Hochschule für Gestaltung Schwäbisch Gmünd

Hochschule für Gestaltung Schwäbisch Gmünd
Gründung1776 (Hochschule seit 1971)
Trägerschaftstaatlich
Ort Schwäbisch Gmünd
BundeslandBaden-Württemberg Baden-Württemberg
LandDeutschland Deutschland
RektorinMaren Schmohl
Studierende679 SS 2018 [1]
Professoren27
Websitewww.hfg-gmuend.de

Die Hochschule für Gestaltung Schwäbisch Gmünd (HfG Schwäbisch Gmünd) ist eine rein auf das Gebiet Gestaltung spezialisierte Hochschule für angewandte Wissenschaften in Schwäbisch Gmünd, die vier Bachelorstudiengänge und einen Masterstudiengang anbietet. Sie ist Gründungsmitglied im 2022 errichteten Promotionsverband der Hochschulen für angewandte Wissenschaften Baden-Württemberg.[2]

Die Einflüsse des Bauhauses und der Hochschule für Gestaltung Ulm sind prägend für die Lehrauffassung der HfG.

Geschichte

Gebäude der HfG Schwäbisch Gmünd (Elsaesserbau) von Nordosten
Ansicht von Südwest
Ansicht von Südosten, im Hintergrund das Nebengebäude
Haupteingang

Hochschulgeschichte

Die Geschichte der Hochschule reicht in das Jahr 1776 zurück, als eine Zeichenschule gegründet wurde, der 1828 mit beginnender Industrialisierung eine Gravierklasse angegliedert wurde. Aus der ehemaligen Zeichenschule ging 1860 eine Gewerbeschule mit eigener Fachabteilung für Gold- und Silberschmiede hervor. 1909 kam es zur Herauslösung der Königliche Fachschule für Edelmetallindustrie. Sie bezog das neu errichtete Gebäude des Architekten Martin Elsaesser im Südwesten der Kernstadt, welches heute noch Standort der Hochschule ist. Das Programm des damaligen Direktors Walter Klein stand in Einklang mit dem Fortschrittsbestreben Hermann Muthesius, dem Mitbegründer des Deutschen Werkbundes.

Der Erste Weltkrieg sorgte 1914 für einen jähen Rückgang der Schülerzahlen. Die Schule erholte sich jedoch schnell von den Kriegswirren.[3] Die Schule erhielt 1923 eine neue Verfassung und wurde durch einen Anstoß des Deutschen Werkbundes 1924 zur Staatliche Höhere Fachschule für Edelmetallindustrie. Daraufhin kam es zu Einflüssen durch Bauhaus-Größen wie Josef Albers, Lászlo Moholy-Nagy, Wilhelm Wagenfeld. Schon zwei Jahre später wurde die erste „Klasse für Industrielle Formgebung“ eingerichtet – unter dem Eindruck einer Reise Walter Kleins nach Dessau.[4] Nach Ende des Zweiten Weltkrieges erfolgte 1950 eine Umbenennung zur Staatlichen Höheren Fachschule für Edelmetallgewerbe. Zwei Jahre später wurde die „Klasse für Industrielle Formgebung“ wieder durch den neuen Schulleiter Walter Lochmüller aufgenommen und avancierte zu einer der namhaftesten ihres Fachbereiches. 1960 wurde die Klasse zur Abteilung für Formgebung ausgebaut.[5]

1965 folgte die Umwandlung in die Staatliche Werkkunstschule Schwäbisch Gmünd. Nach der bisher betont handwerklichen Ausrichtung folgte eine starke Konzentration auf gestalterische Fragen. Es wurden Studiengänge für Industriedesign, Grafikdesign und Schmuckdesign eingerichtet. Sie bildeten die Grundlage für die 1971 entstandene Fachhochschule für Gestaltung, deren erster Rektor Karl Dittert wurde. Er übernahm die Aufgabe, die Hochschule weg von künstlerischen hin zu gestalterischen Programmen zu führen, das sich auf das Ausbildungskonzept der Hochschule für Gestaltung Ulm bezieht. Die Vorgängereinrichtungen waren mit ihrem Lehrangebot noch deutlich an der örtlichen Gewerbestruktur orientiert, wohingegen der Bildungsauftrag der Fachhochschule bereits überregional zu sehen war.[6]

