Hermann Otto Pflaume

Hermann Otto Pflaume vor 1900

Hermann Otto Pflaume (* 26. Januar 1830 in Aschersleben[1]4. August 1901 in Würzburg[1]) war ein deutscher Architekt, der die längste Zeit seines Lebens in Köln lebte und arbeitete. Er war von 1880 bis 1901 Stadtrat in Köln[2][1] und war Vorstands- bzw. Aufsichtsratsmitglied mehrerer Unternehmen.[3][4]

Leben

Centralbahnhof Köln, um 1893

Hermann Otto Pflaume entstammte einer in Aschersleben alteingesessenen Familie; unter den Familienangehörigen und Ahnen finden sich Amtmänner, Stadtrichter (Johann Caspar Pflaume) und Räte.[1]:109 Er selbst verließ seine Heimatstadt nach dem Besuch von Elementarschule und Gymnasium und trat 1850 in die Königliche Bauakademie in Berlin ein.[5] Bereits während seiner Studienzeit, in deren Verlauf er auch als Einjährig-Freiwilliger seinen Militärdienst absolvierte, gelangte er an seinen ersten großen Bauauftrag. Dies war Kölns erster „Centralbahnhof“ (Entwurf 1856; Eröffnung 1859).[5]

Im Jahr zuvor erhielt sein Entwurf zu einem neuen Königsschloss den zweiten Preis,[5] weitere Auszeichnungen folgten. Die Berufung nach Köln erwies sich als Glücksfall für Pflaumes weitere Karriere. Sein Mentor seit diesen Tagen war Gustav von Mevissen, zugleich Präsident der Rheinischen Eisenbahn-Gesellschaft. Dieser war die Führungspersönlichkeit des A. Schaaffhausen’schen Bankvereins, dessen Bankhausneubau (1859–1862) Pflaume nachhaltige Bekanntheit sicherte. 1857, im Jahr seiner Examinierung, reiste Pflaume erstmals nach Italien.[5] Das Studium der dortigen Villen- und Palastarchitektur (beispielsweise in Florenz) prägte sein späteres Schaffen ebenso wie zahlreiche noch folgende Aufenthalte in Frankreich.

Trotz oder wegen seiner Tätigkeit als Königlich Preußischer Land- bzw. Garnisonsbaumeister von 1862 bis 1872 in Düsseldorf und Köln entfaltet Pflaume in Köln und dessen Umland eine umfassende Bautätigkeit und wurde der führende Privatarchitekt. Die Heirat mit einer Kölnerin aus der höheren Bürgerschicht erwies sich hier sicher als von Vorteil. Familien wie die Fabrikanten Pfeifer,[5] Eugen Langen (Pfeifer & Langen),[5] Otto Andreae,[5] von Diergardt (Schloss Morsbroich), Guilleaume[5] (Felten & Guilleaume) oder Zanders[5], führende Bankiers wie von Stein (Bankhaus J. H. Stein),[5] Mevissen[5] und Koenigs[5], von Schnitzler und Deichmann, Kaufleute darunter Emil Oelbermann,[5] Wahlen, Ossendorff oder die “Fa. Gebrüder Liebmann und Oehme” bevorzugten seinen Stil.

Pflaume gestaltete in Köln ganze Straßenzüge und Viertel. So verdanken ihm Unter Sachsenhausen oder die Gereonstraße ebenso ihre Entwicklung wie der Kaiser-Wilhelm-Ring sein Gepräge. Das Kunstgewerbemuseum ist vielleicht die bedeutendste Hinterlassenschaft an „seine“ Heimatstadt Köln.[1]:114 Folgerichtig wurden Pflaume die ihm als Königlichen Baumeister möglichen Beförderungen, Titel und Auszeichnungen zuteil, so 1869 die Beförderung zum Bauinspektor, 1881 die Ernennung zum Baurat und 1893 zum Geheimen Baurat.

