Hermann Schaper (Maler)

Hermann Schaper

Hermann Schaper (* 13. Oktober 1853 in Hannover; † 12. Juni 1911 ebenda) war ein deutscher Maler, Kartonzeichner und Innenarchitekt.

Leben und Wirken

Titelbild der Illustrirten Zeitung vom 20. April 1911 mit einem von Schaper im Jugendstil gemalten Herold mit dem Wappen der Stadt Hannover, dem Sachsenross und dem Reichsadler.
„Die Marktkirche in Hannover“.
Illustrierte Zeitung, Nr. 3538, 1911, S. 1

Hermann Schaper war der Sohn des hannoverschen Hofdekorationsmalers Christian Schaper. Nach der Vorbildung bei seinem Vater studierte er von 1871 bis 1873 an der Technischen Hochschule Hannover Kunstgeschichte und mittelalterliche Baukunst bei Conrad Wilhelm Hase. Daran schloss sich von 1873 bis 1875 ein Studium an der Akademie der Bildenden Künste in München an, wo er als Malschüler bei Ludwig von Löfftz und Wilhelm von Diez lernte. 1874 war er auch vorübergehend im Baubüro von Georg Hauberrisser in München tätig.

Nach Ende der Studienzeit ging Schaper 1875 in seine Geburtsstadt Hannover zurück, um das väterliche Geschäft zu übernehmen. Im selben Jahr trat er dem Hannoverschen Künstlerverein bei und absolvierte bis 1876 seinen Militärdienst.[1] Von 1876 bis 1879 malte Hermann Schaper verschiedene Gebäude in Hannover aus, darunter – im Auftrag von Conrad Wilhelm Hase – das Alte Rathaus. Ab 1879 war er als selbständiger Maler tätig.[1] 1889 erhielt Schaper die Ernennung zum Professor[1] und ging im selben Jahr auf eine Studienreise nach Ravenna. 1900 wurde er Mitglied der Hannoverschen Bauhütte[1] und bekam 1905 auf der Großen Berliner Kunstausstellung die „Kleine Goldmedaille“ verliehen.

Am 20. April 1911 gab die Leipziger Illustrirte Zeitung mit der Nummer 3538 im 136. Band einen zumeist mit ganzseitig vierfarbig illustrierter Werbegrafik versehenen Titel Kulturbilder aus Deutschland IV: Hannover und Grenzgebiete heraus. Der Verlag A. Madsack & Co. verkaufte die Nummer auch einzeln, versehen mit einem zusätzlichen Heftumschlag und einer vierfarbigen Titelgrafik von Hermann Schaper, „nur durch den Hannoverschen Anzeiger“ und mit zusätzlichen, zumeist ganzseitigen Werbegrafiken, zumeist vielfarbig und oftmals mit den Signaturen oder Monogrammen der jeweiligen Künstler versehen. Im Heft findet sich ebenfalls eine ganzseitige schwarz-weiß Reproduktion eines 1904 von Schaper geschaffenen Gemäldes mit Blick durch die belebte Köbelingerstraße auf die Marktkirche. Das Original fand sich laut Untertitel „Im Besitz Ihrer Kgl. Hoheit der Prinzessin Max von Baden“.[2]

Schaper widmete sich hauptsächlich der malerischen Ausschmückung von Kirchengebäuden und historischen Bauwerken. Zu seinen bekanntesten Arbeiten zählen die Ausgestaltung des Aachener Doms sowie die Wandgemälde im Alten Göttinger Rathaus und in der westpreußischen Ordensburg Marienburg. Außerdem fertigte er zahlreiche Kartons für Mosaike an, wie die Darstellung von Mitgliedern aus dem Haus Hohenzollern in der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche. In der Zeit zwischen 1900 und 1911 war seine Werkstatt mit großen Aufträgen für Mosaiken, oft umgesetzt durch die Berliner Firma Puhl & Wagner, gut beschäftigt. Durch den Tod der jüngeren Mitarbeiter im Ersten Weltkrieg und durch die künstlerischen Umbrüche danach, löste sich die Werkstatt auf. Viele seiner Kunstwerke wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört.

