Horace Mastronardi
Horace (Horaz) Mastronardi (1912 oder 1913; † März 1995) war ein Schweizer Rechtsanwalt, der bekannt war für seine Mitwirkung an Revisionsverfahren.
Leben
Mastronardi promovierte 1933 an der Universität Bern mit der Dissertation Die Stellung des Sachverständigen im Strafprozessrecht. Sein Interesse an Revisionsverfahren und Justizirrtümern wurde durch den Fall Riedel-Guala geweckt.[1] Mastronardi wirkte bei etwa fünfzig Revisionsverfahren mit und galt als Spezialist für ebensolche Verfahren.[2] Zu seinen Mandanten zählten unter anderem Friedrich Dürrenmatt,[3] die Familie Theodore von Kármán,[4] Timothy Leary,[5][6] Hans Brändlin[7] und Pierre Jaccoud.[8] Zusammen mit dem Berner Anwalt Roland Steiner erreichte er, dass der Fall Jaccoud als möglicher Justizirrtum in die Rechtsgeschichte einging.[9]
„Der (1996 verstorbene)<sic!> legendäre Berner Strafverteidiger Horace Mastronardi erzählte mir, dass er auf Bitte Jaccouds sich später des Falls angenommen und 18 Jahre für die Rehabilitierung seines Genfer Kollegen gekämpft habe. Schliesslich siegte Mastronardi vor Bundesgericht, das den Fall kassierte und zu neuer Beurteilung nach Genf zurückschickte. Doch habe dann Jaccoud nicht mehr die Kraft gehabt weiterzufahren. Er habe ihm gesagt, er hätte den Glauben an die Genfer Justiz verloren und könne nicht mehr.“
Mastronardi galt als „rede- und gestengewaltig“ und als Koryphäe.[11] Noch im hohen Alter kümmerte sich Mastronardi um den wegen des Mordes in Kehrsatz Verurteilten; er war Ehrenpräsident des Vereins «Fairness im Fall Z.», der sich mit Erfolg für die Wiederaufnahme des Falls einsetzte.[2][12] 1991 setzte sich Mastronardi „für untergetauchte kurdische Asylsuchende im Kanton Obwalden ein und verlangte die Rücknahme des abweisenden Asylentscheids“.[2] Er war zudem Promotor der „Elternratsmitarbeit“ genannten Zusammenarbeit zwischen Eltern und Lehrerinnen/Lehrern im Kanton Bern (welches via Volksschulgesetz Pflicht wurde).[13] Im März 1995 starb er in seinem 82. Lebensjahr.[2]
Kurznachrufe
- SDA: Anwalt Horace Mastronardi gestorben. In: Basler Zeitung. 16. März 1995.
- SDA: Gestorben / Anwalt Mastronardi. In: Der Bund. 16. März 1995.
Weblinks
- Literatur von und über Horace Mastronardi im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Horace Mastronardi in der Datenbank Dodis der Diplomatischen Dokumente der Schweiz
Einzelnachweise
- ↑ SDA: Gestorben / Anwalt Mastronardi. In: Der Bund. 16. März 1995.
- ↑ a b c d SDA: Anwalt Horace Mastronardi gestorben. In: Basler Zeitung. 16. März 1995.
- ↑ Hans Habe: Eichenlaub gegen Goethe-Medaille. In: Die Zeit, Nr. 14/1972.
- ↑ Kärin Nickelsen, Alessandra Hool, Gerd Graßhoff. VIII. Eine Stiftung für Bern. In: Theodore von Kármán: Flugzeuge für die Welt und eine Stiftung für Bern. Birkhäuser, Basel 2007, ISBN 978-3-7643-7135-7, S. 221–236.
- ↑ Drug cultist issues appeal. In: The Bulletin. 31. Oktober 1972.
- ↑ Leary free on bail; awaits U.S. action. Eugene Register-Guard, 8. August 1971.
- ↑ Fall betreffend Turnierpferd Carré d'As: Schweizer Illustrierte vom 22. November 1976, S. 30 (vgl. auch Der Spiegel vom 25. Mai 1981)
- ↑ Gerhard Mauz: Ein Mord, ein Knopf und Calvins Geist. In: Der Spiegel. Nr. 14, 1965, S. 119 (online).
- ↑ Jürgen Thorwald: Die Stunde der Detektive: Werden und welten der Kriminalistik. Band 1: Blutiges Geheimnis. Knaur, München/Zürich 1966.
- ↑ Hanspeter Born: Mörder gesucht. In: Das Magazin. 29. September 2001.
- ↑ Hanspeter Born: VII. Die Indizien: Ein klarer Fall. In: Die Weltwoche. 15. Dezember 1988.
- ↑ Heute vor 25 Jahren. In: Basler Zeitung. 20. April 2016 (mit Abbildung).
- ↑ Marcel Aeschbacher: Elternmitarbeit: Schule und Elternhaus. In: Der Bund. 13. Juni 1997.
Personendaten | |
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NAME | Mastronardi, Horace |
ALTERNATIVNAMEN | Mastronardi, Horaz (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | Schweizer Rechtsanwalt |
GEBURTSDATUM | 1912 oder 1913 |
STERBEDATUM | März 1995 |