Huánuco-Quechua

Huánuco-Quechua (Wanuku Runashimi)

Gesprochen in

Peru
Sprecher150.000  
Linguistische
Klassifikation
Offizieller Status
Amtssprache inPeru (regional)
Sprachcodes
ISO 639-1

qu

ISO 639-2

que

ISO 639-3

qvl (Cajatambo/Nord-Lima), qxa (Chiquián/Ancash), qvm (Margos-Yarowilca-Lauricocha), qxh (Panao/Huánuco), qub (Huallaga/Huánuco), que (Makrosprache)

Huánuco-Quechua oder AP-AM-AH (Alto Pativilca – Alto Marañón – Alto Huallaga, Quechua: Wanuku Runashimi) ist eine Gruppe von Varietäten der Quechua-Sprachfamilie, die im peruanischen Departamento Huánuco sowie in kleineren angrenzenden Gebieten im Süden des Departamento Ancash (Provinz Bolognesi) und im Norden des Departamento Lima (Provinz Cajatambo) gesprochen werden.

Merkmale und Klassifikation

Das Quechua von Huánuco wird zum Quechua I (Waywash) gezählt, denn es hat dessen typische Merkmale wie die Vokalverlängerung für die 1. Person, -ma für „mich“ (1. Person bei der Transition im Verb), -chaw und -pita für in und aus/von u. a. Es hat weder die lautlichen Veränderungen des Wanka-Quechua noch des Ancash-Quechua mitgemacht. Der Plural im Verb wird wie im Wanka und im Yaru-Quechua mit -paaku ausgedrückt, weshalb es von Alfredo Torero 1974 auf der Grundlage der gegenseitigen Verständlichkeit mit dem Yaru als ein „Supralect“ bzw. eine Quechua-Sprache Yaru-Huánuco eingeordnet wird.

Standardisierung

Trotz der deutlichen Unterschiede zum Wanka und Ancash wurden 1975 weder das Huánuco-Quechua noch das Yaru oder ein gemeinsamer Standard dieser beiden in die unter Juan Velasco Alvarado offiziell anerkannten Quechua-Varietäten (Grammatiken und Wörterbücher 1976) aufgenommen. Im Zuge der Implementierung des von María Sumire entworfenen und 2011 verabschiedeten Sprachen-Gesetzes (Ley 29735) ist nunmehr auch das Huánuco-Quechua (Wanuku qichwa) eine anerkannte Varietät.[1] In den Jahren 2014 und 2015 wurde für die im Departamento Huánuco gesprochenen Quechua-Varietäten mit zwei Regionalverordnungen (Ordenanza Regional Nº 100-2014-CR-GRH, Ordenanza Regional Nº 020-2015-CR-GRH) ein offizieller Standard geschaffen. Neben den auch in anderen Quechua-Varietäten in Peru verwendeten drei vokalischen Graphemen a, i, u und den konsonantischen Graphemen ch, j, k, l, ll, m, n, ñ, p, q, r, s, sh, t, w, y werden nach der Verordnung von 2015 für lange Vokale die Zeichen ä, ï, ü und für retroflexes ch der Digraph ćh verwendet.[2][3]

Soziolinguistische Situation

Das Huánuco-Quechua ist in Teilen seines Sprachgebietes bedroht, weil es nur noch wenig an die Kinder weitergegeben wird, und in anderen – dort, wo es die Kinder als erste Sprache lernen – noch vital. Schulunterricht in Huánuco-Quechua gab es bis Anfang der 2010er Jahre nicht, doch sind auf Grund des Sprachen-Gesetzes (Ley 29735) nach 2011 im Departamento Huánuco 641 Schulen (Stand 2013) für interkulturelle zweisprachige Erziehung (IZE, span. EIB) mit Huánuco-Quechua als Erstsprache der Schüler vorgesehen. Dies sind fast alles Primarschulen; lediglich in der Provinz Marañón (Distrikte Huacrachuco und San Buenaventura) gibt es auch fünf Sekundarschulen mit Huánuco-Quechua. Nach Angaben des Bildungsministeriums wird im gesamten Departamento Huánuco als Standard das Huánuco-Quechua (Wanuku qichwa) verwendet, auch in der Provinz Ambo, wo die Varietät Ambo-Pasco (Yaru-Quechua) gesprochen wird. In der Provinz Cajatambo (Departamento Lima) sind 6 Primarschulen für IZE mit Quechua als Erstsprache vorgesehen.[1]

Im offiziellen Standard des Wanuku qichwa ist unter anderem auch eine Übersetzung des Sprachen-Gesetzes erschienen. Mit diesem offiziellen Standard konkurrieren auf dem Spanischen basierende Rechtschreibungen, wie sie in den Bibelübersetzungen (eine komplette und zwei Neue Testamente) der Wycliff-Übersetzer verwendet werden. 1923 erschien in Peru erstmals eine Übersetzung der vier Evangelien in eine Waywash-Mundart, nämlich ins Huánuco-Quechua.[4] Eine komplette Bibelübersetzung gibt es seit 2010 auf Huallaga-Quechua. Übersetzungen des Neuen Testaments sind darüber hinaus in den 2000er Jahren auf Margos-Yarowilca-Lauricocha-Quechua und Panao-Quechua erschienen, jeweils mit einer eigenen, auf dem Spanischen basierenden Rechtschreibung.

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Perú, Ministerio de Educación, Dirección General de Educación Intercultural, Bilingüe y Rural: Documento Nacional de Lenguas Originarias del Perú (Memento desOriginals vom 4. Oktober 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www2.minedu.gob.pe Relación de variantes del quechua, Huánuco, Lima, 2013, S. 84, S. 340ff., S. 410.
  2. Normas Legales: Ordenanza Regional N° 100-2014-CR-GRH. El Peruano, 14. Juli 2015.
  3. Ordenanza Regional Nº 020-2015-CR-GRH. El Peruano, 14. Juli 2015.
  4. Apunchic Jesucristoc Chuscu Evangeliocuna o sea los cuatro Evangelios traducidos al Quechua de los departamentos de Huanuco-Ancash, junto con el correspondiente Castellano. London and New York, 1923. Übersetzer: Rev. T. Webster Smith und Lazaro Chocano, Evangelical Union of South America.