Nach einem Kuraufenthalt in Bad Kissingen starb Hermann Otto Pflaume in Würzburg.

Der Fernsehmoderator Kai Pflaume ist sein Ururgroßneffe.

Wirkung

Grabstätte Hermann Pflaume, Melaten-Friedhof Köln (Flur 70 a) mit Porträtmedaillon (Bronze) von Wilhelm Albermann

1904 erfolgte in dem aufstrebenden Kölner Stadtteil Braunsfeld zu seinen Ehren die Benennung einer Straße (Hermann-Pflaume-Straße). Die unweit einer Schinkel-, Raschdorff-, Friedrich-Schmidt- oder Vincenz-Statz-Straße liegende Straße, verbindet die Aachener Straße mit dem Stadtwald.[6] Sein Neffe Hermann Eberhard Pflaume übernahm währenddessen sein Atelier, wenn auch nicht mehr in seiner früheren Größe und Bedeutung. Denn die Ära der Villen und Palais alter Prägung und Größe nahm ihr Ende, spätestens mit dem Ende der Wilhelminischen Zeit. So erfolgte in Anbetracht stark steigender Immobilienpreise aber auch veränderter Lebens- und Wirtschaftsformen bereits 1912 die Niederlegung des Deichmann-Palais in der Trankgasse und keine 20 Jahre später jene der Villa des Zuckerfabrikanten Valentin Pfeifer auf dem Kaiser-Wilhelm-Ring (heutiges Allianzgebäude). Mit dem Untergang der deutschen Städte im Zweiten Weltkrieg war dann auch die überwiegende Zahl seiner Werke verloren. Lediglich einzelne überdauerten die Zeitläufe. Unter ihnen die Villa Zanders in Bergisch Gladbach, das 1882–1886 für Johann Gottlieb von Langen errichtete Palais Langen in der Kölner von-Werth-Straße (heute Gerling; Fassade verändert), die Villa des Seidenfabrikanten Andreas Colsman genannt Rotes Haus in Langenberg und einzelne Grabdenkmäler an der „Millionärsallee“ auf dem Melaten-Friedhof in Köln.[1]:117

Gemeinsam mit Julius Carl Raschdorff gilt Pflaume zwar als der Begründer der Neurenaissance französischer Prägung im Rheinland, baukünstlerisch war er aber wohl der bedeutendere, weil in Stil und der Ausprägung „seiner“ Architektur treuer und strenger. Seine Meinung und Ansicht genoss in Köln hohes Ansehen. „Edel und vornehm in der Kunst, das war er auch im Leben“[7]. Pflaumes Œuvre umfasst neben der Beteiligung an 14 Aktiengesellschaften und der Mitgliedschaft in mindestens acht Vereinen bekanntermaßen über 200 Villen, Stadt-, Wohn- und Geschäftshäuser, Grabdenkmäler und Wettbewerbsentwürfe.

Der auch freundschaftlich verbundene Bildhauer Wilhelm Albermann war Pflaume hierbei seit Mitte der 1860er Jahre künstlerischer Wegbegleiter und schuf Plastiken zu zahlreichen Villen und mehreren Grabdenkmälern, denen Entwürfe Pflaumes zugrunde lagen.[8]