1987 wurde der Schwerpunkt Medien im Studiengang Visuelle Kommunikation eingeführt. Im Wintersemester 1989 wurde der Schwerpunkt Digitale Medien eingeführt, aus dem 2007 der heutige Studiengang Interaktionsgestaltung hervorging. Seit 2005 führt die Hochschule für Gestaltung im Englischen den Zusatz University of Applied Sciences.

Aufgrund der stetig wachsenden Studierendenzahl der Hochschule wurde eine räumliche Vergrößerung mit dem Bezug des Neubaus auf dem Gamundia-Areal zwischen Bahnhof Schwäbisch Gmünd und Stadtgarten geschaffen.[7]

Elsaesserbau (Rektor-Klaus-Straße 100)

„Gewerbemuseum und Erhardsche Alterthumssammlung“, Eingang an der Südfassade
Relief am Eingang an der Südfassade

Der Bau wurde unter anderem auf Forderung des Rektors Walter Klein angestrengt. Der Gemeinderat der Stadt Schwäbisch Gmünd beschloss 1906 das Gewerbemuseum und die Erhardsche Altertumssammlung an einen möglichen Neubau anzugliedern. Es wurde dazu ein passendes Gelände am damaligen Stadtrand in Hanglage zugewiesen. Den darauf folgenden öffentlichen Architektenwettbewerb, bei dem 132 Entwürfe eingingen, gewann der junge Architekt Martin Elsaesser. Die Innenausstattung des Juli 1909 eingeweihten Baus wurde vor allem durch Franz Mutzenbecher, Jakob Brüllmann sowie Jakob Wilhelm Fehrle besorgt. Mehrere Ausbaustufen wurden von Elsaesser zwischen 1923 und 1954 verwirklicht. Den Entwurf zur erfolgten Aufstockung lieferte er kurz vor seinem Tod, die Umsetzung erlebte er nicht mehr. 1968 ging der Museumflügel an die Hochschule über.

1955 und 1992 kam es zu Innenrenovierungen, 1987 zu Renovierungen am Äußeren.[8]

Während der Bauarbeiten zum 100-jährigen Jubiläum wurden Mängel an dem denkmalgeschützten Bau festgestellt, was eine umfassende Sanierung des Elsässerbaus von 2010 bis 2014 zur Folge hatte.[9] In zwei Bauabschnitten wurden alle Flächen-, Struktur- und Funktionsdefizite beseitigt, sowie Fenster und Dämmung erneuert um den Energieverbrauch des Gebäudes zu Verringern. Unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes wurde der Elsässerbau an die Anforderungen eines modernen Studienbetriebes einer Hochschule angepasst. Neben der Kernsanierung und der technischen Modernisierung wurde bei der Umsetzung darauf Wert gelegt, die ursprünglichen Gebäudefunktionen des Jugendstilbaus zum Vorschein zu bringen. Nach Beendigung der umfassenden Sanierungs- und Modernisierungsarbeiten und der Wiederaufnahme des Lehrbetriebs wurde das Stammhaus am 9. Juli 2015 feierlich vom Ministerium für Finanzen und Wirtschaft Baden-Württemberg übergeben.[10]

Rektoren

Folgende, noch unvollständige Liste, listet die Rektoren der HfG

  • 1903–1946: Walter Klein
  • 1946–1970: Walter Lochmüller
  • 1972–1979: Karl Dittert
  • 1979–1991: Wilfried Reinke
  • 1991–1999: Harald Stetzer[11]
  • 1999–2003: Wilfried Reinke
  • 2003–2015: Cristina Salerno[12]
  • 2015–2022: Ralf Dringenberg
    • 2021 gewählt und nicht angetreten Detlef Rahe[13][14]
  • 2023–heute: Maren Schmohl

