Herman Oskarowitsch Gref

Herman Gref (2019)

Herman[1][2][3] Oskarowitsch Gref (russisch Герман Оскарович Греф, wiss. Transliteration German Oskarovič Gref; * 8. Februar 1964 in Panfilowo, Oblast Pawlodar, Kasachische SSR, Sowjetunion) ist ein russischer Politiker und Manager. Zwischen Mai 2000 und September 2007 war er Minister für wirtschaftliche Entwicklung und Handel der Russischen Föderation. Seit November 2007 ist er Vorstandsvorsitzender der Sberbank.

Leben

Gref entstammt einer russlanddeutschen Familie, die 1941 unter Josef Stalin aus der Donezbecken-Region in die Kasachische SSR deportiert worden war. Die Vorfahren waren unter der Regentschaft der deutschstämmigen Zarin Katharina der Großen ins Russische Kaiserreich emigriert.

Nach dem Schulabschluss war er in der landwirtschaftlichen Verwaltung in Jertis als juristischer Berater der landwirtschaftlichen Gebietsadministration tätig. Von 1982 bis 1984 leistete er seinen Wehrdienst bei einer Polizei-Sondereinsatztruppe in der Stadt Tschapajewsk ab, anschließend studierte er Rechtswissenschaft an der Staatlichen Universität Omsk und schloss das Studium 1990 mit Auszeichnung ab. Kurze Zeit später ging er nach Leningrad und arbeitete dort als wissenschaftlicher Angestellter an der Staatlichen Universität Leningrad, in dieser Zeit lernte er auch den späteren Präsidenten Wladimir Putin kennen.

Von 1991 bis 1992 war er Justiziar der ersten Kategorie beim Komitee für wirtschaftliche Entwicklung und Vermögen der Stadtverwaltungen von Petrodworez und Sankt Petersburg.

1994 wurde Gref dann in die Stadtverwaltung zum stellvertretenden Vorsitzenden des Komitees des Direktors des Departements für Grundvermögen sowie zum ersten Vorsitzenden des Komitees zur Verwaltung des Grundvermögens der Stadtverwaltung Sankt Petersburgs befördert, wo er in den nächsten Jahren unter anderem eine fehlgeschlagene Reform des Wohnungswesens mit initiierte. Im September 1997 wurde unter dem damaligen Gouverneur Wladimir Jakowlew neuer Vize-Gouverneur und Vorsitzender des Komitees zur Verwaltung des Grundvermögens der Stadtverwaltung Sankt Petersburgs.

Auf Empfehlung des Reformers Anatoli Tschubais wurde der in der Wirtschaftspolitik als liberal geltende Gref am 12. August 1998 zum stellvertretenden Minister für die Verwaltung des Staatseigentums ernannt. Im Januar 2000 wurde er Vorsitzender des Zentrums für Strategische Forschung, wo er an der Erarbeitung eines liberalen Wirtschaftsreformprogramms für Russland beteiligt war.

Am 18. Mai 2000 wurde Gref Minister für wirtschaftliche Entwicklung und Handel in der Regierung der Russischen Föderation unter dem neuen Ministerpräsidenten Michail Kasjanow. Auch nach dem Rücktritt des letzteren behielt Gref diesen Posten unter Michail Fradkow noch bis zu dessen Rücktritt am 12. September 2007. In seiner Zeit als Wirtschaftsminister war Gref unter anderem Mitinitiator der Einrichtung des Stabilisierungsfonds für staatliche Einnahmenüberschüsse aus dem Erdöl- und Erdgasgeschäft sowie einer der Lobbyisten für den Beitritt Russlands zur WTO.

Nach dem Rücktritt als Minister wurde Gref am 28. November 2007 auf einer außerordentlichen Aktionärsvollversammlung zum Präsidenten und Vorstandsvorsitzenden der Sberbank gewählt, eines der größten Kreditinstitute Russlands. Er ist zudem Vorstandsmitglied mehrerer staatlicher russischer Großkonzerne, darunter Gazprom und Svyazinvest, und Mitglied im Lenkungsausschuss des deutsch-russischen Petersburger Dialogs.

Gref ist zum zweiten Mal verheiratet, seine jetzige Gattin Jana ist Designerin. 2006 wurde eine gemeinsame Tochter geboren, ein Sohn aus erster Ehe studierte in Russland und Deutschland und wurde wie der Vater Jurist.

Sonstiges

Auf der Forbes-Liste der reichsten russischen Geschäftsleute 2015 stand Gref mit einem Jahreseinkommen von 13,5 Millionen US-Dollar auf Platz 6.

Auf dem Gaidar-Forum im Januar 2016, einer der größten Wirtschaftsveranstaltungen Russlands, sorgte der Sberbank-Chef Gref für große Empörung in russischen Regierungskreisen, als er äußerte, Russland habe den Wettlauf in der Weltwirtschaft bereits verloren[4] und befände sich im Feld der „Downshifter“-Staaten.[5]

Auszeichnungen

Weblinks

Commons: German Oskarovich Gref – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. „Was privatisiert werden kann, muss privatisiert werden“. In: FAZ.net. 22. Januar 2013, abgerufen am 2. September 2021.
  2. Mathias Brüggmann: Sberbank-Chef Herman Gref: „Man hätte mehr hinhören müssen“. In: handelsblatt.com. 23. November 2015, abgerufen am 2. September 2021.
  3. Interview: Benjamin Triebe (NZZ), Mathias Brüggmann («Handelsblatt»), Benjamin Quenelle («Les Echos»): «Unsere Expansion in Europa ist gestoppt». In: nzz.ch. 23. November 2015, abgerufen am 2. September 2021.
  4. Герман Греф. (svpressa.ru [abgerufen am 19. Dezember 2017]). <- darin Beleg für "Wettlauf in der Weltwirtschaft bereits verloren"?
  5. Fuad MIRZAYEV argumentiert in POOR GENIUS, Russlands Entwicklung in Bloombergs Innovations-Ranking spräche gegen die Interpretation "auf absteigendem Ast"; gemeint sei eher eine passive Mentalität.

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Герман Оскарович Греф (род.1964) — российский государственный деятель