Holländer (Fahrzeug)

Holländer mit Kurbelschwinge
Kinder mit einem Holländer in Stöcken (um 1912)
Diese dreirädrige (zweispurige) Eisenbahn-Draisine mit Kurbelschwinge arbeitet mit dem gleichen Funktionsprinzip wie der Holländer (1928)

Ein Holländer ist ein muskelkraftbetriebenes Fahrzeug für Kinder. Es ist ein Bewegungsspielzeug für Jungen und Mädchen ab etwa 4 Jahren, das die Bewegungskoordination trainiert.

Geschichte

Holländer waren bis in die 1950er-Jahre weit verbreitet, wurden dann durch Tretautos und ähnliche Fahrzeuge fast verdrängt und erleben heute wieder eine bescheidene Auferstehung.

Im Jahr 1982 gab es ein Plastikspielzeug mit dem Namen „Der fliegende Holländer“ in Kinder-Überraschungs-Eiern, welches das Funktionsprinzip des Holländers zeigt.[1]

Aufbau

Der Holländer kann als drei- oder vierrädriges Fahrzeug gebaut sein. Als Basis für das Spielfahrzeug wird ein Fahrgestell aus Metall[2] oder aus Holz[3] benutzt. Einige Gefährte haben auch eine Schleifbremse, eine Rückenlehne sowie Luftbereifung.[4] Es gibt auch Ausführungen als Tandem-Holländer mit zwei Deichseln für zwei Kinder.

Lenkung

Gelenkt wird das Gefährt mit den Füßen an der Vorderachse. Wenn bei einer dreirädrigen Variante vorne nur ein einziges Vorderrad existiert, dann ist die Achse dieses Rades verlängert und dient als Fußraste, ähnlich der Achsenverlängerungen (sogenannte Pegs) bei BMX-Rädern.

Antrieb

Der Hinterradantrieb erfolgt über eine Art Deichsel, die mit den Armen vor und zurück bewegt wird, welche dadurch über ein Gestänge oder eine Kette auf das Hinterrad wirkt.

Kurbelschwinge

Ist der Antrieb mit einer Kurbelschwinge ausgeführt, muss die Deichsel kontinuierlich bewegt werden. Diese Antriebsart lässt ein Vorwärts- und Rückwärtsfahren zu. Nachteil dabei ist der Totpunkt dieser Mechanik, der dazu führt, dass das Fahrzeug sich in dieser Position nicht bewegen lässt und man es kurz anschieben muss, um über den Totpunkt hinwegzukommen. Bei hohen Geschwindigkeiten (z. B. Bergabfahrten) wurde diese Art des Koppelgetriebes teilweise unbeherrschbar durch das ständige Hin- und Herbewegen der Deichsel, was auch zu einer erhöhten Verletzungsgefahr führte.

Eine besondere Bauform des Holländers aus den 1950er ist der „Cyclo Skiff“ von der Firma Nyon VD aus der Schweiz, mit dem Geschwindigkeiten von über 20 km/h erreicht wurden.[5] Bei diesem Fahrgerät mussten zwei Griffe gleichzeitig bewegt werden.[6]

2012 wurde beim Designpreis der Bundesrepublik Deutschland eine Diplomarbeit eingereicht, die einen dreirädrigen Holländer mit Kurbelschwinge vorgestellt, der über eine Kupplung und Freilauf verfügt, was den größten Nachteil dieser Bauform eliminiert.[7]

Kettengetriebe

Eine andere Möglichkeit bietet der Kettenantrieb mit Freilauf. Diese Antriebsform wurde in ähnlicher Form von der Firma Steiff mit dem Ruderrenner eingeführt und im Holländer weiterentwickelt. Hierbei wird die Deichsel ähnlich wie bei einem Ruderergometer für die Vorwärtsbewegung an den Körper herangezogen. Die Fahrradkette ist an einem Ende mit der Deichsel verbunden und verläuft über das Kettenrad auf der Hinterachse. Das andere Ende der Kette wird mit einer Zugfeder verbunden, so dass bei dem Vorwärtsbewegen der Deichsel die Kette zurückgezogen wird. Diese Antriebsart kennt keinen Totpunkt der Mechanik und eignet sich besonders für längere Fahrten, da man das Gefährt rollen lassen kann, ohne die Deichsel bewegen zu müssen. Ein Rückwärtsfahren ist bei dieser Antriebsart nur durch manuelles Schieben des Gefährts möglich.

Einzelnachweise

  1. Eierwiki.de Der fliegende Holländer, aufgerufen am 10. Juni 2014
  2. Firma Winther aus Dänemark: Produktkatalog 2012/13 Seite 21, RowKart, auch VIKING Holländer genannt
  3. Lebens- und Arbeitsgemeinschaft Lautenbach e.V., Werkstatt für behinderte Menschen und ein Hersteller von Holländern aus Holz
  4. pedalo.de Holländer mit Luftbereifung
  5. Ortsgeschichtliche Sammlung Seebach, Holländer-Dreirad
  6. Fotos und Prospekte vom Cyclo Skiff
  7. Johan Sträter: Einreichung beim Designpreis der Bundesrepublik Deutschland 2012 (Memento vom 14. Juli 2014 im Internet Archive)

Weblinks

Commons: Holländer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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KurrawangWoodline WEFretwellCollection.jpg
A Sheffield No. 1 Velocipede Car on the Kurrawang Woodline in Western Australia. H.N. Fretwell, the child in the photograph, wrote the following caption:

These woodlines used to supply timber to the mines and Kalgoorlie Power House. The lines were moved about to follow the salmon gum forests. The rails were leased from the W.A. Govt. Railways by the Timber Co. and once a year this trolley had to be run all over the line and spurs to measure the distance. H.N. Fretwell on Trolley. Timber cutters were nearly all Yugo-Slavs.

In his 2006 book Australian Railwayman: From Cadet Engineer to Railways Commissioner, Dr Ron Fitch wrote:

For about 40 years, the WA Goldfields Firewood Company operated a small but efficient 1067 mm narrow gauge railway, commonly known as the Kurrawang Wood Line. Starting from Kamballie at the southem end of the Golden Mile, the railway cut across to Kurrawang on the WAGR main line 13 kilometres west of Kalgoorlie. It then extended northwards from Kurrawang, shifting the line as the timber cut out. Finally, it swung south, again crossing the main line, this time at Calooli, 14 kilometres west of Coolgardie. From this point, the line stretched as far as 130 kilometres to the south and south-west. ... Although the company had its own locomotive and rolIing stock, at times WAGR vehicles travelled over the line. In order to assess royalty payments, the Railway Department would undertake periodical measurement of the lengths of the main and spur lines. This would be carried out using a pulling tricycle - colloquially known as an Armstrong - fitted with a revolution counter, the number of revolutions being converted into distance. In January 1932, I made one such measurement, at which time the longest spur had reached a point only a few kilometres west of Pioneer, a lonely siding on the Coolgardie-Esperance railway just 43 kilometres short of Norseman.

Grete Hoell ganz links als kleines Kind und ihre Geschwister vor der Bäckerei und Conditorei Fritz Baumgarten Stöckener Straße Hannover um 1912.jpg
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Grete Hoell (ganz links, als kleines Mädchen) und ihre (seinerzeit) beiden Geschwister vor der Bäckerei und Conditorei Fritz Baumgarten (Mitglied des Rabattsparvereins) in der damaligen Herrenhäuser Straße 48 (heute: Stöckener Straße 21); der Junge im Vordergrund sitzt auf einem sogenannten Holländer.
Hollaender.jpg
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Eichinger

, Lizenz: CC-BY-SA-3.0

Felix Holländer