Helmut-Schmidt-Journalistenpreis

Der Helmut-Schmidt-Journalistenpreis ist ein seit 1996 jährlich im Herbst vergebener Preis der ING-DiBa für besondere Leistungen auf dem Gebiet der kritischen, verbraucherorientierten Berichterstattung über Wirtschafts- und Finanzthemen. Namensgeber ist Altbundeskanzler Helmut Schmidt, der zu Lebzeiten auch Schirmherr des Preises war.

Zu einem Eklat kam es 2018, als die Laureatin Laura Meschede während der Verleihungszeremonie in ihrer Rede den Preis ablehnte und scharf kritisierte.[1][2]

Geschichte

In den ersten vier Jahren wurde jeweils ein Preisträger ausgezeichnet. In den Jahren 2000 und 2001 wurde nach den Mediengattungen TV, Print, Online und teilweise Rundfunk differenziert und für jede Gattung ein Preisträger ausgezeichnet. Seit 2002 wird gattungsübergreifend ein 1., 2. und 3. Preis verliehen.

Derzeit ist der Helmut-Schmidt-Journalistenpreis mit insgesamt 35.000 Euro dotiert, von denen 15.000 auf den ersten, 10.000 auf den zweiten und 5.000 Euro auf den dritten Platz entfallen. Seit 2017 wird ein mit 5000 Euro dotierter Nachwuchspreis vergeben.[3] 2020 wurde der Preis zum 25. Mal vergeben, die Verkündung der Ausgezeichneten erfolgte wegen der COVID-19-Pandemie erstmals in einem Film, der am 19. November 2020 auf YouTube ausgestrahlt wurde.[4]

Jury

Zu den Jury-Mitgliedern zählen mit Stand von Mai 2020:[5]

Ehemalige Mitglieder

Kritik

Der Helmut-Schmidt-Journalistenpreis wird offensiv von der privatwirtschaftlichen Direktbank ING gesponsert. Bei den Verleihungen des Preises sind zudem regelmäßig hochrangige Politiker anwesend. Verschiedene Journalisten kritisierten daher in der Vergangenheit, dass der Helmut-Schmidt-Journalistenpreis zu eng mit der Politik und Privatwirtschaft verknüpft sei. Die Nachwuchs-Preisträgerin des Jahres 2018, Laura Meschede, lehnte den Preis ab und begründete dies damit, dass der Preis eine „PR-Maschine“ sei.[1][2]

Preisträger

  • 2018
    • 1. Preis: Dr. Tilman Achtnich und Hanspeter Michel, SWR für die Fernsehdokumentation Spiel ohne Grenzen[30]
    • 2. Preis: Investigativteam von Süddeutscher Zeitung, NDR und WDR für verschiedene Berichte über die Paradise Papers
    • 3. Preis: Christian Deker und Henning Wirtz, NDR, für CFD Trading: Wer sind die YouTube-Typen, die dich reich machen wollen?[31]
    • 3. Preis: Kerstin Mommsen, Südkurier, für die Serie Leben ohne Plastik[32]
    • Nachwuchspreis: Svenja Beller für ihren Artikel Leben am Rand[33]. Die ursprüngliche Preisträgerin Laura Meschede schlug in einer Rede während der Verleihungszeremonie die Ehrung aus ethischen Gründen aus.[1][2]
  • 2019
    • 1. Preis: Marta Orosz, Christian Salewski und Oliver Schröm, Correctiv für die Story Grand Theft Europe[34]
    • 2. Preis: Katharina Adami, Uli Köppen, Oliver Schnuck, Robert Schöffel, Josef Streule und Maximilian Zierer, BR sowie Christina Elmer, Alexander Kruse, Marcel Pauly, Philipp Seibt und Patrick Stotz, Der Spiegel für die Recherche und „Blackbox Schufa“-Berichterstattung.[35]
    • 3. Preis: Johannes Edelhoff, Götz Hamann, Karsten Polke-Majewski, Felix Rohrbeck und Christian Salewski, Die Zeit, Zeit Online & Panorama (NDR), für die Exklusivrecherche zur deutschen LKW-Maut[36]
    • Nachwuchspreis:
      • 1. Preis: Johanne Bischoff, Sabine Cygan, Jana Münkel und Wiebke Schindler, Exakt/Fakt (MDR) für Verdeckt unter Datenhändlern[37]
      • 2. Preis: Anne Kliem, Stiftung Warentest für Einmal sauber und legal, bitte[38]
      • 3. Preis: Nikolas Golsch, Radio Bremen für Unser Boden – Lebensgrundlage als Spekulationsobjekt?[39]
  • 2020
    • 1. Preis: Inge Kloepfer und Jobst Knigge, Arte/MDR für die TV-Doku D-Mark, Einheit, Vaterland – Das schwierige Erbe der Treuhand[40]
    • 2. Preis: Kristina Gnirke und Isabell Hülsen, SPIEGEL für Der Feind an meinem Bett[41]
    • 3. Preis: Khuê Pham und Vanessa Vu, Die Zeit für die Reportage Bete für mich[42]
    • Nachwuchspreis:
      • 1. Preis: Armin Ghassim, NDR Abzocke Datenrettung: Welches Unternehmen zockt mich ab?
      • 2. Preis: Hannah Knuth, Die Zeit für Ein Land hält die Luft an
      • 3. Preis: Elena Matera, Weser-Kurier für Mission Nachhaltigkeit
  • 2021
    • 1. Preis: Tin Fischer und Hannah Knuth, Die Zeit für den Artikel Der Märchenwald – Wie die Organisation Plant for the Planet mit zweifelhaften Versprechen und fragwürdigen Zahlen bei Unternehmen und Privatspendern um Geld für den Klimaschutz wirbt.[43]
    • 2. Preis: Barbara Klingbacher, NZZ für Wie ein Saueli zum Rollschinkli wird[44]
    • 3. Preis: Maja Helmer, ZDF für die Reportage Gestohlene Identität – Auf der Spur der Online-Betrüger[45]
    • Nachwuchspreis:
      • 1. Preis: Dennis Weinert und Patrick Weinert, Y-Kollektiv Verbot von Kinderarbeit hilft nicht
      • 2. Preis: Katharina Meyer zu Eppendorf, Die Zeit für Das Private wird politisch
      • 3. Preis: Rebecca Kelber für Geld ist dir egal? Das ist (wahrscheinlich) eine Lüge

