Helmgroschen
Die spätmittelalterlichen Helmgroschen oder Thüringer Groschen sind unter Markgraf Friedrich dem Streitbaren von Meißen und Landgraf Balthasar von Thüringen in der Markgrafschaft Meißen und der Landgrafschaft Thüringen von 1405 bis 1411 geprägte guthaltige Groschenmünzen, die hauptsächlich für die thüringischen Besitzungen bestimmt waren. Sie zeigen erstmals den Wappenschild des Meißner Löwen, der sich auf der Vorderseite über dem Blumenkreuz befindet. Der Name des Groschens ist vom Helm mit der großen Thüringer Helmzier auf der Rückseite abgeleitet.[1][2]
Münzgeschichte
Markgraf Friedrich der Streitbare (1381–1428) war Markgraf Friedrich IV. von Meißen-Osterland, ab 1410 Markgraf von Meißen und ab 1423 Kurfürst Friedrich I. von Sachsen.[3] Unter ihm und seinen beiden Onkeln Balthasar (1349/79–1406) und Wilhelm dem Einäugigen (1349/79–1407) begann die Unsitte, nach den ersten Münzprägungen einer Groschensorte den Silbergehalt heimlich fortlaufend zu verringern. Nach ein bis zwei Jahrzehnten blieb nur etwa die Hälfte des Feinsilbergehalts übrig.[4] Zur Stützung der Groschenwährung wurden deshalb zeitweilig hochwertige Groschen ausgeprägt, die das Wertverhältnis zum rheinischen Gulden wie 20:1 aufwiesen und auffällige Münzbilder hatten. Die neuen Groschen sollten schon durch ihre Auffälligkeit zeigen, dass sie guthaltig sind.
Nachdem sich Markgraf Friedrich der Streitbare mit seinem Onkel Landgraf Balthasar geeinigt hatte, nahmen beide im Jahr 1405 die Ausprägung hochwertiger Groschen auf. Zum ersten Mal seit Beginn der meißnischen Groschenprägungen wurde das bisherige typische Groschenbild beidseitig verändert.[5] Für seine neuen Groschen wählte Friedrich das Münzbild „Blumenkreuz“ wie auf den vorherigen Groschenmünzen,[6] jedoch mit zentrisch darüber angeordnetem kleinen Löwenschild und dem Helm mit der großen Thüringer Helmzier auf der Rückseite. Von dieser Helmzier ist der Münzname Helmgroschen oder Thüringer Groschen abgeleitet.[7] In den zeitgenössischen Urkunden wurden sie wegen des erstmals verwendeten Löwenschilds jedoch als grossi clippeati (lat. = schildige oder Schildgroschen) bezeichnet.[8] Die Helmgroschen waren die ersten meißnischen Groschen mit dem Wappenschild des Meißner Löwen. Sie hatten einen Wert von:[9][10]
- 1 Helmgroschen = 8 Pfennige = 12 Heller = 1⁄20 rheinischer Gulden, mit einem Feingewicht von 1,81 bis 1,78 Gramm.
Die neuen Groschen wurden in der Markgrafschaft Meißen in der Münzstätte Freiberg und in der Landgrafschaft Thüringen in der Münzstätte Sangerhausen geprägt, die Landgraf Balthasar 1391 errichten ließ.[11] Die Gepräge der neuen Münzstätte Sangerhausen waren die ersten, die außerhalb der Landesmünzstätte Freiberg geschlagen wurden. Mit dem Tod Balthasars im Jahr 1406 wurde die landgräfliche Münze geschlossen. Die Helmgroschen ließ Friedrich noch bis 1411 in der Freiberger Münze prägen.
Anmerkung: Es sind auch hessische Helmgroschen bekannt. Sie wurden unter Landgraf Ludwig I. zu Kassel (1413–1458) geprägt. Diese Groschen sind weitgehend den meißnisch-thüringischen Helmgroschen ähnlich.[12]
Münzbeschreibung
Die Helm- oder Thüringer Groschen sind meißnische Groschen aus der meißnisch-sächsischen Groschenperiode.
Auf der Vorderseite befindet sich im Vierpass das mit einem Löwenschild bedeckte Lilienkreuz. Die Rückseite zeigt das mit je sieben seitlichen Stäbchen besetzte große Thüringer Helmkleinod, das die gesamte Bildfläche einnimmt.
Die silbernen Groschen aus Freiberg und Sangerhausen haben einen Durchmesser von 29 Millimeter und wiegen ca. 2,8 Gramm.
Freiberger Helmgroschen
Markgraf Friedrich der Streitbare ließ die Helmgroschen von 1405 bis 1411 in Freiberg prägen. Münzmeister in Freiberg war von 1409 bis 1411 Petrus Bornis. Von 1405 bis 1408 sind die Münzmeister unbekannt.[13]
Die Umschriften
- Vorderseite: (Blume) FRID o DEI o GRACIA o TVRInG o LANG
- ausgeschrieben: Fridericus, dei gratia Thuringiae landgravius.[14]
- Übersetzung: Friedrich, von Gottes Gnaden Landgraf von Thüringen.