Werke (Auswahl)

© Geolina / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons)
Aachener Dom: Detail des Kuppelmosaiks
  • Altes Rathaus Hannover: Wandmalereien im Ratsweinkeller 1879 und im Festsaal 1882
  • Rathaus Erfurt: ornamentale Deckenmalerei im Großen Saal, 1881
  • Rathaus Aachen: Entwurf für Deckenmalerei im Kaisersaal, ausgeführt von Franz Wirth, 1881
  • Marktbrunnen Hannover: Entwurf für die Brunnenfiguren, ausgeführt von Wilhelm Engelhard, 1881
  • Altes Rathaus Göttingen: Wandmalerei in der Rathaushalle mit Wappen von Hansestädten und Szenen aus der Göttinger Stadtgeschichte, 1884–1886; Ausstattung des alten Sitzungssaales, 1903
  • „Deutsches Buchhändlerhaus“ Leipzig: Glasmalerei nach Kartons von Schaper, 1888
  • Marienkirche Pirna: Glasmalerei „Jüngstes Gericht“, 1890
  • Klosterkirche Lehnin: Wandmalerei, 1890
  • Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche Berlin: Deckenmosaik in der Gedächtnishalle, u. a. Zug der Hohenzollernfürsten und -fürstinnen zum Agnus Dei, ab 1891
  • Johanneskirche Gießen: Glasmalerei, 1893
  • Garnisonkirche am Goetheplatz in Hannover: Wandmalerei und Glasmalerei „Die drei hohen Feste der Christenheit“, 1893 (die Kirche wurde 1959 abgerissen)
  • Marktkirche Hannover: Wandmalerei im Altarraum „Erzengel Gabriel“, 1893
  • Michaeliskirche Hildesheim: Wandmalerei in der Westkrypta, 1893 (1911 durch Mosaiken ersetzt)
  • Ausgestaltung des Aachener Doms: Mosaiken nach Kartons von Schaper im Oktogon und in der Kaiserloge, Inkrustierung der Wände und Fußböden mit farbigem Marmor, Deckenmalereien, farbige Fensterverglasung, Treibarbeiten aus Bronze an Abschlussgittern und Türen, 1893–1901; Mosaik- und Marmorschmuck der Umgänge, 1907–1911
  • Heilig-Kreuz-Kirche Hildesheim: Wandmalerei, 1898–1899
  • Ordensburg Marienburg in Marienburg/Polen: Hochmeisterbilder im Kapitelsaal, Madonna, Karton zu einem Gemälde in der St. Anna-Kapelle, Abendmahlbild und drei historische Szenen im großen Remter, 1898–1911
  • Bremer Dom: Wandmalerei und Mosaiken im Chor und an der Turmfassade, 1899–1901
  • Stiftskirche Fischbeck: Wandmalerei, 1899–1901
  • Gnadenkirche Berlin-Biesdorf: Mosaiken
  • Erlöserkirche Bad Homburg vor der Höhe: Mosaiken, 1908 vollendet
  • Lutherkirche Osnabrück: Christusbild in der Chorapsis, 1909
  • Himmelfahrtskirche Jerusalem: Mosaiken, 1910
  • Stadtfriedhof Engesohde, Hannover: Mosaik eines Engels am Grabmal des Fabrikanten August Werner, 1916

Hermann-Schaper-Platz

Der 1927 angelegte Schaperplatz in Hannover-Kleefeld wurde laut dem Adressbuch der Stadt Hannover (von 1954) zunächst nach dem „Förderer des genossenschaftlichen Wohnungsbaues und Vorsitzenden der Kleefelder Baugenossenschaft“, Heinrich Schaper benannt. Im Jahr der Machtergreifung benannten die Nationalsozialisten den Platz 1933 um in Hermann-Schaper-Platz. Seit 1951 trägt der Platz wieder seinen ursprünglichen Namen.[3]

Literatur

Weblinks

Commons: Hermann Schaper – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d Hugo Thielen: Schaper, Hermann. In: Dirk Böttcher, Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein, Hugo Thielen: Hannoversches Biographisches Lexikon. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2002, ISBN 3-87706-706-9, S. 309.
  2. Leipziger Illustrirte Zeitung. Nummer 3538, Band 136, 1911, Sonder-Titelblatt, S. 0–XXXII sowie S. 1.
  3. Helmut Zimmermann: Schaperplatz. In: Die Strassennamen der Landeshauptstadt Hannover. Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1992, ISBN 3-7752-6120-6, S. 217.

