Herdern TG

TG ist das Kürzel für den Kanton Thurgau in der Schweiz und wird verwendet, um Verwechslungen mit anderen Einträgen des Namens Herdernf zu vermeiden.
Herdern
Staat:Schweiz Schweiz
Kanton:Kanton Thurgau Thurgau (TG)
Bezirk:Frauenfeld
BFS-Nr.:4811i1f3f4
Postleitzahl:8535
Koordinaten:709898 / 273169
Höhe:498 m ü. M.
Höhenbereich:404–669 m ü. M.[1]
Fläche:13,73 km²[2]
Einwohner:1136 (31. Dezember 2022)[3]
Einwohnerdichte:83 Einw. pro km²
Ausländeranteil:
(Einwohner ohne
Schweizer Bürgerrecht)
13,4 %
(31. Dezember 2022)[4]
Website:www.herdern.ch
Lage der Gemeinde
Karte von HerdernMindelseeBodenseeNussbommerseeRaffolterseeHasenseeHüttwilerseeGuemüliweierDeutschlandDeutschlandKanton St. GallenKanton SchaffhausenKanton SchaffhausenKanton ZürichBezirk KreuzlingenBezirk MünchwilenBezirk WeinfeldenBasadingen-SchlattingenBerlingen TGDiessenhofenEschenzFelben-WellhausenFrauenfeldGachnangHerdern TGHomburg TGHüttlingen TGHüttwilenMammernMatzingenMüllheim TGNeunfornPfynSchlatt TGSteckbornStettfurtThundorf TGUesslingen-BuchWagenhausen TGWarth-Weiningen
Karte von Herdern
w{ww

Herdern ist eine politische Gemeinde und eine Ortschaft[7] im Bezirk Frauenfeld des Schweizer Kantons Thurgau. Die seit 1998 bestehende politische Gemeinde umfasst die ehemalige Munizipalgemeinde Herdern mit ihren ehemaligen Ortsgemeinden Herdern und Lanzenneunforn.

Geographie

Herdern liegt auf dem Seerücken zwischen Frauenfeld und dem Untersee. Die Gemeinde besteht aus den beiden Dörfern Lanzenneunforn und Herdern sowie den Weilern Wilen, Ammenhausen, Kugelshofen und Liebenfels.

Geschichte

Herdern im Jahr 1970

In der Nähe der Römerstrasse zwischen Ad fines (Pfyn) und Tasgetium (Eschenz) gelegen, war der Ort schon in den ersten Jahrhunderten nach Christi Geburt besiedelt, wie Ausgrabungen zeigten. Erstmals urkundlich erwähnt ist 1094 ein Erinfrid von Harderin. Die Gerichtsherrschaft stand damals unter der Äbtestadt Wil.[8] Nachdem Herdern zur Herrschaft der Kartause Ittingen gehört hatte, wurde 1501 das Niedergericht Herdern mit der Burg Herdern (auch Barbenstein genannt), die bis 1403 Stammsitz der Familie Bettler gewesen war, zur Herrschaft Herdern vereint. Nach der baulichen Erweiterung um 1601 kamen Schloss und Herrschaft 1683 an das Luzerner Kloster St. Urban, das bis 1798 das Niedergericht Herdern von einem im Schloss wohnhaften Statthalter verwalten liess. Das Schloss gehörte bis 1848 dem Kloster St. Urban und wurde nach einigen Besitzerwechseln vom Verein Arbeiterkolonien Herdern erworben. 1895 eröffnete der Verein im Schloss die Arbeiterkolonie Herdern für arbeitslose und strafentlassene Männer sowie für sogenannte Vaganten. Seit 1995 ist im Schloss Herdern ein Heim für Personen mit psychischen und sozialen Problemen untergebracht. Im Jahr 2003 zählte es 75 Bewohner.[9] Auf dem angegliederten Gutsbetrieb wurde jahrzehntelang konventionelle Landwirtschaft betrieben, was sich jetzt (Stand: März 2022) mit der Erprobung einer regenerativen Landwirtschaft ändern soll.[10]

