Herta Zerna

Herta Zerna (* 11. Februar 1907 in Berlin; † 23. Januar 1988 ebenda) war eine deutsche Journalistin, Schriftstellerin und Widerstandskämpferin gegen den Nationalsozialismus.

Leben

Die in Berlin-Moabit geborene Herta Zerna wuchs in einer sozialdemokratischen Familie als Tochter eines Maschinenschlossers auf. Nach dem Besuch der Mittelschule und einer Tätigkeit als Büroangestellte kam sie als Redaktionshilfe mit der schreibenden Zunft in Kontakt. Von 1928 bis 1932 und dann wieder von 1947 bis 1951 arbeitete sie als Redakteurin für die sozialdemokratische Arbeiterpresse, zuletzt als stellvertretende Chefredakteurin für den Sozialdemokrat Berlin (heute Berliner Stimme).

1953 legte Herta Zerna ihren ersten Roman, Es lag bei Rheinsberg, vor. Sie arbeitete fortan als freie Schriftstellerin und schrieb Unterhaltungsromane und Gedichtbände, die teilweise mehrere Ausgaben (als Originalhardcover, Taschenbuch und Buchklubausgabe) erreichten.

In der Zeit des Nationalsozialismus hatte Herta Zerna durchgehend zu Widerstandskreisen Kontakt und wurde mehrfach von der Gestapo vernommen. Sie arbeitete beim Reichsrundfunk und nutzte ihre Stellung zur Auswertung und Weitergabe ausländischer Rundfunksendungen. Auch verhalf sie der Jüdin Ruth Moses[1], die sie bei Freunden kennengelernt hatte, zu überleben, indem sie sie unter falschem Namen als Aushilfssekretärin beim Rundfunk beschäftigte. Als Herta Zernas konspirative Tätigkeit aufzufliegen drohte, kündigte sie beim Rundfunk und zog nach Kagar bei Rheinsberg aufs Land. Dort besaß sie seit 1939 zusammen mit ihrer Mutter ein kleines Haus, in dem sie nun bedrohten Personen Unterschlupf bot. So rettete sie die Jüdin Susanne Meyer (auch mit Hilfe des ortsansässigen Wirtes Georg Steffen und seiner Frau Elise) vor dem Konzentrationslager. Zu den Personen, die während der NS-Zeit zeitweilig in Berlin und Kagar bei Herta Zerna lebten und von ihr und dem Ehepaar Steffen vor dem Zugriff durch die Gestapo geschützt wurden, gehörten auch der spätere Regierende Bürgermeister von Berlin, Otto Suhr, und dessen jüdische Ehefrau Susanne. Auch der Schriftsteller Alois Florath (ein ehemaliger Redakteur des sozialdemokratischen Vorwärts) fand bei Herta Zerna in Kagar Zuflucht.[2]

Erinnerungen an die Zeit beim Reichsrundfunk hielt Herta Zerna unter dem Titel Ich bin eine unbesungene Heldin oder Ballade vom kleinen Widerstand in dem Sammelband Darauf kam die Gestapo nicht (1966) fest. 1963 wurde sie vom Berliner Senat als „Unbesungene Heldin“ ausgezeichnet, am 31. März 1974 erhielt sie das Bundesverdienstkreuz am Bande.[3]

Sie starb am 23. Januar 1988 vereinsamt[4] und unbeachtet von der Öffentlichkeit in Berlin-Zehlendorf.

Bücher (nur Ersterscheinungen)

  • Es lag bei Rheinsberg (Erzählung). Textzeichnungen Hildegard Roedelius. Universitas, Berlin 1953.
  • Sommer in Nipperwiese (Roman). Ullstein, Berlin 1956
  • Rieke Jury, eine Berliner Liebesgeschichte (Roman). S. Mohn, Gütersloh 1960 (später auch unter dem Titel Ein Kleid für die Göttin veröffentlicht)
  • Urlaub in Kärnten (Roman). Signum, Gütersloh 1963
  • Heiraten ist besser (Roman). Mosaik, Hamburg 1964
  • Lieder aus der Laubenkolonie. Gereimtes und Ungereimtes für gutes und schlechtes Wetter (Lyrik). Blanvalet, Berlin 1967
  • Inmitten von Berlin (Lyrik und Kurzprosa). Zeichnungen von Kurt Mühlhaupt. Marion von Schröder, Hamburg, Düsseldorf 1973
  • Adam an der Adria. Eine heitere Familiengeschichte (Roman). Blanvalet, Berlin 1975

Beiträge zu Anthologien (Auswahl)

  • Junges Berlin (Gedichte). Herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Robert Kukowka. Wedding-Verlag, Berlin 1948
  • Heimat. Erinnerungen deutscher Autoren. Horst Erdmann, Herrenalb 1965
  • Darauf kam die Gestapo nicht (Reihe: Beiträge zum Widerstand im Rundfunk). Herausgegeben vom Sender Freies Berlin. Haude & Spenersche Verlagsbuchhandlung, Berlin 1966
  • Dieses Land schläft einen unruhigen Schlaf. Sozialreportagen 1918–45. Ein Lesebuch. Herausgegeben von Friedrich G. Kürbisch. Dietz, Berlin, Bonn 1981. ISBN 3-8012-0056-6.

Literatur

  • Artikel über Herta Zerna in: Zivilcourage lernen. Analysen – Modelle – Arbeitshilfen. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 2004, Seite 111
  • Kürschners Deutscher Literaturkalender 1988, 60. Jg., de Gruyter, Berlin 1988

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Diesen Namen nennt Herta Zerna selbst. In einem Porträt, veröffentlicht von The International Raoul Wallenberg Foundation, ist von Margot Moses die Rede.
  2. Peter Böthing/Stefanie Oswalt: Juden in Rheinsberg. Eine Spurensuche. Edition Rieger, Karwe 2005
  3. E-Mail-Auskunft des Bundespräsidialamtes vom 23. Februar 2012.
  4. Beate Kosmala: Zuflucht für Verfolgte. Kagar bei Rheinsberg 1939–1945. in: Peter Böthig/Stefanie Oswalt: Juden in Rheinsberg. Eine Spurensuche. Edition Rieger, Karwe 2005