Hemmschwelle

Hemmschwelle bezeichnet eine psychologische Grenze, bis zu der eine Person aufgrund ihrer selbstgewählten oder von ihr anerkannten gesellschaftlichen Normen daran gehindert wird, eine bestimmte Handlung auszuführen.[1]

Ein Beispiel hierfür ist die regelmäßige Weigerung des Menschen, einen anderen Menschen körperlich zu verletzen oder zu töten. Diese durch instinktive Hemmung (Humanethologie), Erziehung, Moral und Gesetz aufgebaute Hemmschwelle wird in aller Regel nur in besonderen Situationen überschritten, etwa nach starkem Alkoholgenuss, infolge psychischer Störungen oder durch gezielte Indoktrination. Die Hemmschwelle kann aber auch bei Gefahr für den eigenen Leib, das Leben und das Eigentum oder für einen nahe stehenden Menschen überwunden werden bei Notstand- oder Notwehrhandlungen, um eine Gefahr von schutzwürdigen Rechtsgütern abzuwenden. Bei Tötungsdelikten ist nach der strafrechtlichen Hemmschwellentheorie das Vorliegen eines Tötungsvorsatzes erst nach einer Gesamtschau aller objektiven Tatumstände zu bejahen.

Auch Tieren wird gelegentlich eine „Hemmschwelle“ für bestimmte Formen des aggressiven Verhaltens zugeschrieben. Das bekannteste Beispiel aus der Verhaltensbiologie ist die Beißhemmung als Beispiel einer Aggressionshemmung. Beim Menschen können außer verhaltensbiologisch bedingten Hemmungen auch anerzogene Hemmungen bestehen, die ihn daran hindern, erwünschte Handlungen auszuführen (Schüchternheit).

Literatur

  • H. W. Bierhoff; Renate Klein; P. Kramp: Hemmschwellen zum Leisten von Hilfe: Untersuchung der Ursachen und Empfehlung von Maßnahmen zum Abbau. (Bericht zum Forschungsprojekt 8528/3 der Bundesanstalt für Straßenwesen Bergisch Gladbach) Fachbereich Psychologie der Philipps-Universität Marburg. Hrsg.: Bundesanstalt für Straßenwesen, Aachen, Mainz 1990. 68 S.
  • Kerstin Hagen: Aggression und Gewalt in der Schule: Folge eines Werteverlusts bzw. einer Herabsetzung der moralischen Hemmschwelle. Freiburg, Pädag. Hochschule, Pädagogische Psychologie, 1994
  • Markus Müller: Emotionale Defizite als Hemmschwelle bei der Entwicklung von ICH-Stabilität : ein Beitrag zur Theorie der Erziehung und zur Gestaltung von Schule. Pädagog. Hochschule Heidelberg, Diplomarbeit 1995
  • Erdmuthe Meyer zu Bexten: Der Weg über die Hemmschwelle: Kommunikation mit behinderten Menschen im Alltag. Verl. für Polizeiwissenschaft, Frankfurt 2007. 116 S. ISBN 978-3-86676-016-5

Weblinks

Wiktionary: Hemmschwelle – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Belege

  1. vergl. die Definition auf dwds.de.