Holger Falk

Holger Falk (2017)

Holger Falk (* ca. 1972) ist ein deutscher Opern- und Liedsänger (Bariton).

Leben

Holger Falks Vater ist Klarinettist und Saxophonist. Im Alter von 10 Jahren trat Falk dem Chor der Regensburger Domspatzen bei und besuchte das angeschlossene Musikgymnasium. Er unternahm weltweite Konzertreisen, spielte Klavier und Orgel.[1]

Nach dem Abitur studierte er Gesang an der Musikhochschule Würzburg bei Sigune von Osten, später auch in Mailand bei Franco Corelli und in New York bei Neil Semer. Im Anschluss an sein Studium war Holger Falk für zwei Jahre Mitglied des Frankfurter Opernchores und begann dann seine solistische Karriere als Opern- und Liedsänger. Dabei legt er den Schwerpunkt seiner künstlerischen Arbeit auf das Musiktheater und das Liedwerk des 20. und 21. Jahrhunderts.[2]

Holger Falk lebt gegenwärtig in Frankfurt am Main und hat zwei Kinder.

Musiktheater

Im Bereich des Musiktheaters arbeitete Holger Falk unter anderen mit den Dirigenten Christopher Hogwood und Gabriel Garrido, den Regisseuren Calixto Bieito und Werner Schroeter und mit zeitgenössischen Komponisten zusammen. Er wirkte bei Uraufführungen von Werken Péter Eötvös’ (Der goldene Drache, Paradise reloaded) an der Oper Frankfurt und bei den Bregenzer Festspielen sowie Ein Brief von Manfred Trojahn an der Oper Bonn, Beat Furrers (La bianca notte), Georges Aperghis’ (Le soldat inconnu), Michael Wertmüllers (Weine nicht, singe!), Miroslav Srnkas (Make No Noise) und Steffen Schleiermachers (Kokain) mit. Darüber hinaus sang er zahlreiche klassische Rollen von Monteverdis Orfeo (L’Orfeo) bis zu Wolfgang Rihms großen Opern. Im November 2021 übernahm er die Rolle des Jaufré Rudel in L'amour de loin von Kaja Saariaho an der Oper Köln[3]. Im Mai 2022 folgte die Titelrolle in G. F. Haas’ Oper Thomas an der Bayerischen Staatsoper München[4]. Im November 2022 ist Holger Falk Teil der Performance „Amopera“ – a performance with material of the music theatre of the last 100 years gemeinsam mit S.M. Sun und dem Klangforum Wien unter dem Dirigat von Bart Wiegers und der Regie von Jan Lauwers (Needcompany) im Festspielhaus Erl.

Liedkunst

Holger Falk konzertiert regelmäßig mit Ensembles für Neue Musik wie dem Klangforum Wien, dem Ensemble Modern, dem Ensemble Resonanz, dem Ensemble Avantgarde, der Basel Sinfonietta, der MusikFabrik NRW, dem Doelen Ensemble Rotterdam und nuovo aspetto sowie auch mit Ensembles für Barockmusik wie dem Elyma Genève (Monteverdis Orfeo), Elbipolis Hamburg (Graupners Dido), dem Concerto Köln (Hasses Leucippo) und der Kammerakademie Potsdam (Mendelssohns Elias).[5]

In diesem Zuge entstanden bereits etwa 20 Tonträgeraufnahmen mit Liedern verschiedener Komponisten[6]. 2016 erhielt er den ECHO Klassik für die beste Liedeinspielung des Jahres (Satie: Mélodies et Chansons) sowie 2017 den Preis der deutschen Schallplattenkritik (Hanns Eisler: Lieder und Balladen 1929–1937).

Als erster Sänger nahm er zusammen mit Alessandro Zuppardo am Klavier eine Gesamteinspielung aller 115 Mélodies für Männerstimme von Francis Poulenc auf. Zusammen mit Steffen Schleiermacher am Klavier veröffentlichte er neben der Satie-Gesamteinspielung auch Einspielungen von Liedzyklen Wolfgang Rihms und der Hölderlin-Vertonungen Josef Matthias Hauers. 2017/2018 erschien in Kooperation mit Deutschlandfunk Kultur und MDG eine 4-CD-Reihe der Lieder Hanns Eislers. Für seine Interpretationen der Partien der Kassandra in Iannis Xenakis Oresteia (2017), des Johannes in G. F. Haas‘ Morgen und Abend (2017) sowie des Lord Byron in Michael Wertmüllers Uraufführung Diodati. Unendlich (2019) wurde er vom Magazin Opernwelt dreimal für den Sänger des Jahres nominiert.[7] Im November 2021 sang er die Weltpremiere von Chaya Czernowins ATARA für Sopran, Bariton und Orchester gemeinsam mit Sofia Jernberg und dem RSO Wien im Goldenen Saal des Wiener Musikvereins.[8]

Lehrtätigkeit

Ab dem Sommersemester 2019 wurde er als Professor für Liedinterpretation, Oratorium und Aufführungspraxis für zeitgenössische Musik an die Universität für Musik und darstellende Kunst Graz berufen.[9]

