Henning Ratjen

Henning Ratjen

Henning Ratjen (* 10. Oktober 1793 in Homfeld, heute ein Ortsteil von Aukrug; † 21. Januar 1880 in Kiel) war ein deutscher Jurist, Professor und Universitätsbibliothekar.[1]

Leben

Henning Ratjen wurde vom Ortsprediger unterrichtet, bevor er ab 1810 das Gymnasium in Kiel besuchte. 1814 begann er sein Studium der Rechtswissenschaften an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, das er 1817 bis 1818 an der Berliner Universität fortsetzte. Sein juristisches Amtsexamen bestand er ein Jahr später in Glückstadt, nachdem er in der Zwischenzeit als Hauslehrer tätig war. 1820 wurde er Advokat in Kiel, promovierte dort 1823 und habilitierte sich als Privatdozent.[2]

Bekannt wurde er durch seine fast 50-jährige Karriere an der Universitätsbibliothek Kiel, wo seine Tätigkeit 1826 zunächst als Unterbibliothekar begann. Seine Vorlesungen beschränkte er seitdem auf juristische Literatur, sowie allgemeine Literatur und Bücherkunde. 1830 wurde er zum Professor an der philosophischen Fakultät ernannt, 1833 zum Bibliothekar. Er veranlasste 1834 die Übersiedelung der Universitätsbibliothek aus den oberen in die unteren Räume des Kieler Schlosses und ordnete im Jahre 1838 nach dem Brand des Schlosses und der Schlosskapelle die Bibliothek neu. Im Jahre 1870 veröffentlichte er die Geschichte der Universität zu Kiel, nachdem er bereits 1856 und 1860 Aufsätze über die Kieler Juristen-Fakultät für die Chronik der Universität verfasst hatte.[3] Ratjens Werk gibt laut Rückentext der nachgedruckten Ausgabe „einen fundierten Überblick über die Geschichte der Universität zu Kiel von ihrer Stiftung Mitte des 17. Jahrhunderts durch Christian Albrecht bis weit ins 19. Jahrhundert hinein. Darüber hinaus widmet Ratjen sich dem status quo der Universität im 19. Jahrhundert, in dem er nicht nur ihren organisatorischen Aufbau beschreibt, sondern auch Einrichtungen und Fakultäten vorstellt“.[4] Am 11. Januar 1873 feierte er sein 50-jähriges Dienstjubiläum, wurde dann auf seinen Wunsch 1875 als Universitätsbibliothekar entlassen, verblieb aber Mitglied seiner Fakultät, ohne jedoch Vorlesungen zu halten. Sein Nachfolger als Universitätsbibliothekar wurde von 1875 bis 1903 Emil Julius Hugo Steffenhagen (1838–1919).

Ehrenämter

1848 wurde er zum Abgeordneten zur schleswig-holsteinischen Landesversammlung gewählt, 1854 zum Mitglied der holsteinischen Ständeversammlung. Er ist als Vorstandsmitglied des Vereins für schleswig-holsteinische Alterthümer und als langjähriger Präsident der Gesellschaft für schleswig-holsteinische Geschichte bis 1864 tätig gewesen.

Werke

Siehe auch

Literatur

  • Carsten Erich Carstens: Ratjen, Henning. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 27, Duncker & Humblot, Leipzig 1888, S. 364 f.
  • Lübker-Schröder, Alberti: Schriftstellerlexikon u. Fortsetzung s. v. Kieler Zeitung, 1. November 1875.
  • F. Volbehr: Chronik der Univ. Kiel für 1881. Riel, 1882, S. 4.
  • Georg Reimer, Rudolf Ratjen, Friedrich von Koschitzky (Hrsg.): Die Familien Ratjen/Rathjen aus dem Aukrug. Druck: Schleswig-Holsteinische Landeszeitung, Rendsburg 1936

Weblinks

Wikisource: Henning Ratjen – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. Carsten Erich Carstens: Ratjen, Henning. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 27, Duncker & Humblot, Leipzig 1888, S. 364 f.
  2. Georg Reimer: Die Familien Ratjen/Rathjen aus dem Aukrug. Druck: Schleswig-Holsteinische Landeszeitung, Rendsburg 1936, S. 125 ff.
  3. Geschichte der Universität zu Kiel, 1870, Vorwort auf S. V
  4. Rückentext vom Nachdruck der Originalausgabe von 1870

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