Die Pfarrei Herdern war eng mit der Herrschaft verbunden. 1331 gelangte der Kirchensatz an das Kloster Kalchrain. Da der Gerichtsherr von Herdern 1529 nach der Reformation beim alten Glauben blieb, setzte Kalchrain 1533 wieder einen Priester ein. Fortan blieb die Pfarrei katholisch.[9]

Im 19. Jahrhundert wurden in Herdern neben Acker-, Wein- und Obstbau eine Kunstwollfabrik und eine Leimsiederei betrieben und Braunkohle abgebaut. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts kamen Vieh- und Milchwirtschaft auf. Um 1900 bestand in Herdern eine Stickerei. Das Schloss und die in jüngerer Zeit entstandenen Einfamilienhäuser prägen heute die ländliche Wohngemeinde.[9]

Aus dem Weiler Ammenhausen dürfte der in Stein am Rhein lebende Mönch Konrad von Ammenhausen stammen, der im 14. Jahrhundert das Schachzabelbuch in alemannisches Mittelhochdeutsch übertrug.[11]

→ siehe auch Abschnitt Geschichte im Artikel Lanzenneunforn

Wappen

Ortsgemeinde Herdern

Blasonierung: In Blau mit weissem Pfahl, belegt mit gefugtem blauen Schlossturm.[12]

Dem Wappen der ehemaligen Gerichtsherrschaft Herdern wurde der Schlossturm beigefügt.[12]

Politische Gemeinde Herdern

Blasonierung: Gespalten von Blau mit weissem Pfahl, belegt mit gefugtem blauen Schlossturm mit Zwiebeldach und von Rot mit weissem Flügel (Adler­flug).[12]

Zunächst führte die politische Gemeinde Herdern anstelle eines Wappens ein Logo.[13] Der Gemeinderat hat 2012 selbst ein Wappen entworfen, das die Wappen von Herdern und Lanzenneunforn vereint.[14] Das neue Wappen verstösst gegen die heraldische Farbregel.[13] Die Gemeinde legte damals Wert auf die Feststellung, dass im Alltag das Logo oder die beiden Wappen der ehemaligen Ortsgemeinden verwendet werden.[12]

Historische Wappen

Wappen der Betler von Herderen, Zürcher Wappenrolle, ca. 1340

Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung der Gemeinde Herdern[15]
Die Darstellung von Grafiken ist aktuell auf Grund eines Sicherheitsproblems deaktiviert.
Bevölkerungsentwicklung der einzelnen Gemeinden
18501900195019601990200020102018
Politische Gemeinde9559471077
Munizipalgemeinde Herdern735741785730[15]852
Ortsgemeinde336447424371496
Quelle[9][15]

Von den insgesamt 1077 Einwohnern der Gemeinde Herdern im Jahr 2018 waren 102 bzw. 9,5 % ausländische Staatsbürger. 407 (37,8 %) waren evangelisch-reformiert und 339 (31,5 %) römisch-katholisch. Die Ortschaft Herdern zählte zu diesem Zeitpunkt 636 Bewohner.[7]

Wirtschaft

Im Jahr 2016 bot Herdern 206 Personen Arbeit (umgerechnet auf Vollzeitstellen). Davon waren 26,9 % in der Land- und Forstwirtschaft, 9,6 % in Industrie, Gewerbe und Bau sowie 63,6 % im Dienstleistungssektor tätig.[5]

Sehenswürdigkeiten

Das Schloss Liebenfels in Lanzenneunforn stammt aus dem 13. Jahrhundert und ist heute in Privatbesitz. Liebenfels ist im Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz aufgeführt.

