Hua Tou

Hua Tou (chinesisch 話頭, Pinyin huà tóu, koreanisch 話頭hwadu) ist eine Form buddhistischer Meditation in den Lehren des Chan, des koreanischen Seon und japanischen Rinzai-shū. Hua Tou lässt sich ungefähr mit 'Wort Haupt', 'Kopf der Rede' übersetzen oder genauer übertragen als "Punkt hinter dem das Sprechen sich selbst erschöpft".[1] Ein Hua Tou kann ein kurzer Satz oder ein einzelnes Wort sein, der in der Meditation als Subjekt verwendet wird, um den Geist zu fokussieren.

Ursprung

Hua Tou beruhen oft auf Dialogen und Kōans von Meister und Schüler. Sie sind jedoch stark verkürzt.[2] Die Hua Tou-Methode wurde von dem Chan-Meister Dahui Zonggao (1089–1163) erfunden, einem Anhänger der Linji Zong (Linji-Schule) war.[3] Dahui unterrichtete auch Laien, vor allem die gebildeten Beamten (chinesisch 士大夫, Pinyin shì dàfū). Die Unterstützung dieser shì dàfū war überlebenswichtig für die einzelnen Schulen, denn die Ernennungen zum Abt von wichtigen Klöstern wurde durch sie festgelegt.[4] Dahui suchte daher nach praktikablen Methoden für Laien um Meditationserfolge zu erzielen.[5] Für die Meditation mit Hua Tou sind keine regelmäßigen Treffen und Gespräche zwischen Schüler und Meister (dokusan) notwendig.[6] Hua Tou kann auch von Laien während der täglichen Arbeit praktiziert werden.[7]

Dahui war ein Gegner des Intellektualismus und des literarischen Kommentierens, das mit dem Biyan Lu (Aufzeichnungen des blaugrünen Felsens) seines Lehrers Yuanwu Keqin (圜悟克勤) in die Meditationspraxis eingedrungen war. Aus diesem Grund verbrannte er sogar sein eigenes Exemplar der Aufzeichnungen des blaugrünen Felsens.

Die Hua Tou-Praxis fand durch den Meister Chinul in Korea große Verbreitung. Robert Buswell schreibt:[8]

Hwadu ist die vorherrschende Technik, die in den Koreanischen Meditationshallen kultiviert wird, und beinahe alle Meister empfehlen sie für ihre Studenten auf allen Stufen.

Bhikkhu Analayo findet vergleichbare Meditationsmethoden in den Atthakatha (Pali-Kommentaren), die sich mit dem achtsamen Umgang mit verschiedenen Körperhaltungen beschäftigen. Analayo bezieht sich auf das Papañcasudani wenn er schreibt: "Der Unterschied zwischen einfachem Laufen und Laufen als Meditation als |Satipaṭṭhāna ist, dass ein Meditierender die Frage festhält: Wer geht? Wer ist das der geht?"[9]

Anwendung

Dahui betonte, dass grundlegende Einsicht essentiell für das Zen-Training ist.[10] Auf diese Weise sollte selbst Laien Erleuchtung möglich sein. Chinul beschrieb "Hwadu" in seiner Lehrschrift Dharma Collection and Special Practice Record (법집별항녹절요사기, 法集別行錄節要私記解, Beopjip byeolhaeng nok jeolyo byeongip sagi) als eine Praxis, die zu den Grenzen der Sprache führt und der Reinigung dient.[8] Daher empfahl Chinul auch eine tiefergehende Praxis für fortgeschrittene Studenten.

Um Hua Tou zu praktizieren konzentriert man sich auf die Phrase und wiederholt sie anfänglich in der Stille mit einem fragenden und offenen Geist und denkt nach über das "Wer" oder "Was" ist es, was das Hua Tou hervorbringt um "Großen Zweifel" zu erzeugen.[11] Hua Tou kann auch während sitzender Meditation vollzogen werden, nachdem der Geist nach einer Atem-Meditation zur Ruhe gekommen ist.[12]

Hsu Yun lehrte zur Praxis des Hua Tou:

Wichtig ist, zu jeder Zeit das Hua Tou zu praktizieren: im Laufen, Liegen, oder stehen. Von morgens bis abends das Hua Tou lebendig und klar zu meditieren, bis es im Geist haftet, wie der Herbstmond sich deutlich in klarem Wasser spiegelt. Wenn Du auf diese Art meditierst, kannst Du sicher sein, die Erleuchtung zu erlangen.

In der Meditation, wenn du dich ermüdet fühlst, dann öffne Deine Augen weit und mache deinen Rücken gerade, du wirst dich dann frischer und aufmerksamer fühlen.