- Rückseite: GROSSVS o MARCh o MISnENSIS
Sangerhäuser Helmgroschen
Landgraf Balthasar ließ Helmgroschen von 1405 bis zu seinem Tod im Jahr 1406 in der Münzstätte Sangerhausen als Parallelgepräge zu den Groschen seines Neffen Friedrich des Streitbaren prägen.[17]
Da sich die ohne Münzmeisterzeichen geprägten Groschen aus Sangerhausen von den Groschen der Landesmünze in Freiberg unterscheiden mussten, wurde bis zur Schließung der Münzstätte im Jahr 1406 als Unterscheidungsmerkmal BALThA als Abkürzung für den Namen Balthasar verwendet. Die in der Freiberger Münze geschlagenen Groschen des Landgrafen tragen den abgekürzten Namen BALTh.[18]
Die Umschriften
- Vorderseite: (Blume) BALThA o DI o GRACIA o TURInG o LANG
- ausgeschrieben: Balthasar, dei gratia Thuringiae landgravius.[19]
- Übersetzung: Balthasar, von Gottes Gnaden Landgraf von Thüringen.
- Rückseite: GROSSVS o MARCh o MISnENSIS
- ausgeschrieben: Grossus Marchionis Misnensis.
- Übersetzung: Groschen des Markgrafen von Meißen.
Siehe auch
- Schildgroschen (Hessen)
- Judenkopfgroschen
- Bartgroschen
- Breiter Groschen
- Margarethengroschen
- Schildgroschen
- Zinsgroschen
- Sächsische Münzgeschichte
- Schwertgroschen
- Fürstengroschen
- Horngroschen
Literatur
- Heinz Fengler, Gerd Gierow, Willy Unger: transpress Lexikon Numismatik, Berlin 1976
- Walther Haupt: Sächsische Münzkunde, Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1974
- Numismatischer Verein zu Dresden e. V. (Hrsg.): Dresdner Numismatische Hefte Nr. 1, 1996. Darin: Die Genealogie der meißnisch-sächsischen Landesfürsten.
- Helmut Kahnt: Das große Münzlexikon von A bis Z, Regenstauf 2005, S. 189, Helmgroschen
- Gerhard Krug: Die meißnisch-sächsischen Groschen 1338–1500, Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1974
Einzelnachweise
- ↑ Gerhard Krug: Die meißnisch-sächsischen Groschen 1338–1500 (1974), S. 134/138
- ↑ Helmut Kahnt: Das große Münzlexikon von A bis Z (2005), S. 189: Helmgroschen
- ↑ Gerhard Krug: Die meißnisch-sächsischen Groschen 1338–1500 (1974), S. 136: Friedrich der Streitbare
- ↑ Walther Haupt: Sächsische Münzkunde (1974), S. 66: Münzverschlechterung
- ↑ Gerhard Krug: Die meißnisch-sächsischen Groschen 1338–1500 (1974), S. 64: Erstmals neues Münzbild
- ↑ Heinz Fengler, …: transpress Lexikon Numismatik (1976), S. 221
- ↑ Gerhard Krug: Die meißnisch-sächsischen Groschen 1338–1500 (1974), S. 54: Groschenbezeichnung
- ↑ Helmut Kahnt: Das große Münzlexikon von A bis Z (2005), S. 189
- ↑ Gerhard Krug: Die meißnisch-sächsischen Groschen 1338–1500 (1974), S. 72
- ↑ Walther Haupt: Sächsische Münzkunde (1974), S. 68
- ↑ Gerhard Krug: Die meißnisch-sächsischen Groschen 1338–1500 (1974), S. 80: Münzstätten Freiberg und Sangerhausen
- ↑ Helmut Kahnt: Das große Münzlexikon von A bis Z (2005), S. 189: Helmgroschen
- ↑ Gerhard Krug: Die meißnisch-sächsischen Groschen 1338–1500 (1974), S. 72: Petrus Bornis
- ↑ Walther Haupt: Sächsische Münzkunde (1974), S. 261
- ↑ Gerhard Krug: Die meißnisch-sächsischen Groschen 1338–1500 (1974), S. 128: Beispiel ohne Abkürzung
- ↑ Walther Haupt: Sächsische Münzkunde (1974), S. 261: Übersetzung der Rückseite
- ↑ Gerhard Krug: Die meißnisch-sächsischen Groschen 1338–1500 (1974), S. 126: Parallelgepräge
- ↑ Gerhard Krug: Die meißnisch-sächsischen Groschen 1338–1500 (1974), S. 126: Kennzeichnung der Münzstätte
- ↑ Walther Haupt: Sächsische Münzkunde (1974), S. 261: Vorderseite
Auf dieser Seite verwendete Medien
Reproduktion einer Zeichnung von Balthasar (Meißen) im Lucas-Cranach-Haus in Gotha.
(c) Classical Numismatic Group, Inc. http://www.cngcoins.com, CC BY-SA 3.0
GERMANY, Sachsen. Friedrich IV. 1381-1428. AR Helmgroschen (29mm, 2.84 g, 9h). Freiberg mint. Struck 1405-1423. Coat of arms / Helmet. Krug 665/2. VF, toned.
:Friedrich I. the Strict, son of Friedrich the Brave of Meissen and Thuringia, died 1428
- The portraits by Cranach the Younger have a uniform blue background and a cast-shadow to one side of the sitter. As such they stand out from the other works in the series. Furthermore all 48 images are painted on canvas and not paper. They were later laminated onto wood and in isolated cases cardboard. The very uniform appearance of the reverse of all the portraits belonging to the series suggests that they were attached to the auxiliary support after entering the Ambras collection.
- Kunsthistorisches Museum, Vienna
Helmgroschen 1405 bis 1406, Münzstätte Sangerhausen