Hutmann

Ein Hutmann, auch Huther,[1] Hütmann, Huttmann oder Hüttmann genannt,[2] war im frühen Bergbau ein Bergmann, der als Grubenaufseher für das Bergwerk tätig war.[1] Die Bezeichnung Hutmann wurde abgeleitet von seiner Tätigkeit, denn der Hutmann hatte die Aufgabe, den ordnungsgemäßen Betrieb des Bergwerks zu überwachen[3] oder, wie man es damals bezeichnete, zu hüten[2] oder zu behüten.[3] Er musste dafür Sorge tragen, dass keine werksfremden Personen, unberechtigt oder ohne sein Wissen, in die Grube einfuhren.[4] Je nach Betriebsgröße der Bergwerke gab es auf ihnen eine unterschiedlich hohe Anzahl an Hutleuten, die in unterschiedlichen Funktionen auf den jeweiligen Bergwerken tätig waren und entsprechend ihrer Funktion bezeichnet wurden.[5]

Hierarchie und Kompetenzen

Die Hierarchie und die Kompetenzen der Hutleute waren unterschiedlich eingeordnet je nach Bergrevier und Zeitraum,[6] aber auch abhängig von der Größe des jeweiligen Bergwerks.[7] Bei kleineren Gruben hatte der Hutmann die Stelle eines Obersteigers inne.[2] In größeren Bergwerken war er als Aufsichtsperson dem Schichtmeister unterstellt[7] und hatte oftmals noch einen oder mehr Hutleute[ANM 1] als Helfer.[5] Dem Hutmann unterstellt waren unter anderem der Knechthutmann und der Bubenhutmann.[3] Wurde in Bergwerken auch des Nachts gearbeitet, gab es für die Tagschicht einen Taghutmann,[ANM 2] auf der Nachtschicht hatte der Nachthutmann[ANM 3] die Aufsicht.[5] Als Taghutmann wurde ein erfahrener Bergmann bestellt, dieser musste einen Eid über seine Pflichten ablegen.[8] Der Taghutmann konnte bei entsprechender Betriebsgröße einen Arbeiter als Gehilfen auswählen. Dieser Knechthutmann[ANM 4] war dem Taghutmann unterstellt und unterstützte ihn bei seinen Aufgaben.[5] Da im Bergbau auch früher Kinder als Klauberjungen tätig waren, wurde aus ihren Reihen der größte und tauglichste als Bubenhutmann herangezogen.[9] Seine Aufgabe war es, die anderen Buben zu beaufsichtigen[10] und bei der Arbeit fachlich anzuleiten.[9] In den, den Bergwerken angegliederten Aufbereitungsstätten, Pochwerken und Schmelzhütten gab es auch Hutleute, die je nach Aufgabenbereich als Pochwerkshuttmann, Waschwerkshuttmann, Scheiderhuttmann oder Hüttenhuttmann bezeichnet wurden.[11]

Aufgaben

Die Aufgaben des Hutmannes waren sehr umfangreich.[1] Er führte die Aufsicht über die gesamte Grubenbelegschaft und musste darauf achten, dass die Bergleute die Arbeitszeiten einhielten.[12] Nicht zur Belegschaft des jeweiligen Bergwerks gehörende Personen, die das Bergwerk befahren wollten, wurden vom Hutmann entsprechend mit Kleidung wie Bergkittel, Arschleder, Kappe und Geleucht ausgerüstet.[4] Fernerhin musste der Hutmann darauf achten, dass der Vortrieb so schnell wie möglich verlief.[12] Außerdem musste er mehrmals in der Woche das Grubengebäude befahren und auf Gefahren überprüfen.[8] Der Hutmann hatte auch die Aufgabe, über alles Gezähe, alle Sachmittel und Materialien zu wachen.[13] Defektes Gezähe ließ er in der Bergschmiede vom Bergschmied reparieren. Während der Ein- und Ausfahrt ging er den Bergleuten zur Hand.[14] Er führte Aufzeichnungen über die geleistete Arbeit der Bergleute.[15] Diese Aufzeichnungen waren den Gewerken die Grundlage für die Lohnverrechnung der Bergleute.[12] Des Weiteren war der Hutmann bei den jeweiligen Gedingeverhandlungen zugegen.[8] Verstöße der Bergleute musste der Taghutmann bei den Gewerken anzeigen, der Nachthutmann meldete Verstöße entweder dem Taghutmann oder den Gewerken. Bestanden in der Grube erhebliche Mängel, so konnte der Hutmann vom Bergrichter verlangen, dass dieser in die Grube einfuhr und die Mängel besichtigte.[12]

Privilegien

Der Hutmann hatte meist im Untergeschoss des Huthauses seine Wohnung.[16] Er musste keine körperlich schwere Arbeit verrichten, sondern war als verantwortliche Person des Bergwerks tätig.[12] Auch wurde er aufgrund seiner Verantwortung und je nach Aufgabengebiet besser entlohnt als die anderen Bergleute.[10] Diese bessere Bezahlung galt für alle Hutleute eines Bergwerks und richtete sich in ihrer Höhe je nach Aufgabenbereich des jeweiligen Hutmanns.[5] Zudem hatte der Hutmann noch die Genehmigung etwas Handel zu treiben, indem er an die Belegschaft des jeweiligen Bergwerks Getränke und Lebensmittel verkaufte.[16]

