Hochalpines Institut Ftan
Hochalpines Institut Ftan | |
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Schulform | Private Mittelschule (Gymnasium), Internat, Sportklasse (HIF Sports Academy) |
Gründung | 1793 |
Adresse | Chalchera 154 |
Ort | Ftan |
Kanton | Graubünden |
Staat | Schweiz |
Koordinaten | 813770 / 186180 |
Träger | Hochalpines Institut Ftan AG |
Schüler | etwa 100 |
Lehrkräfte | etwa 30 |
Leitung | Caroline Taylor (Head of Campus), Joe Zangerl (Internatsleiter), Marco Ritzmann (Leiter HIF Sports Academy) |
Website | www.hif.ch |
Das Hochalpine Institut Ftan (HIF), rätoromanisch im Idiom Vallader: Institut Otalpin Ftan (IOF) ist eine Mittelschule mit einem Internat und einer von der Swiss-Ski zertifizierten Sports Academy für junge Erwachsene in Ftan im Unterengadin im Kanton Graubünden. Es ist die älteste Privatschule im Engadin und eine der drei ältesten Privatschulen in der gesamten Schweiz.
Geschichte der Schule
Gründer
Andrea Rosius à Porta (* 1754; † 1838 in Ftan) wurde als Sohn des Pfarrers Johann Rosius à Porta aus Ftan und der Anna Bonorand geboren. Er wurde 1776 selbst evangelischer Pfarrer. 1777 war er Italienischlehrer an der Schule Philanthropin im Schloss Marschlins. Nach Beendigung des Schulbetriebs, wurde er Hauslehrer bei der Familie von Salis-Marschlins und betreute die beiden Söhne Rudolf und Carl Ulysses an der Militärakademie in Dijon. In den darauf folgenden 14 Jahren war à Porta Feldprediger im Bündner Regiment Anton von Salis-Marschlins[1] in Frankreich und auf Korsika[2]. Ende 1792 kehrte er in die Heimat zurück und wurde in Ftan sesshaft.
Er leitete das Institut à Porta von 1793 bis 1829. Durch sein Lehrbuch Il magister amiaivel («Der freundliche Lehrer», Luzein 1819) und die Gründung der ersten Privatschule im Engadin legte er einen pädagogischen Grundstein für die Ausbildung in der Region.
Beginn
Das Institut à Porta wurde am 1. Oktober 1793 von Andrea Rosius à Porta als koedukative Schule gegründet. Es war der Mangel an Lehranstalten für die wohlhabendere Jugend im Engadin, die à Porta dazu brachte, das Institut zu gründen. Der Zustand der meisten Schulen am Ende des 18. Jahrhunderts war schlecht. In Ftan erteilten meist zwei Bauern den Unterricht, die über keine pädagogische Ausbildung verfügten und nicht kontrolliert wurden. Das Institut à Porta erfreute sich rasch grossen Zulaufs, die Zahl der Schülerinnen wuchs schnell.
Die Schule war zuerst im Dorf im "Il Palazzi" der Luisa Planta untergebracht. Nach einem Dorfbrand wurde sie 1794 vorübergehend nach Zuoz (1794) und Lavin (1795) verlegt. Der Unterricht in Ftan konnte am 15. Oktober 1796 wieder aufgenommen werden[3]. Nebst der sittlich-religiösen Orientierung des Unterrichts bildete das Erlernen von Sprachen (Deutsch, Französisch, Italienisch, Romanisch und Lateinisch) einen besonderen Schwerpunkt. Den Fächerreigen komplettierten Schreiben, Rechnen, Geometrie, Geographie und Geschichte. Bis 1829 leitete Andrea Rosius à Porta selbst das Institut und übergab es dann seinen beiden Söhnen.
19. Jahrhundert
Im Jahr 1816 trifft Andrea à Porta auf einer Schweizreise seinen Freund, den Pädagogen, Philanthrop, Schul- und Sozialreformer, Philosoph sowie Politiker Johann Heinrich Pestalozzi in Yverdon. Sie tauschen sich über ihre pädagogischen Grundsätze aus und entwickeln diese weiter. Andrea Rosius à Porta plädiert für mehr Menschlichkeit, Höflichkeit, Wohlwollen und mehr Milde im Unterrichtswesen, was er an seinem Institut auch so umsetzt. Im Jahr 1819 veröffentlicht er seine Fibel «Il magister amiaivel», ein Standardwerk seiner Lehrmethoden für die rätoromanischen Volksschulen.
