Herrenstrunden

Herrenstrunden ist ein Stadtteil von Bergisch Gladbach und gehört unter Nr. 32 zum Statistik-Bezirk 3 der Stadt. [1]

Lage

Herrenstrunden liegt fast im äußersten Nordosten des Stadtgebietes Bergisch Gladbach am Beginn des Strundetales im Rheinisch-Bergischen Kreis in Nordrhein-Westfalen. Der Name leitet sich ab von den „Herren von Strune“, das sind die Herren des Johanniterordens, die an der Strunde (auch Strunder Bach) eine Komturei besaßen.

Geschichte und Sehenswürdigkeiten

Malteserkomturei
Die ehemalige Maltesermühle dient heute nur noch zu Wohnzwecken
Pfarrkirche St. Johann Baptist (Herrenstrunden)
Burg Zweiffel

Das Ortsbild von Herrenstrunden wird vor allem durch die ehemalige Komturei der Johanniter (heute Malteserkomturei genannt) und die alte Johanniterkirche geprägt. Erstmals wird die Komturei an der Quelle des Strunderbaches im Jahre 1300 unter dem Namen „Strune“ urkundlich erwähnt. Errichtet wurde die Komturei aber wohl schon vor dem Jahr 1294. Durch zahlreiche Stiftungen und eine kontinuierliche Erweiterung des Landbesitzes gewannen die Johanniter zunehmenden Einfluss. 1328 wurde die Komturei bereits zur Ballei erhoben. 1803 fiel der Besitz der Johanniter, die sich seit 1530 Malteser nannten, der Säkularisation zum Opfer. Das heutige Komturgebäude ist ein Wiederaufbau eines Gebäudes aus dem 16. und 17. Jahrhundert, das zu Ende des Zweiten Weltkrieges komplett ausbrannte. Der Neubau wurde im Jahr 1950 errichtet. Heute ist die Komturei in Privatbesitz und beherbergt ein Hotel sowie ein Restaurant.

Zum ehemaligen Komtureigelände gehörte auch die an der Strunde gelegene Maltesermühle, die ebenfalls in Privatbesitz ist. Die zur Komturei gehörende Kirche wurde im Jahre 1345 vollendet. Sie ist dem Schutzheiligen des Johanniterordens Johannes dem Täufer geweiht. 1555 fand eine erste Renovierung statt. Im 19. Jahrhundert wurde das Gotteshaus dann Pfarrkirche der Kirchengemeinde Herrenstrunden, der auch die heute zur Gemeinde Odenthal zählenden Ortschaften Altehufe, Eikamp und Schallemich angeschlossen wurden. Da die Kirche für die neue Pfarrgemeinde bald zu klein war, wurde sie 1904 um ein im neugotischen Stil gebautes Querhaus und einen Chor erweitert. 1911 erhielt der alte Teil der Kirche statt einer Flachdecke ein Holztonnengewölbe. In den 1980er und 1990er Jahren fanden weitere Renovierungs- und Restaurierungsarbeiten statt. Sehenswert sind vor allem die Glasfenster des Chores, die 1904 in der Glasmalerei Reuter und Reichard in Köln hergestellt wurden. Sie zeigen Szenen aus dem Leben von Johannes dem Täufer, nämlich von links nach rechts den Besuch der Gottesmutter Maria bei Elisabeth, der Mutter des Johannes, dann die Enthauptung des Täufers und schließlich die Taufe Jesu durch Johannes im Jordan. Ein Fenster im alten Teil der Kirche gibt ihr ursprüngliches Aussehen vor der neugotischen Erweiterung wieder.

Das ehemals zusammenhängende Komtureigelände wird durch die, das Strundetal erschließende Hauptverbindungsstraße von Bergisch Gladbach nach Kürten durchschnitten.

