Hernalser Friedhof

Verwaltungsgebäude
Blick auf den Friedhof Hernals
Hauptgebäude des Friedhofs Hernals
Westliche Arkadenreihe
Ruhestätte der Barmherzigen Schwestern vom Heiligen Vinzenz von Paul
Grab der Familie Schrack

Der Hernalser Friedhof ist ein Friedhof im 17. Wiener Gemeindebezirk Hernals.

Lage

Der Hernalser Friedhof liegt in Hernals nahe an der Grenze zum Bezirk Währing in den Katastralgemeinden Dornbach und Hernals, Leopold-Kunschak-Platz 7. Er wurde auf einem Abhang des Schafberges angelegt und grenzt an den Dornbacher Friedhof. Der Friedhof wird im Süden von der Alszeile und dem Leopold-Kunschak-Platz begrenzt, im Westen bildet der Grünbeckweg die Grenze zum Dornbacher Friedhof. Im Norden stößt der Friedhof an eine Kleingartensiedlung, im Osten verläuft die Grenze entlang der Vorortelinie zu einer Anlage der Magistratsabteilung 48 (Abfallwirtschaft, Straßenreinigung und Fuhrpark). Der Friedhof umfasst eine Fläche von 161.019 Quadratmeter und beherbergt 21.864 Grabstellen.[1] Er ist der siebtgrößte Friedhof Wiens.

Geschichte

Alte Friedhöfe in Hernals

Der erste Hernalser Friedhof lag ursprünglich um die Kalvarienbergkirche. Im Zuge der Josephinischen Reformen wurde der Friedhof 1784 aufgelassen. Die ursprüngliche Nutzung als Friedhof trat noch 1894 zu Tage, als bei der Regulierung des Kirchplatzes Gebeine gefunden wurden.

Als Ersatz für den Friedhof um die Pfarrkirche wurde ein neuer Friedhof auf einem Feld „gegen Ottakring“ angelegt. Die Erweiterung des Friedhofs im Bereich des heutigen Lorenz-Bayer-Platzes erfolgte um 1830. Des Weiteren existierte ein separater Cholerafriedhof. Der eigentliche Friedhof wurde am 1. November 1872 geschlossen und in der Folge in eine Parkanlage verwandelt. Der Eingang des Friedhofs lag ursprünglich an jener Stelle, an der die Haslingergasse in den Platz einmündet. Das Leichenhaus wurde in ein Gärtnerhaus der Stadtgartenverwaltung adaptiert.

Die Gründung des neuen Friedhofs

Den heute noch bestehende Friedhof ließ Hernals an einer Anhöhe errichten, die früher für den Weinbau genutzt worden war. Die Errichtung erfolgte zwischen 1870 und 1872 nach Plänen des Stadtbaumeisters Johann Pflaum. Die Weihung des Friedhofs wurde am 25. Oktober 1872 vorgenommen, die erste Beisetzung fand am 2. November 1872 statt. Das Denkmal des k. k. Feldmarschall Graf von Clerfait, ursprünglich auf dem Kalvarienberg beheimatet, ließ die Hernalser Gemeindevertretung 1883 auf den Friedhof verlegen.

