Hoppenrade (Plattenburg)

Hoppenrade
Gemeinde Plattenburg
Koordinaten:53° 2′ N, 12° 4′ O
Höhe: 49 m ü. NHN
Eingemeindung:31. Dezember 2001
Postleitzahl:19339
Vorwahl:033982
Gutshaus, nach Alexander Duncker, um 1859/60
Gutshaus, nach Alexander Duncker, um 1859/60

Hoppenrade ist ein Ortsteil der amtsfreien Gemeinde Plattenburg im Landkreis Prignitz in Brandenburg.[1]

Geographie

Der Ort liegt 8 Kilometer nordnordöstlich von Plattenburg und 14 Kilometer ostsüdöstlich von Perleberg. Die Nachbarorte sind Reckenthin und Tüchen im Nordosten, Garz im Osten, Groß Welle im Südosten, Kletzke im Süden, Klein Welle, Viesecke und Groß Werzin im Südwesten, Rambow im Westen sowie Krampfer im Nordwesten.[2]

Kultur und Sehenswertes

Gutshaus Hoppenrade

Das klassizistische Guts- und Herrenhaus Hoppenrade wurde um 1830 errichtet als Nachfolgebau einer aus dem Jahr 1729/1743 stammenden Vorwerksanlage, welche bis 1803 dem Bistum Havelberg gehörte. Bauherr war der königlich preußische Amtsrat Johann Wilhelm Freyer (1774–1845), der 1840[3] in den erblichen Adelsstand mit von Freier[4] erhoben wurde. Er war mit Karoline Vogel verheiratet.[5] Ihm folgte als Hausbewohner und Gutsherr[6] auf dem Allodialgut Hoppenrade und Garz der Sohn Karl von Freier, verheiratet mit zwei Schwestern von Wilamowitz-Moellendorf-Gadow. Das zu jener Zeit amtlich veröffentlichte Generaladressbuch der Rittergutsbesitzer in Preußen beziffert sein Erbe mit 354 ha für Garz und 941 ha für Hoppenrade, in Garz wurde eine Brennerei betrieben und auf dem Hauptgut Hoppenrade noch eine Ziegelei. Nur auf den landwirtschaftlichen Teil eines Gutes zu setzen wäre nicht einträglich genug gewesen, respektive in zu viel Abhängigkeit von den Ernten.[7] So war es wichtig, dass der nächste Grundbesitzer, Günther von Freier-Hoppenrade (1852–1921), neben seiner ehrenamtlichen karitativen Tätigkeit als Rechtsritter des Johanniterordens und als königlicher Kammerherr noch die Funktionen eines kur- und neumärkischen Hauptritterschaftsdirektor in Berlin beim gleichnamigen Kreditinstitut ausführte. Als Ritterschaftsrat stand man dem Kreditwesen für Rittergüter einer vorbestimmten Region vor und konnte in Abhängigkeiten der Bonität der jeweiligen Flächen pekuniäre Hilfestellungen leisten. Sein Sohn und Erbe Carl Günther von Freier wurde fast in den gleichen Wegen aktiv, Ehrenritter bei den Johannitern und Landschaftsrat (Nachfolge der Ritterschaftsräte nach 1934), sowie zugleich Geschäftsführer des Deutschen Jagdschutzverbandes.[8] Vor der großen Wirtschaftskrise betrug die Größe des Rittergutes Hoppenrade samt Rittergut Garz 1345 ha. Haupteinnahmequelle blieb die große Schafsviehwirtschaft mit 1200 Tieren und eine kleine Stärkefabrik. In Garz führte Administrator Wöhler die Geschäfte, in Hoppenrade der Gutsherr selbst.[9]

Heute[10] beherbergt das Gebäude eine Förderschule mit Wohnheim für geistig behinderte Kinder und Jugendliche, die vom Christlichen Jugenddorfwerk Deutschlands (CJD) betrieben wird.[11]

