Hinterhermsdorf befindet sich am östlichen Rande der Sächsischen Schweiz, in einer Grenzregion zur Tschechischen Republik. Der Ort ist ein sehr beliebtes Touristenziel aufgrund seiner unmittelbaren Nähe zu den beiden Nationalparks Sächsische und Böhmische Schweiz sowie seiner zahlreichen Ausflugsmöglichkeiten.
Hinterhermsdorf war bis 2012 einer der wenigen Ortsteile in Sachsen, die keine gemeinsame Grenze mit dem Kerngebiet der Gemeinde haben, zu der sie gehören. Zwischen Hinterhermsdorf und dem restlichen Sebnitzer Stadtgebiet lagen Ortsteile der Gemeinde Kirnitzschtal.
Verkehr
Hinterhermsdorf ist nur über eine Straße mit dem öffentlichen Straßennetz verbunden. Durch den Ort führt eine kreisförmig angelegte Einbahnstraße. Des Weiteren verfügt Hinterhermsdorf über Busverbindungen nach Dresden und Sebnitz. Über die Grenze nach Tschechien führen drei Rad- und Wanderwege, einmal über das Kirnitzschtal nach Zadní Jetřichovice (Hinterdittersbach) und einmal bei Zadní Doubice (Hinterdaubitz) über das Kyjovské údolí (Khaatal) nach Krásná Lípa (Schönlinde) und einmal über den Weifberg nach Mikulášovice (Nixdorf).
Ortsansicht
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Blick von nahe der Buchenparkhalle auf Hinterhermsdorf, hinter dem Ort erhebt sich der Weifberg
Geschichte
Ansicht um 1900Blick auf das sogenannte „Hessesche Haus“ (erbaut 1804). Die bauliche Erscheinung von Hinterhermsdorf wird durch zahlreiche Umgebindehäuser geprägt, von denen ein Großteil nach 1990 saniert wurde.
Hinterhermsdorf wurde 1445 als Hermannstorff erstmals urkundlich erwähnt.[2] Der Dorfgründer hieß Hermann und hatte das Erbgericht zum Lehen. Ursprünglich lebte das Dorf fast ausschließlich von der Holzwirtschaft und dem Transport des geschlagenen Holzes in Richtung Bad Schandau, Dresden und Meißen. Davon zeugen noch heute die Obere sowie die Niedere Schleuse, entlang des Flusses Kirnitzsch, die mit ihrem Tal östlich sowie südlich am Ort vorbeiführt und die Grenze zu Tschechien markiert. Beide Schleusen sind heute nicht mehr in Betrieb und technische Denkmäler, wobei sich auf der Oberen Schleuse die Tradition einer Kahnfahrt auf einem künstlich aufgestauten See erhalten hat.
Neben zahlreichen regionstypischen Umgebindehäusern weist Hinterhermsdorf noch weitere Merkmale alter Siedlungsstrukturen auf. So befindet sich im Zentrum das Erbgericht, der frühere Hauptsitz des Lehnsherren, dem neben der größten Hufe (zugeteilte Landfläche) und der Gerichtsbarkeit auch das Brau- und Schankrecht zustand, wovon bis heute eine Gastwirtschaft am Platze zeugt.
Die Gemeinde wurde am 1. Oktober 1998 in die Große Kreisstadt Sebnitz eingemeindet.[3]
Im Jahr 2001 erhielt Hinterhermsdorf eine Goldmedaille im Bundeswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ (früher „Unser Dorf soll schöner werden“), nachdem es bereits zuvor zum schönsten Dorf Sachsens gekürt worden war.
Der Fluss Kirnitzsch bildet nahe Hinterhermsdorf den Grenzfluss zu Tschechien. Die Kirnitzschklamm verläuft durch die Kernzone des Nationalpark Sächsische Schweiz, in der sich auch die Obere Schleuse befindet. Die Obere Schleuse ist eine historische Stauanlage, die auf das 16. Jahrhundert zurückgeht und staut das Wasser auf einer Länge von 700 Meter. Sie war ursprünglich eine Anlage zur Holzflößerei. Auf dem Stausee werden heute in den Sommermonaten Kahnfahrten angeboten. 2009 zählten die Kahnfahrten nahezu 55.000 Besucher.[4]
Aussichtsturm auf dem Weifberg bei Hinterhermsdorf
Auf dem Weifberg im Norden des Ortes steht seit dem Jahr 2000 der Weifbergturm. Sein Grundgerüst besteht komplett aus Holz, das durch Stahlfachwerkträger verstärkt ist, um den Turm sturmsicher zu machen. Von seiner Spitze bietet sich eine schöne Aussicht über die gesamte östliche Sächsische Schweiz und weiter nach Tschechien.