Friedhofserweiterungen

Der Friedhof umfasste 1891 49.080 Quadratmeter, wobei 5.580 Quadratmeter vom Totengräber zum Betriebe der Gärtnerei genutzt wurde. Bereits 1894 erfolgte die Erweiterung des Friedhofs um drei im Osten angrenzende, gemeindeeigene Grundstücke im Ausmaß von 7.527 Quadratmetern. Gleichzeitig gab es Überlegungen, künftige Erweiterungen zu unterlassen, da der Friedhof zunehmend von Wohngebieten umgeben war und man eine neuerliche Verlegung des Friedhofes andachte. Dennoch wurde der Friedhof 1898 durch die Erweiterung um kommunale Grundstücke sowie 1899 durch den Ankauf von Parzellen um 22.000 Quadratmeter vergrößert. 1902 beschloss die Gemeinde Wien eine zusätzliche Erweiterung des Friedhofareals und genehmigte den Ankauf von 13.635 Quadratmetern Grund. Zudem wurde im selben Jahr der Bau eines neuen Totengräberhauses sowie von zwei Totenkammern beschlossen. 1905 hatte der Friedhof seine Fläche bereits auf 97.291 Quadratmeter erhöht. Die Belegung war im frühen 20. Jahrhundert bereits so angestiegen, dass 1911 die Grabgebühr für Nichtzugewiesene, das heißt Verstorbene, die nicht im ehemaligen Vorort Hernals gelebt hatten, auf das Vierfache der Normalgebühr erhöht wurde. Um dem Platzmangel entgegenzuwirken, erweiterte die Gemeinde den Friedhof 1912 zudem neuerlich um rund 8.500 Quadratmeter gegen Westen, 1915 um 14.000 Quadratmeter und 1917 um weitere 12.000 Quadratmeter. 1930 stimmte der Gemeinderat einer weiteren Erweiterung zu.

Der Friedhof nach dem Zweiten Weltkrieg

Zwischen 1945 und 1951 ließ die Friedhofsverwaltung die Aufbahrungshalle und das Verwaltungsgebäude renovieren sowie die beschädigte Einfriedung erneuern. Zudem wurden neue Einfriedungen errichtet. Auch die kriegsbedingt beschädigen Arkaden wurden renoviert, die zerstörten rechten Arkaden wiederaufgebaut. 1960, 1964 und 1967/68 erfolgte eine neuerliche Erweiterung des Friedhofs, ein Urnenhain wurde zwischen 1961 und 1962 auf einer Fläche von 2.500 Quadratmetern angelegt. Die Aufbahrungsräume ließ die Friedhofsverwaltung zwischen 1978 und 1979 neu gestalten, zwischen 2004 und 2006 war eine Generalsanierung aller Gebäude notwendig.

Gebäude

Die Aufbahrungshalle wurde 1870 bis 1872 nach Plänen von Johann Pflaum in neugotischer Sichtziegelbauweise errichtet. Die Hauptfront der Aufbahrungshalle wird von gestaffelt vortretenden übergiebelten Verwaltungsgebäude flankiert. Die Aufbahrungshalle besitzt einen basilikalen Aufriss in Form eines Reliquienschreins über einem kreuzförmigen Grundriss. Das Bauwerk ist mit Spitzbogenportalen und -fenstern ausgestattet und verfügt über Maßfeldwerkfelder zwischen den Streberpfeilern, die mit reichen Steinfialen zwischen Balustraden ausgestattet wurden. Der Mittelschiefgiebel ist mit einer Maßwerkrosette geschmückt. An der Rückfront befindet sich ein Relief, das Christus in Glorie zwischen Moses und dem heiligen Johannes dem Evangelisten zeigt. Das Innere der Aufbahrungshalle besteht aus einer dreischiffigen, dreijochigen Pfeilerhalle in neogotischer Ausführung. Die Querachse ist beidseitig um drei Joche vergrößert. Das Innere der Aufbahrungshalle wurde zwischen 1978 und 1979 nach Plänen des Architekten Erich Boltenstern neu gestaltet. Einbauten ermöglichten ab 1979 die Abhaltung von Kremationsfeiern. Die Flügelaltäre schuf Hans Robert Pippal, die Bleiglasfenster und die Bleiverglasung der Eingangstore stammen von Hermann Bauch.

Anschließend an die Aufbahrungshalle wurden hangaufwärts rechtwinkelig neugotische Gruftarkaden errichtet. Die Arkaden sind ebenfalls in Sichtziegelbauweise ausgeführt und beherbergen überwiegend Stelen- oder Obeliskengräber. Teilweise wurde auch klassizistische und frühhistorische Grabmäler vom alten Hernalser Friedhof weiterverwendet.

