Horror vacui (Kunst)

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Dose von Zamora (um 960)
Adolf Wölfli: Die St.-Wandanna-Kathedrale in Band-Hain, 1910

Horror vacui (lat. Scheu vor der Leere) bezeichnet in der Kunst den Wunsch, alle leeren Flächen, besonders in der Malerei („Wimmelbild“) und im Relief (z. B. maurische Kunst der Alhambra etc.), mit Darstellungen oder Ornamenten zu füllen.

Verwendung

Der Begriff geht auf Aristoteles (Physik, Kapitel IV 6–9.) zurück, der mit horror vacui (griechisch: kenophobia) das Phänomen bezeichnete, dass die Natur kein Vakuum kenne.[1] In die Kunst übertragen, wurde der Begriff zum ersten Mal von dem italienischen Kunstkritiker Mario Praz verwandt, der damit vor allem überladene Werke viktorianischer Kunst beschrieb.

Auch für die Fülle und den Prunk des Barocks wird der Begriff verwendet.[2]

Gegenposition

Dem Horror vacui gegenüber steht in der Kunst des 20. Jahrhunderts zunehmend der „Mut zur freien Fläche“ als Gegenpol zur Angst vor der Leere (z. B. bei Mark Rothko u. a.)[3]

Literatur

  • Melanie Müller-Bering: [Weißraum]. In: Lutz Vogel und andere (Hrsg.): Mehr als Stadt, Land, Fluss. Festschrift für Ursula Braasch-Schwersmann. Schmidt, Neustadt an der Aisch 2020. ISBN 978-3-87707-197-7, S. 293–299.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Lexikon der Kunst, Band III: Greg–Konv, E. A. Seemann Verlag, Leipzig 2004, S. 342.
  2. books.google.de: Barock, ein Ort des Gedächtnisses
  3. Müller-Bering, S. 297.

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Die Skt.-Wandanna-Kathedrale in Band-Wand, 1910. Aus: Von der Wiege bis zum Graab, Heft 4, S. 205. Bleistift und Farbstift auf Zeitungspapier; Adolf-Wölfli-Stiftung, Kunstmuseum Bern
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Jewel box. Caliphal artwork.