Ansitzeinrichtung
Bei einer Ansitzeinrichtung handelt es sich um eine Jagdeinrichtung für die Ansitzjagd, die je nach Bauform (etwa als Hochsitz oder ebenerdiger Ansitzschirm) zusätzliche Vorzüge wie Deckung und Witterungsschutz bietet.[1][2][3] Ansitzeinrichtungen werden typischerweise im Auftrag und auf Kosten des jeweiligen Jagdausübungsberechtigten (z. B. des Jagdpächters) oder des Grundeigentümers errichtet.
Zweck
Ansitzeinrichtungen dienen dem Jäger als Ansitzplatz für die Jagdausübung und bieten je nach Bauform zusätzliche Deckung und Witterungsschutz. Sie ermöglichen ein sicheres Erkennen und Beurteilen des Wildes (Ansprechen) sowie sicheres Schießen. Beim Errichten und bei der Benutzung von Ansitzeinrichtungen spielen sowohl jagdliche Überlegungen (zum Beispiel die Hauptwindrichtung) als auch sicherheitstechnische Aspekte (wie Unfallverhütungsvorschriften) eine Rolle.
Bei Hochsitzen sowie an erhöhter Stelle im Gelände stehenden, ebenerdigen Ansitzschirmen kann der Erdboden durch den sich dadurch ergebenden, spitzeren Winkel der Flugbahn als natürlicher Kugelfang für Geschosse dienen, die ihr Ziel durchschlagen oder verfehlen. Zudem kann die Jagdwaffe beim Anlegen auf das Wild aufgestützt oder angelehnt werden.[4] Ein ausreichend hoher Hochsitz kann auch dafür sorgen, dass der Jäger „über dem Wind“ sitzt und sein Geruch somit vom Wild nicht mehr wahrgenommen wird.
Bauweise
Abhängig von der Art ihrer baulichen Ausführung (Hochsitz versus Erdsitz) sowie nach ihrem Verwendungszweck (für die Ansitzjagd oder Drückjagd) können Ansitzeinrichtungen in verschiedene Typen unterschieden werden. Die Bezeichnungen einzelner Bautypen sind dabei nicht immer vollkommen trennscharf und unterscheiden sich auch regional.
Hochsitz
- Leitersitze (auch Baumleiter; einfache, teils überdachte Leitern mit Sitzgelegenheit, oft angelehnt an Bäume, teils überdacht),
- Hochsitze (freistehende Bauweise mit Seitenverblendung, oft mit Dach),
- Kanzeln (halboffene und völlig geschlossene Hochsitze mit Seitenverblendung und Überdachung),
- mobile Ansitze (durch Aufbau auf Anhängern oder durch Räder ortsveränderlich),
- Klettersitze (tragbare Sitzgestelle, mit denen ein Jäger an Baumstämmen hinaufklettern kann),
- Drückjagdböcke (einfache, relativ niedrige Hochstände ohne Überdachung, die dem stehenden Schützen bei Drückjagden Bewegungsfreiheit für Schüsse in alle Richtungen lassen).
- Scherensitz oder auch Scherenleiter
- Überdachter Leitersitz, angelehnt an einen Baum
- Freistehender Leitersitz
- (c) Löwe 48, CC BY-SA 3.0Offene Kanzel mit Überdachung
- Geschlossene Kanzel
- Mobile, geschlossene Kanzel
- Klettersitz
Erdsitz
- ebenerdige Erdsitze bzw. Kanzeln (teils halboffene, teils geschlossene und mit Überdachung versehene Ansitzeinrichtungen)
- tragbare Ansitz- bzw. Jagdschirme (aus unterschiedlichen Materialien gefertigter Sichtschutz, für besonders gute Tarnwirkung teils verspiegelt)
- (c) Johann Jaritz / CC BY-SA 4.0Überdachter Erdsitz
- Halboffener Jagdschirm für die Wildtaubenjagd
- Verspiegelter Ansitzschirm für die Bogenjagd
- (c) Geoff Davies, CC BY-SA 2.0Gemauerter Jagdschirm (englisch grouse butt) für die Treibjagd auf das Schottische Moorschneehuhn
- (c) Maarten Sepp, CC BY-SA 3.0Schwimmende Jagdschirme für die Entenjagd in Frankreich
- Mobiler Jagdschirm mit Tarndruck
- Mobile, ebenerdige Jagdkanzel
- (c) Foto: Störfix, Lizenz: Creative Commons by-sa 3.0 deHistorischer Jagdschirm an der Kernschneise nahe dem Jagdschloss Kranichstein
Geschichte
Aus der Feudalzeit, insbesondere aus der Zeit des Absolutismus, sind in fürstlichen Jagdparks gemauerte Jagdschirme erhalten, die mit Schießscharten versehen sind und durch ihre massive Bauweise nicht nur Sichtschutz, sondern auch Schutz vor angreifendem Wild (z. B. Wildschweinen) boten,[5] so etwa in der Jagdanlage Rieseneck und im Umfeld des Jagdschlosses Kranichstein.
