Hochhaus Lister Tor

Hochhaus Lister Tor
Bredero-Hochhaus
Hochhaus Lister Tor
Basisdaten
Ort:Hannover
Bauzeit:1975–1975
Status:Erbaut
Baustil:Brutalismus
Architekt:Dieter Bahlo (BKSP)
Koordinaten:52° 22′ 48″ N, 9° 44′ 36″ O
Hochhaus Lister Tor (Niedersachsen)
Hochhaus Lister Tor (Niedersachsen)
Nutzung/Rechtliches
Nutzung:Bürogebäude
Technische Daten
Höhe bis zum Dach:91 m
Etagen:23
Aufzüge:9
Nutzungsfläche:22.200 m²
Baustoff:Stahlbeton
Anschrift
Stadt:Hannover
Land:Deutschland

Das Hochhaus Lister Tor, auch Bredero-Hochhaus genannt, ist ein 91 Meter hohes Gebäude in Hannover. Es befindet sich im Stadtteil Oststadt nahe dem Hauptbahnhof und gilt als beispielhaft für den Baustil des sogenannten Brutalismus, dessen Name sich von dem französischen Wort für Sichtbeton (Béton brut) ableitet.

Beschreibung

Das Hochhaus Lister Tor ist mit seinen 23 Stockwerken einen Meter niedriger als das 20 Stockwerke hohe Gebäude, in dem die Hauptverwaltung der Stadtwerke im Ihmezentrum untergebracht ist. Das Hochhaus wird nach seinem Bauunternehmen, dem niederländischen Baukonzern Bredero, auch als Bredero-Hochhaus bezeichnet.[1] Die Firma erstellte in den 1970er Jahren in Utrecht als der zeitweiligen Partnerstadt Hannovers (1971–1976) Vorbild gebende Großbauten.

Das Hochhaus wurde durch Dieter Bahlo[2] vom Architektenbüro BKSP 1972 geplant und 1974/1975 erbaut. Es war Teil eines Großprojektes von mehreren Hochhäusern, die am Raschplatz und der Lister Meile entstehen sollten. Bei der Realisierung des Centerprojekts in Hannover sah sich Bredero mit einem einbrechenden Immobilienmarkt und veränderten politischen Verhältnissen konfrontiert. So wurden nach dem Ausscheiden des Stadtbaurats Rudolf Hillebrecht, der die Initiative für das Projekt ergriffen hatte, trotz gegenteiliger Vereinbarungen Bürogebäude am Stadtrand errichtet, was sich als gewaltige Konkurrenz um die neu errichteten Büroflächen rund um den Bahnhof erwies[3]

Tatsächlich blieb es bei diesem einen Gebäude. Gegenüber steht der VW-Tower. Das Gebäude bietet auf 22.200 m² Platz für Büroräume, Ladengeschäfte, Kneipen und Diskotheken. Im 17. bis 23. Stockwerk befinden sich Wohnungen. Es besitzt ein öffentliches Parkhaus und wird auch als Werbefläche verschiedener Firmen genutzt. Außerdem befinden sich zwei Relaisstationen des Amateurfunks auf dem Hochhaus.

Nutzungsprobleme

Bereits kurz nach Fertigstellung gab es Kritik an der städtebaulichen Sinnhaftigkeit und dem Nutzungskonzept.[4] Seit 2006 gibt es Probleme bei der Finanzierung und Gebäudenutzung, sodass seither 14 Geschäftsetagen leer stehen und eine Investitionsruine darstellen.[5]

Nach kontroverser Diskussion sollten zum Jahresende 2008 das Landesarbeitsgericht Niedersachsen und das hannoversche Arbeitsgericht, das Verwaltungs-, das Sozial- und das Finanzgericht als Mieter in das Hochhaus einziehen, was am Widerstand der Richter und Justizbeamten scheiterte. Nun ist der Neubau eines Justizzentrums an anderer Stelle geplant. Stattdessen plante die für die Landesliegenschaften zuständige Oberfinanzdirektion Niedersachsen, die Landesschulbehörde und einige Abteilungen des Landessozialamtes im Bredero-Hochhaus unterzubringen, für die die Immobilie besser geeignet wäre.[6]