Diskografie

  • 2022 Darius Milhaud: Mélodies & Chansons (Holger Falk, Bariton, Steffen Schleiermacher, Klavier), MDG
  • 2022 Friedrich Cerha: Keintate I, II (parts) (Holger Falk, attensam quartett), KAIROS
  • 2021 Wojciech Blazejczyk: General Theory of Relativity (Holger Falk, Bariton, Johannes Kalitzke, Dirigent, Klangforum Wien), KAIROS
  • 2021 Arthur Honegger: Mélodies & Chansons (Holger Falk, Bariton, Steffen Schleiermacher, Klavier), MDG Records
  • 2020 Il gondoliere veneziano: A musical voyage through Venice (Holger Falk, Bariton; nuovo aspetto; Merzouga), Prospero Classical
  • 2019 Hanns Eisler: Songs und Ballads 1898-1962 (Vol. 4) (Holger Falk, Bariton; Steffen Schleiermacher, Klavier), MDG Records
  • 2018 Hanns Eisler: Songs und Ballads 1898-1962 (Vol. 3) (Holger Falk, Bariton; Steffen Schleiermacher, Klavier), MDG Records
  • 2017 Hanns Eisler: Songs and Ballads 1948–1962 (Vol. 2) (Holger Falk, Bariton; Steffen Schleiermacher, Klavier), MDG Records
  • 2017 Hanns Eisler: Songs and Ballads 1929–1937 (Vol. 1) (Holger Falk, Bariton; Steffen Schleiermacher, Klavier), MDG Records
  • 2017 Fabián Panisello: Música vocal (Leigh Melrose, Laia Falcón, Holger Falk, Pluralensemble, Fabián Panisello), Columna Música
  • 2016 Peter Eötvös: Paradise reloaded (Holger Falk, Lucifer; Hungarian Radio Symphonic Orchestra; Gregory Vajda), BMC Records
  • 2016 Hans-Jürgen von der Wense: Pianoworks, Lieder, Chambermusic (Holger Falk, Bariton; Steffen Schleiermacher, Klavier; Jan Philipp Reemtsma, Rezitation; Rundfunk-Sinfonie-Orchester Berlin; Johannes Kalitzke, Dirigent), Es-Dur
  • 2015 Erik Satie: Intégrale des Mélodies et Chansons (Holger Falk, Bariton; Steffen Schleiermacher, Klavier), MDG Records
  • 2014 Wolfgang Rihm: Lieder (Holger Falk, Bariton; Steffen Schleiermacher, Klavier), MDG Records
  • 2013 Francis Poulenc: Intégrale des mélodies sur des poèmes de Paul Éluard et Louise de Vilmorin (Holger Falk, Bariton; Alessandro Zuppardo, Klavier), MDG Records
  • 2013 Francis Poulenc: Mélodies sur des poèmes des poètes divers (Holger Falk, Bariton; Alessandro Zuppardo, Klavier), MDG Records
  • 2011 Josef Matthias Hauer: Music with Hölderlin (Holger Falk, Bariton; Steffen Schleiermacher, Klavier), MDG Records
  • 2010 Francis Poulenc: Intégrale des mélodies sur des poèmes de Guillaume Apollinaire (Holger Falk, Bariton; Alessandro Zuppardo, Klavier), MDG Records
  • 2009 „Hommage an August Stramm“ (Holger Falk, Bariton; Hildegard Wiedemann, Sopran; Steffen Schleiermacher, Klavier), MDG Records
  • 2007 Schubert, Schumann, Brahms, Ullmann, Mohammadi: Sinnig zwischen beiden Welten (Holger Falk, Bariton; Stefan Geier, Klavier; Ensemble Hafez), MDG Records
  • 2006 Franz Schubert: Schwanengesang/ Zyklus (Holger Falk, Bariton; Stefan Geier, Klavier)

Auszeichnungen

  • 2016: ECHO Klassik Liedeinspielung des Jahres: Erik Satie: Intégrale des Mélodies et Chansons (Holger Falk, Bariton; Steffen Schleiermacher, Klavier), MDG Records
  • 2017: Preis der deutschen Schallplattenkritik: Hanns Eisler: Songs and Ballads 1929–1937 (Vol. 1) (Holger Falk, Bariton; Steffen Schleiermacher, Klavier), MDG Records
  • 2019: Opus Klassik: Sänger des Jahres (nominiert), solistische Einspielung Gesang: Lied 2019 (nominiert)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Cornelia von Wrangel: Sänger Holger Falk: Lieber Rihm als Mozart. In: FAZ.NET. 17. März 2016, ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 14. Dezember 2017]).
  2. Der Bariton Holger Falk im Porträt: Vom Domspatz zum Goldkehlchen | Cluster | SWR2. Abgerufen am 14. Dezember 2017 (deutsch).
  3. L'Amour de Loin - Oper Köln. Abgerufen am 30. August 2022.
  4. Thomas. Abgerufen am 30. August 2022.
  5. Biography | Holger Falk Baritone. Abgerufen am 31. Mai 2021 (deutsch).
  6. CD | Holger Falk Baritone. Abgerufen am 30. August 2022 (deutsch).
  7. Biography | Holger Falk Baritone. Abgerufen am 31. Mai 2021 (deutsch).
  8. WorldPremiere of Chaya Czernowin „ATARA“ | Holger Falk Baritone. Abgerufen am 30. August 2022 (deutsch).
  9. University Package Team: Personen. Abgerufen am 30. August 2022.

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Autor/Urheber: Kaupo Kikkas, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Opernsänger Holger Falk