Hyperion-Klasse

Hyperion-Klasse
AIDAprima
AIDAprima
Schiffsdaten

zugehörige Schiffe

AIDAprima / AIDAperla

SchiffsartKreuzfahrtschiff
ReedereiAIDA Cruises
BestellungAugust 2011[1]
EntwurfPartner Ship Design u. a.
BauwerftMHI Nagasaki Shipyard & Engine Works (Nagasaki, Japan)
BauzeitraumJuni 2013 bis 2017
Stapellauf des Typschiffes3. Mai 2014
Gebaute Einheiten2
Schiffsmaße und Besatzung
Länge299,95[2] m (Lüa)
294 m (Lpp)
Breite37,65[2] m
Seitenhöhe14,13 m
Tiefgangmax. 8,25 m
Vermessungca. 125.572 BRZ[2]
 
Besatzungüber 900
Maschinenanlage
MaschineDieselelektrischer Antrieb[2]
Maschinen­leistungVorlage:Infobox Schiff/Wartung/Leistungsformat28.000 kW (38.069 PS)
Energie­versorgung3 × Dieselmotor (Caterpillar-MaK 12VM43C), je 10.800 kW[3][2]
1 × Diesel- / Gasmotor (Caterpillar-MaK 12VM46DF), 10.800 kW[4][2]
Generator­leistungVorlage:Infobox Schiff/Wartung/Leistungsformat43.200 kW (58.736 PS)
Propeller2 × Propellergondel (ABB Azipod XO2100) mit Festpropeller[5]
Transportkapazitäten
Zugelassene Passagierzahl4.350[6]
PaxKabinen1.643[6]

Die Hyperion-Klasse ist eine Baureihe von zwei Neopanamax-Kreuzfahrtschiffen, die speziell für den deutschsprachigen Markt des US-amerikanischen Kreuzfahrtunternehmens Carnival Corporation & plc auf der Werft des japanischen Konzerns Mitsubishi Heavy Industries in Nagasaki gebaut und seit 2016 von AIDA Cruises betrieben werden. Typschiff der Hyperion-Klasse ist die AIDAprima, die im März 2016 in Dienst gestellt wurde. Das Projekt wurde von wiederholten Verzögerungen überschattet, die erst zur zweimaligen Verschiebung der Jungfernreise des Typschiffs und schließlich zu deren Absage führten.

Mit einer Länge von 300 Metern und einer Breite von knapp 38 Metern stellt die Hyperion-Klasse die größte bis dahin für AIDA Cruises und den deutschsprachigen Kreuzfahrtmarkt gebaute Schiffsklasse dar. Die charakteristischen Merkmale der Hyperion-Schiffe mit 18 Decks sind der nahezu senkrechte Vordersteven sowie die Panoramaaufzüge samt Skywalk auf beiden Seiten des Hecks.

Geschichte

Am 3. August 2011 gab Mitsubishi Heavy Industries die Vereinbarung mit Carnival Corporation & plc zum Bau zweier Kreuzfahrtschiffe auf der Werft MHI Nagasaki Shipyard & Engine Works bekannt. Der Gesamtpreis wurde mit 140.000 Euro pro Unterbett[7] angegeben; dies entspricht einem realen Preis von etwa 455 Millionen Euro pro Schiff.[8] In einer weltweiten Ausschreibung hatte sich das japanische Unternehmen unter anderem auch gegen die Meyer Werft in Papenburg durchgesetzt, wo seit 2005 die sieben Schiffe der Sphinx-Klasse entstanden. Im Rahmen der Unterzeichnung des Bauvertrags Anfang November 2011 wurde die Ablieferung der Neubauten für März 2015 sowie März 2016 angekündigt.[9] Am 12. März 2012 bestätigte der Energie- und Automatisierungstechnik-Konzern ABB den Zuschlag für die Lieferung umfassender elektrischer Systeme für die beiden Neubauten. Zum Projektumfang gehören unter anderem Generatoren und Transformatoren für den Antrieb, Stromverteilung, die zugehörige Ausrüstung für die Energietechniksysteme sowie die „Azipod-XO“-Antriebssysteme. Das Auftragsvolumen wurde mit 60 Mio. US-$ beziffert.[10] Die Kiellegung des ersten Schiffes mit der Baunummer 2300 auf der Tategami-Werft in Nagasaki erfolgte am 30. Juni 2013.[11][12] Anfang Juli 2013 wurde aus dem MaK-Werk in Rostock der erste kombinierte Diesel-/Gasmotor (sog. „Dual-Fuel“-Motor) des Typs M46DF an die Bauwerft ausgeliefert.[13] Am 8. Oktober 2013 gab AIDA Cruises den Namen des ersten Neubaues, AIDAprima, offiziell bekannt. Im Mai 2014 wurde die AIDAperla auf Kiel gelegt,[14] der Name wurde im März 2016 bekannt gegeben.[15]

