Hohlspiegelmikrofon

Hohlspiegelmikrofone werden zur Richtungsfindung (Lokalisation) von Geräuschen eingesetzt. Sie sind im Prinzip wie Parabolantennen aufgebaut, wobei der Detektor durch ein Mikrofon ersetzt wird. Ihr Einsatz erfolgt häufig in Aeroakustik-Windkanälen mit offener Messstrecke. Meist wird hierbei die Schallabstrahlung von Straßenfahrzeugen oder Flugzeugen untersucht. Daneben gibt es meistens kleinere, handgehaltene Systeme, die zum Beispiel für Abhörmaßnahmen verwendet werden.

Funktionsweise

Funktionsprinzip eines Hohlspiegelmikrofons

Für Parabolspiegel wird das Mikrofon so positioniert, dass es im Schnittpunkt der reflektierten parallel einfallenden Schallstrahlen liegt. Möchte man die Ortungsgenauigkeit erhöhen, so ist die Verwendung eines Ellipsoidspiegels vorteilhaft. Beim Ellipsoidspiegel befindet sich das Mikrofon im Brennpunkt direkt vor dem Spiegel, im anderen der Messpunkt auf dem zu untersuchenden Objekt. Wenn der Messabstand nicht zu klein ist, können auch Parabolspiegel auf einen Messpunkt fokussiert werden, indem das Mikrofon dementsprechend positioniert wird. Der im Bild gezeigte Parabolspiegel mit 1,2 m Durchmesser kann zum Beispiel durch eine Erhöhung des Mikrofonabstands von der Spiegeloberfläche um 50 Millimeter auf eine Schallquelle in 7 Meter Abstand fokussiert werden. Weitere Vergrößerungen des Mikrofonabstands von der Spiegeloberfläche erlauben in diesem Falle Messabstände bis hinab zu etwa vier Meter.

Die Signalverstärkung eines Hohlspiegelmikrofones gegenüber einem Mikrofon mit Kugelcharakteristik ist frequenzabhängig. Die geringsten Verstärkungen erfolgen im unteren Frequenzbereich. Größere Verstärkungen können dort nur mit größeren Spiegeldurchmessern erreicht werden. Auch die räumliche Auflösung wird umso besser, je größer der eingesetzte Spiegel ist.

Einige Systeme sind mit mehreren, auf einer Ebene dicht beieinander angeordneten Mikrofonen ausgerüstet, sodass jedes dieser Mikrofone auf einen anderen Messpunkt auf dem Messobjekt fokussiert ist. Dies ermöglicht die gleichzeitige Vermessung einer gesamten Fläche, ohne dass das Hohlspiegelmikrofon umgesetzt werden muss.

Geschichte

Die ersten Hohlspiegelmikrofone waren militärische Entwicklungen. Von etwa 1916 bis 1930 entstanden zum Beispiel an der englischen Küste mehrere Beton-Konstruktionen, die dazu dienten, feindliche Luftschiffe und Flugzeuge bereits hören zu können, bevor sie in Sichtweite waren. Die bekanntesten unter ihnen auf dem ehemaligen Stützpunkt der Royal Air Force Denge bei Dungeness und in Hythe in Kent können heute noch besichtigt werden. Weitere Systeme sind beispielsweise in Sunderland, Redcar, Kilnsea in Holderness, am Selsey Bill bei Selsey und auf Malta zu finden.

Auch Konstruktionen, die die Schallstrahlen nicht in einem Punkt fokussierten, sondern ähnlich einem Hörrohr durch Mehrfachreflexionen wirken, wurden militärisch eingesetzt. Derartige Systeme zur Luftabwehr waren zum Beispiel auch in Japan (Japanische Kriegstuba) und bei der deutschen Wehrmacht (als „Ringrichtungshörer RRH“) im Einsatz. Aus den USA sind ähnliche Anordnungen – jedoch in kleinerer Ausführung – bekannt, die zur Ortung von Nebelhörnern von Schiffen dienen sollten („Topophone“ von Prof. Alfred M. Mayer von 1880). Meist wurden diese Systeme jedoch direkt abgehört und enthielten keine Mikrofone.

Literatur

  • Martin Helfer: Beurteilung von Hohlspiegelmikrofonen zur Schallquellenortung. Tagungsband „Akustik und Aerodynamik des Kraftfahrzeugs“, 1.–2. Februar 1994, Haus der Technik e.V., Essen
  • F.-R. Grosche; J. H. Jones; G. A. Wilhold: Measurement of the Distribution of Sound Source Intensities in Turbulent Jets. Prog. Astron. Aeron., Vol. 37 (1975), S. 79–92
  • Martin Helfer: Hohlspiegelmikrofone. Workshop „Mess- und Analysetechnik in der Fahrzeugakustik“, FKFS, Stuttgart, 9.–10. Oktober 2007
  • F.-R. Grosche: Distribution of Sound Source Intensities in Subsonic and Supersonic Jets, AGARD CP 131, 1974
  • F.-R. Grosche; H. Stiewitt; B. Binder: Sound Source Location and Discrimination from Background Noise in Wind-Tunnel Tests. International Congress on Instrumentation in Aerospace Simulation Facilities (ICIASF '75), 22.–24. September 1975, Ottawa, S. 301–310
  • Andreas Zeibig; Matthias Lippmann; Dietmar Richter: Akustisches Hohlspiegelmesssystem mit Mehrmikrofonanordnung. Tagungsband der DAGA ’05, München, S. 141–142, 2005
  • F.-R. Grosche: Application Possibilities of Acoustic Mirrors for Noise Source Localization. Tagungsband des DGLR-Workshops „Aeroacoustics of Cars“, 16.–17. November 1992, Deutsch-Niederländischer Windkanal, Emmeloord

Weblinks

Commons: Hohlspiegelmikrofone – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Auf dieser Seite verwendete Medien

ListeningEars(PaulRusson)Mar2005.jpg
(c) Paul Russon, CC BY-SA 2.0
Listening Ears near to Greatstone-on-Sea, Kent, Great Britain. These are concrete listening ears built for the Second World War. Aeroplanes flying across the channel could be heard by observers positioned near these "ears".
ParabolicMicrophone.jpg
Autor/Urheber: JGlover - Attribute to J. Glover, Atlanta, Georgia in any use (including derivative) outside of WikiMedia Foundation projects., Lizenz: CC BY-SA 3.0
Parabolic microphone used by television broadcasting crew during the coverage of the 2007 Auburn University vs. Vanderbilt University college football game.
Hohlspiegelmikrofon.jpg
Hohlspiegelmikrofon im aerakustischen Windkanal des FKFS in Stuttgart mit Maybach im Vordergrund (Foto: Helfer/FKFS, selbst fotografiert)
Funktionsweise eines Hohlspiegelmikrofons.jpg
Autor/Urheber:

Zeichnung: FKFS

, Lizenz: PD-Schöpfungshöhe

Funktionsweise eines Hohlspiegelmikrofons

WW1AcousticMirrorKilnsea(PaulGlazzard)Jan2007.jpg
(c) Paul Glazzard, CC BY-SA 2.0
WW1 Acoustic Mirror, Kilnsea, East Riding of Yorkshire, England.


Rare 4.5 metre high concrete structure near Kilnsea Grange, northwest of Godwin Battery, a relic of the First World War. On the pipe in front of the acoustic mirror was a trumpet-shaped ‘collector head’, a microphone which could pick up the reflected engine sound of Zeppelins approaching from the sea. Wires passed down the pipe to a listener seated in a trench nearby with a stethoscope headset, who would try to determine the distance and bearing of any enemy airships.