Hiroshima-Hain (Hannover)

Hiroshima-Hain mit seinen 110 Kirschbäumen im Herbst
Die Installationen am Hiroshima-Hain

Der Hiroshima-Hain, auch als Hiroshima-Gedenkhain bezeichnet, in Hannover wurde im Jahr 1987 in einem Park an der Eilenriede im Stadtteil Bult angelegt. Er dient dem Gedenken an die 110.000 Japaner, die während des Atombombenabwurfs am 6. August 1945 in Hiroshima ums Leben kamen. Der Hain entstand im Rahmen der Städtepartnerschaft zwischen der niedersächsischen Landeshauptstadt Hannover und der japanischen Stadt Hiroshima. Er besteht aus einer Gedenkstätte mit 110 Kirschbäumen, Kunstinstallationen und einem Gedenkstein aus Granit. In der Anlage findet jedes Jahr neben Veranstaltungen zum 6. August auch eine Feier zum japanischen Kirschblütenfest statt. Darüber hinaus ist sie ein Naherholungsort.

Lage

Der Hiroshima-Hain befindet sich im Park Die „Alte Bult“ in der Nähe des Kinderkrankenhauses auf der Bult. Der großflächige Park war über 60 Jahre lang eine Pferderennbahn. Danach konnte sich die Natur auf dem Areal in der langen Zeit der extensiven Nutzung fast frei entwickeln. Ein großer Teil der Fläche ist inzwischen von Sandmagerrasen geprägt, der nach dem Niedersächsischen Naturschutzgesetzes zu den besonders geschützten Biotopen zählt. Darüber hinaus bieten Borstgrasrasen und mittelfeuchte Grünlandbereiche wichtige Lebensräume für Pflanzen und Tiere.[1]

Entstehung

Die Idee zu der Anlage des Hiroshima-Hains entstand in der Friedensbewegung. Die Ärzteinitiative Ärzte warnen vor dem Atomkrieg und das Hiroshima Bündnis starteten zunächst einen Spendenaufruf. Mit Hilfe der Stadt Hannover konnte das Projekt vom Jahr 1962 an umgesetzt werden.

Beschreibung

Der Hiroshima-Hain entstand in den Jahren 1987 mit der Pflanzung der spendenfinanzierten[1] Kirschbäume, 1992 mit der Aufstellung der Granitplatte mit dem Bildnis der Göttin Kannon und 2000 mit Kunstinstallationen des Künstlers Klaus-Dieter Kappenberg (* 28. Juli 1945; † 15. Mai 2012).

Die 110 Kirschbäume im Hiroshima-Hain erinnern an die 110.000 Japaner, die während des Atombombenabwurfs auf Hiroshima am 6. August 1945 ums Leben kamen. Jeder der Kirschbäume steht dabei für jeweils 1000 Menschen, die unmittelbar bei der Explosion verstorben sind.

Kunstinstallationen

Installation am Eingang zum Hiroshima-Hain, ein ausgebranntes Zuhause darstellend
Installation der flehenden Hände am Eingang zum Hiroshima-Hain

Am Eingang zum Hiroshima-Hain steht eine Kunstinstallation, die ein ausgebranntes Zuhause darstellen soll. Sie besteht aus angekohlten Baumstämmen mit einem darüber liegenden, verschmorten und deformierten Wellblechdach.

Daneben befindet sich die Installation der flehenden Hände mit einem aus zersägten Baumstämmen gelegten kreisrunden Ouroboros. Auf Stöcken stecken in halber Höhe kleine Kinderhände und darüber größere Erwachsenenhände. Der Künstler Klaus-Dieter Kappenberg gestaltete diese Installation im Jahr 2000 zusammen mit Gästen aus verschiedenen Partnerstädten von Hannover. In dem kreisrunden Ouroboros liegen weitere Baumstämme, die beim Blick von oben das CND-Symbol für atomare Abrüstung erkennen lassen. Die ausgestreckten Hände symbolisieren die erwartungsvollen Hände von Demonstranten, die hoffnungsvoll der atomaren Abrüstung entgegengehen. Dieser Eindruck wird noch dadurch verstärkt, dass in der Kreismitte ein Modell des Genbaku Domes steht. Das Bauwerk wurde bei dem Atombombenangriff auf Hiroshima nur teilweise zerstört und steht als Friedensdenkmal im Friedenspark Hiroshima. Die Installation gilt als das Vermächtnis des inzwischen verstorbenen Künstlers Klaus-Dieter Kappenberg.

