Habichtskräuter

Habichtskräuter

Untergattung Hieracium: Zottiges Habichtskraut (Hieracium villosum)

Systematik
Asteriden
Euasteriden II
Ordnung:Asternartige (Asterales)
Familie:Korbblütler (Asteraceae)
Unterfamilie:Cichorioideae
Gattung:Habichtskräuter
Wissenschaftlicher Name
Hieracium
L.

Die Habichtskräuter (Hieracium) bilden eine Pflanzengattung in der Familie der Korbblütler (Asteraceae). Die Gattung umfasst sehr viele Arten (siehe unten) mit zahlreichen Unterarten, die teilweise sehr schwer zu bestimmen sind. Durch unterschiedliche Fortpflanzungs- und Kreuzungsmöglichkeiten ist auch die Einordnung schwierig.

Beschreibung

Untergattung Hieracium: Illustration vom Doldigen Habichtskraut (Hieracium umbellatum)
Untergattung Hieracium: Stängelumfassendes Habichtskraut (Hieracium amplexicaule)
Untergattung Hieracium: Hasenohr-Habichtskraut (Hieracium bupleuroides)
Untergattung Hieracium: Niedriges Habichtskraut (Hieracium humile)
Untergattung Pilosella: Orangerotes Habichtskraut (Hieracium aurantiacum)
Untergattung Pilosella: Geöhrtes Habichtskraut (Hieracium lactucella)
Untergattung Pilosella: Peletiers Habichtskraut (Hieracium peleterianum)
Untergattung Pilosella: Kleines Habichtskraut (Hieracium pilosella)

Manche Habichtskräuter (Hieracium) sehen dem Pippau (Crepis) ähnlich.

Vegetative Merkmale

Die Habichtskraut-Arten sind meist ausdauernde krautige Pflanzen, die je nach Art Wuchshöhen von selten 5 bis meist 20 bis 150 Zentimetern erreichen. Sie bilden meist Pfahlwurzeln, manchmal bilden sie Ausläufer (Stolonen). Die einfachen oder verzweigten Stängel sind meist aufrecht. Die gestielten oder ungestielten Laubblätter stehen oft in grundständigen Rosetten zusammen und sind an den Stängeln verteilt. Die Blattspreiten sind einfach bis fiederteilig. Die Blattränder können glatt oder gezähnt sein.

Generative Merkmale

Die Blütezeit reicht von Mai bis August. Die körbchenförmigen Blütenstände stehen manchmal einzeln oder meist in verzweigten Gesamtblütenständen. Die Blütenkörbchen weisen einen Durchmesser von 3 bis 9 (selten bis mehr als 12) Millimetern auf. Die 5 bis 21 (selten bis mehr als 40) Hüllblätter stehen in mindestens zwei Reihen. Der Blütenstandsboden ist flach. Die Blütenkörbchen enthalten nur sechs bis über 150 Zungenblüten. Die Farbe der fünfzipfeligen Zungenblüten ist meist gelb, manchmal weiß oder gelblichweiß, selten orangefarben.

Die Achänen sind meist rotbraun oder schwarz mit meist zehn Rippen. Der Pappus besteht aus 20 bis 80 weißen Borstenhaaren, die mehr oder weniger gleich oder ungleich sind; sie können in ein, zwei oder mehr Reihen stehen.

Verbreitung

Hieracium-Arten finden sich in Europa, Nordasien wie auch in Amerika.

Systematik

Der Gattungsname Hieracium wurde 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum[1] erstveröffentlicht. Als Lectotypus wurde 1913 Hieracium murorum festgelegt. Synonyme für HieraciumL. sind StenothecaMonnier sowie PilosellaHill.

Namensgebung

Das griechische Wort hierax bezeichnet einen Habicht oder Falken und bezieht sich vermutlich auf die Enden der Zungenblüten, die Habichtschwingen ähneln. Auch sollen die Kräuter auf hohen Felsen wachsen, die nur für Habichte erreichbar sind. Der Sage nach sollen Habichte mit dem Milchsaft ihre Augen schärfen.

Arten (Auswahl)

Je nach zugrunde gelegtem Artbegriff werden etwa 850 bis 1000 Arten unterschieden.[2] In Deutschland kommen davon etwa 180 Arten vor.[3]

Die Gattung der Habichtskräuter (Hieracium) wird üblicherweise in zwei Untergattungen aufgeteilt, die aber auch oft als getrennte Gattungen, Hieracium s. str. und Pilosella, behandelt werden:[4]

Echte Habichtskräuter (Hieracium subgen. Hieracium) (Auswahl)