Literatur

  • Christoph Bartels, Andreas Bingener, Rainer Slotta: Das Schwazer Bergbuch. Band II, 1. Auflage, Selbstverlag des Deutschen Bergbau-Museums, Bochum, 2006, ISBN 3-937203-22-2

Einzelnachweise

  1. a b c Johann Christoph Stößel (Hrsg.): Bergmännisches Wörterbuch. Chemnitz 1778.
  2. a b c Reinhold Köhler (Hrsg.): Alte Bergmannslieder. Verlag von Hermann Böhlau, Weimar 1858, S. 162.
  3. a b c Heinrich Veith: Deutsches Bergwörterbuch mit Belegen. Verlag von Wilhelm Gottlieb Korn, Breslau 1871.
  4. a b Deutsche Encyclopädie oder Allgemeines Real-Wörterbuch aller Künste und Wissenschaften. Sechszehender Band, bey Barrentrapp und Wenner, Frankfurt am Main 1791.
  5. a b c d e Gustav Faller: Berg- und Hüttenmännisches Jahrbuch der k.k. Bergakademien Schemnitz und Leoben und der k.k. Montan - Lehranstalt Pribram für das Jahr 1864. XIV. Band, in Commission bei Tendler & Comp., Wien 1865, S. 146–148.
  6. Peter Strelow: Landesherrschaft und Bergrecht in Südwestdeutschland zwischen 1450 und 1600. ein Vergleich, genehmigte Dissertation an der Westfälischen Wilhelms - Universität, Münster 1997, S. 69, 89, 96, 110, 195.
  7. a b Joseph Tausch: Das Bergrecht des österreichischen Kaiserreiches. Zweite umgearbeitete und vermehrte Auflage, Verlag bei J. G. Ritter von Wösle, Wien 1834.
  8. a b c Max Joseph Gritzner: Commentar der Ferdinandeischen Bergordnung vom Jahre 1553. Bei Praumüller und Seidel, Wien 1842, S. 118–121. oder Franz Anton Schmidt: Chronologisch-systematische Sammlung der Berggesetze der österreichischen Monarchie. Aus der k. k. Hof- und Staats Aerarial Druckerey, Wien 1836, S. 175–180.
  9. a b Beat Hofmann: Beiträge zur Geschichte der Bergwerke in S-charl. In: Verein der Freunde des Bergbaues in Graubünden (Hrsg.): Der Bergknappe. Nr. 102, 27. Jahrgang, April, S. 22, 25, 28.
  10. a b Caspar M. B. Schroll: Beyträge zur Kunst und Wirtschaft der Aufbereitung der Erze. Mayersche Buchhandlung, Salzburg 1812, S. 105–106.
  11. Carl von Scheuchenstuel: IDIOTICON der österreichischen Berg- und Hüttensprache. k. k. Hofbuchhändler Wilhelm Braumüller, Wien 1856.
  12. a b c d e Peter Tunner: Berg- und Hüttenmännisches Jahrbuch der k.k. Montan - Lehranstalten Leoben und Pribram. VI. Band, in Commission bei Tendler & Comp., Wien 1857, S. 282–287.
  13. Moritz Ferdinand Gätzschmann: Sammlung bergmännischer Ausdrücke. Verlag Craz & Gerlach, Freiberg 1859.
  14. Carl Friedrich Richter: Neuestes Berg- und Hütten-Lexikon. Erster Band, Kleefeldsche Buchhandlung, Leipzig 1805.
  15. Karl Erenbert Freyherrn von Moll (Hrsg.): Jahrbücher der Berg- und Hüttenkunde. Erster Band, in der Mayerschen Buchhandlung, Salzburg 1797, S. 266.
  16. a b Eduard Heuchler: Des Bergmanns Lebenslauf. Verein deutscher Bergleute (Hrsg.), Freiberg 1867, S. 55.

Anmerkungen

  1. Hutleute die unter Tage tätig waren, wurden gemäß ihrem Arbeitsbereich auch als Grubenhutmann bezeichnet. (Quelle: Carl von Scheuchenstuel: IDIOTICON der österreichischen Berg- und Hüttensprache.)
  2. Der Taghutmann war der Oberste aller Hutleute eines Bergwerks. Er hatte somit die Gesamtverantwortung für das Bergwerk, sowohl in technischen als auch aus in bergrechtlichen Belangen. (Quelle: Gustav Faller: Berg- und Hüttenmännisches Jahrbuch der k.k. Bergakademien Schemnitz und Leoben und der k.k. Montan - Lehranstalt Pribram für das Jahr 1864.)
  3. Für diese Aufgabe wurde von den Gewerken ein zuverlässiger Bergmann beauftragt, damit dieser auf der Nachtschicht die Aufsicht über die ihm unterstellten Bergleute führt und diese in ihrer Arbeit anleitete. (Quelle: Gustav Faller: Berg- und Hüttenmännisches Jahrbuch der k.k. Bergakademien Schemnitz und Leoben und der k.k. Montan - Lehranstalt Pribram für das Jahr 1864.)
  4. Wenn auf einem Bergwerk eine größere Anzahl Truhenläufer oder sonstige Arbeiter arbeiteten, so bestimmte der Taghutmann einen von ihnen zum Knechthutmann, der dann die anderen ihm unterstellten Bergleute beaufsichtigte und anleitete. (Quelle: Gustav Faller: Berg- und Hüttenmännisches Jahrbuch der k.k. Bergakademien Schemnitz und Leoben und der k.k. Montan - Lehranstalt Pribram für das Jahr 1864.)