Hellmuth Bräuer

Hellmuth Bräuer (* 2. Dezember 1919 in Dresden; † 1. Juli 1958 ebenda) war ein deutscher Architekt.

Leben

(c) Bundesarchiv, Bild 183-37531-0008 / CC-BY-SA 3.0
Clemens-Winkler-Bau der TU Bergakademie Freiberg
Mensa Reichenbachstraße der ehemaligen HfV Dresden

Nach dem Schulbesuch in Dresden absolvierte Bräuer zunächst eine Maurerlehre und studierte anschließend an der Staatsbauschule für Hoch- und Tiefbau Dresden Hochbau. Er schloss das Studium 1937 erfolgreich ab. Als Soldat diente er im Zweiten Weltkrieg und geriet in britische Kriegsgefangenschaft, aus der er 1947 nach Dresden zurückkehrte.

Er arbeitete zunächst ab 1947 im Referat für Wiederaufbau der Stadt Dresden, wo er den Architekten Franz Ehrlich kennenlernte. Als Ehrlich ein eigenes Entwurfsbüro gründete, folgte Bräuer ihm.[1] Unter Ehrlich war er bis 1950 an verschiedenen Großprojekten in Berlin und Dresden beteiligt. Ab 1950 arbeitete Bräuer im Volkseigenen Betriebs (VEB) Industrie-Entwurf und entwarf als Mitarbeiter im Kollektiv (u. a. mit Herbert Terpitz) den Bau des Chemischen Instituts der TU Bergakademie Freiberg (Clemens-Winkler-Bau, Altbau), der 1954 eröffnet wurde. Das Gebäude steht als „architektonisch bemerkenswerter Bau der fünfziger Jahre“ unter Denkmalschutz.[2] Im Jahr 1953 wurde Bräuer Leiter des VEB Industrie-Entwurf.[3]

In seiner Heimatstadt Dresden entwarf Bräuer mit Horst Möhlenhoff die Mensa der Hochschule für Verkehrswesen[4] (seit 2022 Mensa Matrix), die 1960 eröffnet wurde.[5] Der Bau gilt als „charakteristisches Beispiel für den Wechsel von der Nationalen Bautradition der fünfziger Jahre[…] zu moderneren Bauformen nach westlichem Vorbild um 1960 in der DDR-Architektur“[6] und steht unter Denkmalschutz.

Bräuer wirkte ab 1953 und über mehrere Jahre als erster Vorsitzender der Bezirksgruppe Dresden des Bundes der Architekten der DDR und war Stadtverordneter der Stadt Dresden.[7] Sein Nachruf in der Zeitung Sächsische Neueste Nachrichten hob unter anderem „seine Bemühungen auf dem Gebiete der industriellen Formgebung“ und seine „städtebaulichen Kompositionen für den Aufbau der Dresdner Neustadt“ hervor.[7] Bräuer verstarb im Alter von nur 38 Jahren in Dresden. Sein Grab befindet sich auf dem Äußeren Briesnitzer Friedhof. Bräuers Sohn Michael Bräuer (* 1943) ist ebenfalls als Architekt tätig.

Bauten (Auswahl)

  • 1949–1950: Ministerium des Inneren, Berlin (technische und künstlerische Oberleitung)
  • 1949–1950: Hauptverwaltung der Deutschen Volkspolizei, Berlin (technische und künstlerische Oberleitung)
  • 1951–1954: Chemisches Institut der Bergakademie Freiberg
  • 1951–1952: Gießerei, Coswig
  • 1951–1952: Großküchenbau der SAG Sachsenwerk, Dresden
  • 1951–1952: Kultursaal des VEB Bleierz, Halsbrücke
  • 1957–1958: Mensa der Hochschule für Verkehrswesen, Dresden
  • Entwürfe u. a. für die Planung der Dresdner Innenstadt und den Wiederaufbau der Dresdner Neustadt (um 1956)
  • Preisträger des städtebaulichen Wettbewerbs Fennpfuhl[7]

Veröffentlichungen

  • mit Kurt Junghanns: Kritische Bemerkungen zur Neugestaltung Dresdens. In: Deutsche Architektur, Band 2, 1953, S. 13–19.
  • Wo bleibt der Dresdner Plan? In: Deutsche Architektur, Band 4, 1953, S. 173–178.
  • mit Otto Baer: Projektierung Dresden-Neustadt. In: Deutsche Architektur, Band 5, 1956, S. 82–85.