Wenn Du an Hua Tou arbeitest, solltest du niemals zu gelassen und niemals zu locker damit umgehen. Wenn du zu gelassen bist, fühlst du dich vielleicht ernst und bequem, aber es kann sein, dass du das Hua Tou verlierst. In der Konsequenz könntest du in die 'Tod-Leere' fallen. Aber gerade auch im Zustand der Gelassenheit, wenn du das Hua Tou nicht verlierst, dann kann es dir möglich sein weiterzukommen als der oberste Hundert-Fuß-Pfosten, den du bereits erklommen hast. Wenn du zu locker bist werden dich zu viele wandernde Gedanken angreifen. Du wirst Schwierigkeiten haben, sie zu unterdrücken. Kurz gesagt, der Anwender des Zen sollte immer gut eingestellt sein, niemals zu fest und niemals zu locker, in der Lockerheit sollte Festigkeit zu finden sein und in der Festigkeit Lockerheit.[13]

Der Meister Sheng Yen unterscheidet drei Stufen der Hua Tou-Anwendung: Rezitation des Hua Tou, Fragen des Hua Tou und Untersuchen des Hua Tou.[14] Im Verlauf dieser Stufen ist es entscheidend, das Hua Tou nicht intellektuell zu beantworten, sondern ausdauernd die Frage geistvoll zu stellen mit einem echten Interesse und ehrlichem Verlangen zu wissen.[15] Durch die andauernde Übung entsteht zunächst großer Zweifel und daraus entsteht Einsicht.

Beispiele

  • "Was ist ES?"
  • "Was ist DIES?"
  • "Wer wiederholt Buddhas Name?"
  • "Wer trägt diesen Leichnam herum?" (bekannt gemacht von Hsu Yun)
  • "Wer bin ICH?"
  • "Was war mein Ursprüngliches Gesicht bevor mein Vater und meine Mutter geboren waren?"
  • "Was ist Mu?"[16]

Siehe auch

Literatur

  • Sheng Yen: Shattering the Great Doubt: The Chan Practice of Huatou. übersetzt von Dharma Drum publications 2009.
  • Hsu Yun: Practice of Zen übersetzt von Garma C. C. Chang 1970.
  • Stuart Lachs: Hua-t’ou: A Method of Zen Meditation [1] 2012.
  • Morten Schlütter: How Zen became Zen. The Dispute over Enlightenment and the Formation of Chan Buddhism in Song-Dynasty China. Honolulu, University of Hawai'i Press 2008. ISBN 978-0-8248-3508-8
  • JC. Cleary: Swampland Flowers: The Letters and Lectures of Zen Master Ta Hui. Shambhala 1977.
  • Charles Luk: Empty Cloud. The Autobiography of a Chinese Zen Master. Element 1988.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Lachs 2012: 2.
  2. Schlütter 2008.
  3. Lachs 2012: 1. onmark produktions.
  4. Schlütter 2008.
  5. Schlütter 2008.
  6. Lachs 2012: 3
  7. "can be carried out by laymen in the midst of their daily activities." Dahui - Lachs 2012: 4
  8. a b Robert E. Buswell: Tracing Back the Radiance: Chinul's Korean Way of Zen (Classics in East Asian Buddhism). University of Hawaii Press, 1991, ISBN 0-8248-1427-4, S. 68–69 (englisch). "Hwadu is the predominant technique cultivated in [Korean] meditation halls, and almost all masters advocate its use for students at all levels."
  9. "the difference between simple walking and walking meditation as a Satipatthana is that a meditator keeps in mind the question: Who goes? Whose is this going?" (Paps I 251). Analayo, Satipaṭṭhāna: the direct path to realization: 139.
  10. Schlütter 2008: 107
  11. Lachs 2012: 10
  12. Yen 2009.
  13. The important thing is to stick to Hua Tou at all times, when walking, lying, or standing. From morning to night observing Hua Tou vividly and clearly, until it appears in your mind like the autumn moon reflected limpidly in quiet water. If you practice this way, you can be assured of reaching the state of Enlightenment. In meditation, if you feel sleepy, you may open your eyes widely and straighten your back; you will then feel fresher and more alert than before. When working on the Hua Tou, you should be neither too subtle nor too loose. If you are too subtle you may feel very serene and comfortable, but you are apt to lose the Hua Tou. The consequence will then be that you will fall into the ‘dead emptiness’. Right in the state of serenity, if you do not lose the Hua Tou, you may then be able to progress further than the top of the hundred-foot pole you have already ascended. If you are too loose, too many errant thoughts will attack you. You will then find it difficult to subdue them. In short, the Zen practitioner should be well adjusted, neither too tight nor too loose; in the looseness there should be tightness, and in the tightness there should be looseness. Yun 1970.
  14. Yen 2009: 13.
  15. Yen 2009: 16.
  16. Bevorzugt von Sheng Yen, Yen 2009.