Im Dezember 2011 plante wiederum die Stadt Hannover, im Bredero-Hochhaus künftig das Bürgeramt Mitte und die Kfz-Zulassungsstelle zusammenzulegen.[7] Im November 2012 gab sie das Scheitern der Verhandlungen mit dem Eigentümer bekannt.[8]

Umbaupläne von 2014

Ostfassade mit eingerüsteten Büro-Etagen und zum Teil entkerntem Erdgeschoss, 2015
Abriss des dreiecksförmigen Anbaus auf der westlichen Seite, 2022

Die Vermietung der mittleren Büroetagen ging schrittweise zurück. Anfang 2015 wurde bekannt, dass das Hochhaus baulich verändert werden soll. Geplant ist, die elf Büro-Etagen in Wohnraum umzuwandeln und die Fassade neu zu gestalten.

Die bis dato leerstehenden Büroetagen sollten nach Planungen des Architekturbüros BKSP (Grabau, Obermann, Ronczka & Partner) zu weiteren Eigentums­wohnungen umgebaut werden und die Fassaden eine zart-beige Aluminium­platten­verkleidung erhalten.[9]

Im mittleren Teil des Hauses sollen 11.000 m² als Wohnfläche umgenutzt werden, aufgeteilt in 80 bis 120 Eigentumswohnungen von mindestens 70 m². Für den Umbau vorgesehen sind die Etagen 7 bis 17. Jede Wohnung soll mit bodentiefen Fenstern versehen werden und einen Balkon erhalten. Die damit verbundenen Änderungen der Fassade sollen zum Teil auch auf den oberen Teil des Turms ausgedehnt werden, in dem sich bereits 88 Eigentumswohnungen befinden. Das abermals ausführende Architektenbüro BKSP beabsichtigt, den Beton außen mit bräunlich eingefärbten Aluminiumplatten zu verkleiden.[10]

Mit den Arbeiten sollte im Jahr 2016 begonnen werden, der Abschluss hätte 2017 erfolgen können.[11] Im Februar 2018 lag noch keine Baugenehmigung vor.[12] Trotzdem bekundete ein Hannoveraner Investor sein Kaufinteresse, um die Sanierung und Umnutzung durchzuführen.[13] Erneuter Stillstand für den Umbau entstand durch den Widerspruch des Grundbuchamts, weil ein neuer Eigentümer die bestehende Fassade erhalten wollte. Vor Jahren hatten „die Eigentümer dem Bau von Balkonen zugestimmt, die Änderungen waren aber nicht notariell in der Teilungserklärung hinterlegt worden“.[14] Im Mai 2020 erklärte das Oberverwaltungsgericht den Widerspruch des Grundbuchamts für rechtswidrig, wodurch der Umbau beginnen konnte.[15]

Im Dezember 2021 wurde bekannt, dass der Umbau Ende 2022 starten soll, und dass auf Balkone verzichtet wird, um Einwände von Miteigentümern zu vermeiden.[16]

2022 wurde auf der Westseite ein mehrstöckiger dreiecksförmiger Anbau abgerissen, um an der Stelle einen Hotelneubau zu errichten.[17]

Trivia

Das Hochhaus Lister Tor war ein Drehort des hannoverschen Tatort. Dort befand sich der fiktive Dienstsitz des Landeskriminalamtes Niedersachsen und damit der von Kommissarin Lindholm. Mittlerweile spielen die Szenen im Verwaltungsgebäude der Nord/LB[18] am Aegidientorplatz.

Der seit 1976 in Hannover ansässige und 1992 verstorbene Jazzpianist Champion Jack Dupree wohnte in seinen letzten Lebensjahren im Hochhaus Lister Tor.

