Henry Jones

Henry Burk Jones (* 1. August 1912 in Philadelphia, Pennsylvania; † 17. Mai 1999 in Los Angeles, Kalifornien) war ein US-amerikanischer Schauspieler und Tony-Award-Preisträger mit einer langen Karriere bei Theater, Film und Fernsehen.

Leben und Karriere

Der College-Absolvent Henry Jones begann in den 1930er-Jahren seine professionelle Schauspielkarriere. Wegen seines eher durchschnittlich wirkenden Aussehens hatte er nach eigenen Angaben zunächst Schwierigkeiten, im Schauspielgeschäft Fuß zu fassen, ehe er seine Position als Charakterdarsteller fand.[1] Im Jahr 1938 war er erstmals am Broadway zu sehen, als Reynaldo in Hamlet. Nach Absolvierung seines Militärdienstes im Zweiten Weltkrieg spielte er in den 1950er-Jahren seine Durchbruchsrolle als übellauniger Handwerker Leroy, der einem psychopathischen Kind zum Opfer fällt, in The Bad Seed. Diese Rolle verkörperte er sowohl in Maxwell Andersons Broadway-Bühnenstück als auch in der Verfilmung von 1955; sie verschaffte ihm erstmals einen gewissen Namen in Hollywood, wo er bereits seit Anfang der 1940er vereinzelte Filmauftritte gehabt hatte, sich jedoch bis dahin nicht dauerhaft durchsetzen konnte. Bis Anfang der 1960er-Jahre wirkte Jones immer wieder am Broadway, sowohl in Komödien wie My Sister Eileen oder The Solid Gold Cadillac, als auch in politischen Stücken wie Sunrise at Campobello oder Advise & Consent.[2] Für seine Darstellung von Franklin D. Roosevelts Berater Louis Howe in Sunrise at Campobello (im Jahr 1960 ohne Jones’ Beteiligung verfilmt) erhielt er im Jahr 1958 den Tony Award als Bester Nebendarsteller.

Oftmals verkörperte der schmächtig wirkende Charakterdarsteller eher unscheinbare Charaktere in der zweiten Reihe, die sich ein Geheimnis mit sich trugen oder auf einmal eine Bösartigkeit ausstrahlen konnten.[3] Er wurde in Hollywood so gut wie nie in Hauptrollen besetzt, konnte aber auch mit kleineren Filmrollen Eindruck machen. Eines der bekanntesten Beispiele hierfür ist sein Coroner in Alfred Hitchcocks Thriller Vertigo – Aus dem Reich der Toten, der James Stewarts Hauptfigur in einem langen gehässigen Monolog die Schuld am Tod seiner Geliebten gibt.[4] Weitere bekannte Filmauftritte hatte er in den Frank-Tashlin-Komödien Schlagerpiraten (1956) und Sirene in Blond (1957), als tragisch endender Betrunkener im Western Zähl bis drei und bete (1957) neben Glenn Ford und Van Heflin sowie als Fahrradverkäufer in dem Filmklassiker Zwei Banditen (1969) an der Seite von Paul Newman und Robert Redford. Er arbeitete im Laufe seiner Karriere mit Regisseuren wie Hitchcock, Mervyn LeRoy, Claude Chabrol, Burt Kennedy, George Roy Hill, Sidney Lumet, Warren Beatty und Stephen Frears. Unter Regie von Frears spielte er 1990 seine letzte Kinorolle in Grifters.

Im Fernsehen war Jones seit Ende der 1940er-Jahre unter anderen in folgenden Serien zu sehen gewesen: Solo für O.N.C.E.L., Bonanza, Rauchende Colts, Vegas, Quincy, MacGyver, Magnum und Mord ist ihr Hobby. Insbesondere ab den 1960er-Jahren war das Fernsehen ein wichtiger Fokus seiner Arbeit und Jones war ein gefragter Gastdarsteller. Neben seinem Auftritt in Vertigo spielte Jones auch in fünf Folgen von Alfred Hitchcocks Serie Alfred Hitchcock präsentiert mit, da der Star-Regisseur seine Schauspielfertigkeiten schätzte.[1] Fernseh-Hauptrollen hatte er in den 1970er-Jahren in der Sitcom Rhoda als ruhiger Familienpatriarch und Richter Jonathan Dexter sowie in der schnell wieder eingestellten Krimiserie Mrs. Columbo, die vergeblich an den Erfolg von Columbo anknüpfen wollte. In der Serie Falcon Crest verkörperte er Mitte der 1980er-Jahre in neun Folgen die Figur des B. Riley Wicker. Erst 1995 hatte der inzwischen über 80-jährige Jones seine letzte Fernsehrolle.

Mit 86 Jahren verstarb Henry Jones im UCLA Medical Center von Los Angeles an den Folgen eines Sturzes.[5] Jones war zweimal verheiratet: seine erste Frau Yvonne Bergere heiratete er im Januar 1942, sie starb jedoch schon im November desselben Jahres; dann war er von 1946 bis zur Scheidung 1961 mit Judy Briggs verheiratet.[6] Aus letzterer Ehe hat er zwei Kinder, wobei seine Tochter Jocelyn Jones (* 1950)[7] ebenfalls Schauspielerin ist.

Filmografie (Auswahl)

Kino

Fernsehen

Auszeichnungen

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b The Guardian (13/May/1999) - Obituary: Henry Jones - The Alfred Hitchcock Wiki. Abgerufen am 7. April 2023.
  2. Henry Jones in der Internet Broadway Database, abgerufen am 7. April 2023 (englisch)
  3. Mel Gussow: Henry Jones, 86, Familiar Face In Theater, Films and TV Roles. In: The New York Times. 20. Mai 1999, abgerufen am 7. April 2023 (englisch).
  4. Henry Jones bei AllMovie, abgerufen am 7. April 2023 (englisch)
  5. Star-News - Google News Archive Search. Abgerufen am 7. April 2023.
  6. Henry Jones. In: Internet Movie Database. Abgerufen am 7. April 2023.
  7. Jocelyn Jones. Internet Movie Database, abgerufen am 7. April 2023 (englisch).