Hsp70

Heat shock 70 kDa protein 1A

Vorhandene Strukturdaten: 1hjo, 1s3x, 1xqa, 2e88, 2e8a

Eigenschaften des menschlichen Proteins
Masse/Länge Primärstruktur641 Aminosäuren; 70 kDa
KofaktorATP
IsoformenSNPs, Deletion
Bezeichner
Gen-NameHSPA1A
Externe IDs
Vorkommen
Übergeordnetes TaxonLebewesen
Orthologe
MenschMaus
Entrez3303193740
EnsemblENSG00000204389ENSMUSG00000067283
UniProtP08107Q61696
Refseq (mRNA)NM_005345NM_010479
Refseq (Protein)NP_005337NP_034609
Genlocus Chr 6: 3.03 – 3.03 Mb Chr 17: 35.11 – 35.11 Mb
PubMed-Suche3303193740

Hsp70 (Hsp steht für Hitzeschockprotein) sind eine Gruppe von Proteinen und Enzymen, die manchen anderen Proteinen bei der Proteinfaltung oder bei der Entfaltung eines Proteins vor einem Membrantransport helfen. Dabei stellen Hsp70 mit einer Masse von 70 kDa eine wichtige Komponente des Chaperonsystems dar, das in eukaryontischen Zellen, in Eubakterien und in vielen Archaeen vorkommt.

Eigenschaften

In E. coli existieren mindestens drei cytosolische Isoformen der Hsp70-Familie, von denen DnaK der bekannteste Vertreter ist. In Eukaryoten wurden Hsp70 Proteine im Cytosol, in Chloroplasten, Mitochondrien und im Lumen des Endoplasmatischen Retikulums (ER) gefunden. In Archaeen kommt Hsp70 in Halophilen und in einigen, aber nicht allen, Methanogenen vor. So fehlt es z. B. dem extrem thermophilen Methanococcos jannaschii. In Säugetieren existieren zwei Isoformen im Cytoplasma, eine 73 kDa-Form, die konstitutiv exprimiert wird (Hsc70), und eine stress-induzierbare, 72 kDa große Form (Hsp70). Dies verdeutlicht das generelle Prinzip, dass unter physiologischen Bedingungen konstitutiv exprimierte Isoformen einige wichtige Funktionen ausüben, wohingegen induzierbare Isoformen von Hsp70 wichtige Funktionen unter Stressbedingungen ausüben. Neuere Studien postulieren auch extrazellulär lokalisiertes Hsp70, das eine Schlüsselrolle bei der Induktion der zellulären Immunantwort spielen könnte.

Strukturelle Eigenschaften von Hsp70

Hsp70-Proteine bestehen generell aus einer 44 kDa-aminoterminalen ATPase-Domäne und einer 28 kDa-carboxyterminalen Domäne, die in eine 18 kDa-Peptidbindedomäne und eine 10 kDa-carboxyterminale variable Domäne mit unbekannter Funktion unterteilt werden kann.

Die Hsp70-ATPase-Aktivität

Hsp70-Proteine arbeiten ATP-abhängig an der Faltung von Polypeptidketten. Zyklen von Substratbindung und -freisetzung sind mit ATP-Bindung, Hydrolyse und Nukleotidaustausch gekoppelt. In der ATP-gebundenen Form besitzt eukaryontisches Hsp70 eine niedrige Affinität zu Substratproteinen, während es in der ADP-gebundenen Form eine hohe Affinität zum Substrat aufweist. Somit führt also ATP-Hydrolyse zu einer stabileren Interaktion von Hsp70 mit dem jeweiligen Substrat.

