Hohlzahn

Hohlzahn
Gemeiner Hohlzahn (Galeopsis tetrahit)

Gemeiner Hohlzahn (Galeopsis tetrahit)

Systematik
Asteriden
Euasteriden I
Ordnung:Lippenblütlerartige (Lamiales)
Familie:Lippenblütler (Lamiaceae)
Unterfamilie:Lamioideae
Gattung:Hohlzahn
Wissenschaftlicher Name
Galeopsis
L.

Der Hohlzahn (Galeopsis) ist eine Pflanzengattung in der Familie der Lippenblütengewächse (Lamiaceae). Die etwa zehn Arten sind hauptsächlich in Eurasien verbreitet.

Beschreibung

Illustration aus Sturm des Breitblättrigen Hohlzahns (Galeopsis ladanum)

Ungewöhnlich ist das fast völlige Fehlen von Drüsengängen und Ätherischen Ölen, die bei fast allen Lippenblütengewächsen vorkommen.

Vegetative Merkmale

Galeopsis-Arten sind einjährige krautige Pflanzen. Die aufrechten oder aufsteigenden Stängel sind vierkantig, fleischig und sparrig verzweigt. Die Knoten (Nodien) sind bei vielen Arten verdickt. Speziell an den Knoten und im Bereich des Blütenstandes sind einige Arten stachelig-borstig behaart. Die kreuzgegenständigen Laubblätter sind gestielt. Die einfachen Blattspreiten sind eiförmig-lanzettlich, lanzettlich oder rautenförmig meist mit gezähnten Rändern.

Zygomorphe Blüte von der Seite mit einem sichtbaren Zahn auf der Unterlippe vom Gelben Hohlzahn (Galeopsis segetum)
Blüte des Gemeinen Hohlzahn (Galeopsis tetrahit) mit Bestäuber
Klausenfrucht mit glatten Klausen des Gemeinen Hohlzahn (Galeopsis tetrahit)

Generative Merkmale

Sechs bis viele Blüten stehen in mehreren auseinanderliegend oder im obersten Bereich konzentrierten übereinander am Stängel angeordneten Scheinquirlen. Die winzigen Tragblätter sind linealisch oder lanzettlich.

Die sitzenden, zwittrigen Blüten sind zygomorph und fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Die fünf Kelchblätter sind röhrig-glockenförmig verwachsen, wobei der fünf- bis zehnnervige Kelch mehr oder weniger regelmäßig fünfzähnig mit steif pfriemlich-dornigen Kelchzahnenden; die oberen Kelchzähne sind bei manchen Arten länger. Die fünf Kronblätter sind trichterförmig verwachsen und bilden die typischen Lippenblüten. Die verlängerte Kronröhre besitzt im verlängerten Schlund keine Haare. Ober- und Unterlippe sind beide gut ausgebildet. Die aufrechte, konkave, eiförmige Oberlippe besitzt einen glatten oder gezähnten Rand und ist außen behaart. Die ausgebreitete, bei den meisten Arten farbig gefleckte, dreilappige Unterlippe besitzt einen verkehrt-herzfömigen Mittellappen und eiförmige Seitenlappen; die Verbindung zwischen Mittel- und Seitenlappen ist gezähnt. Das charakteristische Merkmal der Hohlzahn-Arten sind zwei hohle, zahnähnliche Ausstülpungen der Kronunterlippe, worauf sich der Trivialname Hohlzahn bezieht. Die Farben der Blütenkronen reichen von weiß über weißlich bis gelb und purpurfarben; sie können mehrfarbig und gepunktet sein. Die vier fertilen Staubblätter steigen unterhalb der Oberlippe auf. Der Griffel endet mit zwei ungleichen, pfriemförmigen Griffelästen.

Die Klausenfrucht zerfällt in vier glatte Klausen, die breit verkehrt-eiförmig mit stumpfem Ende sind.

Vorkommen

Schmalblättriger Hohlzahn (Galeopsis angustifolia)
Zweispaltiger Hohlzahn (Galeopsis bifida)

Die etwa zehn Galeopsis-Arten kommen in Europa, West- und Nord-Asien vor. Sie gedeihen in der Regel in Äckern, auf Waldschlägen, Schotterfluren und ähnlichen ruderalen Stellen.

In Mitteleuropa kommen vor: Schmalblättriger Hohlzahn (Galeopsis angustifolia), Zweispaltiger Hohlzahn (Galeopsis bifida), Breitblättriger Hohlzahn (Galeopsis ladanum), Weichhaariger Hohlzahn (Galeopsis pubescens), Gelber Hohlzahn (Galeopsis segetum), Bunter Hohlzahn (Galeopsis speciosa) und Gemeiner Hohlzahn (Galeopsis tetrahit).

Gelber Hohlzahn (Galeopsis segetum)
Blütenstand des Bunten Hohlzahns (Galeopsis speciosa)

Systematik

Die Gattung Galeopsis wurde 1753 durch Carl von Linné[1] aufgestellt. Als Lectotypus wurde 1913 Galeopsis tetrahitL. durch Britton & Brown festgelegt.[2] Synonyme für GaleopsisL. sind: LadanumGilib. und DalanumDostál.[3] Die Gattung Galeopsis gehört zur Unterfamilie Lamioideae in der Familie Lamiaceae.