Medienecho (Auswahl)

  • Andreas Schinkel: Das Bredero-Hochhaus macht sich fein / Die Fassade bekommt eine Verblendung aus Aluminium und neue Balkone. Zwischen 80 und 120 Eigentumswohnungen sollen im mittleren Bereich des Turms entstehen. Eigentümer Maxime will 20 Millionen Euro investieren, in: Hannoversche Allgemeine Zeitung (HAZ) vom 8. Januar 2015, S. 15; ähnlich auch als Vorschau online
  • Andres Voigt: Sanierungsplan nur inszeniert? Umbau des Bredero-Hochhauses liegt auf Eis. Stadt teilt mit, dass es jetzt vier Eigentümer gibt, in: Neue Presse vom 8. Februar 2018, S. 15
  • Conrad von Meding: Scheitert der Bredero-Umbau an Eigentümer-Streit? in: Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 22. März 2018 (Online)

Literatur

Weblinks

Commons: Hochhaus Lister Tor (Hannover) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.): Stadtlexikon Hannover: Von den Anfängen bis zur Gegenwart, Schlütersche, Hannover, 2009, S. 412, Lister Meile
  2. Trauer um Architekt Dieter Bahlo Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 27. Juni 2015, abgerufen am 6. Juli 2015
  3. Drs. H. Buiter: Auf dem Weg zum internationalen Baukonzern, 1947-1986, Rozenberg Quarterly, Online, Amsterdam
  4. Duldend den Friedensschutt ertragen Der Spiegel vom 1. August 1977
  5. Die Bredero-Planer sind abgetaucht in: Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 8. Oktober 2009
  6. Neue Chance fürs Bredero-Hochhaus in Hannover? Hannoversche Allgemeine vom 27. Februar 2011
  7. Bürgeramt vergibt Autokennzeichen Hannoversche Allgemeine Zeitung von 27. Dezember 2011
  8. Aus für zweites Rathaus im Bredero-Hochhaus am Raschplatz Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 2. November 2012
  9. Hochhaus Lister Tor auf der Website eines Immobilienunternehmens, abgerufen am 11. Januar 2018.
  10. Bredero Hochhaus wird zum Lister Tor umgebaut, In: Hannoversche Allgemeine, 7. Januar 2015, abgerufen: 24. Oktober 2022
  11. Bredero-Hochhaus wird zum Lister Tor umgebaut, Artikel auf HAZ.de, veröffentlicht am 7. Januar 2015. Abgerufen am 6. Juli 2015.
  12. Neue Presse, Hannover, Niedersachsen, Germany: Bredero-Hochhaus: Die Sanierung stockt. Abgerufen am 12. Februar 2018.
  13. Hannoveraner kauft Bredero-Hochhaus, In: Hannoversche Allgemeine, 19. Februar 2018, abgerufen: 24. Oktober 2022
  14. Scheitert der Umbau von Hannovers Bredero-Hochhaus?, In: Hannoversche Allgemeine, 17. Juni 2019, abgerufen: 24. Oktober 2022
  15. Conrad von Meding: Nach jahrelangem Stillstand: Umbau von Bredero-Hochhaus kann beginnen. In: Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 27. Mai 2020, S. 17
  16. Bärbel Hilbig: Bredero-Hochhaus bekommt keine Balkone. In: Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 16. Dezember 2021, S. 21
  17. Bredero-Hochhaus: Abriss des Westflügels hat begonnen in Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 3. September 2022
  18. Maria Furtwängler dreht „Tatort“ bei 96-Spiel gegen HSV Hannoversche Allgemeine vom 18. November 2010

Auf dieser Seite verwendete Medien

Black pog.svg
Shiny black button/marker widget.
Bredero Komplex.jpg
Bredero-Hochhaus-Komplex Hannover
High-rise Lister Tor east side Hamburger Allee Oststadt Hannover Germany 01.jpg
Autor/Urheber: Christian A. Schröder (ChristianSchd), Lizenz: CC BY-SA 4.0
Hochhaus "Lister Tor" ("Bredero-Hochhaus") an der Hamburger Allee im Stadtteil Oststadt von Hannover. Das Bild zeigt die Ostfassade.