Granitplatte aus Hiroshima

Granitplatte mit dem Bildnis von Kannon, dem weiblichen Bodhisattva des Mitgefühls, und der Inschrift „From Hiroshima“

Die an einem aufgestellten Stein angebrachte Granitplatte mit dem Bildnis der Kannon ist ein Geschenk der Gesellschaft Granitplatten für den Frieden aus Hiroshima, die im Juni 1992 im Hiroshima-Hain enthüllt wurde. Laut der Schenkungsurkunde stammt die Granitplatte aus der Pflasterung zwischen den Schienen der Straßenbahn Hiroshima. Sie befand sich etwa 200 Meter nördlich des Explosionspunktes der Atombombe, die am 6. August 1945 um 8.15 Uhr abgeworfen wurde, und war daher deren Wirkung voll ausgesetzt. In 180 dieser Granitplatten wurde später ein Bildnis der Göttin Kannon eingemeißelt, die als Symbol der Sehnsucht nach immer währendem Frieden gilt.

Christiane Meyer, Professorin für Didaktik der Geographie am Institut Didaktik der Naturwissenschaften an der Leibniz Universität Hannover, sieht den symbolischen Wert der Granitplatte in ihrer Werte-Bildung zur ethischen Orientierung angesichts der in Hiroshima sichtbaren Folgen menschlichen Handels. Meyer führt dazu aus: „Ein Lernen mit allen Sinnen vor Ort ermöglicht eine nachhaltige Werte-Bildung, die als Basis von reflektiertem Urteilen zu verantwortungsvollem Handeln beitragen kann.“[2]

Veranstaltungen

Hiroshima-Tag am 6. August

Der Hiroshima-Tag am 6. August erinnert mit seinen Gedenkveranstaltungen an die Opfer der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki. Die Veranstaltungsorte sind üblicherweise das Mahnmal Aegidienkirche, der Hiroshima-Hain, der Hodlersaal im Neuen Rathaus und der Park der Partnerstädte im Maschpark.

Kirschblütenfest während der Kirschblüte
Kirschblütenfest

Das Kulturbüro der Stadt Hannover übernahm im Jahr 2001 die japanische Tradition, während der Kirschblüte das Kirschblütenfest im Hiroshima-Hain zu begehen.[3] Unter blühenden Kirschbäumen bieten Vereine und Initiativen ein vielfältiges Kulturprogramm mit japanischer Kampfkunst, Kalligraphie, Origami, Taiko-Vorführungen, Musik, kulinarische japanischen Spezialitäten, Manga-Präsentationen und japanischen Teezeremonien an.

Weblinks

Commons: Hiroshima-Hain – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Die Alte Bult (PDF; 253 kB)
  2. Christiane Meyer: Werte-Bildung zur ethischen Orientierung. Beziehungen und Bedeutungen auf dem Hiroshima-Gedenkhain in Hannover. (PDF; 2,8 MB).
  3. Hannover feiert das Kirschblütenfest. 23. April 2012, abgerufen am 22. Januar 2023 (deutsch).

