Hiob Schrendeisen

Hiob Schrendeisen (auch Job Schrendeysen, Schrendeißen, Schrindeisen, Schrindisen; * um 1460 in Gudensberg; † nach 1519 in ?) war ein landgräflich-hessischer Ministeriale und Bürgermeister von Kassel.

Familie

Schrendeisen stammte aus einer wohlhabenden und angesehenen Bürgerfamilie. Sein Vater Ludwig war Schultheiß in der nordhessischen Stadt Gudensberg und war finanziell so gut gestellt, dass er seinen Landesherren, den Landgrafen Ludwig II. und Wilhelm II., beachtliche Summen Geldes leihen konnte.[1][2] Seit 1458 hielt er auch das landgräfliche Untergericht zu Geismar zu Lehen.[3] Zwei Mitglieder der Familie waren zu Hiob Schrendeisens Lebzeiten Kanoniker am St. Petri-Stift in Fritzlar,[4] und sein Bruder Ludwig ist 1521 als Kanonikus am Kaiserdom St. Bartholomäus in Frankfurt am Main bezeugt.[5] Sein zweiter Bruder, Hugo, ist 1490 als Küchenmeister des Landgrafen Wilhelm II. bekundet und soll bei der Erstürmung von Stuhlweißenburg 1490 durch König Maximilian I. einer der ersten auf der Stadtmauer gewesen sein.[6] Seine Schwester Margarethe († 1568[7]) war zuerst mit dem hessischen Kanzler Johannes Muth (1468–1504) verheiratet[8] und heiratete 1506 den Fritzlarer Schöffen Philipp Katzmann[9] aus dem bedeutendsten Fritzlarer Patriziergeschlecht, den Katzmann.[10] Sie hatte aus der Ehe mit dem Kanzler Muth eine Tochter, Margaretha Muth. Nach Muths Tod war Schrendeisen als deren Oheim, zusammen mit dem mit ihm verschwägerten Kammermeister Georg Nußpicker,[11] deren Vormund.[12]

Leben

Schrendeisen trat früh in landgräfliche Dienste. Ab 1482 war er Rentschreiber in Kassel, wo er 1485 Bürger wurde. 1501 ist er dort als Kammerschreiber bekundet, dann als Kammermeister. Im Jahre 1505 wurde er Bürgermeister in Kassel; in diesem Amt ist er auch noch 1512 bezeugt.

Im Februar 1510 war er einer der drei Bevollmächtigten (die beiden anderen waren der neu gewählte Landhofmeister Ludwig von Boyneburg zu Lengsfeld und Wilhelm von Dörnberg) der hessischen Landstände, die zu dem Kurfürsten Friedrich III. und dessen Bruder Johann nach Mühlhausen gesandt wurden, um deren Zustimmung zur landständischen Regentschaft während der Minderjährigkeit des damals sechsjährigen Landgrafen Philipp I. einzuholen. Im Sommer zuvor hatten die Landstände nach dem Tod des Landgrafen Wilhelm II. auf einem Landtag am Spieß einen neunköpfigen Regentschaftsrat gewählt, um eine Regentschaft der Landgrafenwitwe Anna von Mecklenburg zu verhindern.

Ehe und Nachkommen

Hiob Schrendeisen heiratete vor 1498 Elisabeth von Wildungen, Tochter des hessischen Rentmeisters Henrich von Wildungen in Homberg (Efze), der dort von 1466 bis 1480 Bürgermeister und von 1485 bis 1524 Rentmeister war. Die beiden hatten drei Söhne: Hiob, Balthasar und Henrich. Hiob war von 1526 bis 1538 Rentmeister in Homberg, wurde von Kaiser Karl V. beim Augsburger Reichstag am 22. Juli 1530 in den Reichsadel erhoben,[13] und erhielt bei seinem Ausscheiden aus dem landgräflichen Dienst 1538 die Burg und das Gut Nassenerfurth zu Lehen, die er über seine Mutter geerbt hatte.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 2. Dezember 1481, Zahlungsaufforderung zugunsten des Gudensberger Schultheißen Ludwig Schrendeisen. Regest-Nr. 4015. Regesten der Landgrafen von Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. 22. Juni 1493, Wilhelm II. bestätigt Schuld bei Ludwig Schrindeisen. Regest-Nr. 5417. Regesten der Landgrafen von Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  3. „Geismar, Schwalm-Eder-Kreis“. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  4. Johann Schrendeisen, 1482 Kanoniker in Fritzlar und Altarist des St. Michaelsaltars in Niedenstein (Urkunde: Urkunden Niedenstein (1343-1600) 19. In: Monasterium.net. ICARUS – International Centre for Archival Research;), und Konrad Schrendeisen, Doktor, 1501/1510 Kanoniker und Offizial zu Fritzlar und Inhaber der Pfarrei in Datterode (17. Juni 1501, Räte des Landgrafen schlichten zwischen Abt und Konvent in Haina. Regest-Nr. 4832. Regesten der Landgrafen von Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS)., und Heimatverein Datterode: „Die Kapelle auf der Boyneburg“ (Memento desOriginals vom 17. September 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.heimatverein-datterode.de).
  5. Frankfurter Patriziat: Ludwig Schrendeißen (Memento vom 29. März 2012 im Internet Archive)
  6. Frankfurter Patriziat: Hugo Schrendeißen (Memento vom 30. März 2012 im Internet Archive)
  7. Margarethe Schrendeisen 1568, Fritzlar“, in: Grabdenkmäler (Stand: 23. März 2006)
  8. Karl-Heinz Nickel, Harald Schmidt, Florian Tennstedt und Heide Wunder: Kurzbiographien, in: Kassel als Stadt der Juristen (Juristinnen) und der Gerichte in ihrer tausendjährigen Geschichte, herausgegeben von Georg Wannagat. Köln 1990, ISBN 978-3-452-21801-8, S. 474.
  9. Karl E. Demandt: Der Personenstaat der Landgrafschaft Hessen im Mittelalter: ein "Staatshandbuch" Hessens vom Ende des 12. bis zum Anfang des 16. Jahrhunderts, Band 42, Teil 2, 1981, S. 1182. Bernd Fuhrmann: Der Haushalt der Stadt Marburg in Spätmittelalter und früher Neuzeit (1451/52–1622), 1996, S. 189.
  10. Hessisches Jahrbuch für Landesgeschichte, Bände 1–3, S. 93.
  11. Der Hof und die Stadt: Konfrontation, Koexistenz und Integration in Spätmittelalter und Früher Neuzeit : 9. Symposium der Residenzen-Kommission der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, veranstaltet in Zusammenarbeit mit der Historischen Kommission für Sachsen-Anhalt, dem Institut für Geschichte der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und dem Deutschen Historischen Institut Paris, Halle an der Saale, 25.-28. September 2004, herausgegeben von der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, 2006, S. 484.
  12. Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde, herausgegeben vom Verein für hessische Geschichte und Landeskunde, 1965, S. 230.
  13. Hiob (Job) Schrendeißen (Memento vom 29. März 2012 im Internet Archive)