Hungerbrunnen
Als Hungerbrunnen oder Hungerquelle wird meist eine episodisch, also nur nach besonders großen Niederschlagsmengen schüttende Karstquelle bezeichnet.
Geschichte
In vielen der zwischen 1824 und 1886 veröffentlichten Beschreibungen der Oberämter von Württemberg ist der Hungerbrunnen ein obligatorischer Gliederungspunkt, der auch aufgeführt wird, wenn in einem Oberamt keine periodischen Quellen bekannt sind. In der unregelmäßigen Schüttung dieser Quellen wurde ein Menetekel gesehen, man glaubte, dass sie Hungersnot, Misswuchs, Teuerung oder Kriegsgefahr ankündigten. Das alte Sprichwort: „In einem trockenen Jahr verderbe kein Bauer, aber in einem nassen“, drückt die gleichen, in Jahrhunderten beobachteten Zusammenhänge aus.[1]
Beispiele
- Hungerbrunnen bei Gerstetten in Baden-Württemberg
- Hungerbrunnen bei Oberkochen
- Leerausquelle in Königsbronn
- Kirschensoog bei Wallmoden in Niedersachsen
- Schenne in Dannheim (Thüringen)
- Spittelbrunnen bei Mühlhausen in Thüringen
- Stierfessel bei Ebensfeld in Bayern
- Hungerquelle bei Walzbachtal-Wössingen in Baden-Württemberg
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Binder 1960, S. 258f.
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Karstwasserspiegel in Karst-Aquifern schwanken. Bei größerer Niederschlagsmenge (oder Schneeschmelze) kann der Wasserspiegel des wassergesättigten Teils eines Aquifers beträchtliche Meter steigen (die wassergesättigte Zone (phreatische Zone) vergrößert sich in ein u.U. höheres, älteres Stockwerk). Wenn dann der hydraulische Wasserdruck klüftiges oder brüchiges Karstgestein durchdringt, wird eine intermittierende Karstquelle periodisch oder episodisch aktiv. Auf der Schwäbischen Alb gibt es neben der Quelle Hungerbrunnen eine Reihe weiterer Quellen, die wegen gleicher Eigenschaften als „Hungerbrunnen“ bezeichnet werden.
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Naturdenkmal Hungerbrunnen; eine episodisch, früher nur in sehr verregneten Jahren, im gleichnamigen Trockental aus dem ebenen Talboden schüttende Karstquelle. Ostalb bei Altheim (Alb-Donau-Kreis, bei Heidenheim); abgebildeter Bereich bei Heldenfingen in der Gemeinde Gerstetten (Landkreis Heidenheim). 523m NN.
Binder hat recherchiert, dass der Brunnen im 20. Jahrhundert 30 mal ansprang. (Binder, Höhlenführer Schw. Alb, 2003).
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Die Karstquelle Kirschensoog (trocken gefallen) bei Wallmoden