Hexenprozesse in Würzburg

Hexenprozesse in Würzburg, gemeint ist das Hochstift Würzburg, fanden von Ende des 16. bis in das 18. Jahrhundert hinein statt.

Geschichte

Erste Hexenprozesse im Hochstift Würzburg gab es in den letzten Regierungsjahren von Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn (1573–1617).[1] Große Ausmaße nahmen die Hexenprozesse im Hochstift unter Johann Gottfried I. von Aschhausen an.[2] Vor allem unter Julius Echters Neffen, dem Fürstbischof Philipp Adolf von Ehrenberg (1623–1631), fand zwischen 1626 und 1630 eine Welle von Hexenverfolgungen statt, die durch Entscheidung des Reichskammergerichts verhindert werden sollten. Unter Ehrenbergs Nachfolger Franz von Hatzfeld (1631–1642) lassen sich weitere Hexenprozesse nachweisen, dessen Nachfolger Johann Philipp von Schönborn (1642–1673) versuchte, diese zu verhindern.

Die letzte als Hexe Verurteilte war im Jahr 1749 die Ordensfrau Maria Renata Singer von Mossau.[3]

2022 beschloss der Stadtrat von Würzburg, ein Denkmal für die Opfer der Hexenverfolgung zu errichten.[4]

Umfang

Im Hochstift Würzburg wurden während der Rekatholisierung über 900, in der Stadt an die 200, Verurteilte verbrannt. Es gibt ein Verzeichnis der Hinrichtungen bis zum neunundzwanzigsten Brand im Februar 1629. Darin werden 157 Personen aufgeführt. Der Biograph des Bischofs (bei Gropp) kannte die Fortsetzung des Verzeichnisses bis zum zweiundvierzigsten Brand mit insgesamt 219 Opfern. Dies erfasst nur die in der Stadt Würzburg selbst Hingerichteten; die Gesamtzahl der Hinrichtungen im Hochstift unter Philipp Adolf von Ehrenberg belief sich laut einer mit bambergischer Zensur gedruckten Nachricht auf neunhundert.

Die Hexenverfolgung erfasste Kinder, Jugendliche, Frauen und Männer aller Stände; Adlige, Ratsherren, Bürgermeister und Menschen bescheidener Herkunft. 20 Prozent der in Würzburg Verbrannten sollen Priester und Ordensleute gewesen sein.

Ähnliche massive Verfolgungen lassen sich auch in Süddeutschland in den Hexenprozessen der Hochstifte Bamberg und Eichstätt sowie in Kurmainz und Ellwangen nachweisen. Dies bedeutet aber nicht, dass diese Hochstifte Zentren der Hexenverfolgung waren, sondern dass im Gegensatz zu anderen Gebieten die akribisch geführten Protokolle die Jahrhunderte bis in die Gegenwart überdauert haben und die Vorgänge erforschbar sind.

Der Maibaum in Würzburg kennzeichnet ziemlich genau den Fundort des ersten von drei verkohlten Pfählen, die in den 1970er-Jahren wiederentdeckt wurden. Zusammen mit Holzkohlefunden eines möglichen vierten Scheiterhaufens ergeben sie eine Reihe, die die gesamte Länge der Marienkapelle einnahm. Dendrochronologische Untersuchungen der Holzreste verweisen auf die Zeit der Hexenverbrennungen

Als Orte der Zusammenkunft von vermeintlichen Hexen zum Hexensabbat galten in Würzburg der Nikolausberg, der Schalksberg, der Greinberg und der „Sanderwasen“ (der früher auch „Sanderanger“ genannte Sanderrasen in der Sanderau).[5]

Hinrichtungsorte

Der Richtplatz war in den meisten Fällen auf dem Marktplatz in Würzburg neben der Marienkapelle. Reste der Scheiterhaufen sind in den 1970er Jahren beim Aushub für die Tiefgarage wiederentdeckt worden. Ein weiterer Ort zur Verbrennung war vor dem Südportal der Stadtmauer, dem heutigen Sanderrasen. Dort wurden jedoch nicht nur sogenannte Hexen, sondern auch Verbrecher, Pestopfer und Tierkadaver verbrannt. Aus den Protokollen geht hervor, dass ein überwiegender Teil der Delinquenten zunächst auf dem Richtplatz enthauptet und im Anschluss daran auf dem Sanderrasen verbrannt wurde.

