielen aber im Ökosystem Wald als Holzzersetzer eine wichtige Rolle.

Quellen

  • Y.-M. Ju, J. D. Rogers: A revision of the genus Hypoxylon. In: Mycologia Memoir no. 20. APS Press, St. Paul, MN. 365 pp. 1996.
  • A. Bollmann, A. Gminder, P. Reil: Abbildungsverzeichnis europäischer Großpilze. 4. Auflage, Gattungs-CD, Schwarzwälder Pilzlehrschau, Hornberg 2007, ISSN 0932-920X
  • Heinrich Dörfelt, Gottfried Jetschke (Hrsg.): Wörterbuch der Mycologie. 2. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg/Berlin 2001, ISBN 3-8274-0920-9.
  • Josef Breitenbach, Fred Kränzlin (Hrsg.): Pilze der Schweiz. Beitrag zur Kenntnis der Pilzflora der Schweiz. Band 1: Ascomyceten (Schlauchpilze). 2., korrigierte Auflage. Mykologia, Luzern 1984, ISBN 3-85604-011-0.
  • L.E. Petrini, E. Müller: Haupt- und Nebenfruchtformen europäischer Hypoxylon-Arten (Xylariaceae, Sphaeriales) und verwandter Pilze. In: Mycologia Helv. 1: 501–627, 1986.

Weblinks

Commons: Kohlenbeeren (Hypoxylon) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ju, Y.-M, & J. D. Rogers. 1996. A revision of the genus Hypoxylon. Mycologia memoir no. 20. APS Press, St. Paul, MN. 365 pp.
  2. Petrini, L. E., and O. Petrini. 1985. Xylariaceous fungi as endophytes. Sydowia 38: 216-234.
  3. Hsieh H.-M., Ju Y.-M. & J. D. Rogers. 2005. Molecular phylogeny of Hypoxylon and closely related genera. Mycologia 97: 844-865.
  4. a b Lucile Wendt, Esteban Benjamin Sir, Eric Kuhnert, Simone Heitkämper, Christopher Lambert: Resurrection and emendation of the Hypoxylaceae, recognised from a multigene phylogeny of the Xylariales. In: Mycological Progress. Band 17, Nr. 1-2, Januar 2018, ISSN 1617-416X, S. 115–154, doi:10.1007/s11557-017-1311-3 (springer.com [abgerufen am 25. Dezember 2020]).
  5. http://mycology.sinica.edu.tw/xylariaceae/GenusHypoxylon.asp#ACCEPT Accepted taxa
  6. Hsieh, HM ; Ju, YM ; Rogers, JD. 2005. Molecular phylogeny of Hypoxylon and closely related genera. MYCOLOGIA 97: 844-865. doi:10.3852/mycologia.97.4.844.

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Rötliche Kohlenbeere (Hypoxylon fragiforme) auf einem abgestorbenen Buchenast