Weitere Sehenswürdigkeiten sind die Burg Zweiffel und das alte Freibad, dessen Eingangsbereich unter Denkmalschutz steht. Allerdings ist letzteres nicht mehr in Betrieb und beherbergt eine Gastronomie.

Geschichte des Wohnplatzes

Die Topographia Ducatus Montani des Erich Philipp Ploennies, Blatt Amt Porz, belegt, dass der Wohnplatz 1715 mit zwei adelych Haus vermerkt wurde und mit Strond bezeichnet wurde. Carl Friedrich von Wiebeking benennt die Hofschaft auf seiner Charte des Herzogthums Berg 1789 als Herrn Strunden. Aus ihr geht hervor, dass Herrenstrunden zu dieser Zeit Teil der Honschaft Herkenrath im gleichnamigen Kirchspiel war.[2]

Unter der französischen Verwaltung zwischen 1806 und 1813 wurde das Amt Porz aufgelöst und Herrenstrunden wurde politisch der Mairie Bensberg im Kanton Bensberg zugeordnet. 1816 wandelten die Preußen die Mairie zur Bürgermeisterei Bensberg im Kreis Mülheim am Rhein.

Im Zuge des Ausbaus der Straßen von Bergisch Gladbach nach Spitze bzw. Bensberg nach Spitze kam es 1859 zu einem Gebietsaustausch zwischen den beiden Bürgermeistereien, wodurch auch Herrenstrunden zur Bürgermeisterei Bergisch Gladbach kam.[3]

Der Ort ist auf der Topographischen Aufnahme der Rheinlande von 1824 als Herrenstrunden mit Oberem Burghaus, Unterem Burghaus und Kappelle verzeichnet. Auf der Preußischen Uraufnahme von 1840 ist er als Strund verzeichnet. Ab der Preußischen Neuaufnahme von 1892 ist er auf Messtischblättern regelmäßig als Herrenstrunden verzeichnet.

Einwohnerentwicklung
JahrEinwohnerWohn-

gebäude

KategorieBermerkung
1822[4]17BauergutUnter-Strunden, Bürgermeisterei Bensberg
1822[4]26Rittersitz Hof und MühleOber-Strunden, Bürgermeisterei Bensberg
1830[5]22HofstelleUnter-Strunden, Bürgermeisterei Bensberg
1830[5]36Rittersitz Hof und MühleOber-Strunden, Bürgermeisterei Bensberg
1845[6]565ehemaliger Rittersitz, Mühle und BauergutHerren-Strunden, Bürgermeisterei Bensberg
1871[7]9410HofstelleBürgermeisterei Bergisch Gladbach
1885[8]10913WohnplatzBürgermeisterei Bergisch Gladbach
1895[9]9014WohnplatzBürgermeisterei Bergisch Gladbach
1905[10]12816WohnplatzBürgermeisterei Bergisch Gladbach

Mühlen an der Strunde

Von den zahlreichen Mühlen an der Strunde, die deren Wasserkraft nutzten, lagen in Herrenstrunden die Maltesermühle, die Igeler Mühle, und die vier Pulvermühlen von Gut Schiff.

Bergbau und Kalkbrennerei

Im gesamten Strundetal wurde über Jahrhunderte Bergbau betrieben.[11] An vielen Stellen sieht man auch ehemalige Steinbrüche, in denen der Kalkstein für die Kalkbrennereien gebrochen wurde. Hier und da findet man noch alte Kalköfen.[12]

Weitere Objekte

Bevölkerung

Nach der Einwohnerdatei lebten am 30. Juni 2017 in Herrenstrunden 985 Einwohner (davon 73 Ausländer). Die Altersgruppe über 65 Jahre mit 189 Einwohnern (davon 8 Ausländer) stärker als die Altersgruppe unter 18 Jahre war mit nur 145 Einwohnern (davon 4 Ausländer).[13]

