Helmut Schäfer (Politiker)

(c) Bundesarchiv, B 145 Bild-F086613-0014 / Lemmerz, Wolfgang / CC-BY-SA 3.0
Helmut Schäfer (rechts) mit Carl-Dieter Spranger, 1990

Helmut Schäfer (* 9. Januar 1933 in Mainz) ist ein deutscher Politiker (FDP). Er war von 1987 bis 1998 Staatsminister im Auswärtigen Amt.[1][2][3]

Ausbildung und Beruf

Geboren 1933 in Mainz[4] als Sohn von Johanna Schäfer, geborene Koch, und ihres Mannes, dem Kaufmann Otto Schäfer, lebt der katholische Schäfer seit 1995 in Berlin (zuvor in Mainz). Nach dem Abitur absolvierte er von 1951 bis 1957 ein Studium der Germanistik und Anglistik (daneben Philosophie, Pädagogik und Theaterwissenschaft) an den Universitäten Mainz, Innsbruck sowie Dayton/Ohio.[4] Nach den Staatsexamina (1958, 1960) arbeitete er von 1960 bis 1967 als Lehrer (Studienrat) an Gymnasien in Rheinland-Pfalz und war von 1967 bis 1977 als Referent (unter anderem für Medienfragen) in der Planungsabteilung des Ministeriums für Unterricht und Kultur Rheinland-Pfalz, zuletzt als Ministerialrat, tätig.

Partei

Ab 1964 war Schäfer Mitglied der FDP, u. a. von 1966 bis 1968 stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Jungdemokraten in Rheinland-Pfalz, 1968 bis 1970 stellvertretender Bundesvorsitzender der Deutschen Jungdemokraten,[4] stellvertretender Landesvorsitzender der FDP Rheinland-Pfalz, ab 1972 mehrfach Mitglied des FDP-Bundesvorstandes und Vorsitzender des FDP-Medienausschusses. 1990–1998 amtierte er als Vizepräsident der Liberalen Internationale.

Abgeordneter

Von 1977 bis 1998 war Schäfer Mitglied des Deutschen Bundestages (Landesliste Rheinland-Pfalz),[5] 1978–1987 Mitglied im Auswärtigen Ausschuss, außenpolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion (ab 1979) und seit 1984 Vorsitzender des FDP-Bundesfachausschusses Außen-, Sicherheits- und Entwicklungspolitik sowie Vorsitzender der Deutsch-Sowjetischen Gesellschaft des Deutschen Bundestages.[1]

Öffentliche Ämter

Von 1987 bis 1998 arbeitete Schäfer als Staatsminister im Auswärtigen Amt[6][7] unter den Außenministern Hans-Dietrich Genscher und Klaus Kinkel. Schwerpunkte seiner Tätigkeit waren die deutsch-amerikanischen und deutsch-sowjetischen Beziehungen sowie das Verhältnis zu den arabischen Staaten und den Ländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas. Er war zuständig für die deutsche Auswärtige Kulturpolitik, Vertreter der Bundesregierung im Ministerkomitee des Europarats und des Rates der EU-Kulturminister, sowie den Beiräten des Goethe-Instituts und der Deutschen Welle. Besonderes Engagement und zahlreiche Reisen führten ihn bei der Krisenbewältigung in den Nahen Osten, ins südliche Afrika (Apartheidregime) und nach Zentralamerika (Nicaragua, El Salvador). Es kam zu Treffen mit UN-Generalsekretären und hochrangigen Regierungsvertretern weltweit, darunter – zum Teil als erster deutscher Regierungsvertreter – mit Jassir Arafat, Jitzchak Rabin, Hafiz al-Assad, Fidel Castro und Nelson Mandela.

Schäfer erhielt zahlreiche Einladungen zu Vorträgen an Universitäten und außenpolitischen Gesellschaften vor allem in den USA (u. a. Harvard, Princeton, Berkeley, Yale, New York, Boston, Chicago, Atlanta, San Francisco Councils on Foreign Relations). Nach dem Ende seiner Amtszeit war Schäfer von 1998 bis 2005 Gastdozent an der Humboldt-Universität Berlin sowie u. a. Ehrenmitglied der Kuratorien des Internationalen Journalistenprogramms (IJP), der Ghorfa Arab-German Chamber of Commerce and Industry sowie Beiratsmitglied im Verein Deutsche Sprache. Er legte publizistische Arbeiten vor und hielt zahlreiche Vorträge. Er war ab 1978 langjähriges Mitglied des Vorstandes der Friedrich-Naumann-Stiftung[8][9] und der Deutsch-Atlantischen Gesellschaft „Atlantikbrücke“ sowie der Deutschen Orientstiftung. Unterlagen über Schäfers Tätigkeit liegen im Archiv des Liberalismus der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit in Gummersbach. Von 1980 bis 1982 war er Vorsitzender der Medizinischen Kommission der Europäischen Liberalen, 1980 bis 1983 der Medizinischen Kommission der FDP. Er war zudem Mitglied vom Exekutiv-Komitee der Liberalen Internationale.

Ehrungen

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • Schulfernsehen in Europa. 1976.
  • Schulrecht für Schüler und Eltern in Rheinland-Pfalz.

Siehe auch

Literatur

  • Das Parlament, 8. Januar 2018, S. 12.
  • Schäfer, Helmut. [2] In: Walter Habel (Hrsg.): Wer ist wer? Das deutsche Who’s who. 24. Ausgabe. Schmidt-Römhild, Lübeck 1985, ISBN 3-7950-2005-0, S. 1055.

Weblinks

Commons: Helmut Schäfer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Helmut Schäfer - Biografie WHO'S WHO. Abgerufen am 23. November 2022.
  2. Bettina Gaus: Ein Minister in Mogadischu. In: Die Tageszeitung: taz. 11. September 1992, ISSN 0931-9085, S. 8 (taz.de [abgerufen am 23. November 2022]).
  3. Helmut Schäfer,. In: Der Spiegel. 14. Januar 1990, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 24. November 2022]).
  4. a b c Helmut Schäfer - Munzinger Biographie. Abgerufen am 23. November 2022.
  5. Helmut Schäfer. In: Der Spiegel. 19. Februar 1984, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 24. November 2022]).
  6. Süddeutsche Zeitung: Warum die Argumente gegen Palästina kraftlos sind. Abgerufen am 23. November 2022.
  7. Helmut Schäfer,. In: Der Spiegel. 28. Oktober 1990, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 24. November 2022]).
  8. Ralf Leonhard: BRD will Nicaragua-Hilfe wieder aufnehmen. In: Die Tageszeitung: taz. 21. August 1989, S. 6 (taz.de [abgerufen am 24. November 2022]).
  9. Coup gegen FDP-Linke. In: Der Spiegel. 12. Dezember 1982, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 24. November 2022]).

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Es folgt die historische Originalbeschreibung, die das Bundesarchiv aus dokumentarischen Gründen übernommen hat. Diese kann allerdings fehlerhaft, tendenziös, überholt oder politisch extrem sein.
Bonn, 14.12.1990
In der ersten Sitzung des gesamtdeutschen Bundesrates in Bonn traf die Länderkammer die Entscheidung, die Beamtenbesoldung in den neuen Bundesländern für den Bereich der leitenden Beamten zu verbessern. Die neuen Bundesländer sollen ermächtigt werden, die im Einigungsvertrag vorgesehenen 35% eines entsprechenden westdeutschen Gehaltes durch einen nicht ruhegehaltsfähigen Zuschuß von 14% aufzustocken. Die Entscheidung des Bundesrates muß durch die Bundesregierung in Kraft gesetzt werden.