Henry Clinton (General, 1730)

Sir Henry Clinton

Sir Henry Clinton KB (* 16. April 1730[1]; † 23. Dezember 1795 in Cornwall, England) war britischer General während des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges.

Leben

General Sir Henry Clinton K. B. Oberbefehlshaber der britischen Truppen in Amerika. Veröffentlicht zwischen 1775 und 1780.

Clinton war das zweite Kind und der einzige überlebende Sohn des Admirals George Clinton aus dessen Ehe mit Harriet Carter, Tochter des Generals Thomas Carter. Sein Vater war ein Sohn des Francis Clinton, 6. Earl of Lincoln. Er wuchs in der Kolonie Neufundland und dann in New York City auf, wo sein Vater jeweils Königlicher Gouverneur war. Als er alt genug war, diente er eine Zeit lang als Captain der New Yorker Miliz. 1751 fuhr Clinton nach England und erwarb einen Offiziersposten als Captain des 2nd Regiment of Foot Guards. Im Mai 1758 wurde er Captain beim 3rd Regiment of Foot Guards[2] und wechselte im selben Jahr als Lieutenant-Colonel zum 1st Regiment of Foot Guards. Von 1760 bis 1762 tat er sich als Adjutant von Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig im Siebenjährigen Krieg hervor, so unter anderem im August 1762 in den Schlachten bei Grüningen und Johannesberg, und wurde zum Colonel befördert.

Nach dem Ende des Krieges erhielt er nach einer Zeit der Inaktivität 1766 den Posten des Colonel des 12th Regiment of Foot. Am 25. Mai 1772 wurde er zum Major-General befördert.[3] Dank des Einflusses seines Cousins Henry Cavendish, 2. Duke of Newcastle hatte er von 1772 bis 1784 einen Sitz im britischen House of Commons inne; zuerst als Abgeordneter für Boroughbridge in Yorkshire und ab 1774[4] für Newark-on-Trent in Nottinghamshire.

Im Februar 1767 heiratete er in London Harriet Carter, die bereits 1772 starb und deren Tod er lange betrauerte. Nachdem er sich vom Tod seiner Frau erholt hatte, segelte Clinton 1775 mit Major-General William Howe und Brigadier-General John Burgoyne nach Amerika. Er war Feldkommandeur in der Schlacht von Bunker Hill und diente bei General Howes Feldzügen zur Einnahme New Yorks einschließlich der Schlacht von Long Island. Für seine Verdienste in der Schlacht wurde er am 26. März 1776 mit Wirkung nur für Amerika zum Lieutenant-General befördert.[5] Am 11. April 1777 schlug ihn König Georg III. zum Knight Companion des Order of the Bath.[6] Am 6. September 1777 wurde er zum regulären Lieutenant-General der British Army befördert.[7] Nachdem sich die Franzosen mit den Amerikanern verbündet hatten, wies der britische König Clinton per Geheimbefehl an, den Norden zu verteidigen und Newport zu halten, wenn nötig unter Preisgabe von Philadelphia und New York City. Nach dem Saratoga-Feldzug ersetzte Clinton im Mai 1778 Howe als Oberbefehlshaber der Britischen Streitkräfte in Amerika und übernahm das Kommando in Philadelphia. Er verlegte das Oberkommando von Philadelphia nach New York, konzentrierte dort die britischen Truppen und verfolgte eine Strategie von Überfallexpeditionen anstatt von regulären Feldzügen. Clinton hatte Befehl, eine Expedition nach Georgia zu entsenden und 5.000 Mann nach Westindien für den Angriff auf St. Lucia zu verschiffen. Zunächst hatte er jedoch einen schwierigen Rückzug durch New Jersey nach einem erfolglosen Versuch, Lafayette bei Barren Hill in Pennsylvania zu erobern, zu überstehen. Clinton konnte beide königlichen Befehle nicht erfüllen: sich mit seinen Truppen ans Meer zurückzuziehen und diese 5.000 Mann nach Westindien zu verschiffen. Am 28. Juni 1778 musste er sich George Washingtons Armee stellen; wie durch ein Wunder entkamen er und seine Truppen weitgehend unbehelligt. Im Januar 1779 wurde er auch Colonel-in-Chief des 84th Regiment of Foot (Royal Highland Emigrants).[8] Im April 1779 gab er seinen Posten als Colonel des 12th Regiment of Foot auf und wurde Colonel des 7th Regiment of Dragoons.[9] 1779 fiel er in South Carolina ein und gewann im Folgejahr zusammen mit Admiral Mariot Arbuthnot einen wichtigen Sieg mit der Einnahme von Charleston. Die ganze Zeit über hatte er jedoch Gehorsamsprobleme mit seinem direkten Untergebenen Charles, Lord Cornwallis.