Einzelnachweise

  1. Andree Schulte: Bergisch Gladbach. Stadtgeschichte in Straßennamen. Hrsg. Stadtarchiv, Bergisch Gladbach 1995, S. 183 ff., ISBN 3-9804448-0-5
  2. Wilhelm Fabricius: Erläuterungen zum Geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz; Zweiter Band: Die Karte von 1789. Einteilung und Entwicklung der Territorien von 1600 bis 1794; Bonn; 1898
  3. Gerd Kirsten: Ratingen, Hilden, Bergisch Gladbach und Bensberg; Randstädte des Bergischen Landes im Einflussgebiet Düsseldorfs und Kölns. Universität Köln, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät, 1963.
  4. a b Alexander August Mützell, Leopold Krug (Hrsg.): Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preußischen Staats. Erster Band. A–F. Bei Karl August Kümmel, Halle 1821 (Digitalisat).
  5. a b Friedrich von Restorff: Topographisch-Statistische Beschreibung der Königlich Preußischen Rheinprovinzen. Nicolaische Buchhandlung, Berlin/Stettin 1830 (Digitalisat).
  6. Königliche Regierung zu Cöln (Hrsg.): Uebersicht der Bestandtheile und Verzeichniß sämmtlicher Ortschaften und einzeln liegenden benannten Grundstücke des Regierungs-Bezirks Cöln, nach Kreisen, Bürgermeistereien und Pfarreien, mit Angabe der Seelenzahl und der Wohngebäude, sowie der Confessions-, Jurisdictions-, Militair- und frühern Landes-Verhältnisse. Köln 1845 (Digitalisat).
  7. Die Gemeinden und Gutsbezirke der Rheinprovinz und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt vom Königlichen Statistischen Bureau. In: Königliches Statistisches Bureau (Hrsg.): Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preussischen Staates und ihre Bevölkerung. Band XI, 1874, ZDB-ID 1467523-7 (Digitalisat).
  8. Gemeindelexikon für die Provinz Rheinland. Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1885 und anderer amtlicher Quellen bearbeitet vom Königlichen statistischen Bureau. In: Königliches statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeindelexikon für das Königreich Preußen. Band XII, 1888, ZDB-ID 1046036-6 (Digitalisat).
  9. Gemeindelexikon für die Provinz Rheinland. Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1895 und anderer amtlicher Quellen bearbeitet vom Königlichen statistischen Bureau. In: Königliches statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeindelexikon für das Königreich Preußen. Band XII, 1897, ZDB-ID 1046036-6.
  10. Gemeindelexikon für die Rheinprovinz. Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1905 und anderer amtlicher Quellen bearbeitet vom Königlich Preußischen Statistischen Landesamte. In: Königliches Preußisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Gemeindelexikon für das Königreich Preußen. Heft XII, 1909, ZDB-ID 1046036-6.
  11. Herbert Stahl (Redakteur), Gerhard Geurts, Hans Dieter Hilden, Herbert Ommer: Das Erbe des Erzes, Band 3, Die Gruben in der Paffrather Kalkmulde, Bergisch Gladbach, 2006, ISBN 3-932326-49-0
  12. Hans Leonhard Brenner: Die Strunde und ihre Bergisch Gladbacher Mühlen, Bergisch Gladbach 2012, ISBN 3-932326-67-9
  13. Statistik – Stadt Bergisch Gladbach. Abgerufen am 26. Juli 2017.

Literatur

  • Johann Bendel, Heimatbuch des Landkreises Mülheim am Rhein, Geschichte und Beschreibung, Sagen und Erzählungen, Köln-Mülheim 1925
  • Anton Jux, Die Johanniter-Kommende Herrenstrunden, Bergisch Gladbach 1956
  • Hans-Ludwig Arnold nach einem Manuskript von Monsignore Peter Opladen: Kommende und Pfarre Herrenstrunden in ihrer geschichtlichen Entwicklung, Odenthal-Eikamp 1998
Commons: Herrenstrunden – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 51° 0′ N, 7° 11′ O

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