Studiengänge

Nebengebäude (Bibliothek) in der Rektor-Klaus-Straße
Standort am Bahnhof Schwäbisch Gmünd, Ansicht vom Remspark

Seit 2004 werden die Bachelor-Studiengänge Kommunikations- und Produktgestaltung angeboten, 2007 folgte die Interaktionsgestaltung. 2014 hat das Masterprogramm Strategische Gestaltung den Studienbetrieb aufgenommen und ersetzt die zuvor separierten Masterprogramme Communication Planning and Design und Product Planning and Design. Seit 2015 bietet die Hochschule in Kooperation mit der Hochschule Aalen als erste Hochschule im deutschsprachigen Raum[15] den Bachelorstudiengang Internet der Dinge. Gestaltung vernetzter Systeme an, der 2023 in Digital Product Design and Development umbenannt wurde. Alle fünf Studiengänge sind akkreditiert.

Die Studierenden befassen sich in den gestalterischen Grundlagenfächern mit den Kategorien Fläche und Raum, Licht und Farbe, Zeit und Bewegung und erfahren so die gesetzmäßigen Zusammenhänge von Wahrnehmung und Gestaltung. Im Fokus stehen hier konstruktives und freies Zeichnen, Typografie, Fotografie, Film und Multimedia. Die angebotenen Lehrstoffe sind u. a. Design- und Medientheorie, Soziologie, Design Thinking, Systemtheorie, Ökologie und Umweltwissenschaft, Material- und Produktionstechniken, Semiotik und Wahrnehmungstheorie, Projektplanung und -management.

Persönlichkeiten der Hochschule

HfG Design Campus

Der HfG Design Campus ist ein Schnupperstudium, das seit 2007 angeboten wird. Dabei gewährt die Hochschule Schülern praxisnahe Einblicke in den Hochschulalltag und eine Berufsorientierung.[16]

Literatur

  • Alfred Lutz: Fachhochschule für Gestaltung Schwäbisch Gmünd. In: Einhorn Jahrbuch Schwäbisch Gmünd 1981. Einhorn, Schwäbisch Gmünd 1981, ISBN 3-921703-40-9, S. 236ff.
  • Alfred Lutz: Fachhochschule für Gestaltung Schwäbisch Gmünd. In: einhorn Jahrbuch Schwäbisch Gmünd 1980. Einhorn, Schwäbisch Gmünd 1981, ISBN 3-921703-30-1, S. 225ff.
  • Harald Stetzer, Gabriele N. Reichert, Thomas Rurik: Gestaltung im Projekt der Moderne: Entwicklung und Orientierung der Hochschule für Gestaltung Schwäbisch Gmünd. Stuttgart 1997, ISBN 3-929638-07-X.
  • Walter Klein: Die Staatliche Höhere Fachschule für Edelmetall-Industrie, Schwäb. Gmünd. Hrsg. aus Anlass d. 150jähr. Jubiläums d. Fachschule Gmünd im Juli 1926. (= Gmünder Kunst. Band 5). Schwäbisch Gmünd 1926.