EngelkircheHeimatmuseum Hinterhermsdorf
Die Waldhusche
Die 2002[6] eröffnete Waldhusche soll Kinder auf spielerische Art an das Thema Wald heranführen. Auf vier verschiedenen Schauwegen und 40 Stationen in einem südlich von Hinterhermsdorf gelegenen Waldgebiet erfolgen neben Aufklärungen und Informationen zu den Themen Wald- und Forstwirtschaft auch Erläuterung zur Bedeutung der natürlichen Prozesse in einem Wald.
Die Engelkirche
Die Engelkirche wurde 1690 errichtet und trägt ihren ungewöhnlichen Namen durch einen barocken Taufengel. Sehenswert ist zudem der ebenfalls barocke Flügelaltar. Die Kirche steht heute unter Denkmalschutz.[7]
Weitere Sehenswürdigkeiten
Das PfarrhausHeimatmuseum „Waldarbeiterstube“
Die BuchenparkhalleAussichtspunkte in der Umgebung (Königsplatz, Großes und Kleines Pohlshorn, Arnstein etc.): Der Aussichtspunkt Königsplatz (437 m) verdankt seinen Namen dem sächsischen König Friedrich August II. (Sachsen), welcher dort verweilte. Er wurde 1836 vom damaligen Revierförster Voigt erschlossen.
Buchenparkhalle mit Panoramablick auf Hinterhermsdorf und den Weifberg
Das denkmalgeschützte Pfarrhaus, erbaut in der 2. Hälfte des 19. Jh., Oberdorfweg 9
Gedenkstätten
Drei Gedenktafeln am Ortseingang, gegenüber der Richter-Schmiede und am Mönchstein-Felsen wurden zur Erinnerung an 600 KZ-Häftlinge eines Todesmarsches aus dem KZ-Außenlager Schwarzheide des KZ Sachsenhausen im April 1945 aufgestellt. Acht Häftlinge wurden in der Nähe des Ortes durch SS-Männer ermordet: Paul Fischer, Wilhelm Slatin, Herbert Altschul, Friedrich Kaumann, Erwin Teichner, Kurt Altschul, der Pole Matejsky und ein Franzose.
In Hinterhermsdorf geborene Persönlichkeiten
Gunter Jacob (* 6. 1947 ) Maler, Zeichner und Grafiker
↑Königsplatz bei Hinterhermsdorf. Nationalpark Sächsische Schweiz, abgerufen am 12. November 2020: „1445 wurde der Ort erstmals urkundlich erwähnt – als Hermannstorff.“
↑Königsplatz bei Hinterhermsdorf. Nationalpark Sächsische Schweiz, abgerufen am 12. November 2020: „Die Dorfkirche von 1690 steht unter Denkmalschutz.“
Literatur
Zwischen Sebnitz, Hinterhermsdorf und den Zschirnsteinen (= Werte der deutschen Heimat. Band 2). 1. Auflage. Akademie Verlag, Berlin 1959.
Christian Maatz, Harald Lauermann: Hinterhermsdorf und seine Gäste. Heimatgeschichtliche Plaudereien über die Entwicklung des Tourismus in der Hinteren Sächsischen Schweiz. Erster Teil bis 1910. Dresden 1999
Christian Maatz, Harald Lauermann: Hinterhermsdorf und seine Gäste. Heimatgeschichtliche Plaudereien über die Entwicklung des Tourismus an der Böhmischen Anewand. Zweiter Teil ab 1910. Dresden 2001
Karl Möckel: Flur- und Forstortsnamen im Hinterhermsdorfer Gebiet. In: Mitteilungsheft des Arbeitskreises Sächsische Schweiz im Landesverband Sächsischer Heimatschutz. Bd. 3, 2006, ZDB-ID 2214906-5, S. 10–17.
Richard Steche: Hinterhermsdorf. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. 1. Heft: Amtshauptmannschaft Pirna. C. C. Meinhold, Dresden 1882, S. 28.
Hinterhermsdorf, Oberdorfweg - Hessesches Haus (01-2).jpg Autor/Urheber:Norbert Kaiser,
Lizenz:CC BY-SA 3.0 Blick auf das sogenannte "Hessesche Haus" am Oberdorfweg 1 in Hinterhermsdorf. Das Umgebindehaus wurde 1804 errichtet. Die Bezeichnung bezieht sich auf den Tischler und Ortschronisten Alfred Hesse, der im 20. Jahrhundert hier lebte.
Hinterhermsdorf Panorama 01 1.jpg Autor/Urheber:Spike,
Lizenz:CC BY-SA 4.0 A panorama of Hinterhermsdorf, a village of the town of Sebnitz in Saxon Switzerland, Germany. In the background the Weifberg with the Weifberg Tower can be seen.