Verluste durch Verzögerungen beim Bau

(c) Hummelhummel, CC BY-SA 3.0
Die AIDAprima im April 2016 in Hamburg

Am 24. März 2014 kündigte Mitsubishi Heavy Industries für das Geschäftsjahr 2013 einen außerordentlichen Verlust in Höhe von rund 425 Millionen Euro an, der in Zusammenhang mit dem Bau der beiden Kreuzfahrtschiffe steht. Weitreichende Änderungen, insbesondere beim Entwurf der Kabinengestaltung, haben laut Mitsubishi Heavy Industries den ursprünglichen Kosten- und Zeitrahmen gesprengt.[16]

Im Oktober 2014 wurde bekannt, dass auch der zweite Neubau nicht pünktlich abgeliefert werden kann. Für das Jahr 2014 machte die Werft Mitsubishi Heavy Industries erneut 283 Millionen Euro Verlust, der Gesamtverlust der Werft im Zusammenhang mit dem Bau der Hyperion-Klasse betrug bis dahin 738 Millionen Euro.[17]

Anfang August 2015 bestätigte AIDA Cruises, dass sich die Ablieferung der AIDAprima erneut verzögert. Sie verließ die Werft schließlich am 14. März 2016 in Richtung Hamburg, nachdem sie an AIDA Cruises übergeben worden war.[18]

Insgesamt erlitt Mitsubishi Heavy Industries im Zusammenhang mit der Hyperion-Klasse bisher (Stand März 2017) knapp 2,1 Milliarden US-$ Verlust.[19]

Schiffstechnik

Die Schiffe der Hyperion-Klasse verfügen über ein Luftschmierungssystem für den Rumpf. Erstmals kommen bei Kreuzfahrtschiffen sogenannte „Dual-Fuel“-Motoren zum Einsatz, die auf See mit Dieselkraftstoff und während der Liegezeiten alternativ auch mit Flüssigerdgas (LNG) betrieben werden können. AIDA plant für das Jahr 2022 die Ausrüstung der AIDAprima mit einem Batteriespeichersystem.[20]

Rumpf

Der Schiffsrumpf der Hyperion-Klasse ist das Resultat einer intensiven Zusammenarbeit der Reederei mit der Hamburgischen Schiffbau-Versuchsanstalt. In Versuchsreihen zeigte sich, dass insbesondere bei den projektierten Dienstgeschwindigkeiten zwischen 15 und 17 Knoten der Strömungswiderstand gegenüber dem Wellenbrechungsanteil in den Vordergrund tritt. So entstand eine schlanke Wasserlinie mit einem vergleichsweise kleinen Bugwulst und dem vertikalen Vordersteven, der oberhalb der Wasserlinie als Stilelement fortgesetzt wurde.[21]

Darüber hinaus kommt auch eine von Mitsubishi entwickelte Luftschmierung für Schiffe („MALS“, Abkürzung für „Mitsubishi Air Lubrication System“; engl.: „Mitsubishi Luftschmierungssystem“) zum Einsatz. Bei diesem System wird unter dem Rumpf großflächig Luft ausgestoßen, die sich wie ein Schmierfilm an die Rumpfkontur anlegt und den Strömungswiderstand nochmals reduzieren soll. Die Bauwerft gibt eine Kraftstoffersparnis von etwa sieben Prozent an.[22][23]

Maschinenanlage

Betankung der AIDAperla mit Flüssiggas im Hafen von Barcelona

Die dieselelektrische Maschinenanlage der Hyperion-Klasse ist die erste ihrer Art, bei der neben drei konventionellen Schiffsdieselmotoren auch ein kombinierter Diesel-/Gasmotor zum Einsatz kommt. Jeder dieser Motoren treibt einen Drehstromgenerator an, der über Schaltanlagen und Transformatoren die elektrischen Verbraucher an Bord mit Energie versorgt.

