Horgener Kultur

Kulturenfolge in der Schweiz
Keramikreste aus der Feuchtbodensiedlung im Umfeld des sogenannten Kleinen Hafners auf der Baustelle für das Parkhaus Opéra in Zürich
© Roland Fischer, Zürich (Switzerland) – Mail notification to: roland_zh(at)hispeed(dot)ch / Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0
Steinbeil im Zwischenfutter aus Hirschgeweih aus der Rettungsgrabung Parkhaus Opéra beim Kleinen Hafner in Zürich

Mit Horgener Kultur bezeichnet man eine jungsteinzeitliche Kultur zwischen 3400 und 2800 v. Chr. auf dem Gebiet der Westschweiz und des südlichen Baden-Württembergs, die durch Feuchtbodensiedlungen und Pfahlbauten gekennzeichnet ist. Die Horgener Kultur folgt in der Westschweiz auf die Cortaillod-Kultur, in der Ostschweiz und im Norden (Bodensee) auf die Pfyner Kultur. Die Horgener Kultur gilt als östlichster Ausläufer der Seine-Oise-Marne-Kultur in Frankreich.

Fundgeschichte, Namensgebung

Die Kultur wurde nach dem Ort Horgen-Scheller am Zürichsee benannt, wo im Jahr 1923 bei Bauarbeiten Funde zu Tage traten. Im Jahre 1934 erkannte der Prähistoriker Emil Vogt vom Schweizerischen Landesmuseum, dass die Funde sich charakteristisch von anderen Epochen unterscheiden. Weitere wichtige Fundstellen sind Sipplingen am Bodensee oder Bad Buchau am Federsee. In den Jahren 1987 bis 1990 fanden wesentliche Untersuchungen der Fundstelle statt, wobei großen Teils unter Wasser gearbeitet werden musste.

Keramik und Werkzeuge

Die Horgener Kultur ist durch grobe, dickwandige, zylinderförmige Keramik gekennzeichnet.[1] Da sich die Horgener Kultur darin von ihren Vorgängerkulturen unterscheidet, kam die Vermutung auf, dass die Träger der Horgener Kultur Einwanderer gewesen seien. Wie aber Martin Kolb (siehe Literatur) berichtet, deuten Funde in Sipplingen auf einen fließenden Kulturwandel, was die Vermutung nahelegt, dass die Horgener Kultur einen bodenständigen Ursprung hat.

Die Unterschiede in der Keramik lassen sich auch durch ein verändertes Nutzungsverhalten erklären. Wie Speisereste in der Keramik der Horgener Kultur belegen, wurden die dickwandigen Gefäße auch für das Erwärmen/Erhitzen von Speisen verwendet; die Nutzung ging also über das Aufbewahren von Lebensmitteln hinaus.

Bei den aufgefundenen Werkzeugen lassen sich alle Produktionsschritte nachweisen, ihre Form ist schlicht und zweckmässig.

Literatur

  • Marion Itten: Die Horgener Kultur. Birkhäuser, Basel 1970.
  • Martin Kolb: Die Seeufersiedlung Sipplingen und die Entwicklung der Horgener Kultur am Bodensee. In: Helmut Schlichterle (Hrsg.): Pfahlbauten rund um die Alpen. Theiss, Stuttgart 1997, ISBN 3-8062-1146-9 (Archäologie in Deutschland. Sonderheft.) ISSN 0176-8522, Seite 22–28.

Weblinks

Commons: Horgener Kultur – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. are.zh.ch: (application/pdf-Objekt), S. 1, Zugriff am 3. August 2018

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Archäologie im Parkhaus Opéra - Horgener Kultur - Steinbeil in 'Zwischenfutter' aus Hirschgeweih aus Originalsediment 2013-03-04 16-25-52 (P7700).JPG
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Ausstellung Archäologie im Parkhaus Opèra, Exponat aus der Grabung Parkhaus Opéra in Zürich (Schweiz) : Horgener Kultur, Steinbeil in 'Zwischenfutter' aus Hirschgeweih, aus der in der Ausstellung gezeigten Fundschicht.
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Kulturen der Frühzeit