Literatur

  • Ralph Kloos, Thomas Göltl: Die Hexenbrenner von Franken. Erfurt 2012, ISBN 978-3-95400-109-5.
  • Hubert Drüppel: Hexenprozesse. In: Ulrich Wagner (Hrsg.): Geschichte der Stadt Würzburg. Bd. 2: Vom Bauernkrieg 1525 bis zum Übergang an das Königreich Bayern 1814. Theiss, Stuttgart 2004, ISBN 3-8062-1477-8, S. 492–505.
  • Robert Meier: Die frühen Hexenprozesse des Fürstbischofs Julius Echter. Mit einer Kritik an Lyndal Ropers „Hexenwahn“. In: Würzburger Diözesangeschichtsblätter. Band 79, 2016, S. 145–156 (Download [PDF; 118 kB; abgerufen am 17. August 2020]).
  • Kurt Baschwitz: Hexen und Hexenprozesse. Bertelsmann, München 1990, S. 252–260.
  • Eberhard David Hauber: Bibliotheca sive acta et scripta magica. 36. Stück, 1745, S. 807.
  • Robert Meier: Hexenprozesse im Hochstift Würzburg. Von Julius Echter (1573–1617) bis Philipp von Ehrenberg (1623–1631). Echter, Würzburg 2019, ISBN 978-3-429-05382-6.
  • Max Bauer, Wilhelm Gottlieb Soldan, Heinrich Heppe (Hrsg.): Geschichte der Hexenprozesse. Band 2, 1911, S. 17–20 (Nachdruck: Müller & Kiepenheuer, Hanau 1968).
  • Ronny Baier: Ehrenberg, Philipp Adolf von. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 24, Bautz, Nordhausen 2005, ISBN 3-88309-247-9, Sp. 545–549.
  • Friedrich Merzbacher: Die Hexenprozesse in Franken. 2., erweiterte Auflage. C. H. Beck, München 1970, ISBN 3-406-01982-X.

Weblinks

(vollständige Liste von Opfern der Hexenbrände in Würzburg von 1627 bis Anfang 1629)

Einzelnachweise

  1. Robert Meier: Die frühen Hexenprozesse des Fürstbischofs Julius Echter. Mit einer Kritik an Lyndal Ropers „Hexenwahn“. In: Würzburger Diözesangeschichtsblätter. Band. 79, 2016, S. 145–156.
  2. Friedrich Merzbacher: Die Hexenprozesse in Franken. 1957 (= Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte. Band 56). 2., erweiterte Auflage:. C. H. Beck, München 1970, ISBN 3-406-01982-X, S. 41–45.
  3. Friedrich Merzbacher: Die Hexenprozesse in Franken. 1970, S. 49–52.
  4. Julia Kuhles: Würzburg plant Denkmal für die Opfer der Hexenverfolgung. In: Bayerischer Rundfunk vom 4. Oktober 2022 https://www.br.de/nachrichten/bayern/wuerzburg-plant-denkmal-fuer-die-opfer-der-hexenverfolgung,TJHox2W (Abruf 30. Oktober 2022)
  5. Friedrich Merzbacher: Die Hexenprozesse in Franken. 1957 (= Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte. Band 56). 2., erweiterte Auflage. C. H. Beck, München 1970, ISBN 3-406-01982-X, S. 7 und 174, Anm. 360.

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Marienkapelle.JPG
Marienkapelle auf dem Marktplatz in Würzburg.