Hochelaga

Idealistische Darstellung Hochelagas von Giovan Battista Ramusio und Giacomo Gastaldi (1556), gemäß Jacques Cartiers Aufzeichnungen

Hochelaga (Laurentisch möglicherweise „Große Stromschnelle“ oder „Biberdamm“[1]) war ein befestigtes Dorf der Sankt-Lorenz-Irokesen im 16. Jahrhundert. Es befand sich in der Nähe des Mont Royal, dem Hausberg der heutigen kanadischen Stadt Montreal. Der französische Seefahrer Jacques Cartier besuchte das Dorf im Jahr 1535. Als Samuel de Champlain 1603 Cartiers Spuren folgte, war das Dorf verschwunden. Die genaue Lage des Dorfes ist nicht überliefert. Eine steinerne Markierung, die 1925 auf dem Gelände der McGill University angebracht wurde, soll den einstigen Standort Hochelagas anzeigen.[2]

Standort

Eine genaue Beschreibung des Dorfes mit ungefährer Standortangabe findet sich im Bericht Bref récit et succincte narration de la navigation faite en 1535 et 1536 („Kurzer Bericht und knappe Erzählung der 1535 und 1536 unternommenen Reise“), den Jacques Cartier im Jahr 1545 König Franz I. überreichte. Hochelaga war von einer hölzernen Palisade umgeben und umfasste rund fünfzig Häuser aus Holz und Rinde, überwiegend rechteckige, abgerundete Langhäuser. Das Dorf soll rund 1500 Einwohner gezählt haben. Cartier kehrte 1541 auf die Île de Montréal zurück. In seinem Bericht erwähnte er zwei Dörfer, jedoch nur eines, Tutonaguy, auch namentlich.[3]

Als sich Samuel de Champlain 1603 auf Cartiers Spuren begab, waren die Sankt-Lorenz-Irokesen und ihre Siedlungen mittlerweile gänzlich verschwunden, wofür es mehrere Theorien gibt: Konflikte mit benachbarten Stämmen, die Auswirkungen der von Europäern eingeschleppten Epidemien oder eine Wanderungsbewegung in Richtung der Großen Seen. Archäologische Anhaltspunkte und der historische Kontext deuten am ehesten auf kriegerische Auseinandersetzungen mit anderen Irokesen hin, insbesondere mit den Mohawk. Die wenigen Überlebenden scheinen von diesen oder von den Algonkin assimiliert worden zu sein.[4]

Die Angewohnheit der Sankt-Lorenz-Irokesen, bei Nachlassen der Bodenfruchtbarkeit ihre Dörfer zu zerlegen und an einem anderen Ort wieder aufzubauen, ist eine mögliche Erklärung dafür, dass der genaue Standort von Hochelaga bis heute ungeklärt ist. Verschiedene Hypothesen gehen davon aus, dass das Dorf nahe dem Mont Royal lag. 1860 stießen Arbeiter auf dem Gelände der McGill University auf die Überreste eines Dorfes. John William Dawson, der Rektor der Universität, ließ daraufhin eine der ersten Rettungsgrabungen in der Geschichte der kanadischen Archäologie durchführen. Die nach ihm benannte Dawson site geht auf die Zeit zwischen 1500 und 1550 zurück. Allerdings scheint das Dorf nicht identisch mit Hochelaga zu sein, da es nicht mit Cartiers Beschreibung übereinstimmt, zu klein war und eine Palisade fehlte.[5]