Nach der Schlacht von Yorktown und der Kapitulation von Cornwallis 1781, wurde Clinton am 23. Februar 1782 als Oberbefehlshaber durch Guy Carleton ersetzt[10] und kehrte nach England zurück. Er wurde für den Verlust der Kolonien verantwortlich gemacht. Historiker haben seither jedoch den größten Teil der Schande auf General Lord Cornwallis übertragen. Clinton veröffentlichte 1783 sein Werk Narrative of the Campaign of 1781 in North America mit der Absicht, seine Reputation wiederherzustellen. 1790 wurde er als Abgeordneter für Launceston in Cornwall wieder ins Parlament gewählt[11] und 1793 zum General befördert[12]. Am 19. Juli 1794 wurde er zum Gouverneur von Gibraltar ernannt,[13], wofür er im Januar 1795 sein Parlamentsmandat aufgab,[14] jedoch noch im selben Jahr starb, noch bevor er dieses Amt antreten konnte.

Nachkommen

Mit seiner Gattin Harriet Carter hatte er zwei Töchter sowie drei Söhne, von denen zwei die militärische Familientradition fortsetzten:

  • Frederick Clinton (1767–1774)
  • Harriet Clinton ⚭ 1799 Major-General Harry Chester;
  • Augusta Clinton (1768–1849) ⚭ 1788 Henry Dawkins, MP;
  • General Sir William Henry Clinton (1769–1846) ⚭ 1797 Hon. Louisa Dorothea Holroyd, Tochter des John Baker-Holroyd, 1. Earl of Sheffield;
  • Lieutenant-General Sir Henry Clinton, GCB (1771–1829), ⚭ 1799 Lady Susan Charteris.


Mit seiner Lebenspartnerin Mary Baddeley (geb. O’Callaghan; 1756–1820) hatte er zwei weitere Töchter und drei Söhne:

  • Henry Clinton-Baddeley (um 1782–1797), Fähnrich zur See
  • Wiliam Clinton-Baddeley (um 1784–1842), Offizier der Bengal Army, CB
  • Harriet Clinton-Baddeley (1787–1872)
  • Elizabeth Clinton-Baddeley (geb. 1789)
  • Major General Frederick Henry Clinton-Baddeley (1794–1879), Offizier der britischen Armee und Geologe

Nachfahren Clintons in direkter Linie über seinen Sohn William Clinton-Baddeley waren die Schauspielerinnen Angela Baddeley (1904–1976) und Hermione Baddeley (1906–1986), beide hießen mit eigentlichem Nachnamen „Clinton-Baddeley“.


Vor seiner Ehe mit Harriet Carter war Clinton kurzzeitig während eines mehrwöchigen Aufenthaltes in Warburg nach der Schlacht bei Warburg mit einer Elizabeth Maria Preussen, spätere Dixon, liiert. Aus dieser Beziehung stammte die Tochter Sophia Dixon (geb. 1761).[15]

Literatur und Weblinks

Commons: Henry Clinton – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. ODNB
  2. London Gazette. Nr. 9794, HMSO, London, 23. Mai 1758, S. 1 (Digitalisat, englisch).
  3. London Gazette. Nr. 11251, HMSO, London, 23. Mai 1772, S. 2 (Digitalisat, englisch).
  4. London Gazette. Nr. 11506, HMSO, London, 1. November 1774, S. 1 (Digitalisat, englisch).
  5. London Gazette. Nr. 11651, HMSO, London, 23. März 1776, S. 2 (Digitalisat, englisch).
  6. London Gazette. Nr. 11760, HMSO, London, 8. April 1777, S. 1 (Digitalisat, englisch).
  7. London Gazette. Nr. 11802, HMSO, London, 2. September 1777, S. 2 (Digitalisat, englisch).
  8. London Gazette. Nr. 11944, HMSO, London, 12. Januar 1779, S. 2 (Digitalisat, englisch).
  9. London Gazette. Nr. 11972, HMSO, London, 20. April 1779, S. 2 (Digitalisat, englisch).
  10. London Gazette. Nr. 12272, HMSO, London, 19. Februar 1782, S. 1 (Digitalisat, englisch).
  11. London Gazette. Nr. 13218, HMSO, London, 13. Juli 1790, S. 441 (Digitalisat, englisch).
  12. London Gazette. Nr. 13582, HMSO, London, 15. Oktober 1793, S. 913 (Digitalisat, englisch).
  13. London Gazette. Nr. 13686, HMSO, London, 19. Juli 1794, S. 749 (Digitalisat, englisch).
  14. London Gazette. Nr. 13741, HMSO, London, 13. Januar 1795, S. 43 (Digitalisat, englisch).
  15. William Bradford Willcox: Portrait of a general; Sir Henry Clinton in the War of Independence. Knopf, New York 1964, S. 70.

Auf dieser Seite verwendete Medien

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General Sir Henry Clinton K.B. Commander-in-Chief of British troops in America. Publisher: Esnauts et Rapilly, Paris. Published between 1770 and 1780. Repository: Library of Congress Prints and Photographs Division Washington, D.C. 20540 USA https://www.loc.gov Public Domain
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Sir Henry Clinton, British Commander in Chief during the American Revolution