Im Jahr 1829 übergibt er das Institut à Porta an seine beiden Söhne Pfarrer Johann (Jon) Rosius à Porta (* 26. September 1805; † 5. November 1884)[4] und Professor Peter (Peider) à Porta. Am 10. August 1838 stirbt Andrea Rosius à Porta im Alter von 83 Jahren in Ftan. In den Jahren 1841–1850 setzen die Brüder à Porta vorübergehend den Institutsbetrieb aus. Jon à Porta wird als Pfarrer nach S-Chanf berufen, Peider à Porta reist nach Moskau, um dort zu lehren. Im Jahre 1850 erfolgt die Wiedereröffnung des Instituts à Porta durch die beiden à Porta Brüder. 1869 wird das Instituts à Porta aufgrund von Schülermangel geschlossen. Die à Portas wurden «Opfer» ihres eigenen Anspruchs, eine flächendeckende Bildung im Tal aufzubauen und das Volksschulwesen zu fördern. In diese Zeit fielen eine ganze Reihe an Volksschulgründungen im Tal, wie bspw. 1828 die Volkschule in Scuol, 1835 die Volksschule in Ftan, auf die sich sodann die Schüler des Tals verteilten. Bei einem Dorfbrand in Ftan am. 24. September 1885 wurde der «Il Palazzi» erneut zerstört. Viele Schriften und Aufzeichnungen des Gründers wurden ein Raub der Flammen.
20. Jahrhundert
Nachdem die Rhätische Bahn auch das Unterengadin erreicht hatte, wurde 1913 westlich oberhalb des Dorfes ein neues Gebäude errichtet und die Schule in Hochalpines Töchterinstitut Fetan umbenannt. 1976 wurde die Schule auch – zunächst nur externen – Knaben zugänglich gemacht. 1993 wurde der Name in Hochalpines Institut – Institut Otalpin Ftan geändert. Seitdem wurden Jungen auch als Internatsschüler aufgenommen.[5]
21. Jahrhundert
2004 verleihte die Swiss Olympic Association dem HIF den Titel „Swiss Olympic Privat Sport School“. Im Schuljahr 2012/13 besuchten 158 Schülerinnen und Schüler das Institut. Aufgrund zu geringerer Sportlerzahlen wurde der Sportklasse 2015 die Zertifizierung als Swiss Olympic Sport School (Sportlerausbildungsstätte der Swiss Olympic Association) nicht mehr verlängert. Auf das Schuljahr 2015/16 sollte der Schulbetrieb eingestellt werden.[6][7] Verschiedene Initiativen versuchten, die Auflassung abzuwenden.[8][9] Am 29. Juli wurde bekannt, dass auf politischer Ebene mit dem Unterengadiner Regionalverband Pro Engiadina Bassa und der Gemeinde Scuol eine Lösung erarbeitet wurde, die dem HIF kurzfristig einen Weiterbetrieb und langfristig einen Neubeginn ermöglicht.[10] Am 31. Juli gab das Institut bekannt, dass aufgrund gesicherter Schülerzahlen der Unterricht zum Schuljahr 2015/16 definitiv aufgenommen werde.[11] Die Schülerzahl im Schuljahr 2018/19 betrug 76, im Internat waren 18 Plätze belegt. Im Januar 2020 waren es im Internat 24 Schüler.
Im März 2021 unterzeichnete das Hochalpine Institut Ftan zusammen mit Christian Gürtler, Vizepräsident des Verwaltungsrats des Dulwich College International einen Kooperationsvertrag, mit der der Grundstein für eine Internationalisierung über die Grenzen Europas hinaus gelegt wurde.[12][13]
Im Oktober 2023 hat Swiss-Ski die HIF Sports Academy als Regionales Leistungszentrum (RLZ) in den Disziplinen Ski Alpin, Ski Nordisch, Biathlon und Snowboard Freestyle zertifiziert und unterstreicht damit das Engagement der HIF Sports Academy für die Förderung des Wintersports und die Entwicklung von jungen Athletinnen und Athleten auf höchstem Niveau.[14] Im Jahr 2024 feiert die HIF Sports Academy, die unter anderem Olympiamedaillengewinner, wie Dario Cologna, Nevin Galmarini sowie national und international erfolgreiche Sportler wie Irene Cadurisch, Talina Gantenbein, Thomas Tumler und Elena Könz hervorbrachte, ihr 30-jähriges Bestehen.
