Hetzerhalle
Hetzerhallen sind im Innenraum stützenfreie Hallen mit einem Dachtragwerk aus besonderen Leimbindern (Hetzerträgern, Hetzer-Bauweise), die nach ihrem Erfinder benannt wurden, dem Zimmermeister und Holzbau-Unternehmer Otto Hetzer (1846–1911).
Beschreibung
Die erste Hetzerhalle mit 43 m freier Spannweite entstand im Auftrag des Deutschen Reichs als Eisenbahn-Ausstellungshalle auf der Brüsseler Weltausstellung 1910, die architektonische Gestaltung stammte von Peter Behrens.[1] Sie erhielt zwei Auszeichnungen wegen ihrer soliden und innovativen Ausführung.[2]
Die Hetzer-Bauweise mit Hetzerträgern (Hetzer-Bindern) in Leimbauweise ist das Hauptmerkmal des Dachtragwerks einer sogenannten Hetzerhalle. Ein Hetzerträger ist ein Dachbinder mit I-förmigem Querschnitt, der aus verschiedenen miteinander verleimten Hölzern (Buche für Druckzone, Fichte für Zugzone) besteht und je nach Spannweite mit hölzernen oder eisernen Zugbändern versehen sein kann. Ein damit errichtetes Dach- oder Hallentragwerk eignet sich für die stützenfreie Überwölbung weiter Räume.
Das Dach ist im Querschnitt rund oder polygonal und lässt sich mit einfachen Pappschindeln decken. Die Wände können einfach verputzte Ziegelwände sein. Die Hallen werden dank ihrer relativ flachen und stützenfreien Dachkonstruktion zum Beispiel als Montage- oder Lagerhallen gebaut.
Hetzerhallen in Weimar
Die als Prototyp geltenden und unter Denkmalschutz stehenden Hetzerhallen im thüringischen Weimar wurden 1907 nördlich der Eisenbahntrasse als Werkshallen der Otto Hetzer Holzbau- und Holzpflege AG errichtet. Erhalten ist die „Kleine Hetzerhalle“, die zuletzt (Stand: Oktober 2019) als Lagerhalle und Getränkemarkt genutzt wurde. Die zuletzt leerstehende und sanierungsbedürftige „Große Hetzerhalle“ stürzte am 17. Februar 2021 aufgrund hoher Schneelast ein, die „Kleine Hetzerhalle“ wurde beschädigt.[3]
Weitere Hetzerhalle
- Biertenne der Wernesgrüner Brauerei in Wernesgrün im sächsischen Vogtland (Wernesgrüner Musikantenschenke)[4][5]
Literatur
- Christian Müller: Entwicklung des Holzleimbaues unter besonderer Berücksichtigung der Erfindungen von Otto Hetzer – ein Beitrag zur Geschichte der Bautechnik (= Dissertation). Bauhaus-Universität Weimar, Weimar 1998, DNB 956454933, urn:nbn:de:gbv:wim2-20040219-408.
- Wolfgang Rug: Innovationen im Holzbau – die Hetzerbauweise (Teil 1). In: Bautechnik. Band 71, Heft 4, 1994, S. 213–219 (Download [PDF; 6,2 MB; abgerufen am 20. Februar 2021]). Abrufbar unter Literatur. In: otto-hetzer.de.
- Wolfgang Rug: Innovationen im Holzbau – die Hetzerbauweise (Teil 2). In: Bautechnik. Band 72, Heft 4, 1995, S. 231–241 (Download [PDF; 10,2 MB; abgerufen am 20. Februar 2021]). Abrufbar unter Literatur. In: otto-hetzer.de.
- Wolfgang Rug: 100 Jahre Hetzer-Patent. In: Bautechnik. Band 83, Heft 8, 2006, S. 533–540, hier S. 536 (im PDF S. 4) (Download [PDF; 735 kB; abgerufen am 20. Februar 2021]). Abrufbar unter Literatur. In: otto-hetzer.de.
- Holzbauweisen. In: Otto Lueger (Hrsg.): Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften. 2. Auflage. Band 1. Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart/Leipzig 1904, DNB 560685254, S. 300–303 (Auszug bei zeno.org [abgerufen am 26. August 2024]).
- Die Hetzersche Holzbauweise, in: Schweizerische Bauzeitung, Jg. 57/58 (1911), S. 214–219. (Digitalisat auf e-periodica.ch, abgerufen am 21. Januar 2024)
Weblinks
- otto-hetzer.de
- Otto Hetzer – Pionier des Holzleimbaus, auf studiengemeinschaft-holzleimbau.de
- Peter Zeh: Hetzerhallen und Viehauktionshalle – Geschichte und Gegenwart. (PDF) Ortsteilrat Weimar Nord, 2015 .
- Hermann Wirth: Otto Hetzer – Ansprache anläßlich der Weihe einer Gedenktafel am 21. Oktober 2004. Archiviert vom am 13. März 2011 .
Einzelnachweise
- ↑ Charles von Büren: Holzleimbau – eine Erfolgsgeschichte: 100 Jahre Hetzer Patent. (PDF) Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für Holzforschung (SAH), Juni 2005, archiviert vom am 21. September 2018 (Medienmitteilung, Dübendorf).
- ↑ Wolfgang Rug: 100 Jahre Hetzer-Patent. In: Bautechnik. Band 83, Heft 8, 2006, S. 533–540, hier S. 536 (im PDF S. 4) (Download [PDF; 735 kB; abgerufen am 20. Februar 2021]).
- ↑ Schneemassen bringen Hetzer-Halle in Weimar zum Einsturz. In: MDR Thüringen. 18. Februar 2021, abgerufen am 21. Februar 2021.
- ↑ Bilder der Biertenne. Abgerufen am 12. Juli 2023.
- ↑ Thüringer Wirtschaftsarchiv, aufgerufen am 12. Juli 2013
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Autor/Urheber: Ludwig, Silvio, Lizenz: CC0
Eine kleine und eine sich direkt daran anschließende große Halle auf dem Gelände des Güterbahnhofs hinter der Marcel-Paul-Straße 57 in Weimar/Thüringen. An der Vorderseite ist eine Gedenktafel für Karl Friedrich Otto Hetzer (1846-1911), angebracht. Die Hetzerhallen in der Nähe der Hetzer-Villa um 1914/17 errichtet, gehören zum Fabrikgelände mit Bahnanschluß des ab 1901 unter dem Namen „Otto Hetzer Holzpflege- und Holzbearbeitung AG” firmierenden Unternehmens. Die Hallen gelten als Prototypen der sogenannten Hetzerhallen und stehen unter Denkmalschutz.
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Otto Hetzer Tafel, an der Nordseite der sogenannten kleinen Hetzerhalle auf dem ehemaligen Gelände der Otto Hetzer Holzpflege- und Holzbearbeitung Aktiengesellschaft am Güterbahnhof, hinter der Marcel-Paul-Straße 57 in Weimar/Thüringen angebracht.