Herbert von Einem
Herbert Günther Emilius von Einem[1] (* 16. Februar 1905 in Saarburg, Elsaß-Lothringen; † 5. August 1983 in Göttingen) war ein deutscher Kunsthistoriker.
Leben und Werk
Herbert von Einem studierte Kunstgeschichte an den Universitäten in Göttingen, Berlin und München. 1928 wurde er bei Georg Graf Vitzthum, dem Leiter des kunsthistorischen Seminars in Göttingen promoviert.[2] 1935 habilitierte er sich an der Universität Halle[3], wurde 1937 Assistent bei Vitzthum in Göttingen und 1938 dort Privatdozent. In einer Schrift setzte von Einem sich für eine völkisch definierte Kunstgeschichte ein.[4][5] Von 1943 bis 1945 erhielt er eine ordentliche Professur an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität in Greifswald, die er infolge des Krieges nur sporadisch wahrnahm. 1943 wurde er Mitglied des NS-Dozentenbundes. 1953 wurde er zum korrespondierenden Mitglied der Göttinger Akademie der Wissenschaften gewählt.[6] Seit 1963 war er korrespondierendes Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.[7]
Nach dem Krieg lehrte er kurze Zeit in Hamburg, 1946 wurde er auf den Frankfurter Lehrstuhl am Kunstgeschichtlichen Institut der Universität Frankfurt am Main berufen[8] und übernahm 1947 eine ordentliche Professur an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Dort leitete er (neben Heinrich Lützeler (1902–1988)) das Institut für Kunstgeschichte, das er in den folgenden Jahren erheblich ausbaute.[9] Mit Lützeler war er bis 1971 Herausgeber der Bonner Beiträge zur Kunstwissenschaft. 1970 wurde er emeritiert. Zu seinen Schülern gehört Reiner Haussherr.
Ein Teil des schriftlichen Nachlasses Herbert von Einems wird im Deutschen Kunstarchiv im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg verwahrt.[10]
Ehrungen
- 1976: Großes Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland
- vor 1980: Commendatore della Republica Italiana
Veröffentlichungen
- Caspar David Friedrich, Rembrandt-Verlag, 1938 (mehrere Auflagen bis 1958)
- Beiträge zu Goethes Kunstauffassung, von Schröder, Hamburg, 1956
- Deutsche Malerei des Klassizismus und der Romantik, 1760–1840, Beck, München, ISBN 978-3-406-03206-6.
- Michelangelo. Bildhauer, Maler, Baumeister, Gebr. Mann, Berlin, 1959 (mehrere Auflagen bis 1984, übersetzt in fünf Sprachen)
- Holbeins „Christus im Grabe“ (= Abhandlungen der geistes- und sozialwissenschaftlichen Klasse der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz. Jahrgang 1960, Nr. 4).
- Die „Verklärung Christi“ und die „Heilung des Besessenen“ von Raffael (= Abhandlungen der geistes- und sozialwissenschaftlichen Klasse der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz. Jahrgang 1966, Nr. 5).
- Das Programm der Stanza della Segnatura im Vatikan, Westdeutscher Verlag, Opladen, 1971
- Giorgione: der Maler als Dichter, Verlag der Akademie der Wissenschaften und der Literatur, In Kommission bei F. Steiner, Mainz-Wiesbaden, 1972
Literatur
- Gert von der Osten, Georg Kauffmann (Hrsg.): Festschrift für Herbert von Einem zum 16. Februar 1965, Berlin 1965
- Florens Deuchler, Reiner Haussherr: Schülerfestgabe für Herbert von Einem zum 16. Februar 1965. Kunsthistorisches Institut der Universität, Bonn 1965.
- Willi Hirdt, Tilmann Buddensieg (Hrsg.): In memoriam Herbert von Einem: Reden, gehalten am 7. Dezember 1983 bei der Gedenkfeier der Philosophischen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
- Metzler-Kunsthistoriker-Lexikon, Stuttgart/Weimar, 1999, S. 70–73.
- Theodor Müller: Herbert von Einem 16.2.1905–5.8.1983. In: Bayerische Akademie der Wissenschaften, Jahrbuch 1984, München 1984, S. 223–226.
- Kilian Heck: "Herbert von Einem in Greifswald und Caspar David Friedrich in Angers - Die deutsche Romantik und der nationalsozialistische Kunstraub in Frankreich". In: Marlen Schneider, Ulrike Kern (Hrsg.): Imitatio – Aemulatio – Superatio. Bildpolitiken in transkultureller Perspektive. Thomas Kirchner zum 65. Geburtstag. Heidelberg: arthistoricum.net, 2019.
Weblinks
- Literatur von und über Herbert von Einem im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Eintrag im Dictionary of Art Historians (englisch); nützliche Fakten, aber eine verharmlosende Darstellung seines politischen Engagements.
- Herbert von Einems Veröffentlichungen 1945–1955
Einzelnachweise
- ↑ Redaktionsbüro Harenberg: Knaurs Prominentenlexikon 1980. Die persönlichen Daten der Prominenz aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft. Mit über 400 Fotos. Droemer Knaur, München/Zürich 1979, ISBN 3-426-07604-7, Einem, von, Herbert Günther Emilius, S. 99.
- ↑ Thema der Dissertation: Die Plastik der Lüneburger Goldenen Tafel
- ↑ Habilitationsschrift: Carl Ludwig Fernow. Eine Studie zum deutschen Klassizismus
- ↑ Herbert von Einem, Aufgaben der Kunstgeschichte in der Zukunft, in: Zeitschrift für Kunstgeschichte, 5, 1936, 1–6
- ↑ Olaf Peter: Kunstgeschichte im „Dritten Reich“: Theorien, Methoden, Praktiken, Band 1 von Schriften zur modernen Kunsthistoriographie, Akademie Verlag, 2008, ISBN 978-3-05-004448-4, S. 236
- ↑ Holger Krahnke: Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen 1751–2001 (= Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Philologisch-Historische Klasse. Folge 3, Bd. 246 = Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Mathematisch-Physikalische Klasse. Folge 3, Bd. 50). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, ISBN 3-525-82516-1, S. 75.
- ↑ Mitgliedseintrag von Herbert von Einem (mit Link zu einem Nachruf) bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 1. Februar 2017.
- ↑ Herbert von Einem im Munzinger-Archiv, abgerufen am 2. Februar 2024 (Artikelanfang frei abrufbar)
- ↑ Internetseite des Instituts für Kunstgeschichte, Bonn
- ↑ Archiv für Bildende Kunst - Germanisches Nationalmuseum (Einem, Herbert von, II,B-9). In: dka.gnm.de. Germanisches Nationalmuseum Stiftung des öffentlichen Rechts, abgerufen am 22. Oktober 2024.
Personendaten | |
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NAME | Einem, Herbert von |
ALTERNATIVNAMEN | Einem, Herbert Günther Emilius von (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Kunsthistoriker |
GEBURTSDATUM | 16. Februar 1905 |
GEBURTSORT | Saarburg |
STERBEDATUM | 5. August 1983 |
STERBEORT | Göttingen |