Hohe Schrecke

Hohe Schrecke
Höchster GipfelWetzelshain[1] (370,1 m ü. NHN)
LageLandkreise Kyffhäuser und Sömmerda (Thüringen), Burgenlandkreis (Sachsen-Anhalt) (Deutschland)
Teil desUnteren Unstrut-Berg- und Hügellandes, Thüringer Becken (mit Randplatten)
Einteilung nachHandbuch der naturräumlichen Gliederung Deutschlands
Koordinaten51° 15′ N, 11° 20′ O
GesteinBuntsandstein
Flächeje nach Definition 30 bis 55 km²
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Die Hohe Schrecke ist ein je nach Definition (siehe Abschnitt im Finne-Artikel) bis 370,1 m ü. NHN[1] hoher und 30 bis 55 km² großer Höhenzug in den Landkreisen Kyffhäuser und Sömmerda in Thüringen, der auf manchen Karten bis in den Burgenlandkreis (Sachsen-Anhalt) reicht.

Geographie

Lage

Die Hohe Schrecke im erweiterten Sinne liegt zwischen Bretleben und Reinsdorf etwa im Norden, Gehofen, Nausitz und Donndorf im Nordosten, Langenroda, Garnbach, Wiehe und Allerstedt im Osten, Lossa im Südosten, Hauteroda, Oberheldrungen und Heldrungen im Westen und Braunsroda im Nordwesten.

Der oberflächennahe geologische Untergrund der Hohen Schrecke wird von den Gesteinen des Buntsandsteins und einer Lössauflage gebildet.

Nordwestlich, nördlich und nordöstlich wird die Hohe Schrecke vom Saale-Zufluss Unstrut umflossen.

Berge und Erhebungen

Blick aus Richtung Bottendorf zur Hohen Schrecke

Die höchste Erhebung der Hohen Schrecke im erweiterten Sinne ist der Wetzelshain (370,1 m). Zu ihren Bergen und Erhebungen gehören – sortiert nach Höhe in Metern (m) über Normalhöhennull (NHN; wenn nicht anders genannt laut[1]):

  • Wetzelshain (370,1 m), zwischen Hauteroda und Garnbach
  • Beerberg (362,7 m), zwischen Hauteroda und Langenroda
  • Drei-Lindenberg (357,6 m), bei Garnbach
  • Seligenbornsberg (356,0 m), bei Lossa im Übergangsbereich zur Finne in Sachsen-Anhalt
  • Erbsland (353,6 m), nahe Ostramondra im Übergangsbereich zur Finne
  • Heidenkopf (353,2 m), zwischen Garnbach und Ostramondra
  • Buchberg (348,6 m), nahe Langenroda
  • Bilsenhügel (341,3 m), zwischen Hauteroda und Donndorf
  • Mittelberg (337,2 m),[2] bei Garnbach
  • Eichleite (328,6 m), zwischen Hauteroda und Donndorf
  • Schulzenberg (319,6 m), zwischen Gehofen und Oberheldrungen
  • Heidelberg (267,6 m), bei Braunsroda
  • Schlachtberg (237,0 m), bei Gehofen
  • Kummerberg (231,3 m), bei Reinsdorf
  • Querberg (195,8 m), bei Reinsdorf
  • Leidenberg (186,1 m), bei Bretleben

→ für diese und weitere thüringische Berge und Erhebungen der Hohen Schrecke siehe Liste von Bergen und Erhebungen in Thüringen#Hohe Schrecke

Geschichte

Die Hohe Schrecke gehörte zum Kerngebiet des Thüringer Königreiches und besaß in den Randlagen mächtige Wallburgen und Befestigungen (z. B. die Monraburg). Im Hochmittelalter gehörte das Gebiet zum Machtbereich der Beichlinger Grafen, der Grafen von Wiehe und der Thüringer Landgrafen (Raspenburg). Die das Gebiet durchziehenden Straßen wurden mit weiteren Burgen kontrolliert, zu ihnen zählte die Burg Rabenswalde. Die wirtschaftliche Erschließung und der Landesausbau führte auch im Inneren des Gebirges zur Anlage von Siedlungen und Dörfern, hiervon zeugt die Wüstung Wetzelshain. Über mehrere Jahrhunderte hinweg wurde die Hohe Schrecke von der Werther’schen Forstverwaltung extensiv genutzt und bis zur entschädigungslosen Enteignung 1945 blieb mit 4.900 ha der Hauptteil des Waldes im Besitz der Familie von Werthern-Beichlingen.

In den 1930er Jahren wurde im östlichen Teil der Hohen Schrecke östlich von Lossa eine Munitionsanstalt der deutschen Luftwaffe errichtet. Zur Lagerung der Munition dienten oberirdische, mit einer Erdaufschüttung versehene, Bunker. Diese wurden 1945 von der Roten Armee gesprengt, die Munitionsvorräte vor allem in frühere Kalischächte entsorgt.