Vandalismus
Jagdeinrichtungen, insbesondere dauerhaft im Revier verbleibende, wie ortsfeste Ansitzeinrichtungen, sind ein Ziel von Vandalismus, teils ohne besonderen Grund oder Bezug zur Jagd,[6] teils in gezielten Aktionen von Jagdgegnern.[7][8][9] Das Umreißen, Umsägen oder sonstiges Unbrauchbarmachen von Ansitzeinrichtungen stellt eine Sachbeschädigung dar.[9] Zahlen über die Häufigkeit solcher Taten sind nicht bekannt. Die Frage der ethischen Rechtfertigung von straf- und privatrechtlich relevanten Aktionen wird innerhalb der Tierrechtsbewegung kontrovers diskutiert. Während sich die Aufklärung oftmals schwierig gestaltet, kommt es, etwa durch den Einsatz von Fotofallen und die Zusammenarbeit mit der Öffentlichkeit, auch immer wieder zu polizeilichen Ermittlungserfolgen.[10][11][6]
Recht
Deutschland
Unbefugten, die nicht die Erlaubnis des Eigentümers eingeholt haben, ist das Betreten und Benutzen von Ansitzeinrichtungen in Deutschland oftmals landesrechtlich explizit verboten. Dabei ist es unerheblich, ob der Hochsitz abgeschlossen oder gegen Besteigung gesichert ist.[12][13]
Bau- und Jagdrecht legen je nach Bundesland verschiedene Anforderungen an Ansitzeinrichtungen fest, die Verkehrssicherheit sowie dem Landschaftsbild verträgliche Materialien und Bauweise gewährleisten sollen. Kanzeln, die mit Heizung, elektrischem Licht sowie einer Übernachtungsmöglichkeit ausgerüstet sind („Schlafkanzeln“), stellen bereits einen Grenzfall dar. Die Unfallverhütungsvorschriften (UVV Jagd) der landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft sind zu beachten.
Literatur
- Anton Schmid: Hochsitzbau. Bauanleitungen, Konstruktionszeichnungen, Modellfotos, 127 Seiten. blv, München 2005, ISBN 3-405-16897-X
- Ilse Haseder, Gerhard Stinglwagner: Knaurs Großes Jagdlexikon. Augsburg 2000, ISBN 3-8289-1579-5
- Gerold Wandel: Reviereinrichtungen selbst gebaut. 288 Fotos und Skizzen, über 100 Konstruktionszeichnungen vom Verfasser. 9., durchgesehene Auflage. blv, München 2005, 296 S., ISBN 3-405-16283-1
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Ansitz | Rechtschreibung, Bedeutung, Definition, Herkunft. In: Duden. Abgerufen am 21. November 2020.
- ↑ Ansitz. In: DWDS – Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache. Abgerufen am 21. November 2020.
- ↑ Anstand | Rechtschreibung, Bedeutung, Definition, Herkunft. In: Duden. Abgerufen am 21. November 2020.
- ↑ Ilse Haseder, Gerhard Stinglwagner: Knaurs Großes Jagdlexikon. Augsburg 2000, S. 388.
