Hyperhydratation
Klassifikation nach ICD-10 | |
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E87.7 | Flüssigkeitsüberschuss |
ICD-10 online (WHO-Version 2019) |
Hyperhydratation (auch Hyperhydration) oder Überwässerung bezeichnet einen Volumenüberschuss der extrazellulären Flüssigkeit, zu der auch das Blutplasma zählt. Ursache ist eine Störung des Volumenhaushalts (Überschuss von Natrium und Wasser) oder der Osmoregulation (isolierter Wasserüberschuss). Sie tritt als krankhafter Zustand bei Herzinsuffizienz, Nierenerkrankungen, hormonellen Störungen oder übermäßiger Zufuhr (durch Trinken oder Infusionen) auf. Bei bestimmten Chemotherapien wird sie aber auch durch Infusionen therapeutisch herbeigeführt, um einer Nierenschädigung durch die Therapie vorzubeugen.
Schwere Formen der Überwässerung können durch Dialyseverfahren wie Hämofiltration (kontinuierliche veno-venöse Hämofiltration (CVVH) bzw. kontinuierliche arteriovenöse Hämofiltration (CAVH)) oder kontinuierliche veno-venöse Hämodialyse (CVVHD) behandelt werden.[1]
Einteilung
Abhängig vom Natriumgehalt und damit der Osmolalität des Bluts und der Extrazellulärflüssigkeiten wird die Hyperhydration unterteilt:
- Hypotone Hyperhydration: die Osmolalität (d. h. im Wesentlichen der Natriumgehalt) des Bluts ist vermindert (Hyponatriämie)
- Isotone Hyperhydration: die Osmolalität des Bluts ist normal
- Hypertone Hyperhydration: die Osmolalität des Bluts ist erhöht
Hypotone Hyperhydratation („Wasservergiftung“)
Meist tritt diese Erkrankung auf, wenn Verluste an Salzen und Flüssigkeit bei heißem Wetter, großen Anstrengungen, Erbrechen oder Durchfall mit salzarmer Flüssigkeit (Trinken von Wasser, Infusionen von Glucoselösungen) ersetzt werden.[2] Eine Überwässerung des menschlichen Organismus tritt mitunter auch bei Konsum von MDMA (der Hauptwirkstoff in vielen 'Ecstasy'-Tabletten) auf, da viele Konsumenten aus multifaktoriellen Gründen nicht selten ein hohes Maß an Wasser zu sich nehmen. Besonders Frauen gelten hierbei als gefährdet.[3][4]
Symptome der Erkrankung sind Schwindel, Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen; in Extremfällen kann eine Wasservergiftung in Kombination mit Natriummangel zu Organschädigung führen und tödlich sein.[5] Die niedrigen Natriumwerte können zur Desorientierung und zu ernsten Hirnfunktionsstörungen (Hirnödem, Tremor, Ataxie, epileptiforme Muskelkrämpfe, Koma[6]) führen.
Von Gesunden werden aber kurzfristig auch größere Mengen an Wasser ohne Schaden und ohne stärkere Elektrolytverschiebungen vertragen.[7] Auch das häufig beschuldigte destillierte Wasser ist in normalen Mengen für den Körper unschädlich.[8]
Einzelnachweise
- ↑ Amitava Majumder, Anne Paschen: Ärztliche Arbeitstechniken. In: Jörg Braun, Roland Preuss (Hrsg.): Klinikleitfaden Intensivmedizin. 9. Auflage. Elsevier, München 2016, ISBN 978-3-437-23763-8, S. 29–93, hier: S. 62–66 (Dialyseverfahren).
- ↑ Christian Spiller: Zu viel Wasser kann tödlich sein. - Interview Auf: zeit.de vom 9. Juli 2015.
- ↑ Hyponatriämie – eine große Gefahr beim MDMA-Konsum. In: FAZEmag. 27. September 2018, abgerufen am 8. November 2019 (deutsch).
- ↑ Ecstasy (MDMA): Achtung, Wasservergiftung - zu viel trinken kann tödlich sein! In: sauber drauf! mindzone.info. 25. Juni 2018, abgerufen am 8. November 2019 (deutsch).
- ↑ Johanna Bayer: Wenn Trinken tödlich ist (Memento des vom 8. Juli 2012 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. . Aus der Sendung des SWR Fernsehens zur Wasservergiftung vom 17. September 2009 um 22:00 Uhr.
- ↑ Joachim Frey: Krankheiten der Niere, des Wasser- und Salzhaushaltes, der Harnwege und der männlichen Geschlechtsorgane. In: Ludwig Heilmeyer (Hrsg.): Lehrbuch der Inneren Medizin. Springer-Verlag, Berlin/ Göttingen/ Heidelberg 1955; 2. Auflage ebenda 1961, S. 893–996, hier: S. 907 (zur Wasservergiftung).
- ↑ T. D. Noakes, G. Wilson et al.: Peak rates of diuresis in healthy humans during oral fluid overload. In: South African medical journal. Oktober 2001, Band 91, Nr. 10, S. 852–857, PMID 11732457.
- ↑ Charité, Institut für Klinische Physiologie, Ask your professor (Memento vom 19. Dezember 2013 im Internet Archive)