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Deckenmosaik der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche
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Hermann Schaper (Maler)

1911-04-20 Illustrirte Zeitung S. 0000a Herold Wappen Hermann Schaper Hannoverscher Anzeiger Madsack.jpg
Sonder-Titel-Umschlag zur Illustrirten Zeitung,, Nummer 3538, hundertsechsundreissigster Band, vom 20. April 1911 mit dem Titel Hannover und Grenzgebiete; Vierfarb-Druck des (leicht eingerissenen und fleckigen) Titelbildes nach Vorlage des Malers Hermann Schaper mit der Abbildungs eines Heroldes mit den Wappen der Stadt Hannover und des (Nieder-)Sachsenrosses sowie dem gekrönten Reichsadler (?). Unten auf der Seite der Zusatz:

„Einzelverkauf dieser Nummer nur durch den „Hannoverschen Anzeiger“, A. Madsack & Co., Hannover. Bestellungen nimmt jede Buchhandlung entgegen.“

Das Blatt hat die Maße circa DIN A3, wurde nach dem Scan elektronisch optisch etwas aufgehellt und an den Seitenrändern beschnitten, um unterhalb der Maximalgröße von 100 Megabit je hochgeladener Datei zu bleiben, jedoch als digitale Schenkung an alle Menschen in höchstmöglicher Qualität angeboten werden zu können. Das gesamte originale Heft wurde am 9. Dezember 2014 der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek - Niedersächsische Landesbibliothek, Herrn Direktor Georg Ruppelt als Schenkung dargeboten, nachdem es zuvor jedoch noch vollständig digitalisiert und Zug um Zug vollumfänglich über Commons für alle Menschen verfügbar gemacht werden soll. Die Schenkung soll das Original in die richtigen, "in gute Hände" bringen und die gegenseitige Kooperation weiter ausbauen. Dank an Stephan Mielke vom hannoverschen Guelphen Kabinett Antiquariat für die Unterstützung in Form eines riesigen Preisnachlasses, dank an den Freundeskreis Hannover für die Zurverfügungstellung des DIN A3-Scanners und die stete Unterstützung zum Ausbau von Wikipedia, und Dank auch an die vielen ungenannten zum Wohle der Allgemeinheit Mitwirkenden, auch die Helferinnen und Helfer in und um das Wikipedia-Büro Hannover ...
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Innentitel der Illustrirten Zeitung Nummer 3538 vom 20. April 1911 und der nun mit der Ziffer 1 fortlaufend nummerierten Seite mit einem von zwei Zierbänden flankierten nahezu ganzseitigem schwarz-weiß Druck mit der Untertitelung

„Die Marktkirche in Hannover. Von Prof. Hermann Schaper. (Im Besitz Ihrer Kgl. Hoheit der Prinzessin Max von Baden.)“

Vom Standpunkt des Malers führt der Blick durch die regennass glänzende Köbelingerstrasse vor der Kreuzung mit dem neu angelegten ersten Querdurchbruch seit dem Mittelalter durch die Altstadt Hannovers, die (heutige) Karmarschstraße (seinerzeit noch der Abschnitt Grupenstraße). Am linken Bildrand findet sich die neu errichtete und zugleich älteste Apotheke Hannovers, die Ratsapotheke. Auf der rechten Seite der wenige Jahrzehnte zuvor von Conrad Wilhelm Hase im Stil der Neugotik errichtete Südflügel des Alten Rathauses. Die mit Kindern und zahlreichen anderen Menschen belebte Szene zeigt unter anderem eine hinten offene hannoversche Straßenbahn der Linie von Linden über die seinerzeit neue Markthalle und weiter bis zum Pferdeturm. Das - farbige - Original des Ölgemäldes findet sich heute im Historischen Museum Hannover ...
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Dieses Bild zeigt ein Baudenkmal.
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Karton zur Gestaltung der St. Anna-Kapelle in der Ordensburg Marienburg, Malbork