- ↑ Joachim Kresin: Jagdvergnügen und Schlossgeschichten. In: Rüdiger Thomsen-Fürst (Hrsg.): »Es ist nur ein Dorf« – Schwetzingen mit den Augen Leopold Mozarts (= Schriften zur Südwestdeutschen Hofmusik. Nr. 3). Heidelberg University Publishing, 2020, ISBN 978-3-947732-76-0, ISSN 2569-2747, S. 45–69, doi:10.17885/heiup.566 (archive.org [PDF]).
- ↑ a b Sascha Bahlinger: Hochsitze gesprengt – Tatverdächtiger ermittelt. In: jagderleben.de. 11. Mai 2018, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 21. Oktober 2019; abgerufen am 21. Oktober 2019. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Jäger fordern Hilfe: Vermummte zerstören gezielt Hochsitze. In: Aachener Zeitung. 8. Mai 2019, abgerufen am 21. Oktober 2019.
- ↑ Christian Liehner: Jagdgegner zerstören Hochsitze und hängen Flugblätter aus. In: jagderleben.de. 29. Oktober 2018, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 21. Oktober 2019; abgerufen am 21. Oktober 2019. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ a b Sascha Bahlinger: Hochsitz angesägt – Jäger stürzt ab. In: jagderleben.de. 24. Mai 2019, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 21. Oktober 2019; abgerufen am 21. Oktober 2019. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Daniel Salmon: Hochsitz-Brandserie: Bünder (27) unter Tatverdacht. In: westfalen-blatt.de. 15. Juni 2018, abgerufen am 21. Oktober 2019.
- ↑ Zerstörte Hochsitze im Emsland: 22-Jähriger unter Verdacht. In: Grafschafter Nachrichten. 2. Mai 2019, abgerufen am 21. Oktober 2019.
- ↑ Mark G. von Pückler: Der Jäger und sein Recht. 5., völlig neubearbeitete und erweiterte Auflage. Parey, Singhofen 2002, ISBN 978-3-89715-508-4, S. 130.
- ↑ Waldknigge. Abgerufen am 26. Januar 2023.
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Pop up blind. Photo by Tina Shaw/USFWS.
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Blick auf zwei Rehe (Capreolus capreolus, Bildmitte) von einem Hochsitz nahe en:Hyvinkää, Finnland, 2017 – Galerie Paul Childerley on a driven hunt in Finland. Von links ins Bild ragend ein Gewehrlauf mit aufgesetztem Schalldämpfer
Autor/Urheber: Basotxerri, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Dove hunting stand at the Montezkue hamlet. Tolosa, Gipuzkoa, Spain
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Geschlossener Hochsitz, wahrscheinlich in Deutschland oder Österreich
A deer hunter holds his eye to the scope of his gun while sitting in a deer stand waiting for a deer to cross his path.
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Shotting stand in Thuringia, Germany
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Camouflaged duck hunting boats near Marseillan. Étang de Thau, département de l'Hérault, France.
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Schießstand in der Nähe von Roßleben, Thüringen
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Dies ist ein Bild des hessischen Kulturdenkmals mit der Nummer
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Grouse butt on Woodhall Greets This is one of several well-kept grouse butts on an active grouse moor. This managed moorland is burned in strips giving an interesting patterning on aerial photographs as seen in the link below Burning gets rid of woody stems and allows young shoots to grow which is more palatable to grouse, sheep and other wildlife.
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Lamprechtshausen (Bezirk Salzburg-Umgebung): Mobiler Schießstand, ab-/aufgestellt beim Geschützten Landschaftsteil Orchideenstreuwiese in Knotzing
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Jägerstand bei Sipplingen, Bodenseekreis, Baden–Württemberg, Deutschland
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NSG Esterweger Dose, Moorgutstraße in Saterland
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Hochstand - Luckenwalde Heide
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Schießstand an der Gaisrückenstraße «Am Kåte» in Winklern, Gemeinde Pörtschach am Wörther See, Bezirk Klagenfurt Land, Kärnten, Österreich, EU
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Dieses Bild zeigt das Schutzgebiet in der World Database on Protected Areas (WDPA) mit der Nummer
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Schild: "Jagdeinrichtung - Betreten verboten - Der Jagdberechtigte", aufgenommen 2010-03-28, ausgehend vom ursprünglichen uploader wsl. in Deutschland
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Blick Richtung Großen Zschirnstein, abgebrannter Hochsitz