Es gibt etwa zehn Galeopsis-Arten:

  • Schmalblättriger Hohlzahn (Galeopsis angustifoliaEhrh. ex Hoffm.) (wird auch als Unterart subsp. angustifolia(Ehrh. ex Hoffm.) Gaudin zu Galeopsis ladanum gestellt)
  • Zweispaltiger Hohlzahn (Galeopsis bifidaBoenn.)
  • Breitblättriger Hohlzahn (Galeopsis ladanumL.); mit zwei Unterarten:
    • Galeopsis ladanum subsp. carpetana(Willk.) O.Bolòs & Vigo: Sie kommt in Zentralspanien vor.[4]
    • Galeopsis ladanum subsp. ladanum: Sie kommt von Europa bis Zentralasien vor.[4]
  • Galeopsis nanaOtsch.: Die Heimat ist Transkaukasien.[4]
  • Weichhaariger Hohlzahn (Galeopsis pubescensBesser)
  • Galeopsis pyrenaicaBartl.: Die Heimat sind die Pyrenäen (Spanien und Frankreich).[4]
  • Galeopsis reuteriRchb.f.: Die Heimat sind die Südwestalpen (Frankreich und Italien).[4]
  • Galeopsis rivas-martineziiMateo & M.B.Crespo (wird auch als Synonym zu Galeopsis angustifolia gestellt)[4]
  • Gelber Hohlzahn, auch Saat-Hohlzahn genannt (Galeopsis segetumNeck.)
  • Bunter Hohlzahn (Galeopsis speciosaMill.)
  • Gemeiner Hohlzahn (Galeopsis tetrahitL.)

Es tritt häufig Bastardbildung auf,[5][4] beispielsweise:

  • Galeopsis ×acuminataRchb. (= Galeopsis pubescens × Galeopsis tetrahit)
  • Galeopsis ×carinthiacaPorsch ex Fiori (= Galeopsis bifida × Galeopsis pubescens)
  • Galeopsis ×haussknechtiiLudw. (= Galeopsis ladanum × Galeopsis segetum)
  • Galeopsis ×ludwigiiHausskn. (= Galeopsis bifida × Galeopsis tetrahit)
  • Galeopsis ×polychromaBeck (= Galeopsis pubescens × Galeopsis speciosa)
  • Galeopsis ×wirtgeniiF.Ludw. ex Briq. (= Galeopsis angustifolia × Galeopsis segetum)

Quellen

  • Xi-wen Li, Ian C. Hedge: Galeopsis. In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven (Hrsg.): Flora of China. Volume 17: Verbenaceae through Solanaceae. Science Press/Missouri Botanical Garden Press, Beijing/St. Louis 1994, ISBN 0-915279-24-X, S. 156 (englisch, online). (Abschnitte Beschreibung und Systematik)

Einzelnachweise

  1. Carl von Linné: Species Plantarum. Band 2, Lars Salvius, Stockholm 1753, S. 579, Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttp%3A%2F%2Fwww.biodiversitylibrary.org%2Fopenurl%3Fpid%3Dtitle%3A669%26volume%3D2%26issue%3D%26spage%3D579%26date%3D1753~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D.
  2. Nathaniel Lord Britton, Addison Brown: An illustrated flora of the northern United States, Canada and the British possessions: from Newfoundland to the parallel of the southern boundary of Virginia, and from the Atlantic Ocean westward to the 102d meridian. 2. Auflage. C. Scribner's sons, New York 1913, S. 119, Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttp%3A%2F%2Fwww.biodiversitylibrary.org%2Fopenurl%3Fpid%3Dtitle%3A940%26volume%3D3%26issue%3D%26spage%3D119%26date%3D1913~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D.
  3. Galeopsis bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis.
  4. a b c d e f g Rafaël Govaerts (Hrsg.): Galeopsis. In: World Checklist of Selected Plant Families (WCSP) – The Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew, abgerufen am 4. September 2019.
  5. Siegmund Seybold: Die Flora von Deutschland und der angrenzenden Länder. Ein Buch zum Bestimmen aller wild wachsenden und häufig kultivierten Gefäßpflanzen. Begründet von Otto Schmeil, Jost Fitschen. 95. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2011, ISBN 978-3-494-01498-2, S. 700.

Weblinks

Commons: Hohlzahn (Galeopsis) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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Stechender Hohlzahn (galeopsis tetrahit) im Naturpark Südheide (Germany)
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Blüte eines Gelben Hohlzahns (Galeopsis segetum)
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Galeopsis segetum, Lamiaceae, Gelber Hohlzahn, Saat-Hohlzahn, Infloreszenz. Die blühende Pflanze wird in der Homöopathie als Arzneimittel verwendet: Galeopsis (Galeo.)
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Galeopsis speciosa
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Galeopsis ladanum L. subsp. ladanum, syn. Galeopsis latifolia Hoffm.

Original Caption
Breitblättrige Kornwut, Galeopsis latifolia