Weblinks

Commons: Hochschule für Gestaltung Schwäbisch Gmünd – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Statistische Berichte Baden-Württemberg, Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, Artikel-Nr. 3234 15001 B III 1 - j/15, Unterricht und Bildung vom 1. September 2015 (Memento vom 7. Oktober 2015 im Internet Archive) auf www.statistik.baden-wuerttemberg.de (pdf)
  2. Gemeinsames Amtsblatt Baden-Württemberg (GABl.) Nr. 6 (2022) vom 29. Juni 2022, S. 419 ff.
  3. Harald Stetzer, Gabriele N. Reichert, Thomas Rurik: Gestaltung im Projekt der Moderne. Stuttgart 1997, S. 14.
  4. Harald Stetzer, Gabriele N. Reichert, Thomas Rurik: Gestaltung im Projekt der Moderne. Stuttgart 1997, ISBN 3-929638-07-X, S. 15.
  5. Stadt Schwäbisch Gmünd, Kultur- und Informationsamt: Design aus Schwäbisch Gmünd. Hrsg.: Stadt Schwäbisch Gmünd. Schwäbisch Gmünd 1990, S. 12.
  6. Stadt Schwäbisch Gmünd, Kultur- und Informationsamt: Design aus Schwäbisch Gmünd. Schwäbisch Gmünd 1990, S. 12.
  7. Der Neubau auf dem Gamundia-Areal ist bezogen. (PDF) In: schwaebische-post.de. 12. Mai 2015, abgerufen am 4. Juni 2018.
  8. Richard Strobel, Landesdenkmalamt Baden-Württemberg: Die Kunstdenkmäler der Stadt Schwäbisch Gmünd. Band 4: Kirchen und Profanbauten außerhalb der Altstadt, Ortsteile. Deutscher Kunstverlag, München 2003, ISBN 3-422-06381-1, S. 237–244.
  9. Gerettet: Von 2010 bis 2014 ist die HfG im Gmünd-Tech und im Zapp untergebracht /Land sagt Sanierung in einem Zug zu. 15. Dezember 2009. (remszeitung.de)
  10. HfG feiert Rückkehr. Abgerufen am 4. Juni 2018.
  11. Professor Harald Stetzer wird 70, Meldung vom 7. Juni 2010 auf idw-online.de.
  12. HfG: Cristina Salerno hört auf — designierter Nachfolger: Ralf Dringenberg, Meldung der Rems-Zeitung vom 29. April 2015.
  13. Nicole Beuther: Neuer Rektor an der HfG Schwäbisch Gmünd gewählt, Beitrag vom 29. Januar 2021 der Rems-Zeitung.
  14. Edda Eschelbach: Hochschule für Gestaltung: Prof. Detlef Rahe wird nicht Rektor, Beitrag vom 14. Juli 2021 der Rems-Zeitung.
  15. Hochschulgeschichte. Abgerufen am 9. Juni 2017.
  16. HfG Design Campus 2017. Abgerufen am 9. Juni 2017.

Koordinaten: 48° 47′ 35″ N, 9° 47′ 37″ O

Auf dieser Seite verwendete Medien

Flag of Baden-Württemberg.svg
Landesflagge Baden-Württembergs nach Artikel 24, Absatz 1 der Verfassung des Landes Baden-Württemberg: „Die Landesfarben sind Schwarz-Gold“;
(#F9C700) ist aber nicht das heraldische Gold (#FCDD09)
HfG Gmünd Nebengebäude.JPG
Autor/Urheber: Gmünder, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Nebengebäude der HfG Gmünd in der Rektor-Klaus-Straße von Süden aufgenommen
HfG Gmünd Elseasserbau Südwest.JPG
Autor/Urheber: Gmünder, Lizenz: CC BY-SA 4.0
HfG Gmünd, Elseasserbau von Südwest, Schwäbisch Gmünd
HfG Gmünd Relief Eingang Südfassade.JPG
Autor/Urheber: Gmünder, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Relief an der Südfassade über dem Eigang an der HfG Schwäbisch Gmünd, Elseasserbau
HfG Gmünd Elseasser von Südosten.JPG
Autor/Urheber: Gmünder, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Der Elseasserbau der HfG Gmünd von Südosten
HfG Gmünd Haupteingang Elsaesser.JPG
Autor/Urheber: Gmünder, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Haupteingang zur HfG Schwäbisch Gmünd an der Ostfassade des Elsaesserbaus
HfG Gmünd Gewerbemuseum-Tafel.JPG
Autor/Urheber: Gmünder, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Tafel "Gewerbemuseum und Erhardtsche Altherthumssammlung" am Eingang an der Südfassade zur HfG Gmünd
HfG Gmünd Standort am Bahnhof.JPG
Autor/Urheber: Gmünder, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Hochschule für Gestaltung Schwäbisch Gmünd, Standort am Remspark/Bahnhof Gmünd
Gmuend logo.svg
Logo von Hochschule für Gestaltung
HfG Gmünd Elsaesserbau von Nordosten.jpg
Autor/Urheber: Gmünder, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Elseasserbau der HfG Gmünd von Nordosten