Landschaftspark Hoppenrade

Der aus dem ehemaligen Gutspark hervorgegangene, um 1900 als „Perle der Prignitz“ bezeichnete, Landschaftsgarten gilt als eine der bedeutendsten Parkanlagen der Prignitz.[12] Zusammen mit dem gesamten Gutsensemble steht er unter Denkmalschutz (ID-Nr. 09160168).

in den Park integriert sind:

Baumveteranen im Park

Das 22 Hektar große, mit Bedacht angelegte, Park-Areal bietet einer großen Anzahl sehenswerter alter Baumexemplare – sowohl einheimischer als auch exotischer Arten – eine repräsentative Umgebung.[14]

Besonders hervorzuheben sind wegen ihrer Dicke und Mächtigkeit die:

  • Buche bei Hoppenrade.[15][16] Die dickste Rotbuche Deutschlands, steht nahe beim Gutshaus im Park. Sie wird auch als „Kletterbuche“ bezeichnet und nahm als deutscher Kandidat 2017[17] am Wettbewerb "Europäischer Baum des Jahres" teil.
  • Hügelgrablinde;[18] steht am südwestlichen Ende des Landschaftsparks auf dem vorzeitlichen Hügelgrab, nahe dem Burgstall der Turmhügelburg.

Literatur

  • Historisches Ortslexikon für Brandenburg – Teil 1 – Prignitz – A–M. Bearbeitet von Lieselott Enders. In: Klaus Neitmann (Hrsg.): Veröffentlichungen des Brandenburgischen Landeshauptarchivs (Staatsarchiv Potsdam) – Band 3. Begründet von Friedrich Beck. Verlag Klaus-D. Becker, Potsdam 2012, ISBN 978-3-88372-032-6, S. 359 ff.
  • Oliver Herrmann und Stephan Reinert. Hoppenrade. In: Peter Michael Hahn und Hellmut Lorenz: Herrenhäuser in Brandenburg und der Niederlausitz. S. 275–276; gesamt 2 Bände: Einführung und Katalog. Kommentierte Neuausgabe des Ansichtenwerks von Alexander Duncker (1857–1883); Berlin: Nicolaische Verlagsbuchhandlung Beuermann 2000; 2 Bde., 856 S., 275 farbige, 825 SW-Abb.; ISBN 978-3-87584-024-7
  • Henning v. Freier: Die Geschichte der Familie von Freier, Druck-Produktion Kühler, Düsseldorf 2006. S. 62 ff. ISBN 978-3-9805383-8-1. ISBN 3-9805383-8-9.