Grabstätten bedeutender Persönlichkeiten

Ehrenhalber gewidmete Gräber

Grab von Dominik Ertl
Grab von Josef Venantius von Wöss
Detailansicht des Grabes von Wöss

Der Hernalser Friedhof weist 30 ehrenhalber gewidmete Gräber auf.[2]

NameLebensdatenTätigkeit
Leopold Anciczeski1867–1937Oberdirektor der Staatslotterie
Günther Anders, geb. Stern1902–1992Schriftsteller und Philosoph
Konrad Bayer1932–1964Schriftsteller
Hans Bock1914–2002Vizebürgermeister
Josef Bratfisch1847–1892Fiaker des Kronprinzen Rudolf
François Croix Clerfayt1733–1798Feldmarschall
Felix Czeike1926–2006Historiker und Schriftsteller
Johann Georg Elterlein1806–1882Bürgermeister von Hernals und Gastwirt
Dominik Ertl1857–1911Komponist und Kapellmeister
Theodor Escherich1857–1911Kinderarzt, Hofrat
Betty Fischer1887–1969Operettensängerin
Johann Georg Gsteu1927–2013Architekt
Ernst Happel1925–1992Trainer der Fußballnationalmannschaft
Ferdinand Hebra1816–1880Dermatologe, Hofrat
Hans von Hebra1847–1902Dermatologe
Heinrich Hierhammer1857–1936Vizebürgermeister
Leopold Holy1899–1934Februaropfer 1934
Alois Kieslinger1900–1975Geologe
Walter Kinzl1897–1980Beamter
Hansi Lang1955–2008Sänger
August Mayhsen1811–1886Lottoamtsarchivar
Brigitte Neumeister1944–2013Schauspielerin
Anton Profes1896–1976Filmkomponist
Carl von Rokitansky1804–1878Präsident der Akademie der Wissenschaften, Arzt
Ferdinand Sauter1804–1854Dichter
Marianne Schönauer1920–1997Schauspielerin
Gretl Schörg1914–2006Sängerin und Schauspielerin
Eduard Schrack1889–1979Erfinder und Industrieller
Johann Schrammel1850–1893Musiker, Mitbegründer des Schrammelquartetts
Josef Schrammel1852–1895Musiker, Mitbegründer des Schrammelquartetts
Rudolf Sigmund1903–1976Stadtrat, Gemeinderat
Karl Swoboda1882–1933Athlet, Gastwirt
Eduard Wehinger1849–1905Volkssänger
Michael Weihs1802–1863Erster Bürgermeister von Hernals
Josef Wimmer1834–1903Schriftsteller
Josef Veleta1930–2011Politiker
Josef von Wöss1863–1943Komponist, Tonkünstler
Franz Zabusch1902–1983Kustos des Hernalser Heimatmuseums

Gräber weiterer Persönlichkeiten

Grab von Alfred Poell
Grab von Christine Nöstlinger

Weitere bedeutende Persönlichkeiten, die am Hernalser Friedhof begraben sind:

