Hermann Buchler

Porträt von Herrmann Buchler
Grabstätte Buchler auf dem Hauptfriedhof Braunschweig

Hermann Buchler (* 16. September 1815 in Triest; † 4. Mai 1900 in Braunschweig) war ein österreichisch-deutscher Unternehmer.

Leben und Werk

Der Sohn des Großkaufmanns David Buchler erlernte im österreichischen Triest den väterlichen Beruf, hielt sich anschließend ein Jahr in den Vereinigten Staaten und danach in London auf. Dort gründete er 1842 das Unternehmen Hermann Buchler London, das mit Arzneidrogen, Gewürzen und Kolonialwaren handelte. Buchler wurde 1844 in die Braunschweiger FreimaurerlogeCarl zur gekrönten Säule“ aufgenommen.[1] Auf einer Reise nach Braunschweig lernte er Luise Thomae (1832–1908) kennen, die er 1850 heiratete.[2]

Tätigkeit in Braunschweig

Im Jahr 1854 zog das Ehepaar von London in die Heimatstadt der Ehefrau, wo Hermann Buchler durch den Architekten Louis Kuhne die Villa Buchler am Petritorwall 25 errichten ließ (1944 zerstört, 1966 Ruine abgerissen).[3][4] Buchler war ab 1866 Mitglied der Handelskammer Braunschweig und 1879–1882 deren stellvertretender Vorsitzender.

Zuckerraffinerie Braunschweig AG

Gründer-Aktie der Zucker-Raffinerie zu Braunschweig vom 1. Juni 1859 mit originalen Unterschriften

Im Jahr 1857 gründete Buchler gemeinsam mit mehreren Freunden im westlichen Ringgebiet die Zuckerraffinerie Braunschweig AG, die bis zu einer wirtschaftlichen Krise 1879/1880 aufgrund des Abbaus von Einfuhrzöllen für Zucker erfolgreich betrieben wurde. Buchler schied aus dem Unternehmen aus.

Chininfabrik Braunschweig Buchler & Co.

Im Jahr 1858 erfolgte an der Frankfurter Straße auf einem ehemaligen Gartengelände[5] die Gründung einer chemischen Fabrik, genannt Hermann Buchlers Chininfabrik. Sie produzierte zunächst die Alkaloide Chinin und Kokain für pharmazeutische Zwecke und exportierte sie weltweit. Durch erfolgreiche Forschungen des 1878 eingetretenen Chemikers Friedrich Giesel konnte das Unternehmen nach der Entdeckung des Radiums erstmals in Deutschland Radiumbromid industriell herstellen[6] und in den Handel bringen. Buchler übergab 1899 die Leitung der Fabrik an seinen Sohn Hermann (II) Buchler (1855–1915), von dem sie später an Walther Friedrich Theodor Buchler[7], Ehemann von Käthe Buchler, überging. Nach fast vollständiger Zerstörung beim Bombenangriff auf Braunschweig am 15. Oktober 1944 und dem „durch die Alliierten erzwungenen Wiederaufbau am alten Standort“[5] hatte die später aufgenommene Herstellung radioaktiver Isotope die Verlegung der Produktionsstätte von der Frankfurter Straße nach Braunschweig-Wenden zur Folge; ab 1988 erfolgte der Abbruch der alten Fabrikanlagen, 2007 wurden Pläne für ein „neue[s] Wohn- und Arbeitsquartier“, genannt „Buchlers Garten“[5], auf dem Gelände veröffentlicht. Nach der durch die Unternehmen Buchler GmbH und The Radiochemical Centre (später Amersham plc) 1971 erfolgten Gründung der Buchler GmbH & Co. KG[8] (später Amersham Buchler GmbH & Co. KG) besteht das Unternehmen unter dem Namen GE Healthcare Buchler GmbH & Co. KG als deutscher Geschäftsbereich Medical Diagnostics[9] der GE Healthcare noch heute.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Mechthild Wiswe: Freimaurer in ihrer Zeit. (Begleitpublikation zur Ausstellung des Braunschweigischen Landesmuseums zum 250-jährigen Bestehen der Braunschweiger Freimaurerlogen) Braunschweig 1994, ISBN 3-927939-23-4, S. 82.
  2. Bernhard Kiekenap: Karl und Wilhelm. Die Söhne des Schwarzen Herzogs. Band III, Braunschweig nach 1848, Herzog Wilhelm und die Regenten. Appelhans Verlag, Braunschweig 2004, ISBN 3-937664-07-6, S. 113.
  3. Walther P. Buchler: Buchler-Villa. In: Manfred Garzmann, Wolf-Dieter Schuegraf (Hrsg.): Braunschweiger Stadtlexikon. Ergänzungsband. Joh. Heinr. Meyer Verlag, Braunschweig 1996, ISBN 3-926701-30-7, S. 32.
  4. Foto der Buchler-Villa am Petritorwall vor 1945, auf Bildindex der Kunst & Architektur, abgerufen am 4. August 2019.
  5. a b c Uta Belkius: Buchlers Garten. (PDF; 1,82 MB) Wohnen, Leben und Arbeiten im Grünen in Braunschweig. In: utabelkius.de. Oktober 2007, archiviert vom Original; abgerufen am 1. Juli 2024.
  6. Friedrich Oskar Giesel. In: Stadtporträt. Braunschweiger Leit- und Informationssystem für Kultur (BLIK). Stadt Braunschweig, abgerufen am 6. Januar 2009.
  7. Geschäftsberichte zur Ordentlichen Generalversammlung am 8. April 1936. (PDF) Deutsche Bank und Disconto-Gesellschaft, S. 9, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 6. Januar 2009: „Braunschweiger Beirat: […] Dr.-Ing. Walther Buchler, i. Fa. Chininfabrik Braunschweig Buchler & Co.“
  8. Wir über uns. GE Healthcare Buchler, archiviert vom Original am 5. Oktober 2009; abgerufen am 6. Januar 2009.
  9. GE Healthcare in Braunschweig. In: gehealthcare.com. Archiviert vom Original am 28. August 2008; abgerufen am 1. Juli 2024.