  • Alpen-Habichtskraut (Hieracium alpinumL.)
  • Stängelumfassendes Habichtskraut (Hieracium amplexicauleL.), mit vielen Unterarten
  • Hieracium argutumNutt.
  • Gabeliges Habichtskraut (Hieracium bifidumKit. ex Hornem.), mit sehr vielen Unterarten
  • Hieracium bolanderiA.Gray
  • Hieracium brevipilumGreene
  • Hasenohr-Habichtskraut (Hieracium bupleuroidesC.C.Gmel.), mit vielen Unterarten
  • Blaugraues Habichtskraut (Hieracium caesium(Fr.) Fr.), mit sehr vielen Unterarten
  • Hieracium carneumGreene
  • Hieracium crepidispermumFr.
  • Hieracium fendleriSch.Bip.
  • Pfeilblättriges Habichtskraut (Hieracium fuscocinereumNorrl.)
  • Blaugrünes Habichtskraut (Hieracium glaucumAll.), mit vielen Unterarten
  • Hieracium greeneiA.Gray
  • Hieracium gronoviiL.
  • Hieracium heldreichiiBoiss.
  • Niedriges Habichtskraut (Hieracium humileJacq.): Sie kommt in Algerien, Spanien, Frankreich, Korsika, Italien, Deutschland, in der Schweiz, in Österreich, Liechtenstein, Slowenien, Kroatien, Serbien, Bosnien-Herzegowina und Montenegro vor, in Griechenland sind die Vorkommen fraglich.[5]
  • Hieracium korshinskyiZahn
  • Gewöhnliches Habichtskraut (Hieracium lachenaliiSuter), mit sehr vielen Unterarten
  • Glattes Habichtskraut (Hieracium laevigatumWilld.), mit sehr vielen Unterarten
  • Hieracium longiberbeHowell
  • Hieracium longipilumTorr. ex Hook.
  • Hieracium megacephalumNash
  • Hieracium moriiHayata
  • Wald-Habichtskraut (Hieracium murorumL., Syn: Hieracium sylvaticum(L.) Gouan), mit sehr vielen Unterarten
  • Trothaer Habichtskraut (Hieracium norvegicum subsp. trothanum)
  • Hieracium nudicaule(A.Gray) A.Heller
  • Hieracium paniculatumL.
  • Hieracium pannosumBoiss., mit vielen Unterarten
  • Hieracium parryiZahn
  • Grauzottiges Habichtskraut (Hieracium piliferumHoppe), mit etwa neun Unterarten
  • Wollköpfiges Habichtskraut (Hieracium pilosumFroel.), mit vielen Unterarten
  • Hasenlattich-Habichtskraut (Hieracium prenanthoidesVill.), mit vielen Unterarten
  • Hieracium pringleiA.Gray
  • Traubiges Habichtskraut (Hieracium racemosumWilld.), mit vielen Unterarten
  • Hieracium regelianumZahn
  • Hieracium robustumFr.
  • Savoyer Habichtskraut (Hieracium sabaudumL.), mit vielen Unterarten
  • Blasses Habichtskraut (Hieracium schmidtiiTausch), mit sehr vielen Unterarten
  • Doldiges Habichtskraut (Hieracium umbellatumL.)
  • Starkbehaartes Habichtskraut (Hieracium valdepilosumVill.), mit sehr vielen Unterarten
  • Zottiges Habichtskraut (Hieracium villosumJacq.)
  • Hieracium virosumPall.

Mausohr-Habichtskräuter (Hieracium subgen. Pilosella) (Auswahl)

  • Hieracium abscissumLess., Syn. Pilosella abscissa(Less.) F.W. Schultz & Sch. Bip.
  • Hieracium albiflorumHook., Syn. Pilosella albiflora(Hook.) F.W. Schultz & Sch. Bip.
  • Gletscher-Habichtskraut (Hieracium angustifoliumHoppe, Syn. Pilosella glacialis(Reyn.) F.W.Schultz & Sch.Bip.), mit sehr vielen Unterarten
  • Orangerotes Habichtskraut (Hieracium aurantiacumL., Syn. Pilosella aurantiaca(L.) F.W.Schultz & Sch.Bip.)
  • Ungarisches Habichtskraut (Hieracium bauhiniSchult., Syn. Pilosella piloselloides subsp. bauhini(Schult.) S.Bräut. & Greuter)
  • Wiesen-Habichtskraut (Hieracium caespitosumDumort., Syn. Pilosella caespitosa(Dumort.) P.D.Sell & C.West)
  • Trugdoldiges Habichtskraut (Hieracium cymosumL., Syn. Pilosella cymosa(L.) F.W.Schultz & Sch.Bip.)
  • Natterkopf-Habichtskraut (Hieracium echioidesLumn., Syn. Pilosella echioides(Lumn.) F.W.Schultz & Sch.Bip.)
  • Ausläuferreiches Habichtskraut (Hieracium flagellareWilld., Syn. Pilosella flagellaris(Willd.) P.D.Sell & C.West)
  • Hoppes Habichtskraut (Hieracium hoppeanumSchult., Syn. Pilosella hoppeana(Schult.) F.W.Schultz & Sch.Bip.), mit mehreren Unterarten
  • Hieracium horridumFr., Syn. Pilosella horrida(Fr.) F.W.Schultz & Sch.Bip.
  • Geöhrtes Habichtskraut (Hieracium lactucellaWallr., Syn. Pilosella lactucella(Wallr.) P.D.Sell & C.West)
  • Großköpfiges Habichtskraut (Hieracium macranthum(Ten.) Ten., Syn. Pilosella hoppeana subsp. macrantha(Ten.) S.Bräut. & Greuter)
  • Peletiers Habichtskraut (Hieracium peleterianumMérat, Syn. Pilosella peleteriana(Mérat) F.W.Schultz & Sch.Bip.), mit mehreren Unterarten
  • Kleines Habichtskraut (Hieracium pilosellaL.; Syn.: Pilosella officinarumVaill.)
  • Florentiner Habichtskraut (Hieracium piloselloidesVill., Syn. Pilosella piloselloides(Vill.) Soják), mit mehreren Unterarten.
  • Hieracium procerumFr., Syn. Pilosella procera(Fr.) F.W. Schultz & Sch. Bip.