NameLebensdatenTätigkeit
Franz Aigner1882–1945Physiker
Herbert Amry1939–1985Diplomat
Heinz Bachheimer1939–2015Unternehmer
Fritz Bock1911–1993Handelsminister und Vizekanzler
Nino Borghi1918–1994Szenenbildner
Gusti Bretschneider1908–2001Schriftstellerin
Peter Broucek1938–2023Historiker
Rudolf Burger1938–2021Philosoph
Bruno Dallansky1928–2008Schauspieler
Hans Ehgartner1910–1999Politiker
Eduard Engelmann junior1864–1944Ingenieur
Helene Engelmann1898–1985Eiskunstläuferin
Erich Exel1889–1954Politiker
Kurt Falk1933–2005Medienunternehmer
Josef Fleischmann1867–1925Maler, Zeichner und Lithograph
Harry Fuss1913–1996Schauspieler
Robert Göbl1919–1997Numismatiker
Herbert Gottweis1958–2014Politikwissenschaftler
Rudolf Grill1910–1987Geologe
Adolf Gruber1920–1994Langstreckenläufer
Anna-Maria Haas1909–1996Gerechte unter den Völkern
Willibald Hahn1910–1999Fußballspieler
Hella Hanzlik1912–2005Politikerin
Emil Hardt1842–1929k. k. Sektionschef
Otto Hartmann1904–1994Schauspieler und Gestapo-Informant
Rosa Heinz1922–2010Politikerin
Gunnar Hering1934–1994Historiker und Neogräzist
Erich Hof1936–1995Fußballspieler und Trainer
Leopold Hofman1905–1976Fußballspieler
Hans Jiricek1888–1959Politiker (SPÖ)
Horst Knapp1925–1996Wirtschaftsjournalist
Hansi Lang1955–2008Sänger und Schauspieler
Josef Lechthaler1891–1948Musikpädagoge
Sylvia Manas1948–1977Schauspielerin
Fritz Martinz1924–2002Maler und Grafiker
Elly Naschold1927–1985Schauspielerin
Christine Nöstlinger1936–2018Kinder- und Jugendbuchautorin
Walter Pass1942–2001Musikwissenschaftler
Anton Perwein1911–1981Feldhandballspieler
Hellmuth Petsche1923–2017Neurologe
Rudolf Pöder1925–2013Gewerkschafter, Nationalratspräsident
Alfred Poell1900–1968Opern- und Konzertsänger
Wolfgang Pollak1915–1995Sprachwissenschaftler
Walter Pongratz1912–1990Heimatforscher
Richard Pöttschacher1904–2008Wienerliedsänger
Kurt Preger1907–1960Operettensänger
Othmar Preining1927–2007Physiker
Gerhard Renner1952–2008Bibliothekar
Hans von Rokitansky1835–1909Kammersänger
Hans Schabes1883–1960Politiker
Karl Schäfer1909–1976Eiskunstläufer
August Schaffer1905–1986Radrennfahrer
Helmuth Schattovits1939–2015Betriebswirt
Josef Schmalzhofer1835–1920Baumeister
Jürgen E. Schmidt1937–2010Musikproduzent
Hans Schneider1913–1993Eishockeyspieler
Marianne Schönauer1920–1997Schauspielerin
Hans Schwanda1904–1983Alpinist
Steffi Seiler-Warning1920–2005Schauspielerin
Viktor Seiller1880–1969k.u.k. Offizier
Fritz Seipelt1915–1981Fußballschiedsrichter
Leopold Simony1859–1929Architekt
Elisabeth Stepanek1952–1995Schauspielerin
Otto Stuppacher1947–2001Autorennfahrer
Karin Sulimma1962–2011Künstlerin
Josef Traindl1947–2008Jazz- und Improvisationsmusiker
Lothar Ulsaß1940–1999Fußballspieler
Karl Wache1887–1973Bibliothekar
Ernst Weiss1912–1997Boxer
Hubert Wingelbauer1915–1987General der Infanterie
Herbert Zdarzil1928–2008Pädagoge

Einzelnachweise

  1. Friedhof Hernals. In: Friedhöfe Wien GmbH. Abgerufen am 2. Januar 2020.
  2. www.friedhoefewien.at – Ehrenhalber gewidmete Gräber des Friedhofs Hernals (PDF; 70 kB), April 2011 (abgerufen am 17. Juli 2018)

Literatur

  • Werner T. Bauer: Wiener Friedhofsführer. Genaue Beschreibung sämtlicher Begräbnisstätten nebst einer Geschichte des Wiener Bestattungswesens. Falter Verlag, Wien 2004, ISBN 3-85439-335-0.
  • DEHIO Wien – X. bis XIX. und XXI. bis XXIII. Bezirk, Anton Schroll & Co, Wien, 1996, ISBN 3-7031-0693-X

Weblinks

Commons: Hernalser Friedhof – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 48° 13′ 33″ N, 16° 19′ 10,5″ O

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Josef Venantius von Wöss (1863-1943) Grab am Hernalser Friedhof
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Hernalser Friedhof, Grab Familien Danzinger, Göth, Nöstlinger