Weblinks

Commons: Hoppenrade – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Gemeinde Plattenburg – Ortsteile nach § 45 Kommunalverfassung – Bewohnte Gemeindeteile – Wohnplätze. (Nicht mehr online verfügbar.) In: service.brandenburg.de. Ministerium des Innern und für Kommunales des Landes Brandenburg, archiviert vom Original am 27. November 2020; abgerufen am 19. November 2020.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/service.brandenburg.de
  2. BrandenburgViewer der Landesvermessung und Geobasisinformation Brandenburg (LGB)
  3. Marcelli Janecki (Hrsg.): Handbuch des Preußischen Adels. 1892. Band 1, von Freier. Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1892, S. 154–155 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 3. Juli 2022]).
  4. Ernst Heinrich Kneschke (Hrsg.): Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon. Band 3, Freier. Friedrich Voigt, Leipzig 1861, S. 329–330 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 3. Juli 2022]).
  5. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Briefadeligen Häuser. 1908. In: "Der Gotha". 2. Auflage. Freier, Stammreihe. Justus Perthes, Gotha November 1907, S. 308–309 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 3. Juli 2022]).
  6. Hand-Matrikel der in sämmtlichen Kreisen des Preussischen Staats auf Kreis- und Landtagen vertretenen Rittergüter. In: Karl Friedrich Rauer (Hrsg.): GAB-Vorgänger. 1. Auflage. Provinz Brandenburg, Ost-Priegnitz. 35, 36. Selbstverlag, Berlin 1857, S. 95 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 3. Juli 2022]).
  7. P. Ellerholz, H. Lodemann, H. von Wedell: General-Adressbuch der Ritterguts- und Gutsbesitzer im Deutschen Reiche. 1. Band: Das Königreich Preussen, Lfg. 1: Die Provinz Brandenburg. Nicolaische Verlags-Buchhandlung Rudolf Stricker, Berlin 1879, S. 120–129, doi:10.18452/377 (hu-berlin.de [abgerufen am 10. Oktober 2021]).
  8. Walter von Hueck, Otto Reichert, Friedrich Wilhelm Freiherr v. Lyncker u. Ehrenkrook, Friedrich Wilhelm Euler, Hans Friedrich von Ehrenkrook: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser / B (Briefadel/ nach 1400 nobilitiert) 1968. In: Ausschuss für adelsrechtliche Fragen d. Dt. Adelsverbände in Gemeinschaft m. d. Dt. Adelsarchiv (Hrsg.): GHdA Genealogisches Handbuch des Adels, von 1951 bis 2014. Band VIII, Nr. 41. C. A. Starke, 1968, ISSN 0435-2408, S. 105–108 (d-nb.info [abgerufen am 10. Oktober 2021]).
  9. Ernst Seyfert, Hans Wehner, Alexander Haußknecht, GF Hogrefe: Niekammer`s Landwirtschaftliches Güter-Adreßbücher. Band VII. Landwirtschaftliches Adreßbuch der Rittergüter, Güter und Höfe der Provinz Brandenburg 1929. Verzeichnis sämtlicher Rittergüter, Güter und Höfe von ca. 20 ha aufwärts. In: Mit Unterstützung von Staats-und Kommunalbehörden, sowie des Brandenburgischen Landbundes zu Berlin, sowie der Kreislandbünde (Hrsg.): Standardwerk der Land-und Forstwirtschaft. Letzte Ausgabe. 4. Auflage. Verlag Niekammer`s Adreßbüchern G.m.b.H., Leipzig 1929, S. 71 (martin-opitz-bibliothek.de [abgerufen am 10. Oktober 2021]).
  10. Briefe und Briefauszüge von Edelgard v. Freier an ihre Schwester Ehrentraut (Moppeli) v. Rappard geb. v. Freier; 1968–2000 (Akte). In: Brandenburgisches Landeshauptarchiv (Hrsg.): BLHA. Rep., 37 Freier 66. Potsdam, Hoppenrade 2000, S. 1 f. (brandenburg.de [abgerufen am 10. Oktober 2021]).
  11. „Der Landschaftspark Hoppenrade – Die Perle der Prignitz“ Förderverein Landschaftspark Hoppenrade e. V., bei www.haetzer.de/www-hoppenrade
  12. „Sorge um den Landschaftspark“ Artikel in Märkische Allgemeine vom 6. Dezember 2017, bei www.maz-online.de
  13. „Suche nach der Burg von Zeterbow – Quelle: https://www.svz.de/13068171 ©2020“ Artikel der Schweriner Volkszeitung vom 21. März 2016,
  14. „Monumentale Bäume im Gutspark in Hoppenrade“ in Monumentale Bäume bei monumentaltrees.com
  15. „Buche bei Hoppenrade“ in „Monumentale Eichen“ (andere Baumarten) von Rainer Lippert, bei www.monumentale-eichen.de
  16. „Rotbuche in Hoppenrade“ im Baumregister, bei www.baumkunde.de
  17. Story of this tree: Climbing Beech in Hoppenrade
  18. „Sommer-Linde 'Hügelgrablinde' im Gutspark, Hoppenrade“ in Monumentale Bäume bei monumentaltrees.com

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Gutshaus Hoppenrade.jpg
Das Gutshaus zu Hoppenrade in der Prignitz (einst Kreis Ost-Prignitz, jetzt ein Ortsteil von Plattenburg, im Landkreis Prignitz)