Herbert Müller-Guttenbrunn

Herbert Müller-Guttenbrunn (* 5. Juni 1887 in Wien; † 10. April 1945 in Klosterneuburg) war ein österreichischer Publizist, Schriftsteller und Satiriker.

Er wurde besonders als Herausgeber der Zeitschrift Das Nebelhorn bekannt.

Leben

Müller-Guttenbrunn wurde in Wien als Sohn des deutschnationalen Schriftstellers und Theaterdirektoren Adam Müller-Guttenbrunn, der Hauptmannstochter Adele Müller-Guttenbrunn und Bruder des Schriftstellers Roderich Müller-Guttenbrunn geboren.

Nach drei Jahren wurde er 1896 in die vierte Klasse der öffentlichen Volksschule der Gemeinde Wien in der Gemeindegasse (Canisiusgasse) eingeschrieben. Nach katastrophalen Noten wechselte er 1902 an das Gymnasium Studentenkonvikt Freistadt in Oberösterreich, wo er die fünfte Klasse wiederholte. Durch akzeptable Noten überzeugte Müller-Guttenbrunn seinen Vater im Jahr 1904 zum erneuten Besuch der Schule in Wien, wo er abermals schlechte Noten erhielt. 1906 beginnt Müller-Guttenbrunn mit einem Jura-Studium an der Universität Wien. Seine schriftstellerische Tätigkeit begann im gleichen Jahr unter dem Pseudonym „Herbert Luckhaup“. Während des Abiturientenkurses an der Wiener Handelsakademie im Jahr 1908 veröffentlichte er erste Novellen und Essays.

Nach seiner Ausbildung zum Juristen beginnt er 1911 als Freiwilliger mit dem einjährigen Militärdienst. 1912 beginnt er das abschließende Gerichtsjahr am Landesgericht für Strafsachen in Wien und wird danach Schriftführer beim Handelsgericht. Im Sommer 1913 beendet er sein Gerichtsjahr als Schriftführer beim Bezirksgericht Klosterneuburg. Nach Dienstantritt beim magistratischen Bezirksamt Wien II., Leopoldstadt, wird er am 28. August 1914 an die russische Front nach Galizien beordert, wo er bis 1918 im Kriegsdienst steht. Während eines Heimaturlaubes im Winter 1915 verlobt er sich mit Aenne Fritsche in Leipzig, die er 1916 heiratet. 1917 wird ihr gemeinsamer Sohn Erhard Adam geboren.

Nach dem Umzug ins oberösterreichische Aschach 1918 kommt ein Jahr später die Tochter Eva zu Welt. Müller-Guttenbrunn lebte ab 1920 aus ethischen Gründen als Vegetarier: "Man kann nur für ihn [den Vegetarismus] sein, oder man muss zugeben, ein Schwächling zu sein, der das, was er für recht hält, nicht durchführen kann."[1]

Müller-Guttenbrunns größter Erfolg als Dramatiker war 1914 die Komödie Die Frauen von Utopia. Von 1927 bis 1934 gab er die Zeitschrift Das Nebelhorn heraus, die sich an der Fackel orientierte und auch deren Herausgeber Karl Kraus gewidmet war, in Bezug auf ihre Verbreitung jedoch weit hinter dem Vorbild zurückblieb. 1934 folgten noch vier Nummern des satirischen „Panopticums der Maschinenzeit“.