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Portrait von Herrmann Buchler mit ausgewählten Produkten (bis 1989 produziert).jpg
Portrait von Herrmann Buchler mit ausgewählten Produkten (bis 1989 produziert)
1859-06-01 Gründer-Aktie Zucker-Raffinerie zu Braunschweig, H. Buchler, Albert Oppenheim, H. Bogenhardt und Friedr. Selwig.jpg
Eine von vermutlich nur zwei erhaltenen Gründeraktien, hier die Nr. 273, der ehemaligen Zucker-Raffinerie zu Braunschweig, mit einer Abbildung des Fabrikgebäudes auf dem Buchler'schen Gelände an der heutigen Luisenstraße gegenüber der ehemaligen Buchler'schen Chininfabrik. Das Dokument trägt die originalen Unterschriften der Herren H. Buchler, Albert Oppenheim (österreichischer Landessyndikus sowie Mitbegründer der Braunschweigischen Bank), H. Bogenhardt und Friedr. Selwig (von der Maschinenfabrik Selwig & Lange, die bis 1988 Ausrüstungen für die Zuckerindustrie herstellte). Ein ähnliches Papier war 1996 auf der 41. Freunde-Auktion in Goslar für 12.000 DM versteigert worden und wurde zuletzt 2015 für einen Schätzpreis von 20.000 Euro bei gutkowski.de ausgerufen.

Das Unternehmen wurde nach wirtschaftlichen Schwierigkeiten der Gesellschaft infolge einer Krise auf dem Zuckermarkt 1881 unter gleichem Namen erneut gegründet. Die abgebildtete Raffinere brannte 1900 bis auf die Grundmauern nieder, wobei der schmelzende Zucker wie flüssige Lava aus den Fenstern der Fabrik gequollen sein soll.

Späterer Großaktionär war die Zuckerraffinerie Hildesheim GmbH. Nachdem zu Beginn des Zweiten Weltkriegsés die Raffinerie am 30. September 1939 stillgelegt wurde, wurden die Fabrik- und Lagerräume vermietet. Ein Sprengungsversuch für das Hauptgebäude in den 1950er Jahren mißlang; der meterdicke Beton des riesigen Trichtersilos ließ sich nicht so einfach zerstören. Die Gebäuderuine wurde später jedoch als Industriedenkmal unter Denkmalschutz gestellt. Ab 1998 entwickelte sich auf dem Grundstück ein Gewerbepark, das alte Raffineriegebäude wurde unter denkmalpflegerischen Gesichtspunkten restauriert ...
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Autor/Urheber: Nerenz 20:01, 10. Apr. 2011 (CEST), Lizenz: CC BY-SA 3.0
Grabstätte Buchler auf dem Hauptfriedhof Braunschweig