Einzelnachweise

  1. a b c Helmut-Schmidt-Journalistenpreis – „Das ist eine PR-Veranstaltung“. Deutschlandfunk, abgerufen am 19. Mai 2020.
  2. a b c Wenn alles bleibt, wie es ist, wird uns die Zukunft sehr hart treffen. Blätter für deutsche und internationale Politik, abgerufen am 19. Mai 2020.
  3. Nachwuchspreis
  4. Helmut Schmidt Journalistenpreis – Preisverleihung 2020. Abgerufen am 20. November 2020.
  5. Jury, www.helmutschmidtjournalistenpreis.de, online abgerufen am 11. September 2012
  6. Die Schlacht der Spekulanten
  7. Einmaliger Fall in Deutschland
  8. Risiko des langen Lebens
  9. Weltkrieg um Wohlstand
  10. Preiskampf in der Bückzone
  11. Bioäpfel vom Ende der Welt (Memento des Originals vom 5. Juni 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.stern.de
  12. Das kurze Leben von Ferkel 0146
  13. Casino provincial
  14. Auf der Kippe
  15. Das Tollhaus
  16. Zusammenfassung Verbranntes Geld@1@2Vorlage:Toter Link/www.arte.tv (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  17. Ein Laufrad für Deutschland
  18. Selten nach Wunsch
  19. Liebe Halsabschneider
  20. Weltreligion Shoppen
  21. Offshore Leaks
  22. Willst Du ein Konto
  23. Abgefahren
  24. Der geplünderte Staat (Memento des Originals vom 23. September 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ardmediathek.de
  25. Ausgelagert im Netz
  26. Rentner unerwünscht
  27. Auf der Jagd nach dem Schrott
  28. Helmut Schmidt-Journalistenpreis 2016, Kress News vom 28. September 2016
  29. Abschottung 4.0. Abgerufen am 25. November 2020.
  30. Spiel ohne Grenzen
  31. Wer sind die YouTube-Typen, die dich reich machen wollen?
  32. Leben ohne Plastik
  33. Leben am Rand
  34. Grand Theft Europe – Eine Europäische Recherche
  35. Blackbox Schufa
  36. Toll Collect: Ein Kartell gegen die Steuerzahler
  37. Verdeckt unter Datenhändlern
  38. Sauber und legal – geht das? Putz-Portale im Test
  39. Unser Boden – Lebensgrundlage als Spekulationsobjekt?
  40. D-Mark, Einheit, Vaterland – Das schwierige Erbe der Treuhand. Abgerufen am 25. November 2020.
  41. Der Feind an meinem Bett. Abgerufen am 25. November 2020.
  42. Bete für mich. Abgerufen am 25. November 2020.
  43. Der Märchenwald – Wie die Organisation Plant for the Planet mit zweifelhaften Versprechen und fragwürdigen Zahlen bei Unternehmen und Privatspendern um Geld für den Klimaschutz wirbt. Abgerufen am 8. Januar 2022.
  44. Wie ein Saueli zum Rollschinkli wird. Abgerufen am 8. Januar 2022.
  45. Gestohlene Identität - Auf der Spur der Online-Betrüger. Abgerufen am 8. Januar 2022.

Weblinks