Diesel- / Gasmotor

Der 12-Zylinder-V-Motor des Typs Caterpillar-MaK VM46DF wurde auf der Basis der Baureihe M43C entwickelt und arbeitet nach dem Dieselprinzip, bei Gasbetrieb nach dem Prinzip eines Zündstrahlmotors. Er kann auf See sowohl mit Schweröl (HFO) als auch mit Marinedieselöl (MGO) betrieben werden. Während der Liegezeiten in Häfen kann das Aggregat während des Laufs auf Gasbetrieb umgeschaltet werden und erfüllt dann die Abgasnormen IMO III und EPA Tier 4. Prinzipbedingt arbeitet der Motor bei Gasbetrieb nahezu rußfrei und reduziert somit die Feinstaubbelastung der Luft in den Häfen. Die Baureihe M46DF hat einen Hubraum von 101 Liter/Zylinder und entwickelt bei einer Drehzahl von 514/min eine Zylinderleistung von 900 kW. Der Motor hat ein Gewicht von etwa 160 Tonnen, ist rund zehn Meter lang und vier Meter hoch.[4]

Dieselmotor

Die drei übrigen 12-Zylinder-V-Motoren des Typs Caterpillar-MaK M43C entsprechen in Leistungsdaten, Abmessungen und Gewicht der Baureihe M46DF. Der Hubraum beträgt circa 88 Liter/Zylinder. Die Baureihe, die unter anderem bereits in den Schiffen der Sphinx-Klasse als Neunzylinder-Reihenmotor verwendet wird, kann bei Bedarf auf den Konstruktionsstand des Typs M46DF umgerüstet werden.[3]

Antrieb

Als erste Neubauten für AIDA Cruises werden die Schiffe der Hyperion-Klasse von zwei neu entwickelten Propellergondeln des Typs ABB Azipod XO2100 angetrieben. Die beiden rundum steuerbaren Anlagen sind im Heck installiert und ermöglichen ein besonders ruhiges Fahrverhalten in Verbindung mit guten Manövriereigenschaften. In jeder Gondel befindet sich ein luftgekühlter Synchronmotor mit Erregermaschine, der eine Leistung von 14 MW (circa 19.000 PS) direkt auf einen in Fahrtrichtung nach vorn gerichteten Festpropeller überträgt. Im Vergleich zu den Azipod-Propellergondeln früherer Generationen sind die Anlagen des Typs XO strömungsgünstiger und wartungsfreundlicher. Die Steuerung erfolgt nicht mehr über hydraulische Antriebe, sondern über jeweils vier elektrische Getriebemotoren.[24][25]

Im September 2018 musste die AIDAprima, nach Rückruf des Herstellers, zu einer notwendigen technischen Überprüfung der Azipods in eine Werft.[26]

Übersicht

NameBaunummerIMOAblieferungVermessungEignerStatus/Verbleib
AIDAprima2300963695514. März 2016[2]125.572 BRZ[2]Costa Crocierein Dienst
AIDAperla[27]2301963696727. April 2017125.572 BRZCosta Crocierein Dienst