Einige neu beschriebene Arten wurden noch nicht in eine der Untergattungen zugeordnet. Zu ihnen zählen:

  • Hieracium maccoshianaT.C.G.Rich: Sie wurde 2011 aus Großbritannien beschrieben.
  • Hieracium sinoaestivumSennikov: Sie wurde 2014 aus Shanxi erstbeschrieben.

Nicht zu Hieracium s. str. und Pilosella gehören:

  • Grasnelken-Habichtskraut (Tolpis staticifolia(All.) Sch.Bip., Syn.: Hieracium staticifoliumAll., Chlorocrepis staticifolia(All.) Griseb.)
  • Endivien-Habichtskraut (Schlagintweitia intybacea(All.) Griseb., Syn.: Hieracium intybaceumAll.)

Quellen

  • John L. Strother: Hieracium. In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America North of Mexico. Volume 19: Magnoliophyta: Asteridae, part 6: Asteraceae, part 1 (Mutisieae–Anthemideae). Oxford University Press, New York / Oxford u. a. 2006, ISBN 0-19-530563-9, S. 278 (englisch). (efloras.org, Abschnitt Beschreibung)
  • Siegfried Bräutigam & Werner Greuter: Hieracium. und Pilosella. In: Werner Greuter, Eckhard von Raab-Straube (Hrsg.): Med-Checklist. A critical inventory of vascular plants of the circum-mediterranean countries. Vol. 2: Dicotyledones (Compositae). Organization for the Phyto-Taxonomic Investigation of the Mediterranean Area (OPTIMA), Genève 2008, ISBN 978-2-8279-0011-4, S. 242–487 (englisch). – (Hieracium), S. 559–674 (Pilosella)
  • Siegfried Bräutigam, Werner Greuter: Hieracium. In: Werner Greuter, Eckhard von Raab-Straube (Hrsg.): Compositae. Euro+Med Plantbase – the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity. Berlin 2007–2009 (ww2.bgbm.org).
  • Siegfried Bräutigam, Werner Greuter: Pilosella. In: Werner Greuter & Eckhard von Raab-Straube (Hrsg.): Compositae. Euro+Med Plantbase – the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity. Berlin 2007–2009 (ww2.bgbm.org).
  • David Aeschimann, Konrad Lauber, Daniel Martin Moser, Jean-Paul Theurillat: Flora alpina. Ein Atlas sämtlicher 4500 Gefäßpflanzen der Alpen. Band 1–3. Haupt Verlag, Bern, Stuttgart, Wien 2004, ISBN 3-258-06600-0.
  • Xaver Finkenzeller, Jürke Grau: Alpenblumen. Mosaik, München 1996, ISBN 3-576-10558-1.

Einzelnachweise

  1. Carl von Linné: Species Plantarum. Band 2, 1753, S. 799, Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttp%3A%2F%2Fwww.biodiversitylibrary.org%2Fpage%2F358820%23241~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D.
  2. Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Hrsg.: Bundesamt für Naturschutz (= Die Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Band 2). Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2000, ISBN 3-8001-3364-4.
  3. Rolf Wisskirchen, Henning Haeupler: Standardliste der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands mit Chromosomenatlas. Eugen Ulmer, Stuttgart 1998, ISBN 3-8001-3360-1.
  4. Eckehart J. Jäger (Hrsg.): Exkursionsflora von Deutschland. Gefäßpflanzen: Grundband. Begründet von Werner Rothmaler. 20., neu bearbeitete und erweiterte Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2011, ISBN 978-3-8274-1606-3.
  5. Werner Greuter (2006+): Compositae (pro parte majore). – In: W. Greuter & E. von Raab-Straube (Hrsg.): Compositae. Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity. Datenblatt Hieracium In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.

Weblinks

Commons: Habichtskräuter (Hieracium) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Habichtskraut – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

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