Abbildungen

Jacques Cartiers Entdeckungsreisen in Nordamerika stießen auch in Venedig auf Interesse, insbesondere bei Giovan Battista Ramusio. Er gab eine Buchreihe mit dem Titel Delle navigationi et viaggi heraus, eine Sammlung von Reiseberichten verschiedener Entdecker. Im dritten Band, der 1556 erschien, ist eine Illustration von Giacomo Gastaldi enthalten, auf der das Dorf Hochelaga abgebildet ist. Die regelmäßige Anordnung der Häuser, umgeben von einer kreisrunden Palisade, entspricht aber kaum Cartiers Aufzeichnungen. Gastaldi ließ sich wohl, geprägt von der italienischen Renaissance, vom Gedanken einer idealen Stadt leiten, die wenig mit der Realität zu tun hat.[6] Eine Reproduktion dieser Abbildung, angefertigt von Paul-Émile Borduas, ziert die Wände des Chalet du Mont-Royal.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Hochelaga. In: The Canadian Encyclopedia. Abgerufen am 31. Oktober 2022.
  2. http://www.historicplaces.ca/en/rep-reg/place-lieu.aspx?id=12017. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Directory of Designations of National Historic Significance of Canada. Parks Canada, ehemals im Original; abgerufen am 18. August 2011 (englisch).@1@2Vorlage:Toter Link/www.pc.gc.ca (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven.)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  3. Étude de caractérisation de l’arrondissement historique et naturel du Mont-Royal. (PDF, 822 KB) (Nicht mehr online verfügbar.) Commission des biens culturels du Québec, 2005, S. 31–33, archiviert vom Original am 9. Dezember 2008; abgerufen am 18. August 2011 (französisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.cbcq.gouv.qc.ca
  4. Bruce Trigger: The Disappearance of the St. Lawrence Iroquoians. In: The Children of Aataentsic: A History of the Huron People to 1660. McGill-Queen's University Press, Montreal 1976, ISBN 0-7735-0627-6, S. 214–228.
  5. Le site Dawson et le village d’Hochelaga. Les amis de la montagne, abgerufen am 18. August 2011 (französisch).
  6. La terra de Hochelaga nella Nova Francia. (Nicht mehr online verfügbar.) Königliche Bibliothek Belgiens, archiviert vom Original am 3. März 2016; abgerufen am 18. August 2011 (französisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.kbr.be

Koordinaten: 45° 30′ 13,3″ N, 73° 34′ 29,6″ W

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La Terra de Hochelaga - A memoir of Jacques Cartier, sieur de Limoilou - his voyages to the St. Lawrence. A bibliography and a facsimile of the manuscript of 1534, with annotations, etc. (1906) (14767126075).jpg
Autor/Urheber:

Cartier, Jacques, 1491-1557;

Baxter, James Phinney, 1831-1921, Lizenz: No restrictions

Identifier: memoirofjacquesc00cart (find matches)
Title: A memoir of Jacques Cartier, sieur de Limoilou : his voyages to the St. Lawrence. A bibliography and a facsimile of the manuscript of 1534, with annotations, etc.
Year: 1906 (1900s)
Authors: Cartier, Jacques, 1491-1557 Baxter, James Phinney, 1831-1921
Subjects:
Publisher: New York : Dodd
Contributing Library: Robarts - University of Toronto
Digitizing Sponsor: University of Toronto

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Text Appearing Before Image:
n their visitors presents of fish, andbread made of maize. Pleased with their generous reception Cartier landedwith his men, who were soon surrounded by thewondering natives, by whom they were regarded withadmiring awe, the women bringing their infants totouch them as though they were celestial visitants.Cartier, deeply impressed with their simple kindness,had the women seat themselves in order, and thenpresented them with bright trinkets of tin. To someof the men he gave knives,— precious treasures intheir sight,— and then retired to his boats for thenight, followed to the rivers brink by the impul-sive natives, who built bonfires along the shore anddanced and shouted the livelong night. In the morning Cartier, after arraying himself be-comingly, proceeded on foot for a couple of leagues,with a party of his companions, by a well-beatenroad bordered by splendid oaks then shedding theirnuts, when Hochelaga, reposing at the foot of afair mountain, burst upon his vision. About the 32
Text Appearing After Image:
MEMOIR OF JACQUES CARTIER town stretched fields of maize, yellowing for theharvest. The houses were long, composed of tim-ber, and divided into rooms with lofts above forthe storage of grain and other fruits. In greatvessels like tuns was kept the fish which had beensmoked during the summer for winters use. Likemany other Indian tribes of North America, theHochelagans used no salt whatever in their food,which comprised game and fish, maize, beans, peas,pumpkins, cucumbers, and wild fruits. Guided by some of the excited and joyous nativesto an open space in the center of the village, all thepeople, young and old, at once hurried to look uponthe white-faced strangers, who seemed to have comefrom another world. The women wept for joy attheir coming and held up their children to betouched by them. After a short time the men caused the women toretire, and, placing the strangers in their midst, satdown. Immediately after several women appearedwith mats, which they spread upon the ground for

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