Siehe auch

Weblinks

Commons: Hyperion-Klasse – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. MHI Reaches Agreement with Carnival Corporation & plc on Construction of Two 125,000-ton Cruise Ships for AIDA Cruises Brand. Mitsubishi Heavy Industries, 3. August 2011, abgerufen am 24. Februar 2023 (englisch).
  2. a b c d e f g h AIDAprima. DNV, abgerufen am 24. Februar 2023.
  3. a b Caterpillar Marine: Propulsion Engines VM43C. Abgerufen am 24. April 2014.
  4. a b Caterpillar Marine: VM46 DF. Archiviert vomOriginal (nicht mehr online verfügbar) am 24. Oktober 2021; abgerufen am 24. Oktober 2021.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.cat.com
  5. Propulsion Products Reference List (Memento vom 25. Februar 2014 im Internet Archive), ABB (PDF; 358 kB).
  6. a b Eintrag bei Fakta om Fartyg
  7. Mit „Unterbetten“ werden in der Branche üblicherweise zwei Standardbetten je Kabine bezeichnet, nicht die oft zusätzlichen vorhandenen Zusatzbetten
  8. AIDA Cruises: AIDA Cruises lässt zwei neue Kreuzfahrtschiffe in Japan bauen. Archiviert vomOriginal (nicht mehr online verfügbar) am 24. April 2014; abgerufen am 17. April 2014.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.aida.de
  9. Mitsubishi Heavy Industries, Ltd.: MHI Receives Order for Two 125,000-ton Cruise Ships. Archiviert vomOriginal (nicht mehr online verfügbar) am 24. April 2014; abgerufen am 16. April 2014.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.mhi.co.jp
  10. ABB wins $60 million marine order for energy efficient propulsion system. ABB, 12. März 2012, abgerufen am 24. Februar 2023.
  11. Mitsubishi Heavy Industries, Ltd.: MHI Begins Construction of New Generation AIDA Cruise Ships with Leading-edge Environmental Technologies. Archiviert vomOriginal (nicht mehr online verfügbar) am 24. April 2014; abgerufen am 16. April 2014.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.mhi.co.jp
  12. AIDA Cruises: AIDA Cruises feiert Kiellegung der neuen Schiffsgeneration. Abgerufen am 16. April 2014.
  13. Caterpillar Corp.: First MaK Dual-Fuel Engine Shipped from Rostock Facility to Japanese Customer. Archiviert vomOriginal (nicht mehr online verfügbar) am 24. April 2014; abgerufen am 17. April 2014.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.caterpillar.com
  14. L’AIDAperla devrait être livré par Mitsubishi en mars 2017. 8. Februar 2016, abgerufen am 8. Februar 2016.
  15. AIDA releases catalog “Holiday a new way”. Abgerufen am 9. März 2016.
  16. Mitsubishi Heavy Industries, Ltd.: Notice Regarding Booking of Extraordinary Loss from Cruise Ship Business. Archiviert vomOriginal (nicht mehr online verfügbar) am 24. April 2014; abgerufen am 16. April 2014.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.mhi-global.com
  17. Zweiter AIDA Japan-Neubau kommt später: Mitsubishi verliert weitere 283 Millionen Euro. 1. November 2014, archiviert vomOriginal (nicht mehr online verfügbar) am 2. November 2014; abgerufen am 2. November 2014.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.kussmundschiffe.de
  18. AIDA Cruises übernimmt neues Flaggschiff AIDAprima. In: AIDA Cruises. 14. März 2016, abgerufen am 14. März 2016.
  19. Paquebots d’AIDA : Les pertes de Mitsubishi dépasseraient 2 milliards de dollars. 29. März 2017, abgerufen am 29. März 2017.
  20. AIDAcosma Green Cruising: umweltfreundliches LNG Kreuzfahrtschiff. In: AIDA. Abgerufen am 1. Mai 2022 (englisch).
  21. Franz Neumeier, cruisetricks.de: AIDAprima: Details zum vertikalen Bug und Pod-Antrieb. Abgerufen am 17. April 2014.
  22. AIDA Cruises: Die neue Generation – Nachhaltigkeit. Abgerufen am 17. April 2014.
  23. Mitsubishi Heavy Industries Europe, Ltd.: Der erste „Luft-Teppich“ für AIDA-Kreuzfahrtschiffe... Archiviert vomOriginal (nicht mehr online verfügbar) am 24. April 2014; abgerufen am 16. April 2014.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.mhie.com
  24. ABB: Azipod XO2100 and XO2300 Product Introduction. Abgerufen am 24. April 2014.
  25. ABB: Azipod XO. Abgerufen am 24. April 2014.
  26. Berliner Morgenpost - Berlin: AIDA-Reise ab Mallorca fällt aus: Die AIDAprima muss ins Dock. (morgenpost.de [abgerufen am 14. August 2018]).
  27. https://www.aida.de/aida-cruises/presse/pressearchiv/newsdetails.24494/article/aida-gibt-katalog-erleben-sie-urlaub-neu-heraus.html Name AIDAperla

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