Zwischen 1946 und 1948 rodete die sowjetische Besatzungsmacht rund 2.000 der 4.900 ha Wald für einen Truppenübungsplatz, umgeben von militärischem Sperrgebiet. Teilweise ließ man den Wald wieder nachwachsen. Anfang der 1990er Jahre zogen die sowjetischen Truppen ab, die ihren Standort bei Lossa hatten. Die LEG Thüringen erhielt den Auftrag, das Gebiet von Munition zu säubern, sowie Raketen-Schächte und Bunker zu verschließen. 3.000 ha waren 2010 noch nicht sicher beräumt.[3] Danach sollte der Wald verkauft werden. Um 2005 fiel die Entscheidung für das Naturschutzgroßprojekt „Hohe Schrecke – Alter Wald mit Zukunft“ (siehe Abschnitt Schutzgebiete).[4]

Flora und Fauna

Alter Wald im Nordosten der Hohen Schrecke

Die Landschaft auf der Hohen Schrecke ist durch große geschlossene und nicht zerschnittene Laubwaldbestände, insbesondere durch Buchenwälder, geprägt. Im südöstlichen Teil an der Grenze beider Bundesländer liegen Flächen, die bis zum Abzug der Sowjetarmee als Truppenübungsplatz dienten und hierfür waldfrei gehalten wurden. Die Waldflächen gehen an ihren Rändern meist unmittelbar in die intensiv bewirtschaftete Ackerflur über. Sie sind stellenweise aber auch mit zum Teil großen Streuobstwiesen und Trespen-Halbtrockenrasen verzahnt.

Die Hohe Schrecke bietet vor allem durch ihre Geschlossenheit Lebensraum für Wildkatze, Schwarzstorch und Rothirsch. Hier wachsen auch mehr als 500 verschiedene Arten von Großpilzen.

Schutzgebiete

Ein Großteil der Hohen Schrecke wurde 2004 als Naturschutzgebiet Hohe Schrecke (CDDA-Nr. 329442) ausgewiesen. Es umfasst 34,593 km²[5] Fläche (anderen Angaben zufolge 34,37 km²[1]), wurde als Bestandteil des Fauna-Flora-Habitat-Gebiets Hohe Schrecke-Finne (FFH-Nr. 4734-320; 57,32 km²)[1] an die Europäische Kommission gemeldet und reicht bis in Landschaften hinein, die früher der Finne zugerechnet wurden. Flächenmäßig deckungsgleich mit dem FFH-Gebiet ist das Vogelschutzgebiet Hohe Schrecke-Finne (VSG-Nr. 4734-320; 57,32 km²).[1]

Das Naturschutzgroßprojekt „Hohe Schrecke – Alter Wald mit Zukunft“ wurde als eines von fünf Gewinnern des Bundeswettbewerbs für Naturschutzgroßprojekte und ländliche Entwicklung, „idee.natur – Zukunftspreis Naturschutz“ ausgezeichnet. Dafür wurden Fördermittel des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit sowie des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz bereitgestellt.

Literatur

  • Hort der Buchen: Mehr Platz für die Natur. In: GEO 03/2008, S. 174 (anonyme Meldung mit der Aufforderung, die Hohe Schrecke zum Nationalpark zu erklären)
  • Hohe Schrecke – Alter Wald in "idee.natur – Zukunftspreis Naturschutz". Hrsg. BM für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit und Bundesamt für Naturschutz, Bonn, 2009

Weblinks

Commons: Hohe Schrecke – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Karten und Daten des Bundesamtes für Naturschutz (Hinweise)
  2. Amtliche topographische Karten Thüringen: LK Sömmerda, Ilmkreis, Kreisfreie Stadt Erfurt. In: Thüringer Landesvermessungsamt (Hrsg.): CD-ROM Reihe Top10. CD 3. Erfurt.
  3. Dr. Dierk Conrady / Stiftung "David"/Hohe Schrecke: am 19. Mai 2010 in Erfurt.
  4. Laut Website des Naturschutzgroßprojekts wurde 2009 der erste Pflege- und Entwicklungsplan aufgestellt. Hohe Schrecke - Das Projekt. Abgerufen am 7. Februar 2020.
  5. Hohe Schrecke (NSG 375) (und andere Naturschutzgebiete) in: Naturschutzgebiete… im Landkreis Sömmerda. Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie (TLUG), Juni 2011, abgerufen am 13. April 2011: „Das NSG umfasst einen großflächigen komplex sehr strukturreicher, großflächiger und unzerschnittener Buchenmischwälder (u. a. Waldmeister-Buchenwälder, Hainsimsen-Traubeneichen-Mischwälder, Winkelseggen-Erlen-Eschenwälder) mit bemerkenswertem Artenspektrum. Es stellt zudem ein besonders wertvolles Reproduktionsgebiet für die Wildkatze dar.“

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(c) Karte: NordNordWest, Lizenz: Creative Commons by-sa-3.0 de
Positionskarte von Thüringen, Deutschland
Wappen Landkreis Sömmerda.svg
Wappen Landkreis Sömmerda
Gehofen Hohe Schrecke Wald.jpg
(c) Michael Fiegle in der Wikipedia auf Deutsch, CC BY-SA 3.0
Alter Buchen-Mischwald mit hohem Totholzanteil in der Hohen Schrecke bei Gehofen (Thüringen).
Nausitz Hohe Schrecke.jpg
(c) Michael Fiegle in der Wikipedia auf Deutsch, CC BY-SA 3.0
Blick vom Schlachtberg zum Schulzenberg (Hohe Schrecke).
Bottendorf Blick zur Hohen Schrecke.jpg
(c) Michael Fiegle in der Wikipedia auf Deutsch, CC BY-SA 3.0
Blick von den Bottendorfer Hügeln über Bottendorf zur Hohen Schrecke. Im Vordergrund Schwermetallrasen mit Bottendorfer Grasnelke.