Hyperandrogenämie
Klassifikation nach ICD-10 | |
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E29.0 | Hyperandrogenämie |
ICD-10 online (WHO-Version 2019) |
Die Hyperandrogenämie stellt eine erhöhte Androgenproduktion sowohl beim Mann als auch bei der Frau dar. Sie zählt somit zu den hormonellen Störungen und wird bei klinischer Relevanz von endokrinologischen Fachärzten behandelt. Der Begriff bezeichnet die erhöhte Konzentration von Androgenen im Blutserum, die klinischen Auswirkungen werden (auch) als Hyperandrogenismus bezeichnet.[1]
Vorkommen
Hyperandrogene Störungen kommen häufig bei Adoleszenten[2] und im Rahmen des PCO-Syndroms bei Frauen vor. Daneben gibt es weitere seltenere genetische und andere Erkrankungen, die zu dieser hormonellen Imbalance führen wie das Achard-Thiers-Syndrom, der Hyperandrogenismus durch Cortison-Reduktase-Mangel, Synonym: 11-beta-Hydroxysteroid-Dehydrogenase-Mangel Typ 1[3], die Kongenitale Nebennierenhyperplasie durch 11-beta-Hydroxylase-Mangel, die Müller-Gang-Aplasie und Hyperandrogenismus, Synonym: WNT4-Mangel[4], das HAIR-AN-Syndrom sowie die Insulinresistenz-Syndrom Typ A.
Klinische Symptome
- Akne (in 50 % der Fälle von Hyperandrogenämie besonders schwere Ausprägung)[5]
- Androgene Alopezie
- Seborrhoe
- Zyklusunregelmäßigkeiten
- Hirsutismus
- Libidosteigerungen
- Brustatrophie
- Virilisierung
- Metabolisches Syndrom
Diagnostik
Labordiagnostisch können sich ergeben:[6]
- erhöhte freie wie Gesamt-Testosteron-, Androstendion- und Dehydroepiandrosteron-Sulfat-Spiegel
- erhöhte Kortisolspiegel (bei Steroidabusus)
- erniedrigte SHBG-spiegel
- erhöhter LH/FSH-Quotient
- Hyperinsulinämie
- erhöhtes AMH
- erhöhter freier Androgenindex
Mögliche Tests:
- ACTH-Test
- Dexamethason-Kurztest
Die Bestimmung dieser Spiegel erlaubt ätiologische Rückschlüsse bei der Diagnosefindung aufgrund unterschiedlicher Produktionsorte dieser Hormone und damit Klärung ovarieller, testikulärer oder adrenaler Pathogenese beim Patienten.
Ursachen und Differentialdiagnose
- PCO-Syndrom
- Adrenaler Enzymdefekt
- Hyperkortisolismus
- Androgenbildender Tumor
- Adrenogenitales Syndrom
- Steroidabusus
Mögliche Folgen und Komplikationen
- Unfruchtbarkeit
- Hypercholesterinämie
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- Endometriumkarzinomrisiko (3-fach erhöht)[6]
- Schwangerschaftskomplikationen
- psychische Störungen[7]
- soziale Probleme
- vermehrte Fehlgeburten
Therapie
Im Wesentlichen hängt die Therapie von der jeweiligen Ursache im vorliegenden Fall ab und zielt auf die Beseitigung eventuell vorhandener Gewebswucherungen oder zugrundeliegender hormoneller oder alimentärer Störungen ab. Die einzelnen Therapiemöglichkeiten und -schritte werden bei den einzelnen Krankheitsbildern je nach Ursache beschrieben.
Literatur
- Michael Ludwig, Frank Nawroth, Christoph Keck: Kinderwunschsprechstunde. 3. Auflage. Springer, 2015, ISBN 978-3-662-46013-9.
- M. Kaufmann: Die Gynäkologie. Springer, 2013, ISBN 978-3-642-20923-9.
- Freimut Leidenberger, Thomas Strowitzki, Olaf Ortmann: Klinische Endokrinologie für Frauenärzte. 5. Auflage. Springer, 2014, ISBN 978-3-642-38042-6.
Einzelnachweise
- ↑ F. Willgeroth und A. Breit: Klinische Radiologie. Weibliches Genitale - Mamma - Geburtshilfe. Diagnostik mit bildgebenden Verfahren. Spirnger 1989, ISBN 978-3-642-73874-6
- ↑ A. Gambineri, R. Pasquali: Prevalence of hyperandrogenic states in late adolescent and young women: epidemiological survey on italian high-school students. In: The Journal of Clinical Endocrinology and Metabolism. Band 98, Nummer 4, April 2013, S. 1641–1650. PMID 23436925.
- ↑ Eintrag zu Hyperandrogenismus durch Cortison-Reduktase-Mangel. In: Orphanet (Datenbank für seltene Krankheiten)
- ↑ Eintrag zu Müller-Gang-Aplasie und Hyperandrogenismus. In: Orphanet (Datenbank für seltene Krankheiten)
- ↑ Dissertation zum Thema PCOS. (PDF) Freie Universität Berlin, abgerufen am 4. November 2015.
- ↑ a b Basisdiagnostik der Hyperandrogenämie der Frau - Zusammenfassende Übersicht. IMD Labor Berlin-Potsdam, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 4. März 2016; abgerufen am 4. November 2015. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ M. Noll-Hussong, A. Birkhofer, H. Forstl: Schizophrenic psychosis with polycystic ovarian syndrome and lupus erythematosus. In: Neuropsychiatr. [Case Reports]. 25 (4), 2011, S. 216–218.