Der Bau des Schlosses Herdern, ursprünglich ein Wehrturm, geht auf das 11. oder 12. Jahrhundert zurück. Seit 1895 ist darin eine Einrichtung für Personen mit psychischen und sozialen Problemen untergebracht.[16]

→ siehe auch Abschnitt Sehenswürdigkeiten im Artikel Lanzenneunforn

Literatur

  • Verena Rothenbühler: Herdern. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
  • Alfons Raimann, Peter Erni: Die Kunstdenkmäler des Kantons Thurgau. Band VI: Der Bezirk Steckborn (= Kunstdenkmäler der Schweiz. Band 98). Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Bern 2001, ISBN 3-906131-02-5.
Commons: Herdern – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
  2. Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
  3. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
  4. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
  5. a b Thurgau in Zahlen 2019. Auf der Website der Dienststelle für Statistik des Kantons Thurgau (PDF-Datei; 1,8 MB), abgerufen am 28. April 2020.
  6. Schweizerische Arealstatstik. Abgeschlossen auf 1. Juli 1912. (Memento vom 12. April 2016 im Internet Archive) Herausgegeben vom Eidg. Statistischen Bureau.
  7. a b Ortschaften und ihre Wohnbevölkerung. Ausgabe 2019. Auf der Website der Dienststelle für Statistik des Kantons Thurgau (Excel-Tabelle; 0,1 MB), abgerufen am 20. Juni 2022.
  8. Geschichte. Auf der Webseite der Gemeinde Herdern, abgerufen am 28. Dezember 2019
  9. a b c d Verena Rothenbühler: Herdern. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
    Diese Abschnitte basieren weitgehend auf dem Eintrag im Historischen Lexikon der Schweiz (HLS), der gemäss den Nutzungshinweisen des HLS unter der Lizenz Creative Commons – Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International (CC BY-SA 4.0) steht.
  10. Bessere Bodenqualität — Regenerative Landwirtschaft: Thurgauer Grossbetrieb probierts aus. In: srf.ch. 28. März 2022, abgerufen am 28. März 2022.
  11. Michael Bärmann: Herdern TG. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
  12. a b c d Gemeindewappen. Auf der Webseite des Staatsarchivs des Kantons Thurgau, abgerufen am 8. Dezember 2019
  13. a b Gemeindefusion im Kanton Thurgau: Herdern. Auf der Webseite der Stiftung Schweizer Wappen und Fahnen, abgerufen am 20. Dezember 2019
  14. Ein Zyklus-Wappen für Herdern, In St. Galler Tagblatt (online), 2. Mai 2012
  15. a b c Bevölkerungsentwicklung der Gemeinden. Kanton Thurgau, 1850–2000 (Excel-Tabelle; 0,1 MB),
    Wohnbevölkerung – Wohnbevölkerung der Gemeinden 1990, 2000, 2010 und 2011 (PDF; 1,3 MB) und
    Ortschaften und ihre Wohnbevölkerung. Ausgabe 2019 (Excel-Tabelle; 0,1 MB). Auf der Website der Dienststelle für Statistik des Kantons Thurgau, abgerufen am 20. Juni 2022.
  16. Schloss Herdern TG

Auf dieser Seite verwendete Medien

2011-05-09 10-00-24 Switzerland Kanton Zürich Scheunberg.jpg
Autor/Urheber: Diese Datei wurde mit Commonist hochgeladen., Lizenz: CC BY-SA 3.0
Schweiz Schweiz, Canton of Thurgau Thurgau, aerial view of Frauenfeld
Herdern, katholische Kirche St. Sebastian.jpg
Autor/Urheber: Rauenstein, Lizenz: CC BY-SA 3.0
katholische Kirche St. Sebastian in Herdern, Kanton Thurgau, Schweiz
LöwenHerdern.JPG
Restaurant Löwen in the village of Herdern, canton Thurgau, Switzerland. Picture taken by Peter Berger, March, 26, 2007.
Schloss Herdern2.jpg
Autor/Urheber: own work, Lizenz: CC BY-SA 3.0
de:Schloss Herdern
Karte Gemeinde Herdern 2011.png
Autor/Urheber: Tschubby, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Municipality Herdern
Herdern-blazon.svg
Wappen von Herdern, Kanton Thurgau, Schweiz
Herdern.gif
The coat of arms of the municipality of Herdern, Switzerland until 2012. Strukturierte Daten auf Commons bearbeiten
Betler von Herderen ZW.png
Wappen der Betler von Herderen