Funktion von Hsp70

Die molekularen Chaperone, wie Hsp70 und Hsp90, sind verantwortlich für die korrekte Faltung und Aktivierung vieler Proteine. Hsp70 assistiert bei der Faltung eines bedeutenden Anteils aller neusynthetisierten Proteine. Ein Mechanismus dieser Aktivität besteht darin, dass Hsp70 zusammen mit seinem Cochaperon Hsp40 (in Bakterien genannt DnaK und DnaJ) an Aminosäureketten bindet und verhindert, dass diese aggregieren, bevor sie ihre korrekte Struktur angenommen haben. Hsp70 kann auch mit Hsp90 einen Multichaperonkomplex bilden, in dem beide durch ein drittes Protein (Hop) verbunden sind. Das Zusammenspiel und die Interaktion dieser zwei Chaperonmaschinen ist von hoher Wichtigkeit für das Überleben von Zellen und Organismen (Autophagozytose). An der Involvierung von Hsp70-Proteine in wichtige zelluläre Prozesse, wie den Transport von Proteinen über Membranen, die Disassemblierung von Clathrin-umhüllten Vesikeln und die Regulation der Hitzeschockantwort, wird die große Bedeutung dieser Proteine deutlich.

Medizinische Bedeutung von Hsp70

Die niedermolekulare Komponente 15-Deoxyspergualin (DSG) wurde als ein Hsc70-Bindereagenz entdeckt. DSG bindet Hsc70 mit mäßiger Affinität und stimuliert dessen ATPase-Aktivität. Dadurch können therapeutische Effekte erzielt werden. Es wurde beobachtet, dass DSG die Abstoßreaktion des Körpers auf ein neues Gewebe bei Transplantationspatienten vermindert. Dies erklärt man sich dadurch, dass DSG indirekt bewirkt, dass Makrophagen in ihrer Funktion inhibiert und cytolytische T- und B-Zellen in der Proliferation gestört werden.

Übersicht

Beim Menschen sind 13 Hsp70 Proteine bekannt:[1][2]

GennameProteinnameSynonymeLokalisationNCBI-Eintrag
HSPA1AHsp70-1aHsp70; Hsp70-1; Hsp72; Hsx70Zellkern / Zytosol / LysosomGeneID 3303
HSPA1BHsp70-1bHsp70-2Zellkern / Zytosol / LysosomGeneID 3304
HSPA1LHsp70-1Lhum70t; Hsp70t, Hsp70-homZellkern / ZytosolGeneID 3305
HSPA2Hsp70-2AHspA2; Hsp70-3Zellkern / ZytosolGeneID 3306
HSPA5Hsp70-5BiP; Grp78; MIF2ERGeneID 3309
HSPA6Hsp70-6Hsp70B’; Hitzeshock 70kD Protein 6Zellkern / ZytosolGeneID 3310
HSPA7Hsp70-7Hsp70-7; Hsp70BGeneID 3311
HSPA8Hsp70-8Hsc70; Hsc71; Hsp71; Hsp73Zellkern / ZytosolGeneID 3312
HSPA9Hsp70-9Grp75; mtHSP75; mtHsp70; HspA9B; MOTMitochondriumGeneID 3313
HSPA12AHsp70-12aGeneID 259217
HSPA12BHsp70-12bGeneID 116835
HSPA13Hsp70-13StchGeneID 6782
HSPA14Hsp70-14Hsp70-4; Hsp70L1GeneID 51182

Einfache Organismen, wie beispielsweise Escherichia coli, besitzen weniger Hsp70 Proteine:

GennameProteinnameSynonymeNCBI-Eintrag
dnakDnaKGroPAB; GroPC; GroPF; GrpC; GrpFGeneID 944750
hscAHscAHsc66GeneID 944885
hscCHscCHsc62GeneID 945218

Einzelnachweise

  1. Tavaria, M. et al. (1996): A hitchhiker's guide to the human Hsp70 family. In: Cell Stress Chaperones 1(1); 23–28; PMID 9222585, PMC 313013 (freier Volltext)
  2. Daugaard, M. et al. (2007): The heat shock protein 70 family: Highly homologous proteins with overlapping and distinct functions. In: FEBS Lett. 581(19); 3702–3710; PMID 17544402; doi:10.1016/j.febslet.2007.05.039

Literatur

  • H. Wegele, L. Muller, J. Buchner (2004) Hsp70 and Hsp90 - a relay team for protein folding. In: Rev Physiol Biochem Pharmacol, 151: 1–44

Siehe auch