Der Verlag "Das Nebelhorn" sitzt 1927 in Graz, Volksgartenstrasse 12 und April 1929 in Jakominigasse 38, zugleich jeweils die Adressen der Druckereien. Die gleichnamige Zeitschrift erscheint fast regelmäßig "am 1. und 15. jedes Monats" mit 16 bis 28 Seiten, geheftet im Format 12 × 17 bis 19 cm im Buchdruck, mitunter mit Holzschnitten, am 1. April 1929 von Johannes Wohlfahrt. Am 15. Juni 1928 erscheint Nr. 36 Alf "Festschrift zur Achthundertjahrfeier der Stadt Graz" mit roter Schmuckfarbe am Titelblatt um 40 Groschen. Der Heftpreis beträgt anfangs 60 Groschen (im Abonnement 50), April 1929 nur mehr 45. Die Doppelnummern 147-148 und 149-150 aus etwa 1934 haben das Heftformat 17 × 20 cm, kosten je 90 Groschen und entstanden auf der eigenen Druckmaschine in Klosterneuburg, Leopoldsgraben 4. Das Titelblatt weist mindestens 13 mm hohe Schriftzeilen auf, deren Buchstaben ausschließlich aus maschinschriftlichen "m"s aufgebaut sind. Das "M" seines Namens ist wie ein "m" geformt, 13 mm hoch und 14 mm breit und enthält 17 sehr dicht aneinanderliegende "m"-Anschläge in einem 5 × 5 Pixel großen Feld. Die Verwendung von Wachsmatrizen ist naheliegend.

Müller-Guttenbrunn vertrat kontroverse individualistische, anarchistische, pazifistische und vegetaristische Ideen, die er auch als Selbstversorger mit seiner biologischen und viehlosen Landwirtschaft umzusetzen versuchte. Bekannt wurden seine Experimente mit der asiatischen Ackerbeetkultur. Er wurde mehrmals wegen seiner Pamphlete gegen Staat und Kirche verurteilt und verbüßte deshalb auch eine mehrmonatige Haftstrafe. In der NS-Zeit hingegen hatte er als Angehöriger der bekannten deutschnationalen Schriftsteller Adam und Roderich Müller-Guttenbrunn mit verhältnismäßig wenigen Repressionen zu kämpfen.

1945 wurde Herbert Müller-Guttenbrunn irrtümlich von einem russischen Soldaten vor seinem Haus in Klosterneuburg erschossen.

Werke

  • Der Weg zur inneren Freiheit. Eine Schule des Willens, Saturn-Verlag Wien, 1936
  • Mensch und Erde. Der Weg zur äußeren Freiheit, Saturn-Verlag Wien, 1937
  • Aus der Hinterdreinsicht. Ein Rückblick auf mein Leben, Autobiographie bis 1915, ungedruckt, 1944

Literatur

  • Eckart Früh: „Die graue Fackel. Herbert Müller-Guttenbrunns Zeitschrift Das Nebelhorn“, in: Klaus Amann, Albert Berger (Hrsg.): Österreichische Literatur der dreißiger Jahre. Köln, Wien: Böhlau 1985, 2. Aufl. 1990, S. 320–353. ISBN 3-205-05322-2
  • Herbert Müller-Guttenbrunn: Alphabet des anarchistischen Amateurs, hrsg. Beatrix Müller-Kampel. Berlin: Matthes&Seitz, 2007. ISBN 978-3-88221-886-2
  • V. Hanus: Müller-Guttenbrunn Herbert. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 6, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1975, ISBN 3-7001-0128-7, S. 430.
  • Beatrix Müller-Kampel und Reinhard Müller: MÜLLER-GUTTENBRUNN, Herbert. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 32, Bautz, Nordhausen 2011, ISBN 978-3-88309-615-5, Sp. 983–990.

Ausstellung

Vom 21. September bis 21. Dezember 2019 (verlängert bis 31. Jänner 2020) fand im Kunstverein < rotor >, Graz, im Rahmen des Steirischen Herbstes die Ausstellung "Alphabet des anarchistischen Amateurs" statt. Publikationen von Müller-Guttenbrunn, Alex.(ander) Stern, Grafiken von Johannes Wohlfahrt, sowie fast 100 Arbeiten von über 50 Künstlern der Gegenwart wurden gezeigt.[2]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Herbert Müller-Guttenbrunn: Alphabet des anarchistischen Amateurs, hrsg. Beatrix Müller-Kampel. Berlin: Matthes & Seitz, 2007.
  2. ALPHABET DES ANARCHISTISCHEN AMATEURS. < rotor > (center for contemporary art), abgerufen am 11. April 2020.