Ehemalige Schüler (Auswahl)
(alphabetisch)
Nachhaltiges Wirken im Bereich Forschung, Wissenschaft & Wirtschaft
- Dora Maria Kalff (1904–1990), Schweizer Tiefenpsychologin und Autorin
- Evelyn Einstein (1941–2011), adoptierte Enkelin Albert Einsteins
Nachhaltiges Wirken im Bereich Kunst & Kultur
- Hortense Anda-Bührle (1926–2014), Schweizer Unternehmerin, Kunstsammlerin und Mäzenin
- Dumenic Andry (* 1960), Schweizer Romanist und Schriftsteller
- Gianna Olinda Cadonau (* 1983), Schweizer Schriftstellerin bündnerromanischer und deutscher Sprache
- Ingeborg von Erlach (1940–2023), Schweizer Künstlerin und Buchillustratorin
- Romana Ganzoni (* 1967), Autorin
- Leta Semadeni (* 1944), rätoromanische Lyrikerin
Nachhaltiges Wirken im Bereich Medien & Kommunikation
- Ladina Heimgartner (* 1980), Journalistin
Nachhaltiges Wirken im Bereich Politik
- Barbara Janom Steiner (* 1963), Regierungsrätin des Kantons Graubünden
- Andreas Rudolf von Planta (1819–1889), Schweizer Jurist, Unternehmer und Politiker
- Christina Rau (* 1956), Witwe des ehemaligen deutschen Bundespräsidenten Johannes Rau[5]
- Andrea Vital (1855–1943), Jurist und Politiker, Vater des berühmten Schweizer Malers, Zeichners und Illustrators Edgar Vital (1883–1970), Ftan (Graubünden)
Nachhaltiges Wirken im Bereich Sport
- Irene Cadurisch (* 1991), erfolgreiche Biathletin, Silber- und Bronzemedaillengewinnerin bei Schweizer Meisterschaften im Sprint & Massenstart 2014
- Dario Cologna (* 1986), Ski-Langläufer, u. a. vierfacher Olympiasieger (Gold)[15]
- Gianluca Cologna (* 1990), erfolgreicher Schweizer Skilangläufer, Schweizer Meister Langlauf, Top-Platzierungen bei internationalen Wettbewerben
- Mario Denoth (* 1980), erfolgreicher Schweizer Skilangläufer und Biathlet
- Severin Dietrich (* 1994), erfolgreicher Schweizer Biathlet
- Tiziana Cipriani Gadient (* 1995), erfolgreiche Schweizer Eishockeyspielerin aus Arosa
- Nevin Galmarini (* 1986), Schweizer Alpin-Snowboarder und Olympiasieger 2018
- Talina Gantenbein (* 1998), Schweizer Freestyle-Skifahrerin, Jugend-Olympiasiegerin im Skicross 2016
- Ursina Haller (* 1985), erfolgreiche Schweizer Snowboarderin, Juniorenweltmeisterin Snowboard Halfpipe, mehrere Podestplätze im Weltcup
- Christian Haller (* 1989), erfolgreicher Schweizer Snowboarder, Olympiateilnehmer Sotchi & Vancouver, ehemaliger Weltrekordhalter Highjump
- Jessica Keiser (* 1994), Schweizer Snowboarderin, Paralleldisziplinen
- Elena Könz (* 1987), Snowboarderin, Snowboardweltmeisterin Big Air 2015
- Vinzenz Lüps (* 1981), deutscher Snowboarder, Jugend-Vizeweltmeister Halfpipe, mehrfacher Gewinner internationaler Snowboard Events, Teilnehmer Olympische Winterspiele Turin 2006, Filmemacher
- Thomas Tumler (* 1989), Schweizer Skirennfahrer, Riesenslalom, Super-G, Top-Platzierungen im Alpinen Skiweltcup
Weblinks
- Website des Hochalpinen Instituts Ftan
- https://www.schweizeraktien.net/blog/2015/10/07/hochalpines-institut-ftan-finanzierung-des-schulbetriebes-fuer-zwei-jahre-gesichert-neuer-verwaltungsrat-7305/
- Hochalpines Institut (ehem. Hochalpines Töchterinstitut) auf baukultur.gr.ch
Einzelnachweise
- ↑ Kuprecht, Karl: General Anton von Salis-Marschlins. In: ETH Zürich (Hrsg.): Bündner Monatsblatt : Zeitschrift für Bündner Geschichte, Landeskunde und Baukultur. Band -(1962), Heft 1-2. ETH Zürich, Rämistrasse 101, 8092 Zürich, Schweiz, Zürich.