Literatur

  • Hermann J. Mahlberg: Der Architekt Hermann Otto Pflaume. In: Schloß Morsbroich in Leverkusen. Vom Rittersitz zum Avantgarde-Museum. Müller und Busmann, Wuppertal 1995, ISBN 3-928766-17-1, S. 108 ff.
  • Werner Schmidt: Der Bildhauer Wilhelm Albermann. Leben und Werk. (= Publikationen des Kölnischen Stadtmuseums, Band 3.) Köln 2001, ISBN 3-927396-85-0.
  • Thomas Deres (Bearb.): Der Kölner Rat. Biographisches Lexikon. Band I: 1794–1919. (= Mitteilungen aus dem Stadtarchiv von Köln, Heft 92.) Köln 2001, ISBN 3-928907-09-3, S. 145, Nr. 167.
  • Arbeitskreis Keramik im HeimatMuseum Schloss Sinzig (Hrsg.): Heiß gebrannt und unverwüstlich. 140 Jahre Fliesen aus Sinzig. Sinzig 2011, ISBN 978-3-930376-76-6, S. 11 f.
  • Eduard Firmenich-Richartz (Hrsg.) (unter Mitwirkung von Hermann Keussen): Kölnische Künstler in Alter und Neuer Zeit. Johann Jacob Merlos neu bearbeitete und erweiterte Nachrichten von dem Leben und den Werken Kölnischer Künstler. (= Publikationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde, Band 9.) L. Schwann, Düsseldorf 1895, S. 670 f.
  • Matthias von der Bank: Straßennamen in Braunsfeld und Melaten. (= Publikationen des Kölnischen Stadtmuseums, Band 6.) Köln 2004, ISBN 3-927396-93-1, S. 346, S. 356.
  • Iris Benner: Kölner Denkmäler 1871–1918. Aspekte bürgerlicher Kultur zwischen Kunst und Politik. (= Publikationen des Kölnischen Stadtmuseums, Band 5.) Köln 2003, ISBN 3-927396-92-3.
  • Architekten- und Ingenieur-Verein für Niederrhein und Westfalen e.V. (Hrsg.): Köln und seine Bauten. (Festschrift zur VIII. Wanderversammlung des Verbandes Deutscher Architekten- und Ingenieur-Vereine in Köln vom 12. bis 16. August 1888) Köln 1888.
  • Wolfgang Vomm: Die Musenvilla. In: Bürgerburg + Musenvilla. Zugänge zu historischen Herrschaftsbauten in Bergisch Gladbach. Rass, Bergisch Gladbach 2006, ISBN 3-9809631-8-7, S. 151 ff.
  • Alfred Stooß: Neuzeitliche Baukunst. In: Konrad Adenauer (Hrsg.): Köln. (= Deutschlands Städtebau) 2. Auflage, DARI, Berlin-Halensee 1925, S. 94, S. 97.
  • Ralf Gier: St. Claren. Ein Obstgut inmitten der Stadt. In: Am Römerturm. Zwei Jahrtausende eines Kölner Stadtviertels. (= Publikationen des Kölnischen Stadtmuseums, Band 7.) Köln 2006, ISBN 3-927396-99-0, S. 137 ff.
  • Hiltrud Kier: Die Kölner Neustadt. Planung, Entstehung, Nutzung. (= Beiträge zu den Bau- und Kunstdenkmälern im Rheinland, Band 23.) L. Schwann, Düsseldorf 1978, ISBN 3-590-29023-4, S. 199 u. a.

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Hermann J. Mahlberg: Der Architekt Hermann Otto Pflaume.
  2. Thomas Deres (Bearb.): Der Kölner Rat. Biographisches Lexikon. Band I: 1794–1919.
  3. Ralf Gier: St. Claren–Ein Obstgut inmitten der Stadt. S. 189 Anm. 211.
  4. Heiß gebrannt und unverwüstlich. 140 Jahre Fliesen aus Sinzig.
  5. a b c d e f g h i j k l m Eduard Firmenich-Richartz (Hrsg.): Kölnische Künstler in Alter und Neuer Zeit. S. 670 f.
  6. Matthias von der Bank: Straßennamen in Braunsfeld und Melaten.
  7. Stadt–Anzeiger der Kölnischen Zeitung Nr. 355 vom 6. August 1901.
  8. Werner Schmidt: Der Bildhauer Wilhelm Albermann. Leben und Werk.

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Central-Personenbahnhof in Köln, fertiggestellt 1859. Vorgängerbau des heutigen Kölner Hauptbahnhofs

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