Literatur

  • Birgit Hartung: Hellmuth Bräuer. In: Dietrich Fürst: Vom Baukünstler zum Komplexprojektanten: Architekten in der DDR: Dokumentation eines IRS-Sammlungsbestandes biographischer Daten. Institut für Regionalentwicklung und Strukturplanung (IRS), Berlin 2000, ISBN 3-934669-00-X, S. 51–52.
  • Bräuer, Hellmuth. In: Bernhard Sterra et al.: Dresden und seine Architekten. Strömungen und Tendenzen 1900–1970. Verlag der Kunst Dresden Ingwert Paulsen jr, Husum 2011, ISBN 978-3-86530-131-4, S. 167.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Tobias Zervosen: Architekten in der DDR: Realität und Selbstverständnis einer Profession. transcript-Verlag, Bielefeld 2016, S. 124.
  2. Bergakademie; Chemisches Institut auf denkmalliste.denkmalpflege.sachsen.de (PDF)
  3. Werner Durth, Jörn Düwel, Niels Gutschow: Architektur und Städtebau der DDR. Band 1. Ostkreuz: Personen, Pläne, Perspektiven. Campus, Frankfurt am Main 1998, S. 209.
  4. Nr. 74: Hochschule für Verkehrswesen „Friedrich List“, Mensa. In: Walter May, Werner Pampel, Hans Konrad: Architekturführer DDR, Bezirk Dresden. VEB Verlag für Bauwesen, Berlin 1979, S. 52.
  5. Mensa Matrix auf studentenwerk-dresden.de
  6. Hochschule für Verkehrswesen Friedrich List; Mensa auf denkmalliste.denkmalpflege.sachsen.de (PDF)
  7. a b c Chefarchitekt H. Bräuer †. In: Sächsische Neueste Nachrichten, Jg. 7, Nr. 153, 5. Juli 1958, S. 5.

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03.11.2020 01069 Dresden-Südvorstadt, Reichenbachstraße 1 / Ecke Hochschulstraße: Mensa (GMP: 51.034290,13.734271) der ehemaligen HfV (Hochschule für Verkehrswesen). Das Gebäude wurde 1957/58 nach Entwürfen der Architekten Hellmuth Bräuer und Horst Möhlenhoff errichtet. Heutiger Nutzer ist das Studentenwerk Dresden, anteilig auch die Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden. [SAM3862]20201103140DR.JPG(c)Blobelt
Bundesarchiv Bild 183-37531-0008, Freiberg, Bergakademie, Clemens-Winkler-Bau.jpg
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Es folgt die historische Originalbeschreibung, die das Bundesarchiv aus dokumentarischen Gründen übernommen hat. Diese kann allerdings fehlerhaft, tendenziös, überholt oder politisch extrem sein.
Freiberg, Bergakademie, Clemens-Winkler-Bau Zentralbild Schlegel 16.4.1956 Zi-Th. Zum VIII. Berg- und Hüttenmännischen Tag vom 24. bis 26.5.1956 in Freiberg. Bis jetzt stellte die Regierung für den Neubau der Bergakademie in Freiberg etwa 10 Mill. DM zur Verfügung. Im 2. Fünfjahrplan sind zur Erweiterung 50 Mill. eingeplant. Die Zahl der an der Bergakademie studierenden stieg von 250 im Jahre 1945 auf etwa 2000 im Jahre 1956. Von 1951 bis 1954 wurde das neue Chemische Institut erbaut, wofür die Regierung 7 025.000 DM ausgab. Es ist nach dem bekannten Wissenschaftler "Clemens Winkler" benannt worden. UBz: Außenansicht des Mittelteils des großen Baues.