Hermann Baumann (Lithograf)

Wilhelm Hermann Baumann (* 23. Juli 1834 in Tübingen; † 11. April 1908 ebenda)[1] war ein württembergischer Maler und Lithograf in Tübingen. Er war ein Sohn von Carl Baumann und ein jüngerer Bruder von Carl Immanuel Baumann.

Tübingen im 16. Jahrhundert (kolorierte Federzeichnung, 1860)
Tübingen vom nördlichen Österberg 1828 (Gouache, um 1860)
Die Hirschgasse (Gouache, um 1890)
Marktplatz (Gouache, 1897)
Marktplatz mit Kirchgasse (Gouache, 1897)

Leben

Hermann Baumann war ein Sohn des Zeichners, Lithographen und Fotografen Carl Baumann und seiner Frau Catharina Carolina geb. Seiter. Über sein Leben ist kaum etwas bekannt. Sein Vater unterrichtete ihn im Zeichnen und Lithographieren. Hermann erwies sich als nicht so begabt wie sein Vater und sein älterer Bruder. Trotzdem übernahm gerade er die lithographische Werkstatt seines Vaters.[2] Das dürfte etwa 1855 gewesen sein, als dieser versuchte, sich neu zu orientieren und sich als Fotograf zu etablieren. Allerdings blieb der Vater bis zu seinem Tod (1878) formeller Eigentümer der Werkstatt. Sie befand sich ursprünglich in der Haaggasse und wurde nach 1870 in die Kornhausstraße 5[3], nach dem Tod des Vaters in die Belthlestraße 10 (erster Stock)[4] und schließlich, nach dem Tod der Mutter (1896), in die Mauerstraße 19A (zweiter Stock) verlegt.[5]

Im Wesentlichen beschränkte sich Hermann Baumann in seinem Schaffen auf die Lithographien. Er betrieb aber auch Gouache-Malerei. Als Vorlagen verwendete er mit Vorliebe Tübingens Veduten aus älteren Zeiten. Nach den Vorlagen von G. Hezel und von seinem Vater stellte er Tübingen dar, wie es am Anfang des 19. Jahrhunderts aussah. Manchmal griff er nach viel älteren Vorlagen, wie die von Matthäus Merian, um Tübingen im 16. Jahrhundert zu zeigen. Sein Anliegen war es, die Reize des (bereits damals) alten Tübingens darzustellen. Die bunten Gouachen wirkten und wirken auf den Betrachter immer noch sehr anziehend, Baumann stellte darauf Tübingen auf eine idyllische Art und Weise dar. Gerade um diese Idylle ging es ihm und nicht etwa um die Echtheit seiner Ansichten. Sie zeichnen sich durch eine verflachte Perspektive aus, die der Betrachter als etwas unbeholfen aber niedlich empfindet. Die dargestellten Menschen wirken wie hineingeklebt, sie haben keine echte Beziehung zu ihrer Umgebung, ihre Aufgabe beschränkt sich darauf, die abgebildete Fläche zu füllen und die Ansichten auf diese Weise zu beleben.

Hermann Baumann blieb unverheiratet. Am Ende seines Lebens wurde er arm – das letzte Mal als Lithograph wurde er im Adressbuch 1904 genannt – und die letzten Jahre (spätestens ab Ende 1905) verbrachte er im „Gutleuthaus“ in Tübingen.[2]

Bekannte Arbeiten

  • 1860 Tübingen vom Süden aus im 17. Jahrhundert (Kopie nach M. Merian, kolorierte Federzeichnung, Stadtmuseum Tübingen, Inv. 1615)
  • um 1860 Tübingen vom nördlichen Österberg 1828 (Gouache, Stadtmuseum Tübingen, Inv. 250)
  • um 1890 Die Hirschgasse (Kopie nach G. Hezel, Gouache, Stadtmuseum Tübingen, Inv. 218)
  • 1897 Marktplatz von 1825 (Kopie nach G. Hezel, Gouache, Stadtmuseum Tübingen, Inv. 216)
  • 1897 Marktplatz mit Kirchgasse von 1825 (Kopie nach G. Hezel, Gouache, Stadtmuseum Tübingen, Inv. 217)

Anmerkungen und Einzelnachweise

  1. Todesdatum: Christina Melk: Tübinger Ansichten und Maler im 19. Jahrhundert, S. 37, Geburtsdatum ergänzt aus dem Sterberegister Tübingen von 1908.
  2. a b Christina Melk: Tübinger Ansichten und Maler im 19. Jahrhundert, S. 37.
  3. Adreßbuch der Stadt Tübingen, Tübingen 1877, S. 24 bzw. 43.
  4. Adreß- und Geschäfts-Handbuch der Oberamts- und Universitäts-Stadt Tübingen, Tübingen 1886, S. 26.
  5. Adreß- und Geschäfts-Handbuch der Oberamts- und Universitäts-Stadt Tübingen, Tübingen 1898, S. 74.

Bibliographie

  • Christina Melk: Tübinger Ansichten und Maler im 19. Jahrhundert, Tübingen 1986 (= Tübinger Kataloge Nr. 27).
  • In. „Tübinger Blätter“ 1905, 2/3, S. 42–43.
Commons: Hermann Baumann – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Auf dieser Seite verwendete Medien

H Baumann (Kopie nach G. Hezel) - Die Hirschgasse - Gouache ca.1890 Inv.218 (SW109).jpg
Tübingen. Die Hirschgasse, gesehen von der Kirchgasse um 1825. Gouache
medium QS:P186,Q204330
22,2 x 30,1 cm.
H Baumann (nach M. Merian) - Tübingen im 16. Jahrhundert - kolFederzeichnung 1860 Inv.1615 (SW161).jpg
Tübingen im 16. Jahrhundert. kolorierte Federzeichnung 18,1 x 31,5 cm, Träger 27,6 x 41 cm; ohne Schefold-Nummer.
H Baumann - Tübingen vom nördlichen Österberg 1828, Gouache ca1860, Inv.250 (SW188).jpg
Tübingen [vom nördlichen Österberg] 1828. Gouache
medium QS:P186,Q204330
26,5 x 42 cm, Blatt 37,2 x 53,5 cm; Schefold 9323.
Links die Stadt mit dem Schloss Hohentübingen im Hintergrund, rechts der Botanische Garten mit der Orangerie (am rechten Rand). Hinter dem Botanischen Garten liegt der Gottesacker, der damalige Stadtfriedhof. Die linke Ecke des Botanischen Gartens (direkt an der Stadt) nimmt das 1822 fertiggestellte Museum ein. Auf dem Weg vor dem Garten (der späteren Wilhelmsgtraße) sieht man gehende Menschen und zwei Reiter.
H Baumann (Kopie nach G. Hezel) - Marktplatz 1825 - Gouache 1897 Inv.216 (SW233).jpg
"Marktplatz 1825" (Gouache 23,5 x 29,3 cm, Träger 29,5 x 36 cm); Schefold 9493. [Erschienien in „Tübinger Blätter“ 1899, S. 23]
H Baumann (Kopie nach G. Hezel) - Marktplatz mit Kirchgasse 1825 - Gouache 1897 Inv.217 (SW234).jpg
Tübingen. "Marktplatz mit Kirchgasse 1825". Gouache
medium QS:P186,Q204330
23,5 x 29,3, Träger 29,5 x 36 cm); Schefold 9493. Erschienen in „Tübinger Blätter“ 2 (1899), S. 23.