Koordinaten: 52° 21′ 33,8″ N, 9° 46′ 31,2″ O

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Hiroshima Hain Hannover Kirschblütenfest Wiese.jpg
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Kirschblütenfest im Hiroshima-Hain Hannover
Installation der flehenden Hände auf dem Hiroshima-Hain Hannover.jpg
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Der Hiroshima-Hain in Hannover wurde 1987 auf dem Gelände der früheren Pferderennbahn Alte Bult an der Eilenriede im Stadtteil Südstadt-Bult angelegt. Die 110 gepflanzten Kirschbäume erinnern an die 110.000 Soforttoten während des Atombombenabwurfs über Hiroshima am 6. August 1945. Am Eingang zu dem Hiroshima-Hain liegt ein aus zersägten Baumstämmen gelegter kreisrunder Ouroboros, aus dem die Hände der Eingeschlossenen flehend zum Himmel gestreckt sind, in halber Höhe die kleinen Kinderhände und darüber die großen Erwachsenenhände. Klaus-Dieter Kappenberg gestaltete diese Installation im Jahr 2000 zusammen mit Gästen aus verschiedenen Partnerstädten von Hannover. Die angeschmorten und teilweise verkohlten Holzstämme entnahm er aus der Asche vom Osterfeuer. Der Künstler Klaus-Dieter Kappenberg gibt dieser Vision des Untergangs von Hiroshima eine gänzlich neue Deutung. In den aus Baumscheiben gelegten kreisrunden Ouroboros legt er weitere Baumstämme hinein, so dass sich der Ouroboros beim Blick von oben in das CND-Symbol der atomaren Abrüstung verwandelt. Dadurch werden die ausgestreckten Hände zu erwartungsvollen Händen von Demonstranten, die hoffnungsvoll der atomaren Abrüstung entgegengehen. Dieser Eindruck wird noch dadurch verstärkt, dass in der Kreismitte ein Modell des Genbaku Domes steht. Der Genbaku Domes wurde bei dem Atombombenangriff auf Hiroshima nur teilweise zerstört und steht als Friedensdenkmal im Friedenspark Hiroshima. Im Dezember 1996 erklärte die UNESCO dieses Friedensdenkmal zum Weltkulturerbe mit der Begründung, dass es nicht nur ein starkes Symbol der zerstörerischsten Kraft sei, die je von der Menschheit geschaffen wurde, es drücke zudem die Hoffnung auf Weltfrieden und auf die endgültige Beseitigung aller Kernwaffen aus.
Installation von einem skelettierten und ausgebrannten Zuhause auf dem Hiroshima-Hain Hannover.jpg
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Der Hiroshima-Hain in Hannover wurde 1987 auf dem Gelände der früheren Pferderennbahn Alte Bult an der Eilenriede im Stadtteil Südstadt-Bult angelegt. Die 110 gepflanzten Kirschbäume erinnern an die 110.000 Soforttoten während des Atombombenabwurfs über Hiroshima am 6. August 1945. Am Eingang zu dem Hiroshima-Hain steht ein menschenleeres aus den Fugen geratenes, skelettiertes und ausgebranntes Zuhause aus angekohlten Baumstämmen und darüber ein in der Glut verschmortes und deformiertes Wellblechdach. Klaus-Dieter Kappenberg gestaltete diese Installation im Jahr 2000.
Hiroshima-Hain aus 110 Kirschbäumen.jpg
Autor/Urheber: Karli22, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Hiroshima-Hain aus 110 Kirschbäumen im Herbst 2012 auf der Bult in Hannover. Die Bäume liefern zu jeder Jahreszeit eine andere eigentümliche Stimmung.
Installationen auf dem Hiroshima-Hain Hannover.jpg
(c) Michael Gäbler, CC BY-SA 3.0
Der Hiroshima-Hain in Hannover wurde 1987 auf dem Gelände der früheren Pferderennbahn Alte Bult an der Eilenriede im Stadtteil Südstadt-Bult angelegt. Die 110 gepflanzten Kirschbäume erinnern an die 110.000 Soforttoten während des Atombombenabwurfs über Hiroshima am 6. August 1945. Auf dem heutigen Landschaftsschutzgebiet wurde 1992 ein Gedenkstein aus einer Steinplatte aufgestellt, die am 6. August 1945 zum Straßenbahnnetz von Hiroshima gehörte. Darauf wurde ein Relief der Friedensgöttin Kannon aufgebracht. Das aus Baumstämmen ausgelegte CND-Symbol zeigt das Zeichen für die atomare Abrüstung. Dort erinnern rings um das Modell des Genbaku Domes herum die weißen Hände, die sich zum Himmel ausstrecken, an das Leid der betroffenen Menschen. Klaus-Dieter Kappenberg gestaltete diese Installation im Jahr 2000.
Bodhisattva Kannon auf dem Gedenkstein im Hiroshima-Hain Hannover.jpg
(c) Michael Gäbler, CC BY-SA 3.0
Die Granitplatte mit dem Bildnis der weiblichen Bodhisattva des Mitgefühls Kannon und der Inschrift "From Hiroshima" befindet sich auf dem Gedenkstein im Hiroshima-Hain in Hannover. Die Granitplatte ist ein Geschenk der Gesellschaft Granitplatten für den Frieden aus Hiroshima. Sie wurde am 11. Juni 1992, 8.15 Uhr im Hiroshima-Hain enthüllt. In der Schenkungsurkunde schreibt die Gesellschaft:
"Die Granitplatte stammt aus der Pflasterung zwischen den Straßenbahnschienen in Hiroshima. Sie befand sich etwa 200 m nördlich des Explosionspunktes der Atombombe, die am 6. August 1945 um 8.15 Uhr abgeworfen wurde, und war daher deren Wirkung voll ausgesetzt. Als Zeuge dieses furchtbaren Ereignisses vernahm sie das Entsetzen der Opfer.
In 180 dieser Granitplatten wurde später ein Bildnis der Göttin Kannon eingemeißelt, die als Symbol der Sehnsucht nach immerwährenden Frieden gilt. Aus dem Unheil, das über uns gekommen ist, aus der Schuld, die wir den vom 2. Weltkrieg betroffenen Völkern gegenüber empfinden, haben wir gelernt, uns eine "Friedensverfassung" zu geben. Darin geloben wir, daß Japan niemals mehr ein anderes Land mit Krieg überziehen wird. Eine Welt ohne Krieg ist das höchste Anliegen: die Ursehnsucht der Menschen.
Mögen diese Granitsteine aus Hiroshima, die als Geschenk allen Völkern gewidmet sind, ein stetes Mahnmal des Friedens sein. Dies ist unsere inständige Bitte."