- ↑ Staatsarchiv Graubünden (Hrsg.): Handschriften aus Privatbesitz, deutsch, italienisch, lateinisch – Nachtrag. 31.12.1792: Entlassungsurkunde für den Feldprediger Andreas Rosius a Porta im Bündner Regiment Salis in Corte auf Korsika, der sich nach Ftan zurückzieht, nachdem er während 14 Jahren im genannten Regiment im Dienst gestanden war. 31. Oktober 1792, Corte 3, B/N 1186. Staatsarchiv Graubünden, Chur 2014, S. 257.
- ↑ Ambühl, Joh.: Bündner Schulblatt = Bollettino scolastico grigione = Fegl scolastic grischun. Band 4 (1944-1945), Heft 5. ETH Zürich, Rämistrasse 101, 8092 Zürich, Schweiz, www.library.ethz.ch.
- ↑ Planta, C.: Bündnerisches Monatsblatt : Zeitschrift für bündnerische Geschichte, Landes- und Volkskunde. Hrsg.: ETH-Bibliothek ETH Zürich, Rämistrasse 101, 8092 Zürich, Schweiz, www.library.ethz.ch. Band -(1921), Heft 1.
- ↑ a b Paul Eugen Grimm: Ftan – Raum – Zeit – Menschen. Verlag Desertina, Chur, ISBN 3-85637-304-7.
- ↑ husa/koua/wehm: Graubünden - Institut Ftan: Bestürzung nach Schliessungsentscheid. In: srf.ch. 21. Juli 2015, abgerufen am 29. Februar 2024.
- ↑ Grosses Bedauern über Schliessungs des Instituts Ftan. suedostschweiz.ch, 21. Juli 2015, abgerufen am 8. März 2024.
- ↑ Archivlink ( vom 24. September 2015 im Internet Archive)
- ↑ Ein starkes Zeichen von den Institut-Eltern. suedostschweiz.ch, 24. Juli 2015, abgerufen am 8. März 2024.
- ↑ Archivlink ( vom 24. September 2015 im Internet Archive)
- ↑ HIF führt Schulbetrieb definitiv fort | Südostschweiz. In: suedostschweiz.ch. 31. Juli 2015, abgerufen am 29. Februar 2024.
- ↑ Das Hochalpine Institut Ftan hofft auf Schüler aus China, Südostschweiz, 20. Januar 2020, Seite 7
- ↑ JP: HIF is becoming part of Dulwich College International. Abgerufen am 11. Februar 2024 (deutsch).
- ↑ Erfolg für das Hochalpine Institut Ftan: HIF Sports Academy wird durch Swiss-Ski vierfach zertifiziert | Südostschweiz. Abgerufen am 11. Februar 2024 (Schweizer Hochdeutsch).
- ↑ Loipa Dario Cologna ( vom 21. Februar 2014 im Internet Archive), Bericht des HIF vom 25. März 2009, abgerufen am 14. Februar 2014
Auf dieser Seite verwendete Medien
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Das Bild zeigt das neue Hochalpine Töchterinstitut Fetan kurz vor seiner Fertigstellung. Rechts unten sieht man noch eine Bauhütte, die nach der Fertigstellung des Neubaus wieder rückgebaut wurde. Noch fehlen die beiden charakteristischen, am jeweils äussersten Ende des Neubaus vorgelagerten Pavillions, die erst später hinzugefügt wurden und das Ensemble abrundeten
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Blick aus einem der Klassenzimmer des HIF auf das winterliche Ftan und die verschneite Bergkette der gegenüberliegenden Talseite
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Hochalpines Institut Ftan
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Blick in die Aula des neu erbauten Hochalpinen Töchterinstitut Fetan im Jahre 1916
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Yogastunde am liebevoll angelegten Institutsteich
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Wunderschöne Herbststimmung, Blick auf das HIF und die gegenüberliegende Bergkette
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Die Luftaufnahme zeigt das Hochalpine Töchterinstitut Fetan um 1930 mit den beiden Tennisplätzen links vom Gebäude, den beiden Pavillions (damals noch offen) sowie dem institutseigenen Kräutergarten unterhalb des Gebäudes
Hochalpines Töchterinstitut Fetan (Unterengadin), historische Ansichtskarte